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Je je
II.
(veralt. Je, s. Anm.), adv. und conj.:
1) Von je(her), von Ewigkeit (s. d.) her; von uralter, undenklicher Zeit her; seit lange, zuw. (s. 2): Von je und je. B. 9a; 31a; 485a etc.
2) Je und je, allezeit, zu allen Zeiten, immer, z. B. Jer. 31, 3; 2. Mos. 4, 10 etc.; Claudius 6, 95; Freiligrath 2, 151; Sch. 198b; Schlegel Span. 2, 67 etc. (s. 1 und 5). Seltner: Daß er je und allezeit feierlich aussehen werde, wo ein vernünftiger Mensch lacht. W. 13, 178 und veralt. bloßes „je“, z. B.: Das war je und ist noch eine seltsame, ja ärgerliche Predigt. Luther 6, 130 etc., woraus sich die Bed. 11 erklärt; ferner: Ich hab’ allje nach dir | gebrannt. Rückert Erb. 2, 86.
3) in fragenden, verneinenden, bedingenden und Relativsätzen, auch bei „als“ nach Komparat. = zu irgend einer Zeit, jemals, die Beschränkung des Stattfindens hervorhebend, vgl. 11b und c und Fälle, wo diese Beschränkung pleonastisch doppelt hervorgehoben wird, z. B.: Rafael .. ist eine Qnelle von .. Schönheit, wie je wenig Sterbliche. Heinse A. 2, 21, gewöhnl.: wie nur etc. oder: wie je ein Sterblicher etc.
4) distributiv in der Zeit etc. = jedesmal: Daß Lessing sich je zu dieser Zeit [bei jedem Brief zu der angegebnen Zeit] gerade mit eben diesen Gegenständen beschäftigt hat. Danzel 252; Das je Geltende zu übertreiben. Droysen Y. 1, 297; Immer ’was Großes ist drauf geschehen, | wenn je [jedesmal wenn] das graue Röcklein .. erschien. Sch. 323a; Wo je bei altem guten Wein der Würtemberger zecht,| da soll sein erster Trinkspruch sein etc. Uhland 114, s. 11b.
5) (s. 4) Je und je (versch. 2), zu ein und der andern Zeit, von Zeit zu Zeit, zuweilen, z.B. W. 20, 75, vgl.: Je zuweilen. Reithard 333 etc.
6) (s. 4) distributiv bei Zahlen (s. immer 1f) und zwar:
a) bei Hauptzahlen: Er gab den acht Knaben je zwei Groschen; Je zwei und zwei etc., seltner: Zwei je zwei. Schlegel Sh. 6, 121.
b) bei Ordnungszahlen: Je der zehnte Bürger. Sch. 529a; Je im siebenten Jahr. W. 11, 51 etc.
7) distributiv bei „nach“ (s. d. †) zur Bez. von Maß und Verhältnis: Je nach seinem Fleiß verdient er die Woche 8—12 Thaler etc., so auch: Je nachdem (s. d.), seltner: Wie Manches ist darin zu schelten und zu loben, | je nach man es beschaut von unten oder oben. Rückert W. 3, 230.
8) (s. 7) in einem Nebensatz bei einem Kompar., zu bez., daß in demselben Maß, wie das darin Ausgesagte, auch das im Hauptsatz Ausgesagte steigt und zunimmt. Dem „je“ des Nebensatzes, zu dem zuw. noch ein „daß“ tritt und das von seinem Kompar. zuw. doch nicht ohne Härte durch den dazwischen tretenden unbest. Artikel getrennt wird, entspricht im Hauptsatz ein zweites „je“ (nam. bei Altern auch mit der Stellung des Zeitw. wie im Nebensatz, vgl. Herrig 18, 120) oder: (um) desto (s. d. 4); um so, seltner bloßes: so und veralt.: also; ferner: immer, das aber auch wegbleiben kann, z. B.: Je gelehrter, je verkehrter; Je toller gebraut, je besser das Bier; Je ärger der Strick, je größer das Glück; Je mehr sie ihn besah, je mehr sie Reize fand. W. 12, 215, jetzt gewöhnlicher: je oder desto mehr Reize fand sie, vgl. Hos. 4, 7; Luther 8, 26a; Schaidenreißer 50a etc. mit am Ende stehndem Zeitw. im Hauptsatz, dagegen: Je näher ich hinzukam, je mehr empfand ich etc. 53b, wie: Je mehr man vorwärts geht, | je früher kommt man etc. G. 4, 45; Je länger er scharrte, je weniger fand er. 5, 182 u. v.; Je mehr du dich ärgerst, (um) desto oder um so mehr freun sich deine Feinde; Weil, je mehr du dich ärgerst, deine Feinde sich desto mehr freun etc., ungewöhnl.: Daß, je höher sie stehen, je mehr nähert sich ihre Gestalt der Kugelform. Börne 5, 14, wo der Regel nach „nähert“ den Schluß bilden müßte. Je näher sie kamen, so [gewöhnl.: um so] banger schien die Kurfürstin zu werden. Alexis H. 2, 3, 132; 2, 1, 145; Je hellre Luft, je stillre Meere, | so sichrer litt’ ich Schiffbruch hie. Grün Gd. 197; Tieck A. 1, 199; Je mehr ich rufen und bitten werde, mich aufzulösen, also viel härter sollt ihr die Band’ anziehen. Schaidenreißer 51b. Mein Interesse wird, je länger ich mich damit beschäftige, immer reger; Je höher du wirst aufwärts gehn, | dein Blick wird immer allgemeiner. Rückert etc. Dein Blick wird mehrumfassend, je höher du steigst; Doch lacht die Welt nur mehr, je mehr die Dunse schrein. W. 12, 160; Sein stolzer Hunger wächst, je mehr daß du ihm giebst. G. 7, 15 etc. Daß eine That um desto mehr interessiere, je einer größern, richtigern Absicht gemäß sie erfolgt. Engel 1, 201 statt: einer je größern etc., oder: je größer und richtiger die Absicht ist, der gemäß sie erfolgt; Das Genie ist desto größer, je in einer größern Kunst es glücklich ist. Mendelssohn 4, 1, . . . etc. Mundartl., veralt. statt „je“ im Nebensatz „wie“, z. B.: Wie mehr sie davon nutzen, je mehr werden sie aufgeblasen. Fischart B. 270a; Es wird .. ja so viel mehr verzehrt, wie viel länger wir .. warten. Schaidenreißer 7a; Wie kleiner der Mensch .. wird, desto größer denkt er von sich. Zimmermann Nat. 34; 33 etc. Zuw. auch st. „je .. je“: Hatte immer um so mehr Urtheil, um so weniger ich las. Tieck N. 3, 416.
