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führen
Führen, tr.:
faktitiv von fahren (s. d.), durch unmittelbare Einwirkung Etwas in bestimmter Richtung sich bewegen machen, woraus abgezogne Bedeutungen sich entwickeln. Zunächst (1—5) mit persönl. Subj.:
1) das Obj. ist ein belebtes Wesen, das aber dem Subj. willig oder doch ohne Widerstand folgt: Ein Kind an der Hand, am Gängelband, Pferde am Zaum, Hunde am Strick, Personen am Schnürchen (Spindler Stadt 1, 29 = wie Marionetten) f.; Der Blinde muß sich f. lassen; Eine Dame f., sie geleitend; Der Leithammel führt die Herde, an der Spitze gehnd; Die Truppen, den Zug (s. 3a), Vortrab, die Tänzer f., und mit ausgelaßnem Objekt: Beim Wettrennen führte der Hengst Ali [den Zug der Rennpferde]; Also sprach er und führt’, ihm folgten zugleich die Phäaken. V. Od. 8, 104; Was frommt’s, daß ich dich vorwärts führe, | wenn du nachher zurück die Schritte lenkst? (s. d.); Dem Schicksal folge du; streb nicht, ihm zu entfliehn! | Laß lieber f. dich, als wider Willen ziehn (s. d.); [Ging] ohne Trutz, unwillig ohne Widerstreben, geführt, aber nicht geschleppt (s. d.). G. 18, 277; Enthusiasmus, der sich nach Gelegenheit zu irgend einem .. Guten aus eignem Triebe hinbewegt, sich aber auch öfters leiten (s. d.), f. und verführen lässt. 22, 282; Stell uns die Jungfrau an des Heeres Spitze! | Wir folgen blind, wohin die Göttliche | uns führt. Ihr Seherauge soll uns leiten (s. d. und 3a). Sch. 459b etc.; Dem gottgeführten Menschen. G. 25, 152.
a) mit abhängigen Präpos. zur Bezeichnung einer Ortsverändrung, Richtung, des Ziels etc.: Moses führte die Juden aus Ägypten, aus der Sklaverei, durchs rothe Meer, in die Wüste, nach dem gelobten Lande; Wandrer über, durch das Gebirg f.; Einen an den Rand des Abgrunds, ins Verderben f.; Verirrte wieder auf den rechten Weg f. (s. b); Einen Fremden ins Wirthshaus, in unser Häus, in unsre Familie f.; Den Gesandten zur Audienz f.; Soldaten zum Kampfe, in den Tod, Vieh zur Schlachtbank, auf die Weide, zur Tränke f. Einen weiter vorwärts in die Geheimnisse f. [eindringen lassen]. G. 10, 4; Einen in Versuchung f. [gerathen lassen] etc.; (Sprchw.): Einen aufs Eis, Glatteis, hinters Licht, um die Fichte f., s. die Hw. und vgl. an-f.; Einem, sich Etwas zu Gemüth (s. d.) f. etc.
b) vgl. a: Einen auf dem rechten Wege f., so daß er darauf bleibt (auf den rechten Weg, so daß er erst durch die Führung hinkommt). Ps. 23, 3 etc.; dafür auch: Einen den rechten Weg f.; Ich weiß, wer mich ihn führt. Göckingk 2, 50 etc.; Ich will dich des Weges (s. d.) f. Jes. 37, 29.
2) veralt., mundartl.: Personen f., auf Fuhrwerken, Fahrzeugen oder Reitthieren von einem Drt zum andern schaffen, s. 3c und e.
3) mitsachl. Obj.:
a) s. 1: Die Tänzer, den Tanz, Reigen, Reihn f., an der Spitze stehnd, ihn eröffnen; Die Verschwornen, die Verschwörung f., als der Hauptverschworne etc., nicht immer gleichbedeutend mit leiten, das keine unmittelbare Betheiligung voraussetzt: Der Tanzmeister leitete den von dem jungen Paar geführten Tanz; Die in der Kammer von dem Grafen geführte Opposition wurde von den Jesuiten geleitet etc.
b) einem zu lenkenden Ggstd. eine bestimmte, die richtige Bewegung geben: Dem Kind beim Schreiben die Hand f.; Selbst führe [lenke] du, Äneas, dein Gespann. B. 161a; Geschickt ist die Hand schon lange, den Zügel zu f. G. 5, 65; Der Lootse führt das Schiff durch die Klippen; Was eine kleine Anzahl wohlgeführter (vgl. Schiffsführer) Schiffe gegen eine unlenksame große Seemacht vermag. JvMüller 1, 137. So auch z. B. von Gott: Wolken über die Erde f. 1. Mos. 9, 14; Das Wasser des Schilfsmeers über die Ägypter f. 5, 11, 4; Die Sündfluth über die Welt f. 2. Petr. 2, 5; Unglück über ein Haus, über Personen f. 1. Kön. 14, 10; Neh. 13, 18 etc.
