Faksimile 0869 | Seite 861
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Kanal
* Kan~āl (lat.), m., –(e)s; -äle; -älchen; -: 1)
Verbindungsweg für darin ſtrömende Flüſſigkeiten ꝛc.,
theils natürlich, theils durch die Kunſt bewirkt: a)
Röhren für Flüſſigkeiten in organiſchen Körpern, im
Körper der Thiere, in den Pflanzen ꝛc. b) (ſ. a)
Röhren zur Leitung der erwärmten Luft bei der Hei-
zung, zur Leitung des Windes aus den Blasbälgen in
die Windladen der Orgeln („Kancelle“) ꝛc. c) ein
für das Waſſer gegrabner Weg, ſei es, um dies von
einem Ort wegzuleiten (Abzugs-, Entwäſſerungs-K.), oder
es an einen beſt. Ort hinzuleiten (Waſſerleitung,
Mühlengraben ꝛc., Bewäſſerungs-K.) oder endlich um die
Verbindung für die Schiffahrt ꝛc. zwiſchen zwei Ge-
wäſſern herzuſtellen: Schiffbare, kahnbare Kanäle; K. zum
Flößen des Holzes; Die Schleuſen des K–s; Ich warf mich
ins Labyrinth der Stadt [Venedig], welche, obgleich durchaus
von Kanälen und Kanälchen durchſchnitten, durch Brücken und
Brückchen wieder zuſammenhängt. G. 23, 75; Mag .. auf
trüben Luſtkanälen | die Gondelflagge wehn. Matthiſſon 137;
Der fürſtlich Schwarzenberg’ſche Schwemm-K. [zum Holz-
ſchwemmen oder Flößen]. Grube Geogr. 3, 140; Der
Rhein-K. bei Kattwyk; Der Kaiſer-K. in Spanien, in China
ꝛc. d) (ſ. c) Geogr.: ein an beiden Seiten offner
Meeresarm, breiter als eine Meerenge (vgl. Straße):
Der K. vom achten, vom neunten, vom elften Grade, in der
Jnſelgruppe der Lakediven; Der K. von Briſtol ꝛc. Ohne
Zuſatz gw.: der Meeresarm zwiſchen England und
Frankreich. e) Schiff. (ſ. d): K. machen, von
Küſtenfahrern des mittelländiſchen Meers, ſich von der
Küſte ſo weit entfernen, daß man ſie außer Augen ver-
liert, wie es z. B. bei der Durchfahrt durch einen
Golf, zwiſchen zwei Inſeln ꝛc. geſchieht. 2) übertr.
(ſ. 1) der Weg, durch welchen Etwas vermittelt wird
ꝛc.: Man läſſt ſich über Berlin durch den K. des jungen B.
bei mir erkundigen ꝛc. L. 12, 379; Solches vorläufig
durch dieſen K. bekannt zu machen. 390; Haben Sie doch die
Güte mir durch Ihren K. ein eignes Exemplar kommen zu
laſſen. 423; Der Prinz von Oranien hatte durch eigene ge-
heime Kanäle Nachrichten aus Madrid. Sch. 804b ꝛc. 3)
Bauk.: die vertieften Züge an der Schnecke des ioni-
ſchen Kapitäls ꝛc. 4) am Gewehrſchaft die Höhlung,
worin der Lauf liegt ꝛc.
Anm. Aus lat. canalis, ahd. chanali, mhd. kanel,
kenel, Rinne, Goſſe (ſ. Kanne), z. B. dachkenel, Dach-
rinne und ſonoch: Einen Kandel ans Scheuerdach machen.
vHorn rhD. 2, 248; Am Spital zog er ihn durch den Kandel-
Unrath [die Goſſe, den Rinnſtein]. FrMüller F. 66 ꝛc.; Kan-
deln, Kenneln, wie aus einer Goſſe rinnen; Man nehme
des Waſſers vom Brunnen oder Kendel, näheſt der Quellen.
Ryff Sp. 156a; Gott als den Brunnen und Urſprung des
Guten und den Menſchen, durch den er uns als durch ein
Känel und Rohr das Gut zuflözt. Zwingli 2, 204 ꝛc. und
am Rhein: Der Fluß, das Eis iſt durchgekendelt, wenn
ſich in der Mitte des Eiſes eine Rinne durchgebrochen.
Zſſtzg. ſ. o., z. B.: Ábſatz- [2]: ein Weg zum
Abſatz von Waaren ꝛc. Temme SchM. 1, 11. Ab-
wäſſerungs- [1c]. Ábzugs- [1c], auch z. B.:
Wo nach Abfluß der Lava ihm ein freierer A. gebildet worden
iſt. Burmeiſter Gſch. 104 ꝛc. und übertr.: Die Kolonien
waren ein A. der Übervölkerung ꝛc. Bewäſſerungs-
[1c]. Brétter-, Dielen- [1c]: aus Brettern
zuſammengeſetzt, z. B. in Mühlen: Das Waſſer floß ..
durch den D. auf das Rad. vHorn Schmj. 61. Hāūpt-
[1c]. Lúft- [1b]: G. 29, 57 ꝛc. Nêben-,
Quêr-, Sēīten- ꝛc. [1c]: Zwar gehen Querkanäle
unter der Chauſſee in den Haupt-K. G. 23, 221 ꝛc. u. ä. m.