Faksimile 1054 | Seite 1046
Faksimile 1054 | Seite 1046
Faksimile 1054 | Seite 1046
kühlen
Kǖhlen: 1) tr.: kühl machen: a) eig.: Die Würze
im Kühlſchiff, Champagner in Eis, Glas im Kühlofen, die
glühende Wange mit dem Fächer oder fächelnd, eine Wunde
mit naſſen Umſchlägen k.; Der Thau kühlet die Hitze. Sir. 18,
16; Kühle meine Zunge. Luk. 16, 24; Gekühltes Waſſer.
G. 8, 43; Kinkel E. 422; Das übermüthige Blut in fri-
ſchem Bade zu k. Hölderlin H. 2, 25; Wo Vogeſus die müde
Sonne kühlet. Nicolai 1, 120; Der Trank wird Sie k. Sch.
211b; Gewärmt und gekühlet von eben dem Winter und
Sommer: wie ein Chriſt. V. Sh. 2, 63 ꝛc.; Sanft ſoll
dein Hauch .. heiße Wangen k. Zachariä 1, 124 ꝛc. Auch
ohne Obj.: Wie lieblich die Lüftchen k.! Platen 3, 29; Es
wurde gebraut, gekühlt, gefüllt. Willkomm Sag. 1, 207 ꝛc.
Auch: Die Sprödigkeit von ungekühltem Glaſe. Karmarſch
2, 123; Ein k–der Trank; Das iſt dem Kranken k–d, vgl.
decken, Anm. ꝛc. b) übertr. auf Geiſtiges: Glü-
hende Empfindungen, brennenden Schmerz ꝛc. k.; Den
Vater haben ſie gefangen, | er kühlt im Kerker ſeinen Muth
[ſ. u.]. Chamiſſo 3, 179; Hatt’ ich Ruhe mir gewonnen,|
gekühlt der thatendurſt’gen Jugend Gluth. 4, 156; Laß den
reinen Hauch der Liebe dir | die Gluth des Buſens leiſe we-
hend k. G. 13, 48; Stürzt ich .. in den Wirbel der Freude,
die brennende Bruſt zu k. Hölderlin H. 1, 29; Wenn ich den
heißen ungeheuren Schmerz | in ſeinem Lebensblute k. Sch.
523b; Dennoch laurt ihm beſtändig der heimliche Groll in
dem Buſen, | bis er ihn endlich gekühlt. V. Il. 1, 83, durch
Rache befriedigt, ſo: Seinen Grimm (Heſ. 24, 13), ſeine
Wuth (Chamiſſo 4, 95), ſeine Hitze (Rückert Roſt. 91a), ſein
Herz und zorniges Gemüthe (Simrock Gudr. 125) und nam.
oft: ſeinen Muth (2. Moſ. 15, 9; Hiob 16, 10; Heſ. 5,
13; 16; 42; Hebel 3, 3; Tieck Cymb. 4, 4), den in ihm
erregten böſen Muth (G. 20, 119), ſein Müthlein (Sir. 10,
6; Luther 6, 6a; 31b; 272a ꝛc.), ſein Müthchen (Danzel
345; Eichendorf Lärm 35; Fichte N. 61; Göckingk 1, 151;
G. 5, 219; Heine Reiſ. 4, 116); (an Einem oder Etwas)
k., es auslaſſen und ſo befriedigen. 2) rel. (ſ. 1a
und b): Sich (d. h. ſeinen Körper oder Geiſt) k.: Am
Ziele ſich in Schattenruh zu k. Humboldt Son. 83; Gießt
Waſſer drauf, kühlt euch in Eis! Weſt Dian. 2, 1 ꝛc., auch
= kühl werden: Das Wetter kühlt ſich [ſ. Wetterküh-
lung]. Gellert 4, 740; Milderte und kühlte ſich die Hitze ein
wenig. Hebel 8, 14; Im Citronenwald, wo ſich die Lüfte
kühlten. W. 12, 199; Daß endlich ſich der Zorn der Schö-
nen kühlte. 289 ꝛc. Zuw. mit „in“ oder „zu“ zur
Angabe Deſſen, worin das Kühlwerdende übergeht:
Die Ringerkraft, das wilde Drohn des Krieges | kühlt ſich in
Freundſchaft und erlahmt in Ruh. Schlegel Joh. 3, 1.
3) intr. (ſelten) = (2) kühl werden: Indem die Fiſche
k., | hol’ ich Trauben. Michaelis 38; Indeß ſein Eiſen auf
dem Amboß kühlte. Schlegel Joh. 4, 2. Auch unperſ.:
Wenn es noch kühlt [kühl iſt]. Opitz (Adelung), und nam.
