Faksimile 0844 | Seite 836
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Je je
II. (veralt. Je, ſ. Anm.), adv. und conj.:
1) Von je(her), von Ewigkeit (ſ. d.) her; von uralter,
undenklicher Zeit her; ſeit lange, zuw. (ſ. 2): Von
je und je. B. 9a; 31a; 485a ꝛc. 2) Je und je, allezeit,
zu allen Zeiten, immer, z. B. Jer. 31, 3; 2. Moſ. 4,
10 ꝛc.; Claudius 6, 95; Freiligrath 2, 151; Sch. 198b;
Schlegel Span. 2, 67 ꝛc. (ſ. 1 und 5). Seltner: Daß
er je und allezeit feierlich ausſehen werde, wo ein ver-
nünftiger Menſch lacht. W. 13, 178 und veralt. bloßes
„je“, z. B.: Das war je und iſt noch eine ſeltſame, ja
ärgerliche Predigt. Luther 6, 130 ꝛc., woraus ſich die Bed.
11 erklärt; ferner: Ich hab’ allje nach dir | gebrannt.
Rückert Erb. 2, 86. 3) in fragenden, verneinenden,
bedingenden und Relativſätzen, auch bei „als“ nach
Komparat. = zu irgend einer Zeit, jemals, die Be-
ſchränkung des Stattfindens hervorhebend, vgl. 11b
und c und Fälle, wo dieſe Beſchränkung pleonaſtiſch
doppelt hervorgehoben wird, z. B.: Rafael .. iſt eine
Qnelle von .. Schönheit, wie je wenig Sterbliche. Heinſe A.
2, 21, gewöhnl.: wie nur ꝛc. oder: wie je ein Sterb-
licher ꝛc. 4) diſtributiv in der Zeit ꝛc. = jedesmal:
Daß Leſſing ſich je zu dieſer Zeit [bei jedem Brief zu der
angegebnen Zeit] gerade mit eben dieſen Gegenſtänden be-
ſchäftigt hat. Danzel 252; Das je Geltende zu übertreiben.
Droyſen Y. 1, 297; Immer ’was Großes iſt drauf geſche-
hen, | wenn je [jedesmal wenn] das graue Röcklein .. er-
ſchien. Sch. 323a; Wo je bei altem guten Wein der Wür-
temberger zecht,| da ſoll ſein erſter Trinkſpruch ſein ꝛc. Uhland
114, ſ. 11b. 5) (ſ. 4) Je und je (verſch. 2), zu ein
und der andern Zeit, von Zeit zu Zeit, zuweilen, z.B.
W. 20, 75, vgl.: Je zuweilen. Reithard 333 ꝛc.
6) (ſ. 4) diſtributiv bei Zahlen (ſ. immer 1f) und
zwar: a) bei Hauptzahlen: Er gab den acht Knaben je
zwei Groſchen; Je zwei und zwei ꝛc., ſeltner: Zwei je zwei.
Schlegel Sh. 6, 121. b) bei Ordnungszahlen: Je der
zehnte Bürger. Sch. 529a; Je im ſiebenten Jahr. W. 11,
51 ꝛc. 7) diſtributiv bei „nach“ (ſ. d. †) zur Bez.
von Maß und Verhältnis: Je nach ſeinem Fleiß verdient
er die Woche 8—12 Thaler ꝛc., ſo auch: Je nachdem (ſ.
d.), ſeltner: Wie Manches iſt darin zu ſchelten und zu
loben, | je nach man es beſchaut von unten oder oben.
