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führen
Führen, tr.: faktitiv von fahren (ſ. d.), durch un-
mittelbare Einwirkung Etwas in beſtimmter Richtung
ſich bewegen machen, woraus abgezogne Bedeutun-
gen ſich entwickeln. Zunächſt (1—5) mit perſönl.
Subj.: 1) das Obj. iſt ein belebtes Weſen, das aber
dem Subj. willig oder doch ohne Widerſtand folgt: Ein
Kind an der Hand, am Gängelband, Pferde am Zaum, Hunde
am Strick, Perſonen am Schnürchen (Spindler Stadt 1, 29
= wie Marionetten) f.; Der Blinde muß ſich f. laſſen;
Eine Dame f., ſie geleitend; Der Leithammel führt die
Herde, an der Spitze gehnd; Die Truppen, den Zug (ſ. 3a),
Vortrab, die Tänzer f., und mit ausgelaßnem Objekt:
Beim Wettrennen führte der Hengſt Ali [den Zug der Renn-
pferde]; Alſo ſprach er und führt’, ihm folgten zugleich die
Phäaken. V. Od. 8, 104; Was frommt’s, daß ich dich vor-
wärts führe, | wenn du nachher zurück die Schritte lenkſt?
(ſ. d.); Dem Schickſal folge du; ſtreb nicht, ihm zu ent-
fliehn! | Laß lieber f. dich, als wider Willen ziehn (ſ. d.);
[Ging] ohne Trutz, unwillig ohne Widerſtreben, geführt, aber
nicht geſchleppt (ſ. d.). G. 18, 277; Enthuſiasmus, der
ſich nach Gelegenheit zu irgend einem .. Guten aus eignem
Triebe hinbewegt, ſich aber auch öfters leiten (ſ. d.),
f. und verführen läſſt. 22, 282; Stell uns die Jungfrau an
des Heeres Spitze! | Wir folgen blind, wohin die Göttliche |
uns führt. Ihr Seherauge ſoll uns leiten (ſ. d. und 3a).
Sch. 459b ꝛc.; Dem gottgeführten Menſchen. G. 25,
152. a) mit abhängigen Präpoſ. zur Bezeichnung
einer Ortsverändrung, Richtung, des Ziels ꝛc.: Moſes
führte die Juden aus Ägypten, aus der Sklaverei, durchs
rothe Meer, in die Wüſte, nach dem gelobten Lande; Wand-
rer über, durch das Gebirg f.; Einen an den Rand des Ab-
grunds, ins Verderben f.; Verirrte wieder auf den rechten
Weg f. (ſ. b); Einen Fremden ins Wirthshaus, in unſer
Häus, in unſre Familie f.; Den Geſandten zur Audienz f.;
Soldaten zum Kampfe, in den Tod, Vieh zur Schlachtbank,
auf die Weide, zur Tränke f. Einen weiter vorwärts in
die Geheimniſſe f. [eindringen laſſen]. G. 10, 4; Einen in
Verſuchung f. [gerathen laſſen] ꝛc.; (Sprchw.): Einen
aufs Eis, Glatteis, hinters Licht, um die Fichte f., ſ. die
Hw. und vgl. an-f.; Einem, ſich Etwas zu Gemüth (ſ. d.)
f. ꝛc. b) vgl. a: Einen auf dem rechten Wege f., ſo daß
er darauf bleibt (auf den rechten Weg, ſo daß er erſt durch
die Führung hinkommt). Pſ. 23, 3 ꝛc.; dafür auch:
Einen den rechten Weg f.; Ich weiß, wer mich ihn führt.
Göckingk 2, 50 ꝛc.; Ich will dich des Weges (ſ. d.) f. Jeſ.
37, 29. 2) veralt., mundartl.: Perſonen f., auf
Fuhrwerken, Fahrzeugen oder Reitthieren von einem
Drt zum andern ſchaffen, ſ. 3c und e. 3) mitſachl.
Obj.: a) ſ. 1: Die Tänzer, den Tanz, Reigen, Reihn
f., an der Spitze ſtehnd, ihn eröffnen; Die Verſchwornen,
die Verſchwörung f., als der Hauptverſchworne ꝛc.,
nicht immer gleichbedeutend mit leiten, das keine un-
mittelbare Betheiligung vorausſetzt: Der Tanzmeiſter
leitete den von dem jungen Paar geführten Tanz; Die in
der Kammer von dem Grafen geführte Oppoſition wurde von
den Jeſuiten geleitet ꝛc. b) einem zu lenkenden
Ggſtd. eine beſtimmte, die richtige Bewegung geben:
Dem Kind beim Schreiben die Hand f.; Selbſt führe [lenke]
du, Äneas, dein Geſpann. B. 161a; Geſchickt iſt die Hand
ſchon lange, den Zügel zu f. G. 5, 65; Der Lootſe führt das
Schiff durch die Klippen; Was eine kleine Anzahl wohlgeführ-
ter (vgl. Schiffsführer) Schiffe gegen eine unlenkſame
große Seemacht vermag. JvMüller 1, 137. So auch
z. B. von Gott: Wolken über die Erde f. 1. Moſ. 9, 14;
Das Waſſer des Schilfsmeers über die Ägypter f. 5, 11, 4;
Die Sündfluth über die Welt f. 2. Petr. 2, 5; Unglück über
ein Haus, über Perſonen f. 1. Kön. 14, 10; Neh. 13, 18 ꝛc.
c) ſich fortbewegend Etwas mit ſich bringen, mit
ſich befördern, nam. inſofern es zum Gebrauch dient:
F. Sie ſteuerpflichtige Sachen? fragt der Zollaufſeher; Sein
Handwerkszeug bei ſich f.; Verbotne Waffen bei ſich f.; Geld
bei ſich f.; Du führeſt mit dir Perſer, Mohren und Libyer,
die alle Schild und Helm f. Heſ. 38, 5; übertr.: Das Be-
wuſſtſein iſt keine hinlängliche Waffe, ja manchmal eine ge-
fährliche für den, der ſie führt. G. 15, 11 ꝛc. Zuw. mit
ausgelaßnem Obj.: Die Bienen f. [Honig] = ſammeln,
tragen ein. Ofter, indem der Begriff der Bewegung
zurücktritt, an ſich haben: Die Bienen f. einen Stachel,
die Schlangen Gift mit ſich ꝛc., vgl. 5: Reden f. ꝛc.;
6b ꝛc. d) daher, zunächſt von den mit Waaren um-
herziehenden Kaufleuten: Waaren f., ſie zum Verkauf
haben, dann auch im ſtehnden, unbeweglichen Lager.