9) (s. 8) Jelängerjelieber, m., n., –s, uv.; uv.: Name von Pflanzen, zumal = Geißblatt: Den Geruch des J. G. Stein 1, 323; Die schwebenden Ranken des J–s. Lewald W. 3, 167; Rosen und J. G. 14, 109; Kinkel E. 388 etc., auch Solanum dulcamara; Myosotes scorpioides palustris; Teucrum chamaepitys und: Blumen, welche sie dort J., an andern Orten Jesublümlein [Viola tricolor] nennen. Immermann M. 3, 36. Ahnl.: Jelängerjefreundlicher, in einigen Gegenden = Lychnis dioica. 10) (s. 8) Sein Verstand belehrte ihn je mehr und mehr, daß etc. [= immer mehr]. Forster B. 1, 118; Warum schärft sich euer Blick auf mich | je mehr und mehr? L. Nath. 2, 7; Die Gewalt der Inquisitoren je mehr und mehr auszudehnen. Sch. 791a etc., vgl. pleonast. „je“: Immer je ärger werden. Luther 5, 531a etc. 11) (s. 2) veralt., mundartl. st. des heute gewöhnl. „ja“’:
a) = ja 1i: So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kömmt je das Reich Gottes zu euch. Luk. 11, 20 = so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Eß; Pred. 4, 9; 16; Das ist je eine wunderliche Auslegung. Luther 5, 535b; 7a; 530b; 531a; Zwingli 2, 1, 3; 205 etc. Vgl.: Als nun Magnentius Dasselbig sach und markt [merkte], daß es je gestritten müsst sein. Stumpf 184a = jedenfalls, doch, unvermeidlich etc. und: Deß Wille geschehe auch in uns mit Freuden oder je [doch, wenigstens] mit Geduld. Luther 6, 275a etc.
b) = ja 11: So aber je eur .. Meinung ist, mich zu verderben, muß ich Sollich gedulden. Schaidenreißer 4b; 6b etc., vgl. oben 3 und 4 und z. B.: Hatte er je einmal kein Geld, so borgte sie. Hebel 3, 81; Und je einmal wenn er sich zu viel Freiheit herausnahm, war der Herr billig und dachte. 320 = jedesmal.
c) = ja 1m: Hat man mit Fleiß den Ostertag verruckt, daß unser Ostertag mit der Jüden Ostertag je nicht sollt übereintreffen. Luther 6, 417b = nie, zu keiner Zeit, vgl. 3 etc. und bejahend (s. 2): Daß er je fleißig bete. 5, 268.
d) = ja 1g: Streitende Familienabsichten, je zuweilen einerlei Wünsche, die .. doch nur für Einen können erfüllt werden, trennen manchmal .. Freundschaftsverbindungen. Stilling 4, 235, doch vgl. 4 und z. B.: Darum muß es je ein unaussprechliche Gnade, ja eitel Feuer und Brunst der Liebe sein. Luther 6, 355b U. V.
Anm. Goth. aiv (doch nur in verneinten Sätzen s. 3), ahd. ëo, io, mhd. ie und so (vgl. Ggstz. nic) noch lange fortdauernd, obgleich neuere Drucke unsrer Klassiker die veraltete Form tilgen, vgl. nam. W. 20, 75, wo im Reim (zu „Harmonie“ und „sie“ und gegen die Anm. S. 351) gedruckt ist: Wenn kaum sich je und je [st. ie und ie] | ein Blatt bewegt, vgl. G. 34, 213 in „Ermin und Elmire in der frühesten Gestalt“: Hat man jemals eine schönere Haushaltung gesehen etc., während doch in Jacobi’s Jr. 2. 164: „ie mals“ gedruckt ist, wie freilich auch ia, iung etc. u. ä. m. Ähnliches gilt für die Ausspr. von Jemand, Jeder, Jeglich etc., vgl. auch: Jetzt und Spate 2, 14 und 41. Über die Abstammung s. Ehe und Ewig und vgl. z. B.: Welches mir jemehr [daraus „immer“] annehmlicher und besser gefiel und entbrannte in der Liebe ehe länger härter. Schweinichen 2, 11; Ehe größer die Gnade Einer beim Herrn hat, ehe größer die Fuchsschwänzer über denselbigen sein. 156; Wird ehe länger ehe schwächer. 159; 160 u. o.
Zsstg.: Áll- [2].