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kehren
Kêhren: 1) tr.:
mit Besen oder etwas Besen Ähnlichem, z. B. einem Borstwisch etc., reinigen, vgl. das allgemeinere „segen“: Stuben, die Gasse, Straße, Feuermauer, den Schornstein k. etc. Sprchw.: Vor seiner, der eignen Thüre k., bei sich selbst den Schmutz fortschaffen, ehe man oder: statt daß man sich um fremde Angelegenheiten kümmere. Auerbach Dicht. 1, 214; G. 3, 63; 22, 107 etc.
a) Zuw. meton.: Der Staub war überall gekehrt. Gutzkow R. 3, 82, gw. mit beigefügter örtl. Angabe: Den Schmutz aus der Stube, den Staub von den Möbeln k. etc.; Den Schmutz in einen Winkel, auf einen Haufen (zusammen) k. und in Zsstzg., s. d. und vgl. die von fegen.
b) zuw. mit Angabe der Wirkung (s. fegen 3): Besen werden immer stumpf gekehrt. G. 3, 102 oder mit einem Obj. als dem durch das K. Erzeugten: Bahn auf dem Eise, einen Steig durch den Schnee k. etc.
c) übertr., z. B.: Ein zu langes, schleppendes Kleid kehrt die Straße etc.; Jch will sie mit einem Besem des Verderbens k., spricht der Herr. Jes. 14, 23 etc.; Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! G. 5, 3, als ob alle Einwohner hinausgefegt wären, s. fegen 1o; ferner Schiff.: Die See k., mit dem Fischtau (s. d.), nach einem Anker fischend.
d) mehr mundartl. auch in Bezug aufReinigung durch Bürsten: Den Staub aus den Kleidern (s. a), die Kleider k. Adelung (versch. 2a), s. Aus-k. etc.
e) dazu: Kehrer(in), nam. in Zsstzg., z. B.: Gassen- (Münchhausen 110) oder Straßen-; Steg- oder Steig-Kehrer, z. B. in den Salzwerken, vgl. auch b etc. 2) tr.: Etwas k., ihm eine von der bisherigen versch., oft ihr gradezu entgegengesetzte Richtung geben; refl. und intr. (sein): eine solche Richtung nehmen, und wie das sinnverwdte „wenden“ (s. d. und vgl. drehen 1e) auch übertr. Zuw. ohne hinzugefügte örtl. Bestimmung (a—d):
a) Etwas in die der frühern grade entggstzte Richtungbringen, um-k. (s. d.), z. B.: Mir selbst oft kehrte das Herz sich. V. 2, 21; Sch. 481b etc., nam. Schneider: Röcke, Kleider k., wenden, sie renovieren, indem das früher Inwendige nach außen kommt. Turnk.: K., die Drehung oder Wendung des Leibes, bei welcher das Gesicht in die Richtung gebracht wird, welche vorher der Rücken einnahm. Jahn Turnk. 74, so auch Kriegsk. als Kommandoruf: Kehrt! und dies gleichsam substant. mit „machen“: In der Nähe des Feindes machten sie plötzlich Kehrt. Rüstow gK. 59; 301 etc. und so auch übertr.: Da machte der Eber Kehrt und wies dem Fürsten seine Hauer. Alexis H. 2, 2, 202; 1, 1, 287; Machte linksab Kehrt. 2, 1, 110; Freytag Soll 3, 98; Kinkel E. 94 etc., vgl.: Hatte manchem Hasen [Feigling], | der Rechtsumkehrteuch [s. Um-k., Anm.] schon gemacht, | Kourage zugeblasen. Blumauer 2, 120; Ich ließ daher für dieses Mal | mein „Rechtsumkehrteuch!“ schallen. 51, s. um-k. und b und c.
b) Einem den Rücken etc. k., in Bezug auf die „Kehrseite“ (s. d. und vgl. Rücken, als Ggstz. des „Vorn“, des gw. Einem Zugewendeten), während sonst im Allgm. zu-k. (s. d. 1) gilt: Statt dem Publikum das Gesicht zu zukehren, kehrte er ihm den Rücken; Weil Israel seinen Feinden den Rücken kehret [vor ihnen flieht]. Jos. 7, 8; Luther 5, 528b; Alsobald, wenn ihr den Rücken mir gekehrt [von mir euch fortgewandt, weggegangen]. Sch. 492a; Ich kann ... | nicht zu dem Glück, das mir den Rücken kehrt, | großthuend sagen: Geh, ich brauch dich nicht. 365b etc.
c) zu dem Ausgangspunkt, zu dem ursprünglichen Zustand sich wendend zurückbegeben, gw. best. in Zsstzg. wieder-, (zu)rück-, heim-k. (s. d.): Zum Kampfe! .. und kehrst du [Fahne] rauchig und zerfetzt, | so flickt man dich. Freiligrath Pol. 1, 50; Geziemend aufzunehmen den k–den Gemahl. WHumboldt 3, 53; 34; Bis allmählich ihm das Leben kehrte. Talvj 2, 230; V. Od. 3, 336; Schon kehrt dem Gefilde die Grasung. Hor. 1, 266.