S. Buchführer. e) Perſonen oder Sachen auf Fuhr-
werken, Fahrzeugen, Laſt- und Reitthieren an einen
Ort befördern, nach heutigem hochd. Gebrauch (ſ. 1
und 3c) nur, wo entweder die Jdee des Leitens hervor-
tritt: Eſh. 6, 9; So laß ich dich f. zu Eſel durchs Land.
B. 66b; Da er .. ihn glücklich in den Hafen führt. W. 11,
182; Der Fährmann führte uns über den Fluß (ſ. über-f.
I. 1) ꝛc., oder wo es ſich um den Transport größrer
Waarenvorräthe handelt, wobei das Befördrungsmittel
in den Hintergrund tritt: Aus Spanien wird Wolle nach
England, aus England Tuch nach Spanien geführt, ſ. aus-,
ein-f., Ausfuhr; Die Holzbauern f. Holz, die Kohlenbauern
Kohlen auf ihren Wagen nach der Stadt, ſ. Kohlen-, Müh-
len-, Salz-Führer. Veralt., mundartl. allgemein,
ſ. 1. Moſ. 44, 1; 46, 5; 2, 4, 20; 2. Sam. 6, 3; Jeſ.
30, 6; Hab’ ich Euch nicht ſchlecht genug geführt? [langſam
gefahren]. Hebel 3, 102; Gotthelf G. 162; 302; 317 ꝛc.;
Schm. 1, 504, und ſ. fahren 4 und Anm. f) an b
ſchließt ſich f. = gehörig bewegen, handhaben: Jeg-
licher führt das Schnupftuch, wiſcht ſich den Schweiß ab. G.
5, 5, namentl. in Bezug auf kunſtgemäße Handhabung
eines Werkzeugs: Der Fechter weiß den Degen, die Klinge,
der Geiger den Bogen, der Maler den Pinſel, der
Schreiber, der Schriftſteller die Feder zu f. ꝛc. g) an c
ſchließt ſich: f. = Etwas, was Einem Andere oder
man ſich ſelbſt beigelegt hat, anwenden, ſich Deſſen be-
dienen, zunächſt: Ein Schild (ſ. c), ein Wappen im
Schilde f. G. 12, 185; Der Hauptmann führt im Schilde |
ein Röslein. Uhland 412; Der Hauptmann führt drei Beile.
413; auch übertr., ſ. u.; Einen Titel, Namen f.; Er führt
einen falſchen Namen; Der Titel wurde ihm vom Fürſten
verliehn, aber er führte ihn nicht; Sickingen führte dieſen
Spruch zu ſeinem Beiwort. Weidner 46; auch: Etwas im
Munde f., Viel davon reden; Etwas im Sinn f., wie das
übertr.: im Schilde f., von einem Vorhaben, z. B.: Die
Gottes Namen immer im Munde f., f. ihn ſelten im Herzen;
Gott, deſſen Namen .. ihr unnützlich führtet. Gutzkow R. 6,
427; Man that grade das Gegentheil von Dem, was man
in Mund und Wappen führte. G. 39, 232; Was führſt du
im Schilde? [Was haſt du vor?]. Sch. 710a; Hebel 3,
166 ꝛc. 4) das Obj. iſt ein noch nicht Fertiges,
Vorhandnes, ſondern erſt durch das Führen Entſtehen-
des oder ein Angefangnes, durch das Führen ſeinen
Fortgang in beſtimmter Richtung oder Weiſe Nehmen-
des: Etwas weiter, fort, das Angefangne zu Ende f., ſ.
aus-, durch-f. ꝛc.; Einen Streich mit dem Schwert f.
(ſ. 3f); Einen Graben f., ziehn, ihn in beſtimmter Rich-
tung fertigen; Laufgräben, Minen bis an eine gewiſſe Stelle
f.; Einen Zaun, Wall, eine Mauer um Etwas f.; Hoch und
höher die Mauern f. G. 6, 399 ꝛc. (ſ. 5). 5) in vielen
Redensarten und Verbindungen, oft als Umſchreibung,
hauptſächlich zu 4 gehörig: machen, daß Etwas ſeinen
gehörigen Fortgang hat; Etwas in Ordnung halten
oder bringen, Etwas verwalten, an der Spitze ſte-
hend (ſ. 1), z. B. (alphab. nach dem Obj.): Ihr führt
[verwaltet] euer Amt nicht fein. Weish. 6, 5. Die Auf-
ſicht über Etwas f., haben. Den Befehl, das Kommando,
das Regiment, die Regierung, die Herrſchaft über Etwas f.
Einen Beweis f., Etwas beweiſen. Die Bücher,
Rechnungs-, Handlungsbücher f., in Ordnung halten, Ein-
nahmen u. Ausgaben einſchreibend, ſo auch: Ein Kauf-
mann muß gehörig Buch f. Eine glückliche Ehe f., vgl.
Leben f. Der Kommis führt für den abweſenden Prin-
zipal das Geſchäft. Einen Handel mit Etwas f. [gew.:
treiben]. Keller gH. 2, 153, ſ. 3d. Die Herrſchaft f.,
ſ. Befehl f. Die Kaſſe f., verwalten. Über Etwas
Klage f., ſich beklagen. Kommando f, ſ. Befehl f.
Krieg f. mit einem Staat, ihn bekriegen. Ein
frommes, ein gottloſes Leben f., fromm ꝛc. leben; Des
Lebens ernſtes F. G. 3, 146. Einen Prozeß f. mit
Einem, prozeſſieren; für Einen, als Anwalt. Die Rech-
nung f., ſ. Buch, Kaſſef. Verfängliche Reden f. (ſ. 3c):
Verfängliches reden. Das Regiment, die Regierung f.,
ſ. Befehlf. Führe meine Sache wider das unheilige Volk.
