Faksimile 0901 | Seite 893
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Keller
Kéller, m., –s; uv.; –chen, lein; -: 1) ein ganz
oder doch großentheils unter der Erde angebrachter ver-
ſchloßner Raum, mit ziemlich konſtanter Temperatur
alſo im Vergleich zu der auf der Erde im Winter
warm, im Sommer kühl zur Aufbewahrung von
Getränken, Früchten, Lebensmitteln ꝛc.: Bier, Wein
aus dem K. heraufholen; Kartoffeln, Rüben, Milch, Fleiſch
im K. aufbewahren ꝛc., ſ. Zſſtzg. 2) (ſ. 1) der Keller-
raum oder das Kellergeſchoß, auch wenn es Zimmer
enthält: Im K. wohnen, ſ. Webe-K. ꝛc., vgl. ſprchw.:
Die Augen in K. ziehn. Luther 5, 532b ꝛc., niederſchla-
gen; Hänschen (ſ. d.) im K. ꝛc. Nam. auch die in
größern Städten im Kellergeſchoß enthaltnen Delika-
teſſenhandlungen u. Speiſeanſtalten: Jtaliäner K. (wo
u. A. auch Südfrüchte aufbewahrt werden); Frühſtücks-
K.; In Wilkens K. in Hamburg iſſt und trinkt man ausge-
zeichnet ꝛc. 3) (ſ. 1) ohne Zuſatz oft = Wein-K. u.
wie dies, auch in Bezug auf die darin enthaltnen Ge-
tränke: Man trinkt, ſo oft man bei ihm zu Gaſte iſt, ein
gutes Glas Wein; er hat einen vorzüglichen K.; Aus dem
kaiſerlichen K. eine Flaſche Tokaier. Münchhauſen 94; Über K.
und Koch räſonnieren. Sch. 183b = über die ganze Wirth-
ſchaft, was freilich auch zu 5 gezogen werden kann,
vgl. Kellner ꝛc. Dann auch (ſ. 2): ein K., in wel-
chem Bier oder Wein geſchenkt wird, oft auch mit den
zugehörigen Baulichkeiten über der Erde, vgl.: Im
kühlen K. ſitz’ ich hier | auf einem Faß voll Reben ꝛc. Aus-
wahl d. Lied. 292, und: Er ſpielt alle Abend auf dem
[Raths-] K. ſeine Parthie LHombre; Der Wirth auf dem
K. ꝛc. 4) (ſ. 1) nam. ſchwzr.: natürliche Höhlungen
in Bergen, worin ſich Kryſtalle finden: Druſen [ſ. d.]
oder K., in welchen die Strahler (Bergkryſtalle) an den Wän-
den aus dem .. Feldſpathgeſtein hervorſtarren. Die Strah-
ler-K. ꝛc. Volger EE. 479; Kryſtall-K. 5) = Kellner
(ſ. d.), Kellerer, z.B.: Sa! K., lauf geſchwind, verfluch-
tes Bacchuskind. SClara EfA. 2, 320; Dieweil ſie darin
Faßnacht hielten und S. Laurenz (wie man ſpricht) K. wor-
den war. Stumpf 603a; Eine K–in des Herrn [,,des Herrn
Magd. Luk. 1, 38]. Keiſersberg Poſt. 54; 108, ſ. Amts-,
Groß-, Haus-, Hof-K. oder -Kellner, u. vgl. Kölner.
Anm. Ahd. chellari, mhd. kellare, keller aus lat.
cellarium, von cella (vgl. noch: Waben-K–lein [der Bie-
nen]. Fiſchart B. VIIIb), wie 5 zu lat. cellarius, mhd. kel-
lere neben kelnare. S. auch Gallerte, Anm.
Zſſtzg. vielfach, z. B.: Amts-: 1) [3] vgl.
Raths-, Stadt-K. 2) [5] Beamter, der die herr-
ſchaftlichen Gefälle an Wein und Früchten ꝛc. erhebt
und verrechnet. Schm.; dann auch = Amtsverwalter,
ein unmittelbar auf den Amtmann folgender Beamter.
Dazu: Amtskellerei. Muſäus Ph. 3, 23. Bálken-:
nicht gewölbt, ſondern mit Balken belegt, ſ. Dunke.
Bérg-: in einem Berg angelegt, ſ. Felſen-K.
Bīēr- [1 u. 3]. Blēī-: z. B. in der Bremer
Domkirche. Búms-: (burſchik.) Bier-K. ꝛc.
Búrg-: 1) Keller in einer Burg. 2) Raths- oder
Stadt-K. Eīs-: beſ. kühl, zur Aufbewahrung von
Eis im Sommer. Féld-: 1) im Felde gegraben,
Ggſtz. Haus-K., vgl. Miete und einkellern ꝛc.
2) Flaſchen-K. Félſen-: in einen Felſen gehauen,
nam. für Brauereien. Fláſchen-: Flaſchenfutter,
worin man als Erſatz des Kellers [ſ. 3] Flaſchen mit
Getränk auf der Reiſe, im Felde ꝛc. mit ſich führt. G.
21, 35 ꝛc. Frūhſtücks- [2]. Grōß- [5]:
vgl. Amts-K. ꝛc.: Der war hiervor Statthalter zu Wyl,
auch etwan G. geweſen. Stumpf 382a; 474b. Hāū s-:
1) Ggſtz. Feld-K. 1. 2) [5] Hauskellner, der erſte
Vorgeſetzte der Hofkellerei. Hōf-: 1) Wein-K. des
Hofs und die Geſammtheit der dabei Angeſtellten (Hof-
kellerei) unter dem Hofkellermeiſter (ſ. d.). 2) [5]
Hof-Kellner oder -Kellermeiſter. Klōſter-: Im K.
ragt ein rieſig Faß. Grün Sch. 65. Kryſtáll-
[4]. Milch-: zur Aufbewahrung von Milch.
Mórd-: Kaſematten (ſ. d.), Todten-K.
Rāths- [1 u. 3]: Du biſt wie die Roſ’ [das den älte-
ſten Rheinwein enthaltende Faß] im R. zu Bremen.
Heine Lied. 368; Klinger F. 16 ꝛc. Stádt-: Raths-
K. Strāhler- [4]. Tōdten-: Mord-K.:
Wie ein T. haucht’s mich an, | ich kann nicht ſagen, wie der
Ort mir widert. Sch. 393b. Trínk- [3]. Wêb(e)-
[2]. Gotthelf 5, 20, ſ. Dunk. Wēīn- ꝛc.