d) nach einer andern Richtung, zuw. auch nach verschiednen (hin und her) wenden: Am Schloß drücken und k. Claudius 3, 8; Sich k. und wenden. Schweinichen 3, 21; Sich noch k. [regen und bewegen] können. Gotthelf G. 294; Jemandes Schicksal k. [wenden]. Lichtwer 266. Wasserb.: Wie hoch kehrt der Deich? Bis zu welcher Höhe hält er das Wasser ab etc.; veralt.: Einen Schaden k., wieder k., ersetzen, vergüten. Oft mit beigefügter adverb. Bestimmung (e—p), zunächst örtl., dann auch übertr. wie das sinnvwdte wenden:
e) mit allgm. Orts- adverbien: Sich, die Augen, Blicke, den Fuß, die Schritte hierher, dorthin, links, rechts (nach dieser, jener Seite m), aufwärts, niederwärts (nach oben, unten m), himmelwärts (gen Himmel k) k.; Sie lärmend herwärts ihre Schritte kehrten. Chamisso 4, 154; Hinunter soll kein Mann die Blicke wenden, | hinauf zur höchsten Frauen kehr’ er sich. G. 13, 326; Heim (nach Hause) k. (intr.); Die rauche Seite her- aus (s. a: nach außen) k. W. 22, 222, eig. vom Umkehren des Pelzes, dann übertr.: sich rauh, borstig, grob zeigen, vgl. Talvj 1, 222 v. 121; Alles drunter und drüber k. (s. a, gleichsam auf den Kopf stellen). G. 8, 146, vgl.: Kehrte er mein Haus, das Oberste zu unterst. 28, 192; L. 11, 223; Um mein Haus unterst zu oberst zu k. Sch. 654a. Ferner mit Präpos. (alphab.):
f) Sich an Etwas oder Einen k., übertr.: sein Thun danach richten, davon abhängig machen, danach fragen etc.: 2. Mos. 5, 9; 9, 21; Luther 6, 351a; Sich an Nichts, sich nicht an Gott, nicht an die Welt; sich weder an Gott noch an den Teufel (Höfer V. 108) k., vgl. mundartl.: Kehre dich nicht nach ihm. Sealsfield TrR. 1, 67.
g) Dazu substant. Imperat.: Die patzigen Kehr-dich-nicht-dran. Droysen A. 3, 316; Ich wie ein junger Kehr-dich-an-Nichts, der ich damals war, trieb es am tollsten. Gerstäcker BlW. 134.
h) So kehrt von (n) dieser winzigen Belagrung | all eure Macht auf einen größern Kampf. Schlegel Joh. 2, 1; Jmmer kehrt Horaz den täglich schärfern Blick | von Wirbeln eiteln Wahns auf sich und auf das Glück. Hagedorn 1, 46; Kehre ihre Schmach auf ihren Kopf [gegen sie selbst]. Neh. 4, 4; Esher 9, 25; Sie sah auf ihren Sohn .. | gekehrt bekannte viel und unbekannte Gesichter. Rückert Rost. 69b und übertragen: Seinen Fleiß auf innre Schätze k. [wenden, richten]. LHNicolai 1, 109.
i) Das Schaf, das aus der Irre kehret (s. c). Gotter 1, 257; Aus der Fremde heim, nach Hause (s. m), zum Vater (s. o), aus dem Irrthum zur Wahrheit k. etc. k) Den Blick gegen den oder gen Himmel, gegen, gen Osten k.; veralt.: Ich kehret mich gegen demOrt. Schaiden- reißer 52b etc., aber auch: Eisen, .. | kehre gegen seine Brust die Gluth! Arndt 513, vgl.: Daß ich den Stahl wider mich selbst k. werde. L. Gal. 5, 8: Ich muß meine Hand wider dich k. Jes. 1, 25; Antiochus wird sich k. wider die Inseln. Dan. 11, 18; Schrecken hat sich wider mich gekehrt. Hiob 30, 15. l) In die Heimath, in sein Haus (Richt. 20, 8) k. (s. c u. i); veralt.: Daß er sein Schwert in seine Scheide kehrete [zurückbrächte]. 1. Chron. 22, 27; Den Karren in den Dreck k. [wenden, schieben]. Weidner 107 etc. Da der Lenz noch nicht in unser Herz gekehrt. Platen 2, 71, s. ein-k. Was nennen wir feiern? . . Den Blick der Seele zu ihrer Erleuchtung und Vervollkommung in sich selbst k. Engel 3, 40, und so nam. im Partic., von dem in das eigne Ich sich vertiefenden u. damit beschäftigten Wesen, im Ggstz. zu dem nach außen, auf die Welt gewendeten Blick: Ich war zu bekümmert und in mich gekehrt, um den Sinn auf solche Räthsel zu haben. Chamisso 4, 239; Wird aus dem stillen in sich gekehrten Wesen des echten Stolzes Geräusch und Gepränge. Engel 7, 290; Du stehst in dich gekehrt! G. 8, 66; Still und in sich gekehrt. 20, 169 etc. und dazu: Die abgezogene Insichgekehrtheit. WHumboldt 1, 87, vgl.: Hier erholt sich der Mensch, die eitlen Sorgen entfliehen; | ruhig, wie die Natur, kehret die Seele zu sich. Knebel 1, 22. Ferner: Etwas, sich in Etwas k., verwandeln: Wird dir dein Leid in Freude gekehrt werden. Sir. 6, 29; Der Frost .. kehrt in versteinerte Stücken | ein flüchtig und weichendes Naß. Lichtwer 264; Was kehrt in Eis die Flamme der Begeisterung? Prutz Woch. 5; Wissenschaft, die uns in Götter kehrt. Scultetus (L. 8, 273); Streckfuß Rol. 13, 20 etc.; Der Ernst kehrte sich dann in Kurzweil. Heinse A. 1, 167; Als sich Lucifer in eine Schlange kehrt. Lohenstein Himm. 4 etc. m) Sich, die Blicke, die Schritte nach rechts, links k.; Die rauhe Seite nach außen k.; Nach Hause k., s. e; Kehrte sich ihr ganzes Gemüth nach außen. G. 18, 157; W. 20, 120 etc., s. auch f. n) Sein Angesicht von Einem (Hes. 7, 22), seine Hand vom Unrechten (18, 8), sich vom Unrecht, von der Abgötterei, von den bösen Wegen, sich von Gott, der Gerechtigkeit, sich vom Guten zum Bösen k. etc.; Da sie im Schlafe von der Wand | sich vorwärts kehrt. W. 11, 254, vgl.: Sich ab-, fort-, weg-k. etc. o) Das Schwert wider sich selbst k. etc., s.k—p) Seine Füße (Ps. 115, 59), sein Angesicht (Tob. 3, 15) zu Einem k.; Es kehrte [c] zum Volk der Achaier | Einer, zum Heere der Troer der Andere. V. Jl. 7, 306; Die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln k. 2. Tim. 4, 4; Sich zu Gott, zum Unrecht k. etc.; Daß die Gottlosen zur Hölle müßten gekehret [gw. gestürzt etc.] werden! Ps. 9, 18; Kehrete je einen Schwanz zum [gegen den] andern. Richt. 15, 4; Ich sitze nun an der Thür. | Wenn Einer sich zu mir kehret [zu mir ins Haus will]. G. 2, 22, vgl. (veralt.): Kehrt mit Heirath zu eines kumanischen Bürgers Tochter. Schaidenreißer X = heirathete sie. Nam. aber: Etwas zum Besten k., für etwas Schlimmes eine möglichst günstige Wendung und Auffassung haben etc. Rückert Mak. 1, 115; Tieck N. 1, 15; W. 31, 451; Ich vertraue, daß Gott auch das Unglück zu meinem Besten k. [wenden, lenken] wird etc. Intr.: Zur Heimath, zu sich k., s. c und i.