Pſ. 43, 1, vgl. Prozeß f. Eine unverſchämte Sprache f.,
ſ. Reden f. Einen Streit, gelehrten Rechts-Streit mit
Einem f., ſ. Prozeß, Krieg f. Den Takt f., ſchlagen,
angeben, ſ. 3b. Unter den Ton f–den [angebenden]
Männern. Gervinus Einl. 178. Der Richter führt die
Unterſuchung. Führet einen guten Wandel. 1. Petr. 2,
12; 1, 17, ſ. Leben f. Ein gottloſes Weſen f. (ſ. 3c
und Leben f.). Pſ. 141, 4. Die Wirthſchaft f., ver-
walten. Das Wort f., reden, ſ. Reden f.: Dich lehr-
ten die Götter, | hoch zu f. das Wort und ſo entſchloſſen zu
reden. V. Od. 1, 376; Hochauffahrend zu ſein und dreiſthin
Reden zu f. Wiedaſch ebd.; Er führt immer das große Wort
(im Munde), ſ. 3g, nam. auch: für Andre, in ihrem Na-
men, zu ihren Gunſten reden u. ä. m., Manches
veralt., z. B.: Sie f. ein unverſchämtes Praſſen und We-
ſen. Schaidenreißer 3a ꝛc. (ſ. ver-f. 1). Zuw. auch mit
dem unbeſtimmten Obj.: es, z. B.: An den Menſchen
zu ſpüren, | ob ſie es auch redlich mit ihm f. [meinen, vgl.
die Sache f.]. LSchefer, d. Gaſt. 6) übertr. (ſ. 1—5)
mit unperſönl. Subj., wobei im Allgemeinen das
Paſſiv unüblich iſt, wenn nicht das Subj. als ein eini-
germaßen perſonificiertes erſcheint: a) ſ. 3b: Der Wind
führte [jagte] den Staub in die Höhe, uns in die Augen; Der
Papierdrachen wurde vom Wind in die Höhe geführt ꝛc.
b) ſ. 3c, von bewegten Dingen = Etwas in ſich ent-
halten: Der Fluß führt Krebſe, Forellen, Goldſand in ſich,
mit ſich; Das Schiff führte 20 Kanonen am Bord; Die Schiffe
Hirams, die Gold aus Ophir führten (ſ. 3e). 1. Kön. 10,
11 ꝛc. Auch übertr., wobei der Begriff der Bewe-
gung zurücktritt: Etwas führt ſchlimme Folgen mit ſich,
zieht ſie nach ſich, bringt ſie mit ſich, hat ſie als Wir-
kung im Gefolge: Daß der Übergang . . eine Epoche des
Verfalls der gründlichen Gelehrſamkeit bei ſich führe. Fichte
N. 13 ꝛc. c) ſ. 1: Ein Weg ꝛc. führt wohin, läſſt den
darauf Fortſchreitenden dahin gelangen, bringt ihn da-
hin, im Allgemeinen ohne (perſönl.) Obj., das aber
mit Bezug auf einen einzelnen Fall hinzutritt: Der
Weg iſt ſchmal, der zum Leben führet. Matth. 7, 14; Thür,
welche zur Stadt führet. Ap. 12, 10; Siebenhundert Stu-
fen | führten niederwärts ins Reich der Nächte. Platen 4,
286; Am Abgrund leitet der ſchwindlichte Steg, | er führt
zwiſchen Leben und Sterben. Sch. 50a; Es führt kein andrer
Weg nach Küßnacht. 544a; Jede Straße führt ans End der
Welt. 544b; Ein ſchwarzes Felſenthor .., es führt Euch in
ein heitres Thal. 552a; Dieſer Weg führte mich richtig ans
Ziel ꝛc., vgl.: Daß ſein ſicheres Geleite Sie, den Windhun-
den vorbei, in die Stube führe. Thümmel 7, 167 ꝛc. Auch
übertr.: Solche Erfahrung führt zum Menſchenhaß, zum
Wahnſinn, zur Verzweiflung; Ein fallender Apfel führte den
großen Newton zur Entdeckung eines der wichtigſten Natur-
geſetze; Er wurde dadurch zur Entdeckung geführt, veranlaſſt ꝛc.
Anm. S. fahren, wofür es mundartl. oft gebraucht
wird, z. B. Schweinichen 1, 278 u. o. Ahd. fuoran;
veralt. ohne Umlaut. Luther 8, 251b; Schaidenraißer 63b ꝛc.
In manchen Anwendungen veralt. u. mundartl., z. B.:
Schwarz f., tragen (in Schwarz gekleidet gehn). Berlichingen
102; Speiſen, die baß u. reichlicher f. oder Nahrung geben.
Ryff Sp. 51a; 26a; 63a; Nahrung und Führung geben.
57a ꝛc., ſ. Fuer = Nahrung, Futter. Schm. 1, 557;
führig = nahrhaft ꝛc. Über das Partic.: Ihre bei ſich
f–den [3c] Kaſten. Dobel 4, 98a, ſ. haben 19.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: 1) von einem Ort weg f.,
Perſonen u. Sachen: Einen ins Gefängnis, die Wache vom
Poſten a.; Einen vom rechten Wege, auf einen andern hin a.;
Kanonen von den Wällen; Holz auf Schiffen a. [3e]; An
der Eiſenbahn, die vom Rhein abführt [6c]. Gutzkow R. 5,
269 ꝛc. So nam. auch: a) Waſſer aus einem Fluß,
meton.: den Fluß a.; Sümpfe a. [austrocknen]. Uhland
105 ꝛc. Dagegen veralt.: Ein Geſchlecht a., herleiten.
SHahn 2, 221. b) Arzn.: Unreinigkeiten aus dem
Leibe a.; übertr.: Was für Rhabarber, Senna oder andre |
Purganzen | möchten wohl dies britt’ſche Heer | a.? Sch.
579b ꝛc. Auch ohne Obj. = purgieren. c) Schul-
den ꝛc. a., abtragen (ſ. d.), bezahlen, Geld abliefern:
Kann er nicht das Seine eintreiben zu rechter Zeit und a.?
Gotthelf Sch. 19; Einen Schoß [Steuer] a. Ramler F. 3,
72; Die Intereſſen ſollten richtig abgeführt werden. Stiling
4, 249; Den zu der königlichen Kaſſe abzuführenden Betrag.
Temme SchwM. 3, 207 ꝛc. d) Einen a., ablaufen
laſſen, abfertigen, ſ. heim-f., an-f.: Merkur war ab-
geführt . . . So war ſeine Demüthigung ebenſo natürlich als
verdient. L. 6, 427; 8, 477; Wie biſt du an- und abge-
führt! Rückert Mak. 2, 178; Ein Roman, worin „das Ein-
zige, was noth iſt“ ſo leiſe abgeführt wird. Sch. G. 2, 130;
Ich dachte nicht, ſo abgeführt zu werden. Tieck 3, 314; Je
beſſer Einer abgeführt iſt, deſto lebhafter iſt der Triumph.
