Kunstler
Kǘnstler, m.. –s; uv.:
(s. künsteln 1) der Schöpfer eines Kunstwerks. So sagt 25a in seinem Gedicht „An die K.“: Dem großen K. [Gott] ahmt ihr nach etc.; Wie kann .. der K. knien vor seiner Statüe? 17h; [Shakespeare macht seine Bösewichter etc.] durch das Bild, in welchem sie sich in theoretischer Anschauung objektiv wie ein Kunstwerk betrachten, selber zu freien K–n ihrer selbst. Asth. 3, 362, und gew.: Der, der eine Kunst (s. d. 1e) im engern Sinn, im Ggstz. des Handwerks, eine der schönen Künste kunstgemäß übt: Daher sind diejenigen K. übler dran, die persönlich um den Beifall des Moments buhlen: Rhapsoden, Schauspieler, Musici. 31, 424; Wo das Subjektive für sich allein schon viel bedeutet, muß und kann sich der Dilettant dem K. nähern, z. B. schöne Sprache, lyrische Poesie, Musik, Tanz; wo es umgekehrt ist, scheiden sich der K. und der Dilettant strenger, wie bei der Architektur, Zeichenkunst, epischen und dramatischen Dichtkunst. 426 etc., und bei der nahen Berührung von Kunst (s. d. 1e) und kunstvollem Handwerk, z. B. auch von Schiffsbauern: Die stattliche Tanne, die hoch auf Bergen die K. | ab mit geschliffenen Äxten gehauen zum Balken des Schiffes. Il. 13, 390; Solche schnitzt’ und verband der hornarbeitende K. 4, 110; vgl.: Wenn der mechanische K. seine Hand an die gestaltlose Masse legt, um ihr die Form seiner Zwecke zu geben, so trägt er kein Bedenken, ihr Gewalt anzuthun. ..Wennderschöne K. seine Hand an die nämliche Masse legt, so trägt er ebensowenig Bedenken, ihr Gewalt anzuthun, nur vermeidet er sie zu zeigen. .. Ganz anders verhält es sich mit dem pädagogischen und politischen K., der den Menschen zugleich zu seinem Material und zu seiner Aufgabe macht. Sch.1153b etc. Nam. früher auch (s.Zsstzg.): Einer, der eine Wissenschaft ausübt, z. B.: Wassers ist mehr, als des Landes, wie die [Meß-] K. ausgemessen. 5, 233).
Anm. In der tadelnden Bed. von künsteln (s. d. 2) K. ugw., vgl.: Der Dichter sei stets K., niemals Künsteler = er schaffe Kunstwerke, nicht gekünstelte, s. Künstling, verkünsteln. — K–in: ein weiblicher K., nicht die Frau eines K–s, 18, 223; z. B. Schauspielerinnen, Virtuosinnen, Dichterinnen, Malerinnen sind K–innen. Veralt.: Künstner. G. 2, 69.
Zsstzg. vgl. die von Kunst, doch bez. K., genau genommen, nicht den bloßen Ausüber einer Kunst, sondern hebt die vor den Kunstgenossen sich ganz besonders auszeichnende Geschicklichkeit und Meisterschaft in dem Producierten hervor. So bez. z. B. Sprachkunst, Grammatik; dagegen ganz versch.: Rückert hat sich in der Übertragung von Hariri’s Makamen als Sprach-K. bewiesen, als Einen, der die Sprache kunstvoll und meisterhaft handhabt. Ebenso: Verskunst, Metrik; Vers-K., Meister im kunstvollen Versbau; Wer die Tanzkunst auch kunstmäßig ausübt, ist damit noch kein Tanz-K., auf welchen Namen ein Vestris wohl Anspruch machen durfte. So sagt Ton-K. bedeutend mehr als Musikus oder Musikant (s. d.) und so bedienen sich der Zsstzg. nam. manche Gewerbtreibende nach dem Muster des frz. artiste, um ihre die gewöhnliche, mehr handwerksmäßige Thätigkeit der Fachgenossen übertreffende Geschicklichkeit zu bez., wie z. B. der Kleider-K. den Schneider überragt etc., (s. Bart-, Haar-K.). Wir bemerken noch, daß da, wo die gedachte Unterscheidung nicht hervortritt und deutsche Namen für die Ausübenden einer Kunst gebräuchlich sind, die Zsstzg. mit K. natürlich unnöthig sind, z. B. — neben Dicht-K. — Dichter, undso Bildhauer, Schauspieler (s.u.), Stempelschneider, Orgelbauer, Schiffbauer etc., dagegen z. B. Meß-K. für Geometer neben Meßkunst etc. Nach diesen allgem. Bem. genügen wenige leicht zu mehrende Bsp.: Es giebt auch After-K. [im Ggstz. der wahren]: Dilettanten und Spekulanten. Jene treiben die Kunst um des Vergnügens, diese um des Nutzens willen. G. 3, 194; Als Bart-K. [vgl. Barbier]. 