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kreuzen
Krēūzen, tr., refl. und intr. (haben): 1) in oder
übers Kreuz, kreuzweiſe legen ꝛc.: Ich kreuzte demuths-
voll auf meiner Bruſt die Arme. Freiligrath 1, 133; Ehr-
erbietig | neigen dreimal Alle ſich vor Aſſad, | Händ’ und
Arme k–d. Platen 4, 291 ꝛc.; Ein Pferd kreuzt (die Vorder-
füße), ſetzt ſie beim Gehn kreuzweis vor einander. So
auch: Die Degen k. (ſ. 2), wie Dies von Fechtenden
(angreifend und parierend) geſchieht, und daher auch:
Einem den Degen k., ihm damit zum Angriff entgegen-
treten. Freiligrath Garb. 123. Auch refl.: Die Arme, die
Degen k. ſich. 2) Etwas k., es quer durchſchneiden,
ſich in querer Richtung dagegen bewegen, eig. und
übertr., ſ. durch-k.: Jemandes Weg k.; Jemandes Pläne
k., ihnen einen Querſtrich machen, entgegentreten ꝛc.;
Das ſeltne Kunſtwerk der Natur zu k., | der Schönheit beizu-
miſchen leid’ge Schwächen. Freiligrath Ven. 48; Da kreuzt
ein Fiſchernachen | des Mondſtrahls reges Blank. V. 4, 17 ꝛc.
Auch intr. (ſ. u.): Die Blitze k., gehn im Zickzack ꝛc.,
z. B. Koſegarten Rh. 2, 338. Nam. oft in Bezug auf
zwei ſich in entggſtzter Richtung bewegende oder er-
ſtreckende einander entgegenkommende, in einem Punkt
zuſammentreffende Ggſtde ꝛc.: Sich k., z. B.: Zwei
Briefe k. ſich, wenn der eine gleichzeitig nach dem Ort
hingeht, wo der andre herkommt ꝛc.; Kreuzt euer Weg
nach vielen Jahren drauf | ſich unerwartet [trefft, begegnet
ihr euch]. G. 4, 41; Doch k. ſich, indem ich ſchließen will,
nochmals tauſend Gedanken, Wünſche, Hoffnungen und Vor-
ſätze [die verſchiedenſten, theilweis ſich widerſprechenden
regen ſich]. 18, 8; Hügel, die mit der ſchönſten Mannig-
faltigkeit ſich k. und die lieblichſten Thäler bilden. 14, 6; Noch
mehrere Geſpräche kreuzten ſich. 26, 221; Der du die Wider-
ſprüche nicht vereinigen kannſt, die ſich in deiner Seele k. 31,
10; Um ſo nöthiger, als im gedrängten Gange des Werks
dieſe Geſtalten öfter wiederkommen und ſich dermaßen k., daß
ꝛc. 33, 54; Äußerſt ſchwer, fremde Meinungen zu referieren,
beſonders wenn ſie ſich nachbarlich annähern, k. und decken.
39, 2; Raketen ſtiegen auf .. und kreuzten ſich. Heinſe A. 1,
123; So kreuzten ſich die Bolzen. Reithard 91 ꝛc. Das
„ſich“ (ſ. d. †) fällt dabei im Infin. und Partic. weg,
z. B.: Bleiben dem k–den Feuer [Kreuzfeuer] von allen
Seiten ausgeſetzt. G. 24, 230; Den Mittel-, Schwer- und
Brennpunkt dieſer k–den Linien und Strahlen. IP. 36, 55 ꝛc.
Seltner ſonſt: Zwei Exemplare der Wanderjahre hatten
zwiſchen zwei Freundinnen gekreuzt. G. 6, 444; Tauſend
Entwürfe kreuzten in ſeiner Seele. Koſegarten ꝛc. 3) (ſ. 2)
Racen k., Thiere verſchiedener Racen mit einander, übers
Kreuz (ſ. d. 4b) paaren: Die einheimiſchen Arten und
Schläge ſo vielfach gekreuzt und abgeändert. Tſchudi Th. 583
ꝛc., auch hier oft: Sich k., von Menſchen und Thieren,
und im Infin.: Das K. der Racen, ſ. 9. 4) (ſ. 2)
Schiff.: im Zickzack, hin und her fahren, allgemeiner
als: lavieren (durch den Wind gezwungen k.) und gw.