Vogt Oc. 2, 206; Geſtehen wir, daß wir fein abgeführt ſind.
W. 13, 155 ꝛc. e) Sich a., ſich davon machen, ſich
wegſchleichen, ſich drücken ꝛc. Geh, Wahrheit, führ
dich ab! geh, Wahrheit, ſchnell und fleuch! Günther 530;
Es iſt mir recht lieb, daß dein Alter ſich abgeführt hat [ab-
gerutſcht, geſtorben iſt]. Rabener 3, 37; Er wird dem
Mädel Eins hinſetzen und führt ſich ab. Sch. 181b; [Der
Mohr, deſſén Mordverſuch mißlungen] will ſich a. 149a;
Möricke N. 181; Rückert Mak. 2,-76 ꝛc. 2) veralt. =
abtragen, abnutzen von Kleidern [ſ. Anm. ], auch:
Etliche abgeführte [abgetriebne] Kloſtereſel zu Mark zu füh-
ren. Zinkgräf 1, 257; -Bergb.: Abgeführtes [abge-
nutztes, abgeſtumpftes] Eiſen ꝛc., ſ. Schm. 1, 557.
3) Draht a., dünn ausziehn, fein machen.
4) weidm.: Einen Leithund a., abrichten, ihn führig (ſ.d.)
machen. 5) Abgeführt a.: ſchlau, verſchlagen, ge-
wandt: Der abgeführte Spitzbub. Kurz Sonn. 363; Das
abgeführte Volk hat wohl das Land durchgangen, | eh’ es ſich
niederließ. Opitz 1, 88; In Ränken abgeführt. Rachel 6,
362 ꝛc.; Ein ungeſchickter und unabgeführter .. Hauf.
Wackernagel 3, 1, 899 Z. 29; 2, 243 Z. 42 ꝛc.
Anm. Den meiſt oberd. Gebrauch von 5 leiten Friſch u.
Adelung v. abvieren (ſ. d.), wie ſich mundartl. auch abge-
drechſelt = ſchlau, verſchlagen findet. Schm. 1, 413.
Doch bietet ſich auch ungezwungen aus 2—4 die Bed.: ab-
getrieben, fein, abgerichtet ꝛc. dar u. vielleicht empfiehlt ſich
noch mehr, mit Hinblick auf: Die Milch a. = abrahmen.
Schm. 1, 557, die Zuſammenſtellung mit abgefeimt (ſ. d.),
vgl.: Zur Bosheit abgeführt u. abgeſchäumet. Philander 1, 28.
Án-: 1) [1; 3a]: Die Truppen, die Tänzer, den
Tanz a.; Weil er den Reihen Derjenigen anführt [eröffnet].
G. 39, 100 ꝛc.; Die Soldaten zur Schlacht, zum Sturm a.;
Einen zu Etwas a., anleiten; Wenn ich Rom .., angeführt
[unter Leitung] von einem recht verſtändigen Manne geſehen
hätte. G. 23, 148; 10, 327; Daher die Wenigſten zum
Gebrauche des Diamantpulvers angeführt werden können. L.
8, 96; Hat man uns nicht angeführt, bei jeder Begebenheit
auf die Urſache zu denken. 6, 23; 5, 140; Das Mädchen iſt
zur ſchweren Arbeit nicht angeführt. Stilling 1, 16; So führte
ich meine beiden Brüder mit dazu [zum Weberhandwerk]
an. 3, 9; Er war .. zur Kunſt ſeiner Väter angeführt wor-
den. W. 19, 296; 9, 53 ꝛc. 2) Einen a.: anlaufen
laſſen (vgl. ab-f. 1d), etwa beim Blindekuhſpiel, ſ.
aus-f. 1 u. brennen 4, ihn aus Muthwillen hinter-
gehn, betrügen, zum Beſten haben: Sie hat mich ange-
führt, dir wird ſie’s auch fo machen. G. 11, 86; 15, 18;
Ich habe ſie ſchön angeführt, ich habe ſie zum Beſten gehabt,
wie ſie es verdienten. 16, 114; Wir hatten uns .. oft an-
geführt, viele Spiele beruhen auf ſolchen Myſtifikationen. 20,
199 ꝛc. 3) [3c u. e]: Steine zum Bau, Getreide a.,
gewöhnl.: anfahren. 4) [3f] Bergb.: Die Berg-
eiſen a., neue zum Gebrauch heranbringen. 5) Et-
was zum Beweiſe a., beibringen, nam. auch: Eine Stelle
aus einem Schriftſteller, den Schriftſteller a., anziehn, citie-
ren, ſ. auf-f. 2 u. ein-f. 4. Āūf-: 1) [4]: Häuſer,
Gebäude, Mauern, Wälle, Dämme a., aufrichten.
2) empor-, in die Höhe führen: Erde um einen Baum a.
ꝛc.; an einen hohen Ort, nam. inſofern Etwas darauf
allgem. ſichtbar iſt, hinführen, öffentlich zeigen, aber
auch: an einen als höher vorgeſtellten Ort führen ꝛc.:
Kanonen, eine Batterie, Weinflaſchen a., aufpflanzen; Die
Wache a., auf den Poſten, Ggſtz. ab-f.; Du führeſt dann
ein Bild | vor meinen Augen auf [läſſt es aufſteigen, ihnen
erſcheinen]. G. 8, 115; Einen Beſiegten im Triumph a.
(W. 28, 44), öffentlich erſcheinen laſſen, vorführen; ſo:
Zeugen a., vor Gericht, u. übertr.: Einen Schriftſteller
als Zeugen, ſeine Worte als Beleg, einen Poſten in einer
Rechnung a., vgl. an-f. Wir ſind geſandt . . . | als
Herolde, dich bei ihm [dem König] aufzuführen. Sch. 558b;
Den Geſandten zur Audienz a. (vgl. aufholen 4) ꝛc.;
(ſchwzr.: Jemand in ſein Amt a. = ein-f. Stalder 1, 403);
auch in Anwendung bei Privatperſonen, nach L. 12,
454 (ſ. 433); 13, 389, „Wiener Sprachgebrauch“,
doch z. B. Forſter B. 1, 39; Wollen Sie mich bei der Frau
Hofräthin gefälligſt a.? [einführen, vorſtellen]. Jfland 5,
3, 45; Sealsfield Tr. 1, 21; 146; 3, 111; 205 ꝛc.