Anm. In Bed. 1 ahd. cherran, mhd. kern. 2) ahd. kêran, mhd. kêren, theilw. mit Impf. karte, vgl.: Karten .. herwieder zu den Jhren. Stumpf349b; Kart .. bei seinem Freund ein. 538a; 673b etc.; Viele sind bekehret .. sind be- kart. Luther 8, 129a, vgl. im Volkslied: Hat sich umgekohren. Herrig 21, 59. Abstammung beider Wörter fraglich; urspr. vielleicht stammversch. (doch verweist Adelung auf die sich ebenfalls nah berührenden lat. verro und verto), sind sie doch namentl. in einigen Zsstzg. in einander geflossen, vgl. auch 1a.
Zsstzg., vgl. die von fegen u. wenden, z. B.: Áb-:
1) [1a] Das Haus kehren oder die Spinneweben von den Wänden a. Weidner 307 und metonym.: Die Wände a.; Mit der Schürze die Stühle a. Prutz E. 1, 207, vgl.: In unsern .. rein vom Staub der Vorwelt abgekehrten | rauschgoldnen Zeiten. W. 11, 204; übertr.: So ist uns der Teufel feind, er will uns rein a. Luther 5, 4b, ganz austilgen, so daß Nichts zurückbleibt etc., vgl.: Es hat die Flur ein Sturm verheert, | all’ ihre Blüthen abgekehrt. Daumer H. 1, 293.
2) (veralt.) s. 1: Einem ein Produkt [s. d.] a. Fischart Garg. 70b; Ehe ihnen das Kalbfleisch (s. d.) vom Steiße abgekehrt worden. Chr. Weise etc., auch: Einem (Waldis Äs. 4, 8) oder heutigem Sprachgebrauch gemäßer: Einen a., ihn abprügeln, vgl. aus-k., abfledern 2a; Kehrabu. Abkehr 3.
3) [2n] abwenden, z. B.: Das Unglück a. Nicolai 1, 93; Das drohende Übel a. Schaidenreißer 6b; Das Schiff von dem Strudel a.; Das Gesicht a. oder: Sich a. Chamisso 6, 255; Ich aber stand von fern und abgekehrt. 4, 100; Sich vom Alten, Bewährten a. Börne 2, 13; Von Gott abgekehrte und verkehrte Menschen. Raumer Päd. 3, 1, 261 etc. Zu Abkehrung [Abwendung, Verhütung] der Unterschläge. Erbvergleich Beil. 68; 78; Die frühe Abkehrung Sh.’s oder seine ursprüngliche Abwendung von jenen Werken. Gervinus Sh. 1, 125. Veralt. intr., Luther 3, 4 und so noch (Bergb.): von einer Grube abgehn.
4) dazu Kehrab [s. 2] unter Zsstzg. von Ab. Án-:
1) [1] Den Schmutz an die Wand a. etc.
2) [2] Fleiß a. 1. Macc. 14, 35 etc., anwenden; vralt.: Einen a., sich an ihn wenden. Franck Chron. 345b.
3) mundartl.: In einem Wirthshaus a., auf kurze Zeit ein-k. Āūf-:
1) [1] auf einen Haufen, zusammen-k.: Wir wollen Genua zusammenschmeißen, daß man die Gesetze mit dem Besen a. kann. Sch. 163b.
2) [2] in die Höhe kehren, nam. bei den Goldschmie- D [0 den: den zu Knöpfen bestimmten Metallplättchen in den Anken die Form von Schüsselchen geben. Aūs-:
1) [1] Das Haus, die Stube a.; Den Schmutz a.; Wie hat sie das alte Haus aus- und umgekehrt! Alexis H. 1, 1, 10; Der ärgste Sauerteig wird wohl dem armen Dalberg zum A. bleiben. Forster Br. 2, 83; Die Kleider a. [ausbürsten]. G. 14, 130; Stallknechte mit ihren großen Bürsten kommen, einem Jeden, wenn es ihnen beliebt, den Rücken auszukehren [vgl. ab-k. 2]. 24, 220; Die Ordnung der Welt a. [Alles umstürzen]. Gutzkow R. 6, 438; Findet sich zuletzt in dem A. [sprchw., vgl.: Wenn der Schnee schmilzt, wird sich’s finden etc.]. HSachs 2, 2, 39b, s. Auskehricht etc.
