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kühlen
Kǖhlen: 1) tr.:
kühl machen:
a) eig.: Die Würze im Kühlschiff, Champagner in Eis, Glas im Kühlofen, die glühende Wange mit dem Fächer oder fächelnd, eine Wunde mit nassen Umschlägen k.; Der Thau kühlet die Hitze. Sir. 18, 16; Kühle meine Zunge. Luk. 16, 24; Gekühltes Wasser. G. 8, 43; Kinkel E. 422; Das übermüthige Blut in frischem Bade zu k. Hölderlin H. 2, 25; Wo Vogesus die müde Sonne kühlet. Nicolai 1, 120; Der Trank wird Sie k. Sch. 211b; Gewärmt und gekühlet von eben dem Winter und Sommer: wie ein Christ. V. Sh. 2, 63 etc.; Sanft soll dein Hauch .. heiße Wangen k. Zachariä 1, 124 etc. Auch ohne Obj.: Wie lieblich die Lüftchen k.! Platen 3, 29; Es wurde gebraut, gekühlt, gefüllt. Willkomm Sag. 1, 207 etc. Auch: Die Sprödigkeit von ungekühltem Glase. Karmarsch 2, 123; Ein k–der Trank; Das ist dem Kranken k–d, vgl. decken, Anm. etc.
b) übertr. auf Geistiges: Glühende Empfindungen, brennenden Schmerz etc. k.; Den Vater haben sie gefangen, | er kühlt im Kerker seinen Muth [s. u.]. Chamisso 3, 179; Hatt’ ich Ruhe mir gewonnen,| gekühlt der thatendurst’gen Jugend Gluth. 4, 156; Laß den reinen Hauch der Liebe dir | die Gluth des Busens leise wehend k. G. 13, 48; Stürzt ich .. in den Wirbel der Freude, die brennende Brust zu k. Hölderlin H. 1, 29; Wenn ich den heißen ungeheuren Schmerz | in seinem Lebensblute k. Sch. 523b; Dennoch laurt ihm beständig der heimliche Groll in dem Busen, | bis er ihn endlich gekühlt. V. Il. 1, 83, durch Rache befriedigt, so: Seinen Grimm (Hes. 24, 13), seine Wuth (Chamisso 4, 95), seine Hitze (Rückert Rost. 91a), sein Herz und zorniges Gemüthe (Simrock Gudr. 125) und nam. oft: seinen Muth (2. Mos. 15, 9; Hiob 16, 10; Hes. 5, 13; 16; 42; Hebel 3, 3; Tieck Cymb. 4, 4), den in ihm erregten bösen Muth (G. 20, 119), sein Müthlein (Sir. 10, 6; Luther 6, 6a; 31b; 272a etc.), sein Müthchen (Danzel 345; Eichendorf Lärm 35; Fichte N. 61; Göckingk 1, 151; G. 5, 219; Heine Reis. 4, 116); (an Einem oder Etwas) k., es auslassen und so befriedigen. 2) rel. (s. 1a und b): Sich (d. h. seinen Körper oder Geist) k.: Am Ziele sich in Schattenruh zu k. Humboldt Son. 83; Gießt Wasser drauf, kühlt euch in Eis! West Dian. 2, 1 etc., auch = kühl werden: Das Wetter kühlt sich [s. Wetterkühlung]. Gellert 4, 740; Milderte und kühlte sich die Hitze ein wenig. Hebel 8, 14; Im Citronenwald, wo sich die Lüfte kühlten. W. 12, 199; Daß endlich sich der Zorn der Schönen kühlte. 289 etc. Zuw. mit „in“ oder „zu“ zur Angabe Dessen, worin das Kühlwerdende übergeht: Die Ringerkraft, das wilde Drohn des Krieges | kühlt sich in Freundschaft und erlahmt in Ruh. Schlegel Joh. 3, 1. 3) intr. (selten) = (2) kühl werden: Indem die Fische k., | hol’ ich Trauben. Michaelis 38; Indeß sein Eisen auf dem Amboß kühlte. Schlegel Joh. 4, 2. Auch unpers.: Wenn es noch kühlt [kühl ist]. Opitz (Adelung), und nam. Schiff.: Gegen Abend aber begunnte der Wind hart hinter uns her zu k. [wehen, s. Kühle 2]. Olearius Reis. 4a; Wenn durch hartes K., wie sie es nennen, das Schiff bewegt wird. ebd.; 32a. 4) Kühl-er, -ung, s. u.