Ein Schauſpiel a., auf der Bühne zur öffentlichen Schau
darſtellen; Opern, Ballete a. Auch: Einen Tanz a.
Klinger F. 341; Beim Brautfeſt dir den Reihen aufzuführen.
Sch. 350a ꝛc.; Ein Koncert, eine Muſik a., (öffentlich)
hören laſſen; Eins der ſchwerſten Muſikſtücke a. G. 15, 73
ꝛc. Eine Perſon in einem Drama a., darſtellen (ſ. 3);
auch: Man erlaube mir, den Baron v. F. an meiner Statt aufzu-
führen. Sch. 736a [als Berichterſtatter auftreten zu laſſen].
3) refl.: Sich a. mit einem das Wie? beſtimmenden
Zuſatz = ſich ſo u. ſo zeigen, darſtellen (vgl. 2; wohl
zunächſt v. der Rolle des Schauſpielers, ſ. Perſon),
ſich betragen: Sich ſtandesgemäß, prächtig a. [auftreten];
Sich gut, ſchlecht, dankbar a. [betragen]; Wie ein altes
Weib ſich a. Chamiſſo 4, 297; Er hat ſich nicht aufgeführt,
wie er ſollte. G. 9, 28; Führen Sie ſich hier nicht als (ſ. d.)
einen tückiſchen Schulknaben auf. L. 3, 415; Er führt ſich,
wie ein dummer Junge auf ꝛc. Sich nicht gut a., ſich
eine Unanſtändigkeit zu Schulden kommen laſſen (nam.
im Beiſein Andrer einen Wind ſtreichen laſſen) ꝛc.
4) Etwas auf einen andern Körper hinüber f., z.B.:
Den Lahn a., von der Plattmühle auf die Lahnröllchen
leiten. Āūs-: 1) aus einem Ort heraus führen:
Einen Verbrecher zum Richtplatz, die Soldaten aus dem La-
ger, den Leithund am Hängeſeil ins Freie a., hinaus-f.; Auch
alle andere Arten Hunde, ſie auf Dieſes oder Jenes auszu-
führen und zu arbeiten. Döbel 1, 86a; Görge wird ſogleich
verbunden ausgeführt [als Blindekuh]. Lichtwer 137;
Todt und ausgeführt, auf den Schindanger. Weidner 43;
Einem etwas a., entwenden; Du wirſt viel Samens a. auf
das Feld und wenig einſammeln. 5. Moſ. 28, 38; Getreide,
Waaren a., aus dem Lande [3e]; Unreinigkeiten a., aus
dem Leibe, ſ. ab-f.; aus einem Graben, Teich ꝛc. u.
I
meton.: Den Grab, Teich a., vom Schlamm ꝛc. reinigen.
2) [4] ins Werk ſetzen u. zu Ende führen, vgl.
durch-, voll-f.: Das Ausgeführte bezieht ſich zunächſt
auf Etwas, das dieſes gleichſam im Keime in ſich enthalten
hat und aus welchem es als das Entwickelte hervorgegangen
iſt; das Durchgeführte entweder auf Hinderniſſe, durch
die man hindurchzudringen, die man bei der Ausführung zu
überwinden hatte, oder auf die ſich durch das Ganze, in allen
einzelnen Theilen zeigende Ausführung; das Vollführte
(ſ. d.) endlich auf etwas Angefangnes, das durch die Aus-
führung vollſtändig zu Stande kommt und verwirklicht wird:
Eine Skizze in einem (zum) Gemälde a.; Einen Plan, ein
Vorhaben, einen Anſchlag, Streich, ſeine Sache vor Gericht,
Jemandes Befehl a.; Vor mir wird jene Idee wohl unaus-
geführt bleiben. Fichte N. 16; Was jetzt Alles unternom-
men, was ausgeführt wird. G. 10, 173; Er führte [muſi-
cierend] ſeine Partie ſehr ungleich aus. 15, 22; Es iſt mir
leid, dieſen Thurm nicht ganz ausgeführt zu ſehen [wie
er dem Plan nach ſein ſollte]. 22, 62; In ausſührlichen,
ausgeführten, mannigfaltigen Werken. 39, 66; Daß ſie mit
einer Gleichnisrede anfangen und im Durch- und Ausführen
derſelben immer mehr ins Hinken gerathe. 154; Giebt man
vielerlei Themata an und führt keins aus. Sch. 1, 227; Mit
der furchtbaren Stärke gerüſtet, | führen ſie aus, | was dem
Herzen gelüſtet. Sch. 491b ꝛc. S. hinaus-f.
Anm. Mundartl.: Die Leute a., ſchwatzend anführen.
Gotthelf G. 313; U. 2, 95. Dazu: Usführiſch, a.
G. 312.
Bēī-: herbei-f., zur Stelle ſchaffen: Ward ſtatt
Mörtels ..Silber beigeführt. Rückert Morg. 1, 70 (ugw.)
Dúrch-: 1) durch Etwas hindurch führen, z.B.:
durch die Stadt, durch einen Fluß, durch die Wüſte, durchs
Land; Das zu verzinnende Eiſenblech (durch die Zinn-
pfanne) d. ꝛc. 2) ſ. aus-f. 2: Er führt ſeinen Willen
trotz aller Hinderniſſe durch; Er kann die theure Wirthſchaft
nicht d. [bis zu Ende durchſetzen]; Er weiß zugleich ſeine
Eigenthümlichkeit auszubilden, zu erhalten und durchzuführen.
G. 39, 156; Ein mehrſtimmiges Tonſtück, worin ein be-
ſtimmter Gedanke .. herrſchend und erſchöpfend durchgeführt
wird. Z. 2, 122; Erlaſſen Sie | mir eine Rolle, die ich
durchzuführen | ſo ganz und gar verdorben bin. Sch. 261a ꝛc.
Eine Arbeit, die mich in ihrer anſpruchsloſen Durchge-
führtheit .. mehr befriedigte. Keller gH. 2, 189.
Eīn-: in Etwas hinein führen, wo es bleibt od.
bleiben ſoll: 1) Waaren e. [3c]; Getreide e. Möſer Ph. 3,
197, gewöhnl.: einfahren, einbringen, in die Scheune.
2) Perſonen e., z. B. in den Schuldthurm. Werner Febr.