c) sich fortbewegend Etwas mit sich bringen, mit sich befördern, nam. insofern es zum Gebrauch dient: F. Sie steuerpflichtige Sachen? fragt der Zollaufseher; Sein Handwerkszeug bei sich f.; Verbotne Waffen bei sich f.; Geld bei sich f.; Du führest mit dir Perser, Mohren und Libyer, die alle Schild und Helm f. Hes. 38, 5; übertr.: Das Bewusstsein ist keine hinlängliche Waffe, ja manchmal eine gefährliche für den, der sie führt. G. 15, 11 etc. Zuw. mit ausgelaßnem Obj.: Die Bienen f. [Honig] = sammeln, tragen ein. Ofter, indem der Begriff der Bewegung zurücktritt, an sich haben: Die Bienen f. einen Stachel, die Schlangen Gift mit sich etc., vgl. 5: Reden f. etc.; 6b etc.
d) daher, zunächst von den mit Waaren umherziehenden Kaufleuten: Waaren f., sie zum Verkauf haben, dann auch im stehnden, unbeweglichen Lager. S. Buchführer.
e) Personen oder Sachen auf Fuhrwerken, Fahrzeugen, Last- und Reitthieren an einen Ort befördern, nach heutigem hochd. Gebrauch (s. 1 und 3c) nur, wo entweder die Jdee des Leitens hervortritt: Esh. 6, 9; So laß ich dich f. zu Esel durchs Land. B. 66b; Da er .. ihn glücklich in den Hafen führt. W. 11, 182; Der Fährmann führte uns über den Fluß (s. über-f. I.
1) etc., oder wo es sich um den Transport größrer Waarenvorräthe handelt, wobei das Befördrungsmittel in den Hintergrund tritt: Aus Spanien wird Wolle nach England, aus England Tuch nach Spanien geführt, s. aus-, ein-f., Ausfuhr; Die Holzbauern f. Holz, die Kohlenbauern Kohlen auf ihren Wagen nach der Stadt, s. Kohlen-, Mühlen-, Salz-Führer. Veralt., mundartl. allgemein, s. 1. Mos. 44, 1; 46, 5; 2, 4, 20; 2. Sam. 6, 3; Jes. 30, 6; Hab’ ich Euch nicht schlecht genug geführt? [langsam gefahren]. Hebel 3, 102; Gotthelf G. 162; 302; 317 etc.; Schm. 1, 504, und s. fahren 4 und Anm. f) an b schließt sich f. = gehörig bewegen, handhaben: Jeglicher führt das Schnupftuch, wischt sich den Schweiß ab. G. 5, 5, namentl. in Bezug auf kunstgemäße Handhabung eines Werkzeugs: Der Fechter weiß den Degen, die Klinge, der Geiger den Bogen, der Maler den Pinsel, der Schreiber, der Schriftsteller die Feder zu f. etc. g) an c schließt sich: f. = Etwas, was Einem Andere oder man sich selbst beigelegt hat, anwenden, sich Dessen bedienen, zunächst: Ein Schild (s. c), ein Wappen im Schilde f. G. 12, 185; Der Hauptmann führt im Schilde | ein Röslein. Uhland 412; Der Hauptmann führt drei Beile. 413; auch übertr., s. u.; Einen Titel, Namen f.; Er führt einen falschen Namen; Der Titel wurde ihm vom Fürsten verliehn, aber er führte ihn nicht; Sickingen führte diesen Spruch zu seinem Beiwort. Weidner 46; auch: Etwas im Munde f., Viel davon reden; Etwas im Sinn f., wie das übertr.: im Schilde f., von einem Vorhaben, z. B.: Die Gottes Namen immer im Munde f., f. ihn selten im Herzen; Gott, dessen Namen .. ihr unnützlich führtet. Gutzkow R. 6, 427; Man that grade das Gegentheil von Dem, was man in Mund und Wappen führte. G. 39, 232; Was führst du im Schilde? [Was hast du vor?]. Sch. 710a; Hebel 3, 166 etc. 4) das Obj. ist ein noch nicht Fertiges, Vorhandnes, sondern erst durch das Führen Entstehendes oder ein Angefangnes, durch das Führen seinen Fortgang in bestimmter Richtung oder Weise Nehmendes: Etwas weiter, fort, das Angefangne zu Ende f., s. aus-, durch-f. etc.; Einen Streich mit dem Schwert f. (s. 3f); Einen Graben f., ziehn, ihn in bestimmter Richtung fertigen; Laufgräben, Minen bis an eine gewisse Stelle f.; Einen Zaun, Wall, eine Mauer um Etwas f.; Hoch und höher die Mauern f. G. 6, 399 etc. (s. 5). 5) in vielen Redensarten und Verbindungen, oft als Umschreibung, hauptsächlich zu 4 gehörig: machen, daß Etwas seinen gehörigen Fortgang hat; Etwas in Ordnung halten oder bringen, Etwas verwalten, an der Spitze stehend (s. 1), z. B. (alphab. nach dem Obj.): Ihr führt [verwaltet] euer Amt nicht fein. Weish. 