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr. und refl.: die Hitze bis zur Kühle herabsinken lassen: Sie blitzten und donnerten mit Reden, die doch nur die warme Luft abkühlten, aber niemals einschlugen [s. Wetter-k.]. Börne Frz. 79; Ehe .. der Freiheitssinn sich bis zur Vernunft abgekühlt hat. Forster’s Br. 2, 221 (Heyne); Weßwegen er mich schalt, doch später, als er abgekühlt war, mein Verfahren billigte. G. 22, 349; Der Fürst .. will dich von dem Enthusiasmus der Tugend a. Klinger F. 193; Giebt’s keinen andern Stoff, Ihr Müthchen abzukühlen? Körner 270b; Ritt er, abgekühltes Zornes, heim. Rückert Rost. 34b; Es wirkte wie ein a–des Sturzbad auf ihn. Ruge Rev. 2, 193; A–de Wetterbeleuchtung. V. 2, 163; Die siedendheiße Speise a. Waldau N. 3, 218; W. 12, 318; 11, 208; Am heiligen St. Roch .. sich etwas abzukühlen. 180; Es hat sich nach dem Gewitter sehr abgekühlt etc.; Abkühlung. An-, tr.: kühlend anwehn etc.: Vom Luftstrom des nahen Wasserfalles angekühlt. König (Hausbl. 56) 1, 78.
Āūf-: von einem aufsteigenden kühlen Winde: Kühl auf! gieb Wind, alter Vater! Kosegarten Rh. 3, 59.
Aūs-: innen kühlen; ganz kühl machen oder werden: Seine Wunden a. G. 2, 14; Die Gewitter kühlten .. die Atmosphäre aus. 26, 16; Immer gleich stark geheizt, damit das Haus sich nie auskühle. Grube 1, 54; Dort muß das Räsonnement in Affekt entbrennen und hier der Affekt in Räsonnement sich a. L. 7, 16; Sich selbst und ihn ein wenig auszukühlen. W. 15, 257; Sie sind schon komponiert, sie sollen nur ein wenig a. Zelter 2, 101; Durch die Quellwasser eine Auskühlung der tieferen Lagen bewirkt. Volger EE. 162 etc.
Durch-: kühlend durchwehen: Ein kaltes Stürmen | durchkühlt die Brust. Klencke Gsp. 3, 115. Er-: tr., refl. und intr. (sein): Thu es von dem Feuer und laß es e. Büchsenmeister 11; Die armen Seelen zu erlaben, zu erfrischen und zu e. Fischart B. 122a; 269b; Wie wir selber dann e. | und uns fliehen. Heine Reis. 2, 288; Das hat in Ängsten erquicket und erkühlet. Luther 6, 387a; Aus den gemeinen Badstuben zu e. gegangen. Olearius Reis. 98a; Rollenhagen Fr. 648; Ryff Sp. 121b; Th. 28, 39 etc.; Von des Panzers Tragen matt, erkühlet | er also wonniglich der Adern Gluth. Streck- suß Rol. 6, 26; Als das Roß .. sich schön erkühlte. 16, 48; Baden und sich e. Stumpf 134a; 374b; Es wollte der Adel .. an die Bauern und sich an ihnen e. [sein Müthchen kühlen]. 568; Die kaum erkühlte Schlacht. Tieck Cymb. 5, 5 etc.; Erkühlung zu suchen. Fischart B. 269b. Im Allgm. ist das Grundw. und ver-k. (s. d.) dafür üblicher, doch vgl. erwarmen, erkalten etc. Um-, tr.: kühlend umwehen etc.: Die heiße Stirn um-k. Grün Ritt. 132. Ver-, tr., refl. u. intr. (sein): 1) Wenn Jemand sich selbst in Hitze spricht oder durch das Reden verkühlt [abkühlt]. Engel 4, 151; Damit ja Alles nach und nach in sich selbst verlösche, verkohle, verkühle. G. 18, 42; Mein Zorn verkühlte sich. 20, 71; Als ich .. mein gegossenes Werk hatte ver-k. lassen. 29, 63; Ein Kunstwerk, welches . . einen Begriff ausspricht, ohne sich darin aufzulösen oder zu ver-k. 31, 203; Die schnell verkühlten Gläser, welche durch ein hineingeworfenes Steinchen gleich zerspringen. 40, 76; Heiß und unverkühlt emporsprudeln. 163; Wenn des Herzens Fühlen ist verkühlt. Hartmann Pet. 111; Auf jeder Staffel [lag ein Kuchen] um zu ver-k. Keler gH. 2, 10; Die süße, rein verkühlte Luft. Mörike N. 564; Bis sich mein wüthiger Sinn verkühlt hatte. Musäus M. 3, 96; Bis die Glocke sich verkühlt. Sch. 79a; Dagegen verkühlt die aufsteigende warme Thalluft. Tschudi Th. 223; Im Freien verkühlte sich seine sonderbare Hitze. Tieck N. 1, 113; Der Bräu war beinahe verkühlt. Willkomm Sag. 1, 242 etc.; Während die anfangs flüssige Oberfläche durch Verkühlung sich erhärtete. Littrow 624. 2) refl. s. verkalten 2b. Wétter: imperson. = wetterleuchten (s. d.): Die Blitze, die wir schon lange am Horizonte leuchten gesehen und die ich immer für W. ausgegeben. G. 14, 28; Es hat gewetterkühlt [gewetterleuchtet]; Die Wetterkühlungen [Blitze ohne Donner].
Zū-: durch Abkühlung zubereiten, fertig machen: Das Z. der Maische. Karmarsch 1, 345; 347 etc.