Rückert W. 3, 230. 8) (ſ. 7) in einem Nebenſatz bei
einem Kompar., zu bez., daß in demſelben Maß, wie
das darin Ausgeſagte, auch das im Hauptſatz Ausge-
ſagte ſteigt und zunimmt. Dem „je“ des Nebenſatzes,
zu dem zuw. noch ein „daß“ tritt und das von ſeinem
Kompar. zuw. doch nicht ohne Härte durch den
dazwiſchen tretenden unbeſt. Artikel getrennt wird, ent-
ſpricht im Hauptſatz ein zweites „je“ (nam. bei Altern
auch mit der Stellung des Zeitw. wie im Nebenſatz,
vgl. Herrig 18, 120) oder: (um) deſto (ſ. d. 4); um ſo,
ſeltner bloßes: ſo und veralt.: alſo; ferner: immer, das
aber auch wegbleiben kann, z. B.: Je gelehrter, je ver-
kehrter; Je toller gebraut, je beſſer das Bier; Je ärger der
Strick, je größer das Glück; Je mehr ſie ihn beſah, je mehr
ſie Reize fand. W. 12, 215, jetzt gewöhnlicher: je oder
deſto mehr Reize fand ſie, vgl. Hoſ. 4, 7; Luther 8, 26a;
Schaidenreißer 50a ꝛc. mit am Ende ſtehndem Zeitw. im
Hauptſatz, dagegen: Je näher ich hinzukam, je mehr em-
pfand ich ꝛc. 53b, wie: Je mehr man vorwärts geht, | je
früher kommt man ꝛc. G. 4, 45; Je länger er ſcharrte, je
weniger fand er. 5, 182 u. v.; Je mehr du dich ärgerſt,
(um) deſto oder um ſo mehr freun ſich deine Feinde; Weil,
je mehr du dich ärgerſt, deine Feinde ſich deſto mehr freun ꝛc.,
ungewöhnl.: Daß, je höher ſie ſtehen, je mehr nähert ſich
ihre Geſtalt der Kugelform. Börne 5, 14, wo der Regel
nach „nähert“ den Schluß bilden müßte. Je
näher ſie kamen, ſo [gewöhnl.: um ſo] banger ſchien die
Kurfürſtin zu werden. Alexis H. 2, 3, 132; 2, 1, 145; Je
hellre Luft, je ſtillre Meere, | ſo ſichrer litt’ ich Schiffbruch
hie. Grün Gd. 197; Tieck A. 1, 199; Je mehr ich rufen und
bitten werde, mich aufzulöſen, alſo viel härter ſollt ihr die
Band’ anziehen. Schaidenreißer 51b. Mein Intereſſe wird,
je länger ich mich damit beſchäftige, immer reger; Je höher
du wirſt aufwärts gehn, | dein Blick wird immer allgemei-
ner. Rückert ꝛc. Dein Blick wird mehrumfaſſend, je höher
du ſteigſt; Doch lacht die Welt nur mehr, je mehr die Dunſe
ſchrein. W. 12, 160; Sein ſtolzer Hunger wächſt, je mehr
daß du ihm giebſt. G. 7, 15 ꝛc. Daß eine That um
deſto mehr intereſſiere, je einer größern, richtigern Abſicht ge-
mäß ſie erfolgt. Engel 1, 201 ſtatt: einer je größern ꝛc.,
oder: je größer und richtiger die Abſicht iſt, der gemäß ſie
erfolgt; Das Genie iſt deſto größer, je in einer größern Kunſt
es glücklich iſt. Mendelsſohn 4, 1, . . . ꝛc. Mundartl.,
veralt. ſtatt „je“ im Nebenſatz „wie“, z. B.: Wie
mehr ſie davon nutzen, je mehr werden ſie aufgeblaſen. Fiſchart
B. 270a; Es wird .. ja ſo viel mehr verzehrt, wie viel
länger wir .. warten. Schaidenreißer 7a; Wie kleiner der
Menſch .. wird, deſto größer denkt er von ſich. Zimmermann
Nat. 34; 33 ꝛc. Zuw. auch ſt. „je .. je“: Hatte
immer um ſo mehr Urtheil, um ſo weniger ich las. Tieck
N. 3, 416. 9) (ſ. 8) Jelängerjelieber, m., n.,
–s, uv.; uv.: Name von Pflanzen, zumal = Geiß-
blatt: Den Geruch des J. G. Stein 1, 323; Die ſchweben-
den Ranken des J–s. Lewald W. 3, 167; Roſen und J. G.
14, 109; Kinkel E. 388 ꝛc., auch Solanum dulcamara;
Myosotes scorpioides palustris; Teucrum chamae-
pitys und: Blumen, welche ſie dort J., an andern Orten
Jeſublümlein [Viola tricolor] nennen. Immermann M. 3,
36. Ahnl.: Jelängerjefreundlicher, in einigen Gegen-
den = Lychnis dioica. 10) (ſ. 8) Sein Verſtand
belehrte ihn je mehr und mehr, daß ꝛc. [= immer mehr].