Schiff.: Gegen Abend aber begunnte der Wind hart hinter
uns her zu k. [wehen, ſ. Kühle 2]. Olearius Reiſ. 4a;
Wenn durch hartes K., wie ſie es nennen, das Schiff bewegt
wird. ebd.; 32a. 4) Kühl-er, -ung, ſ. u.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr. und refl.: die Hitze bis zur
Kühle herabſinken laſſen: Sie blitzten und donnerten mit
Reden, die doch nur die warme Luft abkühlten, aber niemals
einſchlugen [ſ. Wetter-k.]. Börne Frz. 79; Ehe .. der
Freiheitsſinn ſich bis zur Vernunft abgekühlt hat. Forſter’s
Br. 2, 221 (Heyne); Weßwegen er mich ſchalt, doch ſpäter,
als er abgekühlt war, mein Verfahren billigte. G. 22, 349;
Der Fürſt .. will dich von dem Enthuſiasmus der Tugend
a. Klinger F. 193; Giebt’s keinen andern Stoff, Ihr Müth-
chen abzukühlen? Körner 270b; Ritt er, abgekühltes Zornes,
heim. Rückert Roſt. 34b; Es wirkte wie ein a–des Sturzbad
auf ihn. Ruge Rev. 2, 193; A–de Wetterbeleuchtung. V. 2,
163; Die ſiedendheiße Speiſe a. Waldau N. 3, 218; W. 12,
318; 11, 208; Am heiligen St. Roch .. ſich etwas abzu-
kühlen. 180; Es hat ſich nach dem Gewitter ſehr abgekühlt
ꝛc.; Abkühlung. An-, tr.: kühlend anwehn ꝛc.:
Vom Luftſtrom des nahen Waſſerfalles angekühlt. König
(Hausbl. 56) 1, 78. Āūf-: von einem aufſteigenden
kühlen Winde: Kühl auf! gieb Wind, alter Vater! Koſe-
garten Rh. 3, 59. Aūs-: innen kühlen; ganz kühl
machen oder werden: Seine Wunden a. G. 2, 14;
Die Gewitter kühlten .. die Atmoſphäre aus. 26, 16; Im-
mer gleich ſtark geheizt, damit das Haus ſich nie auskühle.
Grube 1, 54; Dort muß das Räſonnement in Affekt ent-
brennen und hier der Affekt in Räſonnement ſich a. L. 7, 16;
Sich ſelbſt und ihn ein wenig auszukühlen. W. 15, 257;
Sie ſind ſchon komponiert, ſie ſollen nur ein wenig a. Zelter
2, 101; Durch die Quellwaſſer eine Auskühlung der tie-
feren Lagen bewirkt. Volger EE. 162 ꝛc. Durch-:
kühlend durchwehen: Ein kaltes Stürmen | durchkühlt die
Bruſt. Klencke Gſp. 3, 115. Er-: tr., refl. und intr.
(ſein): Thu es von dem Feuer und laß es e. Büchſenmeiſter
11; Die armen Seelen zu erlaben, zu erfriſchen und zu e.
Fiſchart B. 122a; 269b; Wie wir ſelber dann e. | und uns
fliehen. Heine Reiſ. 2, 288; Das hat in Ängſten erquicket
und erkühlet. Luther 6, 387a; Aus den gemeinen Badſtuben
zu e. gegangen. Olearius Reiſ. 98a; Rollenhagen Fr. 648;
Ryff Sp. 121b; Th. 28, 39 ꝛc.; Von des Panzers Tragen
matt, erkühlet | er alſo wonniglich der Adern Gluth. Streck-
ſuß Rol. 6, 26; Als das Roß .. ſich ſchön erkühlte. 16, 48;
Baden und ſich e. Stumpf 134a; 374b; Es wollte der Adel ..
an die Bauern und ſich an ihnen e. [ſein Müthchen küh-
len]. 568; Die kaum erkühlte Schlacht. Tieck Cymb. 5, 5
ꝛc.; Erkühlung zu ſuchen. Fiſchart B. 269b. Im Allgm. iſt
das Grundw. und ver-k. (ſ. d.) dafür üblicher, doch
vgl. erwarmen, erkalten ꝛc. Um-, tr.: kühlend um-
wehen ꝛc.: Die heiße Stirn um-k. Grün Ritt. 132.
Ver-, tr., refl. u. intr. (ſein): 1) Wenn Jemand
ſich ſelbſt in Hitze ſpricht oder durch das Reden ver-
kühlt [abkühlt]. Engel 4, 151; Damit ja Alles nach
und nach in ſich ſelbſt verlöſche, verkohle, verkühle. G.
18, 42; Mein Zorn verkühlte ſich. 20, 71; Als ich ..
mein gegoſſenes Werk hatte ver-k. laſſen. 29, 63; Ein
Kunſtwerk, welches . . einen Begriff ausſpricht, ohne ſich
darin aufzulöſen oder zu ver-k. 31, 203; Die ſchnell ver-
kühlten Gläſer, welche durch ein hineingeworfenes Steinchen
gleich zerſpringen. 40, 76; Heiß und unverkühlt emporſpru-
deln. 163; Wenn des Herzens Fühlen iſt verkühlt. Hartmann
Pet. 111; Auf jeder Staffel [lag ein Kuchen] um zu ver-k.
Keler gH. 2, 10; Die ſüße, rein verkühlte Luft. Mörike N.
564; Bis ſich mein wüthiger Sinn verkühlt hatte. Muſäus
M. 3, 96; Bis die Glocke ſich verkühlt. Sch. 79a; Dagegen
verkühlt die aufſteigende warme Thalluft. Tſchudi Th. 223;
Im Freien verkühlte ſich ſeine ſonderbare Hitze. Tieck N. 1,
113; Der Bräu war beinahe verkühlt. Willkomm Sag. 1,
242 ꝛc.; Während die anfangs flüſſige Oberfläche durch Ver-
kühlung ſich erhärtete. Littrow 624. 2) refl. ſ. ver-
kalten 2b. Wétter: imperson. = wetterleuchten
(ſ. d.): Die Blitze, die wir ſchon lange am Horizonte leuch-
ten geſehen und die ich immer für W. ausgegeben. G. 14,
28; Es hat gewetterkühlt [gewetterleuchtet]; Die Wet-
terkühlungen [Blitze ohne Donner]. Zū-: durch
Abkühlung zubereiten, fertig machen: Das Z. der Maiſche.
Karmarſch 1, 345; 347 ꝛc.