37 (gewöhnl.: führen); Die neuen Bürger ziehen, | von
der Götter ſel’gem Chor | eingeführt mit Harmonieen | in
das gaſtlich offne Thor. Sch. 56b; Jemand in eine Familie,
in ein Haus, bei Einem e. Arndt E. 160 (vgl. auf-f. 2);
Einen in eine Geſellſchaft, einen Kreis, ein Amt, eine Stelle,
in die eleuſiniſchen Myſterien e. G. 1, 231; W. 9, 55 ꝛc.,
zuw. mit „,in“ u. Dat., wobei mehr das Bleiben des
Eingeführten hervorgehoben wird, vgl. ankommen ꝛc.,
z. B.: Indem er mich in verſchiedenen Ortſchaften und Fa-
milien theils perſönlich, theils durch Empfehlungen einführte.
G. 21, 266 (vgl.: Ich ward in manche Familie eingeführt.
22, 410); Ihren Sohn im Tempel | des Ruhmes einzufüh-
ren. Sch. 256a (vgl.: Sie e. in die Hofburg. 496a).
3) ſo auch v. Sachen, die durch die Einführung blei-
bende Geltung erlangen: Neue Schulbücher, einen andern
Münzfuß, fremde Sitten e.; Das Wort „Volksthum“ iſt
von Jahn eingeführt; Das Eingeführte, was gäng und gebe
iſt; refl.: Eine neue Ordnung | der Dinge führt ſich ein.
Sch. 389a. 4) Jemand redend e., ihn als ſprechend
darſtellen, ihm gewiſſe Worte in den Mund legen; ver-
alt. ſtatt an-f.: Wer die Bibel baß eingeführet hab und
rechter verſtanden. Luther 1, 156a; 6, 546a ꝛc. Em-
pōr-: auf-f. (1): Wer empor ein feſt Gebäu will führen.
WHumboldt 1, 350. Ent-: Etwas von ſeiner Stelle
weg führen, nam. aus Jemandes Beſitz, es ihm ent-
ziehend oder inſofern es durch Gewalt, Raub geſchieht,
ſo beſonders: Ein Frauenzimmer e., ſie aus dem Hauſe
des Vaters, des Gatten heimlich rauben: Shylok’s Toch-
ter wurde von Lorenzo entführt; Paris entführte die Helena;
Die Meerentführte [Helena]. WHumboldt 3, 47 ꝛc., aber
auch ſonſt: Nach dem Vaterlande | e. wollte ſie die kleinen
Beiden [aus der Sklaverei bei den Weißen]. Chamiſſo 4,
65
71; Daß er ſie von der Freude grünen Auen | zur Schwer-
muth .. entführt [durch ſein Lied]. Lenau A. 40; Den
Vogel ..., | der aus ſand’gen Wüſten ſeinen | Raub ent-
führt. Platen 4, 280; O wenn doch, empor mich raffend ein
Sturmwind | fern hinweg mich entführt’! P. Od. 20, 64;
[Da] faßte Demodokos’ Hand und entführt’ ihn dem Saale
der Herold. 8, 106 ꝛc.; Bis man zurück dem Vater das freu-
digblickende Mägdlein | hingiebt, frei, ohn’ Entgelt und mit
heiliger Feſthekatombe | heim gen Chryſa entführt. Il. 1,
100, gw. fort-, hinführt, ſ. Anm.
Anm. Verſch.: Fort-f., weg-f. ohne den Nebenbegriff
des Entziehns, eines entſtehenden Verluſtes ꝛc., z. B.: Er
führte das unartige Kind aus der Geſellſchaft fort, weg;
Warum entführten Sie der Geſellſchaft den liebenswür-
digen Mann? ꝛc.; doch z. B. auch: Es fingen ſchöne Zeiten
damals an | und, hätt’ uns nicht der Herzog von Urbino | die
Schweſter weggeführt ꝛc. G. 13, 128, da hier ent-
führen (ſ. o.) auf gewaltſamen Raub deuten würde.
Entgêgen-: Der Braut den Bräutigam e.; Daßer ſie
neuen Schmerzen e. ſollte. Lewald W. 3, 171; Hebel 3, 446.
Fêhl-: falſch führen, irr-f. (ſ. d.). Fórt-:
1) von einem Ort weg führen, ſ. ent-f., Anm.: Den
Verbrecher f., ins Gefängnis; Der Strom führt das Holz
mit fort ꝛc. 2) [4] Etwas weiter führen, ſeinen Fort-
gang nehmen laſſen: Den Krieg, das Geſchäft des ver-
ſtorbnen Vaters f.; Die Mine bis unter das Lager f. ꝛc.
Hēīm-: nach Hauſe führen. 1. Kön. 13, 18; Jeſ. 37,
28; Die Geraubte h. Sch. 216a; nam.: Die Braut h.,
heirathend: Wer’sGlück hat, führt die Braut heim. Sprchw.;
Wer das gute Schickſal hat, | als Bräutigam ſie heimzufüh-
ren. G. 11, 103; Rückert Nal 17; V. Od. 21, 72 u. o.
Aber auch ironiſch, vgl. heimleuchten und ab-f.:
Indem er einigemal gar übel heimgeführt wurde. Möſer Osn.
1, 151. Hêr-, Hín- ꝛc.: 1) rein örtlich: Er führte
ihn zu mir her, mich zu ihm hin, ihn die Treppe herab, hinab,
herauf, hinunter, ins Zimmer hinein, aus dem Zimmer
heraus, im Hauſe herum ꝛc.; Von dem hergeführten Volke |
bracht’ er Wen’ge nur zurück. Sch. 53a; Hat .. Pluto ſie
hinabgeführt? 54a ꝛc. 2) Einzelne auch in etwas
übertr. Sinn, z. B.: a) Sie wird bald Gelegenheit fin-
den, mich wieder heraufzuführen. G. 10, 43 = zU
Gnaden, emporzuheben. b) Der Gedanke des, Nutzens
führt mich aus mir ſelbſt heraus und giebt mir eine Fröh-
lichkeit, die ich ſonſt nicht empfinde. G. 10, 185, vgl.:
Einen außer ſich bringen. c) Hinaus-f., bei Luther,
wie in der Bibel, z. B. auch 5, 9a; 8, 313b = aus-
f., zu Ende führen und ſo denn auch: Nachdem Du Sol-
ches hinausgeführt und vollendet. V. Od. 1, 294; 2, 281;
16, 373 ꝛc. d) Herbei-f.: Etwas zu Wege brin-
gen, veranlaſſen, z. B. Unglücksfälle. Kohl A. 3, 42 ꝛc.,
vgl. mehr örtlich: Seine oft ſehr gewungen herbeigeführten
Nutzanwendungen. G. 39, 52. e) Die Leſer zu ihrer
Meinung herüberzuführen. Börne 2, 315, zu bekeh-
ren. f) Herum-f.: Einen am Narrenſeil (ſ. d.). Sch.