2) [2] heraus-k.: Das Rauhe a. Vralt.: Vorhin war ich ausgekehret von meinem Jammer, ich sahe nur meine Lust in mir selbst. Luther 1, 23b etc., s. Ein-k. 3) kaufm.: Einem eine Summe a., auszahlen. Olearius Reis. 318a. 4) Die Auskehrung; Der Kehraus, s. Zsstzg. von Aus. Be- [2]: Einen, sich b.: vom Falschen, Bösen zum Wahren, Guten wenden (nam. theolog.), s. ver-k. 2a: Einen, sich von Irrthümern, Ketzereien, Sünden, zu Gott, zu einer Lehre, zum Christenthum b.; Ihr wollt euch b. vom Bösen zum Guten. G. 5, 188; Daß Mörder .. | zu guten Bürgern sich b. Pfeffel Po. 3, 10; Zwang erbittert die Schwärmer immer, aber bekehrt sie nie. Sch. 194b; Ihn ganz vom Albernen weg-b. wollen. Tieck N. 5, 325; Diese Tänzerin von der Religion der Feueranbeter zu der seinigen zu b. W. 7, 121; Er stritt mit mir, doch blieb ich unbekehrt. 12, 230; Die Menschen sind unbekehrbar. Zschokke 1, 181; (Heiden-, Juden- etc.) Bekehrer(in); Man hört durch die Missionare von Bekehrungen der Heiden; Die Rück bekehrung [zu dem Glauben, von dem man abgefallen]. Gutzkow R. 8, 293 etc. Eīn- [2l]:
1) In einem Wirthshaus, bei einem Wirthe (ugw.: In Göttingen bei der Krone. G. 27, 81), als Gast eintreten, um Herberge u. Aufnahme zu finden; seltner: Nicht weiter konnte ich; in die erste Hütte wollte ich e. [e–d eintreten]. Hartmann Unst. 1, 8, ähnlich auch: In (vralt. „zu“ Luk. 19, 5 etc.) einem Hause, bei („zu“ Jos. 2, 1) einem Freunde, Bekannten etc. e.; Daß der Baron .. sich ihrer erinnert, bei ihr eingekehrt sei. G. 18, 165; Kamen sie überein, jetzt nicht einzukehren [bei ihrem Freund vorzusprechen]. König Kl. 3, 322 etc. Oberd.: Wir hatten im Bierhause eingekehrt. Auerbach (DMus. 1, 1, 49); Kerner Bild. 387; Pestalozzi 1, 237; Schaidenreißer 78a, vgl. An- und zu-k. [2]. Oft auch mit personif. Subj.: Das Unglück, Leiden, die Krankheit etc. ist in dieser Familie seit einiger Zeit eingekehrt; Statt der Poesie soll das Christenthum wieder e. Gervinus Lit. 5, 188; Dann kehrt die Freude | in jedem Busen ein. Sch. 470b etc. Ugw. übertr. : Bei jedem Worte wieder e. [einen Halt machen, stocken]. Gellert.
2) Eingekehrt | in sich, sie all von Dem nicht hört, l das außen her um sie geschah. Gleim 3, 198, in sich gekehrt, vertieft; Mit eingekehrtem Blick. FHJacobi 5, 262 etc. Vralt.: Ein|ge]kehrt, Ggstz. aus[ge]kehrt, in- und auswendig. Franck Weltb. 141b. Entgêgen-:
1) [2k] Dem Feinde die Lanzen e.; Höhlen, gegen Mittag, der Sonnen Glanz entgegengekehret. Stumpf 607a, s. zu-k. Auch: Mein Innerstes | kehrst du ans Licht des Tages mir entgegen. Sch. 519b, bringst es mir entgegen, das Innre nach außen wendend. Fórt-: weg-k., ab-k. 1 u. 2. Hēīm- [2e]. Chamiso 3, 5 etc. Hêr-, Hín- etc. [1; 2], z. B.: Eure Magd kehrt den Schmutz auf unsern Flur her [1]; Kehret nicht die Königin | mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her? [2]. G. 12, 168; Sie werden daselbst hin sich kehren [2]. Jes. 50, 5; Sie kehren zu der Quelle | in Lieb’ und Reue hin. Schenkendorf; Die rauhe Seite heraus-k. Ⅰe)] [2]; Es ist inwendig in ihm gesessen [ein innrer Trieb] und die Montur hat sich nur herausgekehrt. Hebel 3, 211; Warum denn wie mit einem Besen | wird so ein König herausgekehrt? [1]. G. 3, 136; Wie lange hab’ ich nicht am Wahn hinaus gekehrt | und nie wird’s rein. 11, 182; Kein Fremder kehrt | zu mir [dem Gastwirth] herein [2]. Oehlen- schläger Corr. 28, gw. ein-k. (s. d.); Kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum [2], so haßte sie das Mädchen. Grimm M. 176; Ich wußte mir gegen seine Eigenheiten nicht zu helfen, als daß ich die meinigen hervorkehrte [2]. G. 22, 195; 254; 20, 162; Der aus allen Ecken hervorgekehrte [1] Schmutz etc. Hinter- [1]: nach hinten hin-kehren, fegen etc., Ggstz. vor-k. Nāch-:
1) [1] z. B.: etwas Gekehrtes noch einmal kehren und fegen etc.
2) [2] einem in der Kehrung oder Richtung nachfolgen: Des Apis Säule kehrt der Sonne sein Gesicht, | wie Sonnenwenden nach. Lohenstein Soph. 80. Rück-: zurück-k. (s. d.), gw. nur in den untrennbaren Formen, z. B. im Partic.: Täuschen mit dem Schein einer r–den Jugend. G. 3, 331; 13, 36; 19, 361; 14, 111; Ihr sieg-r–des Schiff. 100 etc.; ferner: Ihre rückgekehrten [rückwärts gekehrten] Schilde | hingen an den Sattelbogen. H. Cid. 69 etc., auch im Infin.: Rück-zu-k. zu mir. Kosegarten Po. 2, 69; Schlegel Haml. 1, 2; Gd. 1, 119, u. in abhäng. Sätzen: Daß er . .. mit angenommnen Sitten | rückkehr in des Stammes Mitten. Rückert Morg. 1, 203 etc., ungewöhnl. aber auch sonst als untrennbare Zsstzg., wie z. B. bei Chamisso in dem Beginn seiner deutschen Briefe: Der Anfang .. rückkehrt auf sich selber. 5, 51; Dann rückkehr’ ich zu der engen Kammer. 101 etc. I. ūber-: hinüber-k. [1 u. 2]. II. Über- [1]: Etwas ü., darüber kehrend oder fegend hinfahren, nam.: Getreide ü., vgl. Überkehr. Úm- [2]:
1) intr. (sein), mit dem zugehörigen Hw. „die Umkehr“: sich auf den Rückweg begeben, sich statt weiter vorwärts in der entgegengesetzten Richtung nach dem ursprünglichen Ausgangspunkt hin bewegen, vrsch.: zurück-k., das das Erreichen dieses Ausgangspunkts mit bez.: Dem Zurück-k. geht das U. [die Umkehr] voran; Der Wagen kann in der Gasse nicht um-k.; Auf halbem Wege wieder um-k.; Auf dem Wege der Sünde oder von der Sünde um-k. zur Tugend; Kehret um, eine Jegliche zu ihrer Mutter Haus! Ruth 1, 8; Kehret um .., die ihr abgewichen seid! Jes. 31, 6; Daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder. Matth. 18, 3; Es war zum Glück der Welt, daß ich nicht von Darmstadt sogleich wieder umgekehrt bin, sie wäre selbst umgekehrt [2] worden, wenn ich es gethan hätte. Börne 2, 99; Der Doktor will, er sei im U. [von seiner Krankheit, auf dem Wege der Genesung]. Sch. 112b; Kann denn ein großer Sünder noch um-k.? 142b; Der Graf ist von seiner Geniehaftigkeit ganz umgekehrt. V. Br. 2, 60 etc. Ugw.: Nachdem er hat vom Jagen umgekehrt. Opitz 1, 126. Dazu: Das Kehr- um, Bezeichn. einer Sackgasse, s. wiederkehren 1a.