19, 55; Er habe die Baukunst nicht geschätzt, die Bau-K. nicht aufgemuntert. Börne 4, 137; Die bildende Kunst ergreift die alten Fabeln .. und bald kann der Poet dem Ohr Nichts mehr überliefern, was der Bild-K. [bildende K.] nicht schon dem Auge gebracht hat. G. 30, 403; Diese Hörner bereitete zierlich der Bogen-K. Stolberg Il. 4, 110 [der Bogen fertigende K.]; Bühnen-K., Theater-K.; Ei- nungs-K. s. Chemiker; Der Eß-K. Ein artistischer Versuch .. Die Anschauung der Meisterschaft, welche der würdige K. entfaltete [das Essen als Kunst betreibend und sich als Virtuose darin zeigend]. Börne 2, 425 ff.; Die PariserHaar-K. [vgl. Friseur]. 4, 220; Heil-K. [vgl. Arzt]. 2, 366; Juwelen-K. [vgl. Juwelier]; Karten-K. [der Kartenkünste macht, Taschenspieler]; Kleider-K., s. o.; Klein-K. .. Mit der größten Sorgfalt punktieren sie einen kleinen Raum aus .. Insofern ihre Arbeit lobenswürdig ist, mag man sie wohl Mignaturisten nennen. G. 30, 305 ff.; Wort- und Letter-K. [vralt., Grammatiker]. Spate 2, 2; Meß-K., s. o.; Seine [des Schauspielers] Mit-K. Devrient 2, 257, Kunstgenossen; Die Musen-K. W. 23, 340, welche die den Musen geweihten Künste treiben; Orgel-K. [Bauer künstlicher Orgelwerke]. G. 27, 180; Ein großer Rechen-K. war der Fürst [Wallenstein] | von jeher, Alles wusst’ er zu berechnen. Sch. 392a; Rede-K. [vgl. Redner]. Chamisso 4, 302; Die Entschlossenheit des großen Reit-K–s [des General] Seidlitz. Jahn V. 245, ganz versch. Kunstreiter; llnsre Schauspiel-K. höherer Gattung. Schütze Hamb. Th. 13, um sie von den Schauspielern, die keine K. sind, zu unterscheiden (s. o.); Scheide-K. (Chemiker, s. d.); Schönwissenschaftler und Schön-K. H. 9, 328; G. 32, 40, (vgl.: schöne K., Belletrist); Schreib-K. [Kalligraph]; Ein Schwarz-K. [Zaubrer, vgl. Schwarzkünstig] ist er oder der Gottseibeiuns selbst. G. 6, 338; 16, 219; Luther 8, 19a; Musäus M. 1, 55; Thümmel 5, 141 etc., veralt.: Ein Nigromant, | ein Schwarzkünstner. HSachs G. 2, 70; Der Sieben-K. [Magister der fieben freien Künste]. Rachel 6, 413; Sprach- K. (s. o.); Staats-K. [Politiker]. Sch. 1153b; Tanz-K. (s. o.); Ein Tausend-K. G. 19, 35, Einer, der in tausend, d. h. in sehr vielen Künsten bewandert ist; Als geschickte Tausend-K., was man in Schlesien einen Bastler (s. d. und Boßler) nennt. Holtei J. 2, 356; Wo die Simplifikation nicht statthat, sondern der Handwerker ein Tausend-K. sein muß. Möser Ph. 1, 188; Der Teufel ist ein Tausend-K. Luther 8, 318b; SW. 61, 78; und demgemäß (vgl. Schwarz-K.): Ein Tausend-K., der die Todten auferweckt. Logau (L. 5, 227); Bei seinen taschenspielerischen Operationen .. unser Tausend-K. W. 24, 107; Das Spiel der Theater-K. [Schauspieler]. G. 29, 293; Ton- K. [Komponist etc.]. Engel 8, 245; Sänger und andere Ton-K. W. 23, 340; Ich will ewig verdammt sein . ., wenn der große Ur-K. [Gott] nicht schönere Werke macht, als der Mensch. LSchefer Rom. 5, 157; Bestellte bei einem Vasen-K. ein Gefäß. Böttiger Sab. 341; Ver-K., s. verkünsteln; Dieser scharfsinnige Vernunft-K. [Logiker, Denker]. W. 3, 248; Eines Wahn-K–s und Astrologen [der eine falsche oder Wahnkunst treibt]. G. 39, 80; Wiß-K. [Mathematiker]. Leibnitz 1, 379; Zahn-K. [der künstliche Zähne fertigt]; Zeichen-K. [Zeichenmeister]. G. 25, 178 u. ä. m.
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