117b, an der Naſe (ſ. d.) = ihn äffend hinhalten ꝛc.;
Hecken um die Felder h. [4] 106a u. ä. m. Jrr-:
Einen irre gehn machen, ihn irre machen, irre leiten:
I. ihn die Quer und Läng | Trepp’ auf, Trepp’ ab durch enge
Gäng’ | verfallne wüſte Keller. G. 34, 282; Die Bemerkung
mußte mich i. Kópf-: nam. weidm. vom Wilde,
an der Spitze eines Trupps gehnd, ihn an-f. Míß-:
ſ. mißleiten und Miß: Durch Übermaß | von edler Milde
faſt mißgeführt. Werner Luth. 163. Nāch-: Einem Et-
was n., es hinter ihm herführen ꝛc.; aber auch (mund-
artl.): Ein Mädchen n., ihr den Hof machen, ein Liebes-
verhältnis mit ihr unterhalten. vHornrhD. 2, 251, wohl
= zum Tanze ꝛc. führen. Nās-: Einen an der
Naſe herum-f., zum Beſten haben: Ein Mägdelein nas-
führet dich. G. 11, 154; Prutz Woch. 17. Nīēder-:
in die Tiefe, Ggſtz.: hinauf-f.: N. tauſend Stege, | kei-
ner führt zum Tag zurück. Sch. 54b. Rück-: zurück-f.,
gw. nur in den untrennbaren Formen, ſ. Rück: Die
verwilderten Männer zu den Frauen r. Gervinus Lit. 5, 207;
Rückgeführt in den Saal, wo wir als Buben unſere Jagd
trieben! G. 9, 24; Ins Lager | rückzuführen ihn. H. Cid 31
ꝛc. I. ūber-: 1) über einen Fluß ꝛc. führen [3e]:
Fährmann, haſt du Keinen hier | ü. müſſen? Rückert Morg.
1, 255; Talvj 2, 268; Ein Fahrzeug lag bereit, | ſie ſtünd-
lich nach Salerno über- | zuführen. W. 11, 216 ꝛc. 2)
Die Kaiſerin zu ſeiner eignen Anſicht überzuführen. Paalzow
Th. 1, 332 = herüber-f.; Fibrin in den Zuſtand von Al-
bumin künſtlich überzuführen. Liebig Th. 39, darein zu ver-
ſetzen, verwandeln. 65 u. o. II. Über-: 1) Die
Straße iſt friſch überführt. Hebel 3, 287, aufgeſchüttet,
neuer Kies darüber geführt; Den Acker mit Dung ü.;
Wo der Strom einen flacheren Thalgrund erreicht, da über-
führt er denſelben mit ſeinem Gand. Volger EE. 191.
2) Der Markt iſt mit Waaren überführt, überfüllt, es ſind
zu viel dahin geführt, und meton.: Ob die Baum-
wollenwaaren überführt waren. Börne 5, 292. 3) Einen
ü., unleugbare, überzeugende Beweisgründe für Etwas,
deſſen er beſchuldigt wird und das er leugnet, beibrin-
gen: Ich überführte ihn, daß er geſtohlen, des Diebſtahls
ꝛc. Nicht immer genau von „überzeugen“ (ſ. d.)
geſchieden: Ward nicht .. überführt, ſondern .. überredet.
L. 10, 250; Daß man Niemanden von ſeiner Meinung ü.
kann. 13, 55; Lichtwer 42; Sie waren bei ſich überführt,
daß ꝛc. Mendelsſohn 4, 1, 147; Sobald ſich eine Infantin
entſchließt, mich nicht zu haſſen | und auf die gehörige Art
mich Deſſen überführt. W. 15, 17 ꝛc., ſ. auch überweiſen.
Anm. Ich vermuthe für 3 ähnlichen gerichtlichen Ur-
ſprung wie bei überzeugen (ſ. d.): überwiegende Zeugen, ſol-
ches Zeugnis vorführen.
Um-: 1) umher-, herum-f.: Sie jubelten mich
pomphaft [im Triumph] umzuführen. G. 12, 250; Einen
bei der Naſe umf. Schaidenraißer 6a ꝛc. 2) einen Umweg
führen. 2. Moſ. 13, 18 ꝛc. Unter-: unter Etwas
führen, z. B. bei den Juden: Die Braut u., unter den
Trauhimmel. Ver-: 1) [4; 5] in einigen Verbin-
dungen zur Umſchreibung mit dem Nebenſinn des Uber-
mäßigen ꝛc., nam.: Einen Lärm (Eichendorf Phil. 68), ein
beſtändiges Halloh (G. 6, 377), ein Gelächter und Geſchrei
(19, 89), ein Geſchwätz, ein Geſchrei (23, 28), wunderliche
Reden (18, 118), ein Laufens, ein Befehlens (9, 349), eine
Kneipwirthſchaft und ein hohes Spiel (Goltz 1, 279), zwei-
deutige Plaudereien (Gutzkow R. 1, 383), eine Rebellion v.
(HKleiſt Erz. 1, 15 = Aufhebens von Etwas, Skandal
machen); Die Vögel verführten ein eignes Flattern und
Zirpen. Immermann M. 3, 182; Dies Leben und Treiben
verführte ich einige Monate. Eckermann G. 1, 24; Ein Sy-
baritenleben v. Hartmann Unſt. 1, XVII ꝛc. 2) [3e]:
Sachen, Waaren, Güter zu Schiff, auf der Axe v., fort-
ſchaffen. Auch: Die nach Paris verführten Kunſtſachen.
Zelter 1, 339. 3) auf einen falſchen Weg hin-f.: a)
eig.: Jrrlichtern, die in Sümpfe oder dürre Einöden ver-f.