2) tr., mit dem zugehörigen Hw. „die Umkehrung“ und verstärkt um- und umkehren; Etwas in die grade entgegengesetzte Richtung bringen, vgl. ver-k. = aus der rechten, gehörigen Richtung und Lage bringen: Wer den Strumpf verkehrt angezogen hat, muß ihn um-k.; Im Spiegel sieht man die Gegenstände in Bezug auf Rechts und Links umgekehrt oder verkehrt; wird das Spiegel nochmals abgespiegelt, also das Umgekehrte nochmals umgekehrt, so erblickt man den Gegenstand in seiner eig. Lage; Das Erdfernrohr: die 4 Linsen in der Okularröhre bilden gewissermaßen ein nicht gar stark vergrößerndes zusammengesetztes Mikroskop, durch welches man das verkehrte Bild wieder verkehrt [richtiger: umkehrt], also in aufrechter Stellung sieht. Pouillet 2, 215 etc., wie denn im gw. Leben ver-k. (s. d. 2) öfter statt um-k. vorkommt:
a) eig., s. o., ferner z. B.: Den Wagen um-k., damit umwenden, so daß die Deichsel in die grade entgegengesetzte Richtung kommt; ähnl.: Den Spieß um-k. etc.; Die Hand um-k., so daß die innre Fläche nach oben kommt; Die Taschen um-k.; Ich .. kehrt’ ihm die Taschen um und um [durchsuchend, s. 3]. Chamisso 3, 264; Daß sie die Brach’ umkehrten zur Einsaat. V. Th. 16, 94 etc., Sich im Bett um-k., so daß das Gesicht nach der entgegengesetzten Seite kommt; Ein Wort um-k., z. B. in Bezug auf die Reihenfolge der Buchstaben: Der Name Anna heißt auch umgekehrt Anna; die Umkehrung von Emma giebt Amme, s. c (Heine).
b) daher sprchw.: Wie man eine Hand umkehrt = im Nu, auch: Schneller, als ihr eure Hand | umkehret. W. 11, 22; In einem Hand-U. Keller gH. 4, 93; Und handkehrum. Gotthelf U. 1, 214 etc., ferner: Es ist Einer wie der Andere, ich kehre nicht die Hand um. 192, zu bez., daß man hier, um Eins vor dem Andern zu wählen, sich auch nicht die allergeringste Mühe geben würde etc.; Den Stiel (Hebel 3, 111), den Spieß etc. um-k.: die Waffen des Angreifers gegen ihn selber richten, aber auch zuw. nur (s. c): das Gegentheil des Bisherigen beginnen: So kehrten sie den Spieß um und begannen ihn zu rühmen. Prutz DM. 1, 2, 539 etc., so auch: Umgekehrt! grade das Gegentheil gilt, im Gegentheil, z. B. Gervinus Lit. 5, 259; Umgekehrt wird ein Schuh draus; Umgekehrt ist auch gefahren. Kurz Sonn. 10 etc.; Das Spiel wird sich um-k., s. Blatt 4c; Die Medaille um-k., z. B. L. 11, 141, in Bezug darauf, daß „jedes Ding 2Seiten hat“, Etwas aus dem entgegengesetzten Gesichtspunkt betrachten, vgl. Kehrseite etc. Ferner zur Bez. von etwas tief-schmerzlich Ergreifendem: Das sich unser Herz im Busen umkehrt, wenn wir Sie verkehrt behandeln sehen. G. 10, 196; Mir wurde dabei das Herz im Leibe umgekehrt. Heinse A. 1, 110, auch: In mir kehrte sich Alles um und um. G. 19, 105 etc., ähnlich von Etwas, das die Entrüstung eines Verstorbnen erregen würde: Wenn .. | die Frau Mama das wilde Leben säh, | in ihrem Grabe kehrte sie sich um. Sch. 352b etc. Ferner von Jemand, der sich schwer zu Ausgaben entschließt: Den Heller kehrt sie 10mal um, eh sie ihn ausgiebt. Auerbach Dicht. 1, 220 etc.
c) ins grade Gegentheil umwandeln (s. b): Gleich ist er umgekehrt, die wilde Zanksucht flieht. G. 7, 8; Von dem Übersetzer des Plato könnte man, das banale Wort u–d, gewissermaßen behaupten, er liebe den Plato mehr als die Wahrheit. Heine Lut. 2, 214; Einen Satz um-k. (vrsch. f); Eben da auf einmal hätte seine ganze Seele so umgekehrt werden können, daß Wahrheit für ihn Wahrheit zu sein aufhörte?! L. 8, 235; Mit umgekehrtem Eigensinn | begab er [der früher das Höchste gesucht] sich zur Erde hin. Lichtwer 50 etc. Hierzu außer Umkehrung auch: Die Umgekehrtheit (selten): das Umgekehrtsein und das Umgekehrte selbst: Weil die Erfahrung immer die Umgekehrtheit vor Augen stellte. Arndt Ber. 196.