ſogar: mit beſt. Abſicht ſo auf einer Höhe hin und her
fahren, nam. um feindliche Schiffe oder Kaper aufzu-
fangen, feindliche Flotten zu rekognoscieren, auf andre
Schiffe zu warten ꝛc.: Die Kaper k. auf Handelsſchiffe
[lauernd] ꝛc. S. Zſſtzg. und Kreuzer 2. 5) Schiff.:
Die Parten eines Takels k., über die gleichlaufenden
quer, rechtwinklig ein Bindſeil legen und ſie ſo
zuſammenziehend ſteifer und feſter machen. 6)
(ſ. 2) Weber.: mit mindeſtens vier Tritten und
Schäften weben: Gekreuzter Sammt ꝛc., vgl. köpern.
7) Etwas mit einem Kreuz bezeichnen, gw. in Zſſtzg.
(ſ. d.); häufig: Sich k., ein Kreuz (ſ. d. 2c) machen
oder ſchlagen, z. B.: So ſchnattern ſie und k. ſich die über-
tünchten Brüſte. Prutz W. 114; Kreuzt euch vor dem Böſen!
Werner Febr. 129; Schreit er ihr, ſich k–d in die Quer | und
in die Läng’ im Exorciſtenton entgegen. W. 12, 109 ꝛc.,
vgl. be-k. 3, kreuzigen 3. 8) intr.: bei den Katho-
liken, eine Wallfahrt mit Kreuz und Fahne, einen
Kreuzgang (ſ. d. 1) halten. 9) Dazu: Kreuzung,
f.; –en: das (Sich-)K.; die Stelle, worin etwas ſich
K–des zuſammentrifft, z. B.: Kreuzungen bei Eiſenbahn-
ſchienen ꝛc.; Roſenkreuzung, eine Kreuzung (5), um
welche das Ende des Taus ſchneckenförmig zwiſchen dem
gekreuzten Reiher oder der gekreuzten Maſtwuhling
liegt ꝛc.; das Ergebnis ſich k–der Racen: Racen-Kreu-
zungen ꝛc.
Anm. Für das Intranſ. (ſ. 4 und 8) gilt als Hilfs-
zeitw. „ſein“, wenn die Ortsverändrung hervorgehoben wer-
den ſoll, ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Án- [7]: Etwas mit einem Kreuz
anzeichnen, z. B.: Stellen in einem Buch a., vgl. be-k.
Aūf- [4 und Anm.]: Als das Schiff faſt bis dicht an
die Riffe aufgekreuzt war. Gerſtäcker BlW. 11; 78; 86 ꝛc.
Be- [7]: z. B. 1) an-k.: Die bekreuzten Stellen fal-
len bei der Aufführung fort ꝛc. 2) zumeiſt im Partic.:
mit einem Kreuz, z. B. mit dem eiſernen als Ehren-
zeichen der Tapferkeit verſehen (G. 6, 84), nam. aber
mit dem heiligen Kreuz (ſ. d. 2) verſehen, z. B.: Mit
weißbekreuztem Grabestuch bedeckt. Sch. 502a ꝛc., ſo auch:
Bekreuzte Helden. Nicolai 1, 142 = Kreuzritter. 3)
Sich b. (vgl. 2) ein Kreuz ſchlagen, ſich mit dem Zeichen
des Kreuzes ſegnen: Chamiſſo 3, 216; Dem Satanas | (be-
kreuzt euch!) Pfeffel Po. 3, 47; Gott ſei uns gnädig! (b.
ſich). Sch. 481a ꝛc. Durch- [2]: Betrüglichen Ge-
webes, wo mit den beſſern Fäden auch die ſchlechten, als Kette
und Einſchlag ſich d–d, dem Käufer aufgedrungen werden.
Börne 2, 132; Durchkreuze nach Reichen die Meere. B. 250b
[nach verſch. Richtungen durchfahren]; Er treibt ſein
Gewerbe, | wenn auch hundert Geſellen die blinkende Fläche
d. G. 1, 267; 18, 277; 281; Meine die Bibel nach allen
Seiten d–de kindiſche Lebhaftigkeit. 20, 153; Der die Über-
zeugungen Anderer nicht gern mit den ſeinigen durchkreuzte
[ihn damit ſtörend, in die Quere kam]. 15, 27; Freunde
.. d. unſre Wünſche. 19, 143; Sie war nie ſo reich und nie
ſo arm geweſen. Das Gefühl von Beiden wechſelte augen-
blicklich mit einander ab, ja durchkreuzte ſich aufs innigſte.