(ſ. c) Geßner 3, 164; War von der Armee abgekommen,
verführt durch ſchlaf- und weintrunkene Knechte eines Gene-
rals, dem er nachfuhr. G. 25, 42; Sie hatte ſo weit ſich ver-
irrt, daß einen Rückweg zu hoffen, | wo jeder Pfad verführt
(ſ. c), ihr unwahrſcheinlich däucht. W. 15, 52; Die Bier-
wiſche ... ſein Irrwiſche, die verführten (ſ. b) die Leute am
hellen Mittag und laſſen ſie vor Mitternacht nicht wieder
heimkommen. Zinkgräf 1, 275 ꝛc. b) übertr., zumal
auf Sittliches: zu unrechtem Thun bewegen: Die Ge-
legenheit verführt manchen Jüngling; Ich habe menſchlich,
jugendlich gefehlt. Die Macht | verführte mich. Sch. 428b;
Ein Mädchen v., zu Fall bringen; Sie hat ſich v. laſſen;
Durch ſüße Worte .. v. ſie unſchuldige Herzen. Röm. 16, 18
ꝛc. Beſſer, daß er eure Augen, eure Sinne betrügt, als
wenn er euer Herz [ſittlich] oder euren Geſchmack [äſthetiſch]
v. wollte. G. 6, 333 ꝛc. Zuw. auch nur: Einen be-
wegen Etwas zu thun, was ihm nachher leid iſt: Er
hat mich zu dieſer Geldausgabe verführt ꝛc. c) ohne
Obj.: allgm., ſo beſchaffen ſein, daß man dadurch ver-
führt werden kann und daher Viele verführen; verfüh-
reriſch, verlockend ſein: Auf Auktionen verführt der billige
Preis zum Kauf; Wem Wenig dran gelegen | ſcheinet, ob er
reizt und rührt, Der beleidigt, Der verführt. G. 8, 317;
„Ich irre nicht! die Schönheit führt auf rechte Bahn“. | In
Fraungeſtalt nur allzuleicht verführet ſie. | „Du [Prometheus]
formteſt Frauen, keineswegs verführeriſch“. 10. 294 ꝛc.
Voll- (ſ. aus-f. 2): eig.: etwas Angefangnes zu
Ende führen, ſo daß es vollſtändig iſt, Nichts daran
fehlt: Der in euch angefangen hat das gute Werk, Der wird’s
auch v. Phil. 1, 6; Mein Abenteuer, wenn nicht zu v., | doch
anzuknüpfen. G. 8, 38; Lieber Jacobi, .. vollf. [Sie] Ihren
Woldemar. L. 12, 549; Als .. das Leben in die Tiefe
ſchwand, | eh es den ſchönen Kreis vollführte, | da führtet
ihr aus kühner Eigenmacht den Bogen weiter durch der Zu-
kunft Nacht. Sch. 24a. In dieſem allgm. Sinn aber iſt
in der heutigen Proſa vollenden (ſ. d.) üblich, voll-f.
aber bez., an aus-f. ſich anſchließend: Etwas vollſtän-
dig in die Wirklichkeit treten laſſen, verwirklichen, ſo
alſo nicht (ſ. v. Sch.): Den angefangnen Kreis voll-f., ſon-
dern: ihn zu Ende führen, vollenden; Er vollführte nur den
Willen des verſtorbnen Komponiſten, indem er die von Dieſem
angefangne Oper vollendete ꝛc.; Der den Rath ſeiner Boten
vollführet [erfüllt]. Jeſ. 44, 26; Ein Geſchrei voll-f. [ver-
führen]. Engel 7, 117. Vōr-: 1) vorwärts, nach
vorn hin, voraus führen: Er bat die Herrn zurückzutreten
und führte ſeine Dame vor ꝛc.; (veralt.) Den Reihen v.
(= führen). Uhland V. 423. 2) Einem Etwas v., es
vor ihn hinführen, zur Schau, Prüfung, Unterſuchung,
Muſtrung, vgl.: vor die Schranken, vor die Augen,
den Geiſt führen: Der Richter ließ ſich den Verbrecher v.;
Der neue Aktäon wird .. ins Mondenlicht | Dianen vorge-
führt. W. 15, 225; Der Roßkamm führt dem Käufer das
Pferd vor; Sie hatte dem von Reiſen zurückkehrenden Eduard
Ottilien abſichtlich vorgeführt, um dieſer geliebten Pflege-
tochter eine ſo große Partie zuzuwenden. G. 15, 17; Die
Einbildungskraft führte ihm dieſe Scene wieder vor ꝛc.
Auch: Er ließ für die Damen den Wagen vorfahren (ſ. d.)
und für ſich ſein Reitpferd v., vor die Thüre ꝛc. Wég-:
fort-f., ſ. ent-f., Anm.: Da ich euch nicht zu weit von dem
augenblicklichen Intereſſe w. [ablenken] will. G. 15, 38;
Wenn die ſingenden Muſen ein Schaf w. [erhalten] zum
Preiſe. V. Th. 1, 9. Zū-: 1) Einem Etwas oder eine
Perſon z., zu ihm hinführen: Dem Kaufmann Kunden,
Einem eine Braut, dem Heere Lebensmittel z.; Dem Lüſtling
Mädchen z. (z. B. G. 17, 270); Warum führen Sie mir
Ihren Bruder nicht zu? [bringen ihn zu mir, in mein
Haus]. Auch: Einen bewohntern Gegenden, dem Ver-
derben z., nahe bringen ꝛc. 2) Bergb.: einen Ort er-
weitern. Zurück- (ſ. rück-f.): 1) eigentl. rück-
wärts, an den Ausgangspunkt hin, übertr.: auf
Das, woraus Etwas ſich entwickelt, woraus es hervor-
geht, auf ſeinen Urſprung hinbringen ꝛc.: Die Soldaten
ins Lager z.; „Er führt mich da vor einen entſetzlichen Ab-
grund“. Ich will Sie z. Sch. 195a; Führt der gleiche Tanz
der Horen | freudig nun den Lenz zurück. 55a; 54b (ſ. nie-
der-f.); Raſchgeſchehenes | zurückzuführen, mühſamen Ge-
dankenſpiels, | zum trüben Reich geſtaltenmiſchender Möglich-
keit. G. 10, 262; Der ſeinen Urſprung .. zurückführt auf
die Tochter des Propheten. Rückert Morg. 2, 241; Philo-
ſophiſch kann nur diejenige Anſicht genannt werden, welche ein
vorliegendes Mannigfaltiges der Erfahrung auf die Einheit
des einen gemeinſchaftlichen Princips zurückführt. Fichte 7,
4; Alle Fähigkeiten können auf die drei zurückgeführt werden.
Kant Kr. d. Urth. XXII ꝛc. Zuſámmen-: Dentſt
du, | man führe dieſe Tauſende zuſammen, | beim Brautfeſt
dir den Reihen aufzuführen? Sch. 350a ꝛc.