d) (s. c u.
e) durch eine Umwälzung (Revolution), Zerstörung des Bestehenden vollständig umwandeln: In der Zeit, wo Shakspeare die deutsche Bühne umkehrte. Gervinus Lit. 5, 547; Sänger .., welche mit ernster Heftigkeit das Lied mehr umkehrten als fortsetzten. G. 19, 12; Kehrte er im Laufe der Unterhaltung das ganze Stück um und um, so daß auch kein Stein auf dem andern blieb. 20, 127; Der Palast .. stand noch, allein zu Einquartierungs- und Wachstuben verwandelt, eine Umkehrung, verwünscht anzusehen. 25, 259; So bedurfte es keiner gewaltsamen Umkehrung der bürgerlichen Ordnung. W. 31, 488; Wir stehen am Rande einer furchtbaren Umkehrung der Dinge. 16, 179. Auch mit „in“ oder „zu“ zur Angabe des durch die Umkehrung Entstehenden: Durch eine geringe und unmerkliche Bewegung wird der schöne Eindruck des Feuer und Goldes in die Empfindung des Kothigen verwandelt und die Farbe der Ehre und Wonne zur Farbe der Schande, des Abscheus und Mißbehagens umgekehrt. G. 37, 252; Wie in Schutt umkehrten die Stadt die Achaier. V. Od. 8, 514. e) (s. d) Etwas zerstören, zunächst von Häusern, Städten etc. (1. Mos. 19, 25; Ps. 9, 7; Opitz 2, 57; Rachel 6, 649); Warf sie [die Zelte] nieder und kehrte sie um, das Oberste zu unterst. Richt. 7, 13; Ihr Gebautes um-k. Rückert Morg. 1, 96; Berge um-k. Hiob 9, 5; Er hat meinen Steig umgekehret. Klag. 3, 9; Wie wenig Zeit braucht es, unser ganzes Schicksal umzukehren! G. 10, 163 etc.
f) Math.: Einen Lehrsatz um-k. (s. d), einen neuen daraus bilden durch Vertauschung der Thesis und der (ganzen oder theilweisen) Hypothesis; Die Umkehrungen werden meistens apagogisch bewiesen.
g) Mus. (s. d): Ein Intervall um-k., den untern Ton in der höhern Oktave über den obern, oder den obern in den tiefern unter den untern setzen: Die Umkehrung der großen Sexte giebt eine kleine Terz etc.; Ein umgekehrter Accord, dessen Grundton nicht mehr in der tiefsten, sondern in einer höhern Stimme liegt: Vom Dreiklang giebt es 2 Umkehrungen, den Sext- und den Quartsext-Accord; Große Kenntnis harmonischer Umkehrungen. G. 29, 354 etc.
3) [1]:
a) Er wollte das Haus um- und umkehren, alle Bediente, Mägde und Kinder verhören lassen. G. 19, 299, überall durchsuchen; Wie hatte sie das alte Haus aus- und umgekehrt! Alexis H. 1, 1, 10, alle schmutzige Wäsche hervorkehrend, doch s. 2a: Die Taschen um und um-k.
b) Etwas beim Auskehren umfallen machen (ugw.).
Anm. Vralt. als untrennbare Zsstzg.: Dazu umkehret [2] er den Gebrauch. Luther 1, 458a. In der Wendung: Linksumkehrt machen. Chamisso 5, 113, s. [2a], zeigt die Betonung (– –), daß „um“ zu „links“ etc., nicht zu „kehren“ gehört. Ver- [2]: 1) intr., dazu ,,Verkehr“: Mit Jemand ver-k., in Verkehr stehn; Es wird hier viel verkehrt, ist viel Verkehr; Vor Jahren | verkehrt’ ich viel in deines Vaters Hause. Kosegarten, führten mich meine Beziehungen dort oft hin, ich kam und verweilte dort oft (vgl. lat. versari); Über der Menschen Thun und V. | blickt sie mit ruhiger Klarheit hin. Sch. 492b. Seltner, wegen möglicher Verwechslung mit 2, z. B.: Die erweiterte Kenntnis des östlichen Asiens, welche . .. reisende Kaufleute unter die welt-v–den Nationen des südwestlichen Europas verbreiteten. Humboldt K. 2, 279 = die einen Weltverkehr (vgl. Welthandel) treiben. 2) tr. (u. refl.), s. um-k. 2: a) aus der rechten, gehörigen Richtung und Lage bringen, anders machen, als es der Ordnung und Regel nach sein sollte, vgl. verdrehen: Die Augen; die Ordnung der Natur ver-k.; Jemandes Gemüth ver-k. und bethören. Schaidenreißer 65b. Jemandes Worte; die Worte, das Gesetz Gottes; das Evangelium; Jemandes Glauben; Alles, was aufrichtig ist; das Recht; die Sache des Gerechten; Jemandes Verstand; unschuldige Herzen; Die Zuhörer ver-k. Bibel, wo es, wie ähnliche Wörter, also oft auch die Bed. hat: von dem rechten Wege, dem Wege Gottes ablenken zum Laster, vgl. den Ggstz. be-k., z.B. auch: Wenn sie aber zur Ruhe kamen, verkehrten sie sich, übel zu thun vor dir. Nehem. 9, 28; 1. Kön. 13, 33; 2, 21, 3; Den ich mich vermessen, zu meinem Irrwahn ver-k. zu wollen. Alexis H. 2, 2, 173; Da viel Frauen | Salomonis ihn verkehrten, | Götter betend anzuschauen. G. 4, 85; Müßiggang .., | der Länder untergräbt, der Völker Herz verkehrt. Lichtwer 210; Die intellektuelle Verbildung von Gott abgekehrter und verkehrter Menschen. Raumer Päd. 3, 1, 261 etc. u. so nam. oft das Partic.: Verkehrt, von dem Rechten abweichend; anders als es der Ordnung, der Regel nach sein sollte, wo es von Menschen und ihrem Treiben gilt, eben des häufigen bibl. Gebrauchs willen, sich bes. oft auf das Herz und dessen Triebe beziehend, während das ähnliche „verdreht“ gw. auf die Ansichten des Kopfes geht. 5. Mos. 32, 5; 20; 2. Sam. 22, 27; Röm. 1, 28; Bist der selbstischen | Verstockten, der Verkehrten Einer. G. 13, 294 etc. (vralt. Nbnf.: Verkarter Mensch. Luther 1, 280a; Ganz verstockt und verkehrlich in seinen . .. ketzerischen Opinionen verharret. 