Kanal
* Kan~āl (lat.), m., –(e)s; -äle; -älchen; -:
1) Verbindungsweg für darin strömende Flüssigkeiten etc., theils natürlich, theils durch die Kunst bewirkt:
a) Röhren für Flüssigkeiten in organischen Körpern, im Körper der Thiere, in den Pflanzen etc. —
b) (s. a) Röhren zur Leitung der erwärmten Luft bei der Heizung, zur Leitung des Windes aus den Blasbälgen in die Windladen der Orgeln („Kancelle“) etc. —
c) ein für das Wasser gegrabner Weg, sei es, um dies von einem Ort wegzuleiten (Abzugs-, Entwässerungs-K.), oder es an einen best. Ort hinzuleiten (Wasserleitung, Mühlengraben etc., Bewässerungs-K.) oder endlich um die Verbindung für die Schiffahrt etc. zwischen zwei Gewässern herzustellen: Schiffbare, kahnbare Kanäle; K. zum Flößen des Holzes; Die Schleusen des K–s; Ich warf mich ins Labyrinth der Stadt [Venedig], welche, obgleich durchaus von Kanälen und Kanälchen durchschnitten, durch Brücken und Brückchen wieder zusammenhängt. 23, 75; Mag .. auf trüben Lustkanälen | die Gondelflagge wehn. 137; Der fürstlich Schwarzenberg’sche Schwemm-K. [zum Holzschwemmen oder Flößen]. Geogr. 3, 140; Der Rhein-K. bei Kattwyk; Der Kaiser-K. in Spanien, in China etc. —
d) (s. c) Geogr.: ein an beiden Seiten offner Meeresarm, breiter als eine Meerenge (vgl. Straße): Der K. vom achten, vom neunten, vom elften Grade, in der Jnselgruppe der Lakediven; Der K. von Bristol etc. Ohne Zusatz gw.: der Meeresarm zwischen England und Frankreich. —
e) Schiff. (s. d): K. machen, von Küstenfahrern des mittelländischen Meers, sich von der Küste so weit entfernen, daß man sie außer Augen verliert, wie es z. B. bei der Durchfahrt durch einen Golf, zwischen zwei Inseln etc. geschieht. — 2) übertr. (s. 1) der Weg, durch welchen Etwas vermittelt wird etc.: Man lässt sich über Berlin durch den K. des jungen B. bei mir erkundigen etc. 12, 379; Solches vorläufig durch diesen K. bekannt zu machen. 390; Haben Sie doch die Güte mir durch Ihren K. ein eignes Exemplar kommen zu lassen. 423; Der Prinz von Oranien hatte durch eigene geheime Kanäle Nachrichten aus Madrid. 804b etc. — 3) Bauk.: die vertieften Züge an der Schnecke des ionischen Kapitäls etc. — 4) am Gewehrschaft die Höhlung, worin der Lauf liegt etc.
Anm. Aus lat. canalis, ahd. chanali, mhd. kanel, kenel, Rinne, Gosse (s. Kanne), z. B. dachkenel, Dachrinne und sonoch: Einen Kandel ans Scheuerdach machen. rhD. 2, 248; Am Spital zog er ihn durch den Kandel- Unrath [die Gosse, den Rinnstein]. F. 66 etc.; Kandeln, Kenneln, wie aus einer Gosse rinnen; Man nehme des Wassers vom Brunnen oder Kendel, nähest der Quellen. Sp. 156a; Gott als den Brunnen und Ursprung des Guten und den Menschen, durch den er uns als durch ein Känel und Rohr das Gut zuflözt. 2, 204 etc. und am Rhein: Der Fluß, das Eis ist durchgekendelt, wenn sich in der Mitte des Eises eine Rinne durchgebrochen.
Zsstzg. s. o., z. B.: Ábsatz- [2]: ein Weg zum Absatz von Waaren etc. Temme SchM. 1, 11. — Abwässerungs- [1c]. — Ábzugs- [1c], auch z. B.: Wo nach Abfluß der Lava ihm ein freierer A. gebildet worden ist. Burmeister Gsch. 104 etc. und übertr.: Die Kolonien waren ein A. der Übervölkerung etc. — Bewässerungs- [1c]. — Brétter-, Dielen- [1c]: aus Brettern zusammengesetzt, z. B. in Mühlen: Das Wasser floß .. durch den D. auf das Rad. vHorn Schmj. 61. — Hāūpt- [1c]. — Lúft- [1b]: G. 29, 57 etc. — Nêben-, Quêr-, Sēīten- etc. [1c]: Zwar gehen Querkanäle unter der Chaussee in den Haupt-K. G. 23, 221 etc. u. ä. m.
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