Forſter B. 1, 118; Warum ſchärft ſich euer Blick auf mich |
je mehr und mehr? L. Nath. 2, 7; Die Gewalt der Inqui-
ſitoren je mehr und mehr auszudehnen. Sch. 791a ꝛc., vgl.
pleonaſt. „je“: Immer je ärger werden. Luther 5, 531a ꝛc.
11) (ſ. 2) veralt., mundartl. ſt. des heute gewöhnl.
„ja“’: a) = ja 1i: So ich aber durch Gottes Finger die
Teufel austreibe, ſo kömmt je das Reich Gottes zu euch. Luk.
11, 20 = ſo iſt ja das Reich Gottes zu euch gekommen.
Eß; Pred. 4, 9; 16; Das iſt je eine wunderliche Auslegung.
Luther 5, 535b; 7a; 530b; 531a; Zwingli 2, 1, 3;
205 ꝛc. Vgl.: Als nun Magnentius Dasſelbig ſach und
markt [merkte], daß es je geſtritten müſſt ſein. Stumpf 184a
= jedenfalls, doch, unvermeidlich ꝛc. und: Deß Wille
geſchehe auch in uns mit Freuden oder je [doch, wenigſtens]
mit Geduld. Luther 6, 275a ꝛc. b) = ja 11: So aber
je eur .. Meinung iſt, mich zu verderben, muß ich Sollich
gedulden. Schaidenreißer 4b; 6b ꝛc., vgl. oben 3 und 4
und z. B.: Hatte er je einmal kein Geld, ſo borgte ſie.
Hebel 3, 81; Und je einmal wenn er ſich zu viel Freiheit
herausnahm, war der Herr billig und dachte. 320 = jedes-
mal. c) = ja 1m: Hat man mit Fleiß den Oſtertag
verruckt, daß unſer Oſtertag mit der Jüden Oſtertag je nicht
ſollt übereintreffen. Luther 6, 417b = nie, zu keiner Zeit,
vgl. 3 ꝛc. und bejahend (ſ. 2): Daß er je fleißig bete.
5, 268. d) = ja 1g: Streitende Familienabſichten, je
zuweilen einerlei Wünſche, die .. doch nur für Einen können
erfüllt werden, trennen manchmal .. Freundſchaftsverbindun-
gen. Stilling 4, 235, doch vgl. 4 und z. B.: Darum muß
es je ein unausſprechliche Gnade, ja eitel Feuer und Brunſt
der Liebe ſein. Luther 6, 355b U. V.
Anm. Goth. aiv (doch nur in verneinten Sätzen ſ. 3),
ahd. ëo, io, mhd. ie und ſo (vgl. Ggſtz. nic) noch lange fort-
dauernd, obgleich neuere Drucke unſrer Klaſſiker die veraltete
Form tilgen, vgl. nam. W. 20, 75, wo im Reim (zu „Har-
monie“ und „ſie“ und gegen die Anm. S. 351) gedruckt iſt:
Wenn kaum ſich je und je [ſt. ie und ie] | ein Blatt bewegt,
vgl. G. 34, 213 in „Ermin und Elmire in der früheſten
Geſtalt“: Hat man jemals eine ſchönere Haushaltung ge-
ſehen ꝛc., während doch in Jacobi’s Jr. 2. 164: „ie mals“
gedruckt iſt, wie freilich auch ia, iung ꝛc. u. ä. m. Ähnliches
gilt für die Ausſpr. von Jemand, Jeder, Jeglich ꝛc., vgl.
auch: Jetzt und Spate 2, 14 und 41. Über die Abſtam-
mung ſ. Ehe und Ewig und vgl. z. B.: Welches mir jemehr
[daraus „immer“] annehmlicher und beſſer gefiel und ent-
brannte in der Liebe ehe länger härter. Schweinichen 2, 11;
Ehe größer die Gnade Einer beim Herrn hat, ehe größer
die Fuchsſchwänzer über denſelbigen ſein. 156; Wird ehe län-
ger ehe ſchwächer. 159; 160 u. o.
Zſſtg.: Áll- [2].