460b etc.), aber auch sonst, s. um-k. 2; Etwas verkehrt anfassen, angreifen; Eine verkehrte Auffassung, Ansicht, Anschauung; So lass’ ich euch führen zu Esel durchs Land | verkehrt, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand. B. 66b; Eine utopische und verkehrte Welt stellt sich der wirklichen gegenüber. Gervinus Lit. 5, 658; Jene beriefen das Volk zur allgemeinen Versammlung, | aber verkehrt, nicht der Ordnung gemäß, da die Sonne sich neigte. V. Od. 3, 138 etc. So (Schiff.): Verkehrte Kniee, Auflanger, Sitzer etc. b) verwandeln, in den entgegengesetzten Zustand versetzen, zumeist mit „in“: Das Leid in gute Tage, Traurigkeit in Freude, den Reigen in Wehklagen, die Lieder in Heulen ver-k. Bibel; Euer Lachen verkehre sich in Weinen. Jak. 4, 9; Die Sonne soll sich ver-k. in Finsternis. Ap. 2, 20; Der Unschuld Engelbild im Lichtgewand, | es hat sich in die Wollust mir verkehrt. Chamisso 4, 167; Mildiglich in Huld verkehrt habet ihr den Haß sogar. Daumer H. 2, 169; Der dein Übermaß von Schmerzen | in wahre Seelenruh verkehrt. Holtei ObB. 1, 3; Lewald W. 3, 125; Moräste voller Koth | verkehrten sich in Feld, die Wälder in Paläste, | die Wüst’ in eine Stadt etc. Lichtwer 209; 219; Opitz 1, 11; Ramler F. 1, 5; Verkehrt all euer Ach und Oh | in Heida und Juchheida. V. Sh. 1, 399; W. 20, 266 etc., zuweilen auch mit „zu“ (s. a), z. B.: Der Teufel, der sie ver-k. wollte zu seinen Affen. Alexis H. 2, 3, 146; Verkehrt die Stadt zum Schlachtgefild sich heute? Chamisso 4, 175; Wie der denn den Phädon zu einer isolierten Untersuchung über die Unsterblichkeit der Seele verkehrt. Danzel L. 349, seltner (vralt.) absolut wegen der Verwechslung mit der Bed. von a (die freilich auch in einige der angeführten Stellen mit hineinspielt) z. B.: Verkehrt sich aber das rothe Fleisch wieder und verwandelt sich in Weiß. 3. Mos. 13, 16; Ob sich ... das Glück ändern und ver-k. .. würde. Schaidenreißer 4b, U. so: Neptunus .. vollbrachte die Verkehrung des Schiffs [die Verwandlung in einen Fels]. 56a (13, 160). c) dazu: Die Verkehrung (s. b): Die neuen Bigotterien, Bekehrungen und Verkehrungen. Gervinus Lit. 5, 594; Luther 1, 165b etc., soz. B. auch: Verkehrungen = Anagramme (Umkehrungen). Spate 2, 49 etc. Ferner: Die Verkehrtheit (s. a), sowohl das Verkehrt-sein als das Verkehrte selbst: Durch die Häßlichkeiten und Verkehrtheiten hindurch. Auerbach SchV. 36; Gv. 353; Droysen A. 3, 12; Geistesverkehrtheit. Fichte 8, 6; 11; G. 3, 207; 29, 229; Sch. 2, 124; Der Gipfel der Verkehrtheit. Prutz Mus. 2, 242; W. 22, 263 u. o. d) Das Ver-k., eine Art des Brettspiels mit 5 Steinen oder mit 5 Bänden (s. LHombre 262 ff.), dazu wohl auch: Verkehret Polus gern .. und kneipt die Würfel wohl. Rachel 4, 5 [von einem Spieler]; Wollt Ammon lustig sein, ver-k. oder saufen. 7, 381. Vōr-, tr.: 1) [1 u. 2]hervor-k.: Den Schmutz vor-k. [1]; Diejenige Seite, die ich bei Erklärung der Handlung vorkehre [2]. Engel 4, 135. 2) eine Vorkehr (s. d.) oder Vorkehrung treffen, gw.: Anstalten (z. B. gegen solche Stürme. Forster R. 1, 66; zur Abreise. 236 etc.), ein Mittel (z. B. zur Vertilgung. 213; Das einzige —, wodurch wir es verhüten könnten. W. 13, 136 etc.), das Nöthige (König Jer. 2, 205) vor-k., doch auch mit andern Obj. = vorbereiten: Meine weitere Flucht vorzukehren. Kl. 3, 238; Ich fahr’ indeß zur Luft empor | und kehr’ ein grimmig Unheil vor, | das muß noch diese Nacht zu Stande. B. 302b. Ferner: Fleiß, Vorsicht etc. vor-k. [v–d anwenden]. Aller Vorkehrungen gegen die Bedürfnisse des Lebens vergessen. W. 33, 277. Wég-:
1) [1] Den Schmutz w., wegfegen.
2) [2] wegwenden: Weggekehrt von dem ewig Verdammten wird das Bild des Gekreuzigten getragen. Sch. 790b. Wīēder-:
1) intr. [2]: (s. Wiederkehr) kehrend d. h. durch eine Wendung aufs Neue da, wo oder so, wie es früher gewesen, erscheinen, also umfassender als das in seiner Grundbed. immer örtliche zurück-k., das mit w., ebenso wie „wieder zurück-k.“ nur da gleichbedeutend ist, wo in der That dasselbe Subj. durch eine rückwärts gewendete Bewegung (vgl. auch Um-k.