15, 231; Daß ein richtiger .. Gedanke in der Ausführung
mannigfaltigen Hinderniſſen und dem D. ſo vieler Zufällig-
keiten unterworfen iſt. 18, 235; Mit einem ſich wimmelnd
d–den Ameiſengeſchlecht übergoſſen. 19, 95; Noch unruhiger
durchkreuzt ſich die Menge Derer, die ꝛc. 96; 25, 107; [Die
Stadt] durchkreuzten wir [gingen quer hindurch]. 22, 351;
Was Das für eine Empfindung iſt und wie es mein Weſen in
vollen Schlägen durchkreuzt! Heinſe A. 2, 35; Damit unſre
Briefe ſich nicht d. [gw. kreuzen]. JvMüller 13, 8; Men-
ſchen, die mich [meine Pläne] d., die anders meinen, anders
wollen. Platen 6, 54; In freieren Schlangen durchkreuzt die
geregelten Felder | .. die länderverknüpfende Straße. Sch.
75a; 582b; Derlei Gedanken ſchienen ihn [ſeinen Kopf]
zu d. Scalsfield Leg. 2, 123; Mitten hinein .. wirf d–de
Weiden. V. Georg. 4, 26; Kornfelder mit gereiheten Wein-
ulmen durchkreuzt. Ländl. 1, 35; Durch enge | ſich oft d–de
lichtarme Bogengänge. W. 20, 299; Wie .. alle dieſe
Strahlen .. einander durchſchneiden und d. 29, 148; Die
mächtigen Hiebe d. ſich klappernd. 26, 373 ꝛc. Dazu:
Ein Berg- und Thal-Durchkreuzer. G. 6, 73; Bei Ver-
miſchung und Durchkreuzung [der verſch. Stämme].
3, 343; In allen dieſen Irrgängen und Durchkreuzungen.
Klinger 11, 46. Hêr- ꝛc.: ſich kreuzend bewegen,
ſ. [Anm.], z. B.: Mit der erſten Vorfluth ſegelte eine
Brigg an, die von Neuwerk herauf gekreuzt war [4]. H.
Smidt Devr. 252. So viele Liebenswürdigkeit vor ſich
herum-k. zu ſehen und nicht zugreifen zu dürfen! G. 14,
103; Ein durchaus gefühlig zartes Weſen, worin aber kühne
Blitze von Leidenſchaften herum-k. Heinſe A. 2, 251; Wir
liefen in den Hafen ein, nachdem wir den ganzen Tag lang
vergebens herumgekreuzt hatten. 1, 158; Daß er ſo lange
herumgekreuzt ſei, um nur neben einem alten Manne zu
ſitzen. Tieck N. 1, 37; Sch. 129a ꝛc. Über- [2]: Et-
was oder ſich über Kreuz bewegen, legen, mit Etwas
über Kreuz Gelegtem bedecken ꝛc.: Die ganze bewohnte
Welt mit unſichtbaren Fäden ü. [mit ſich kreuzenden Fäden
überſpannen]. G. 19, 99; Was für unendliche und uner-
forſchliche Sympathien, Antipathien, Jdioſynkraſien ü. ſich
nicht [begegnen ſich, ſich in entggſtzten Richtungen be-
wegend]. 39, 113; Ging ihm, die Hände rückwärts über-
kreuzt, entgegen. König Jer. 1, 324; Zwei überkreuzte
Schwerter. 2, 16; Kl. 2, 111 ꝛc. Um-, tr.: Etwas
kreuzend umfahren. Unter-: Etwas mit Kreuzen
(ſ. d. 2g) unterzeichnen; auch: Die Arme unter-k. (Alexis
H. 1, 2, 408), ſie kreuzweis unter oder über einander
ſchlagen. Ver- (ſelten): Wie man die verkreuzte di-
plomatiſche Intrige ſelbſt dem einfachen Sinn des Volkes ge-
impft hat. Auerbach Leb. 2, 248, wohl mit Bezug auf
Kreuz (ſ. d. 2f) in Flüchen = verwettert, verflucht.
Vorbēī- [Anm.]: ſich kreuzend vorbei bewegen: Es
kreuzen die ſchonenden Blitze vorbei. Koſegarten 1, 149.