1) wieder da erscheint, nicht aber da, wo Etwas oder das Gleiche sich wiederholt ohne eine Umkehr und jene nach rückwärts gewendete Bewegung, z. B.: Ein in die Fremde Gegangener kehrt wieder (Sch. 53a; 452a), kehrt zurück, kehrt wieder zurück, kehrt wieder heimwärts (V. Od. 4, 260); Die alte Heiterkeit, Gemüthsruhe, Zuversicht etc. kehrt wieder (zurück; wieder zurück) etc.; aber z. B. nur: Der an verschiednen Stellen der Oper bedeutsam w–de [sich wiederholende] Satz; Die immer w–den Fieberanfälle bringen den Kranken sehr herunter; Nach Ablauf des Cyklus [s. d.] kehren alle Erscheinungen wieder. Ahnliches gilt von den sinnverwandten „wieder-“ und „zurückkommen“. Hiernach genügen wenige Bsp.: Vieles, was ich Jahre her geduldet, lastet w–d [in der Rückerinnerung] auf meinem Geiste. G. 19, 105; Daß wir .., ermüdet durch die im Cirkel w–den Arbeiten dahin gelangen, wo wir ausgegangen sind. 39, 122; Warum lehrst du meine Seele nicht auch dir wiederzukehren? Hölderlin H. 2, 99; Daß solche große Töne und größere einst w. müssen in der Symphonie des Weltlaufs. 1, 112; Welche noch wohl wiederkehreten, so sie nur den Irrthum erkennen. Luther 8, 26a; In den Schoß | der heil’gen Kirche reuend w. Sch. 481a; Das unentdeckte Land, von deß Bezirk | kein Wandrer wiederkehrt. Schlegel Haml. 3, 1 etc. Zu beachten ist auch das unpers. Refler.: „Glücksel’ge Heimkehr, Senn!“ Die wünsch’ ich Euch, | von Eurer Fahrt kehrt sich’s nicht immer wieder. 2) tr.:
a) vralt., zu1, z.B.: Daß sie wieder kehret [,,bekehret“ 22a] würden. Luther 1, 19a = sich zurück-k. Ps. 6, 11; Einen Schaden w. (wieder k.). [2d]. Bei Campe auch der Imperat. als sächl. Hw.: Die Gassen sind oft Kehrwieder [Sackgassen, an deren Ende man umkehren muß].
b) [1] wiederholt, aufs Neue fegen oder kehren.
Zū-:
1) tr. [2]: Einem Etwas, das Gesicht, den Rücken etc., sich z., zuwenden, zuneigen: So ward und blieb sein Herz den Götzen zugekehrt. Alxinger D. 89; Der .. | als Mann der Weisheit unversiegter Quelle | und ihrem Schaun sich treulich zugekehrt. G. 10, 221; Dem väterlichen Herd | sind die Schiffe zugekehrt. Sch. 53a; Kehren mir die . : Musen bis dato noch immer den Hintern zu. Merck’s Br. 2, 179 [zeigen sich mir nicht zugeneigt]; W. 12, 292 etc.
2) [2] intr., mundartl.:
a) statt ein-k. [1]. Reithard 250.
b) von einem Kranken: wieder zu sich, zu Kräften kommen, sich erholen. Immermann M. 4, 192.
3) tr. u. intr. [1]: vgl. zufegen. Zurück- (s. rück-k.): 1) intr.:
a) (s. wieder-k.): auf den Ausgangspunkt zurückkommen, eig. und übertr.: Die feinwolligen spanischen Schafe kehren nach und nach in die gröbere Stammart zurück. Burmeister Gsch. 565; Jch bin aus irren Fernen | in mich zurückgekehrt. Chamisso 3, 25; In mich selber kehr ich zurück. G. 1, 243; 15, 24; 13, 300; Der Pfeil des Schimpfes kehrt auf den Mann zurück, | der zu verwunden glaubt. 193; Da du uns | aus jener stummen Nacht [des Todes etc.] zurückekehrst [ins Bewusstsein]. 239; Meine Heiterkeit war zurückgekehrt. 19, 67; Man verlässt sich ungern, ja man kehrt einigemal gegen einander zurück. 26, 223; Kehrte ich an die [gw. zu der] Betrachtung organischer. Naturen zurück. 27, 231 etc. Z–de Zeitwörter, bei Einigen = reflexiv.
b) nam. bibl.: zurückweichen, (in seinen Verhältnissen) zurückkommen, rückwärts (vgl. den Krebsgang) gehn, zu Grunde gehn: Daß müßten zu Schanden werden und z. Alle, die Zion gram sind! Ps. 129, 5; Jes. 42, 17; Mit Übertreten und Lügen wider den Herrn und Z. [Weichen] von unserm Gott. 59, 13; Sie aber seufzet und ist zurückgekehrt. Klag. 1, 8. 2) tr. und refl.:
a) (s. 1a) zurückwenden, nach dem Ausgangspunkt hin kehren: Die Lüge ... kehrt, | ein losgedrückter Pfeil, von einem Gotte | gewendet und versagend, sich zurück | und trifft den Schützen. G. 13, 57; Den Philosophen .. kehrt [bringt] ein kalter Nordwind, der durch seine baufällige Hütte streicht, zu sich selbst zurück. Sch. 689a.
b) (s. 1b) zurück-weichen oder -kommen machen, zu Grunde richten: Der die Weisen zurückkehrt und ihre Kunst zu Thorheit macht. Jes. 44, 25; Sich z. und zu Schanden werden. Ps. 6, 11; 56, 10 etc. Zusámmen- [1]: vgl. zusammenfegen: Das liebe Brot kugel- und brockenweise sich an den Kopf geworfen, so daß sie es .. nachher .. zusammengekehrt. G. 25, 141; Daß ich den ganzen Unrath verschwendeter Zeit, wie er sich während der Reise in meinem Tagebuche anhäufte, zusammenkehrte. Thümmel 4, 149; Noch nie war ein ordnungsloseres Haufwerk von . . . Absurditäten aus allen Winkeln zusammengekehrt worden. Vogt Köhl. 21; W. 12, 6 u. ä. m.