6, 5. Die Aufsicht über Etwas f., haben. Den Befehl, das Kommando, das Regiment, die Regierung, die Herrschaft über Etwas f. Einen Beweis f., Etwas beweisen. Die Bücher, Rechnungs-, Handlungsbücher f., in Ordnung halten, Einnahmen u. Ausgaben einschreibend, so auch: Ein Kaufmann muß gehörig Buch f. Eine glückliche Ehe f., vgl. Leben f. Der Kommis führt für den abwesenden Prinzipal das Geschäft. Einen Handel mit Etwas f. [gew.: treiben]. Keller gH. 2, 153, s. 3d. Die Herrschaft f., s. Befehl f. Die Kasse f., verwalten. Über Etwas Klage f., sich beklagen. Kommando f, s. Befehl f. Krieg f. mit einem Staat, ihn bekriegen. Ein frommes, ein gottloses Leben f., fromm etc. leben; Des Lebens ernstes F. G. 3, 146. Einen Prozeß f. mit Einem, prozessieren; für Einen, als Anwalt. Die Rechnung f., s. Buch, Kassef. Verfängliche Reden f. (s. 3c): Verfängliches reden. Das Regiment, die Regierung f., s. Befehlf. Führe meine Sache wider das unheilige Volk. Ps. 43, 1, vgl. Prozeß f. Eine unverschämte Sprache f., s. Reden f. Einen Streit, gelehrten Rechts-Streit mit Einem f., s. Prozeß, Krieg f. Den Takt f., schlagen, angeben, s. 3b. Unter den Ton f–den [angebenden] Männern. Gervinus Einl. 178. Der Richter führt die Untersuchung. Führet einen guten Wandel. 1. Petr. 2, 12; 1, 17, s. Leben f. Ein gottloses Wesen f. (s. 3c und Leben f.). Ps. 141, 4. Die Wirthschaft f., verwalten. Das Wort f., reden, s. Reden f.: Dich lehrten die Götter, | hoch zu f. das Wort und so entschlossen zu reden. V. Od. 1, 376; Hochauffahrend zu sein und dreisthin Reden zu f. Wiedasch ebd.; Er führt immer das große Wort (im Munde), s. 3g, nam. auch: für Andre, in ihrem Namen, zu ihren Gunsten reden u. ä. m., Manches veralt., z. B.: Sie f. ein unverschämtes Prassen und Wesen. Schaidenreißer 3a etc. (s. ver-f. 1). Zuw. auch mit dem unbestimmten Obj.: es, z. B.: An den Menschen zu spüren, | ob sie es auch redlich mit ihm f. [meinen, vgl. die Sache f.]. LSchefer, d. Gast. 6) übertr. (s. 1—5) mit unpersönl. Subj., wobei im Allgemeinen das Passiv unüblich ist, wenn nicht das Subj. als ein einigermaßen personificiertes erscheint:
a) s. 3b: Der Wind führte [jagte] den Staub in die Höhe, uns in die Augen; Der Papierdrachen wurde vom Wind in die Höhe geführt etc.
b) s. 3c, von bewegten Dingen = Etwas in sich enthalten: Der Fluß führt Krebse, Forellen, Goldsand in sich, mit sich; Das Schiff führte 20 Kanonen am Bord; Die Schiffe Hirams, die Gold aus Ophir führten (s. 3e). 1. Kön. 10, 11 etc. Auch übertr., wobei der Begriff der Bewegung zurücktritt: Etwas führt schlimme Folgen mit sich, zieht sie nach sich, bringt sie mit sich, hat sie als Wirkung im Gefolge: Daß der Übergang . . eine Epoche des Verfalls der gründlichen Gelehrsamkeit bei sich führe. Fichte N. 13 etc.
c) s. 1: Ein Weg etc. führt wohin, lässt den darauf Fortschreitenden dahin gelangen, bringt ihn dahin, im Allgemeinen ohne (persönl.) Obj., das aber mit Bezug auf einen einzelnen Fall hinzutritt: Der Weg ist schmal, der zum Leben führet. Matth. 7, 14; Thür, welche zur Stadt führet. Ap. 12, 10; Siebenhundert Stufen | führten niederwärts ins Reich der Nächte. Platen 4, 286; Am Abgrund leitet der schwindlichte Steg, | er führt zwischen Leben und Sterben. Sch. 50a; Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht. 544a; Jede Straße führt ans End der Welt. 544b; Ein schwarzes Felsenthor .., es führt Euch in ein heitres Thal. 552a; Dieser Weg führte mich richtig ans Ziel etc., vgl.: Daß sein sicheres Geleite Sie, den Windhunden vorbei, in die Stube führe. Thümmel 7, 167 etc. Auch übertr.: Solche Erfahrung führt zum Menschenhaß, zum Wahnsinn, zur Verzweiflung; Ein fallender Apfel führte den großen Newton zur Entdeckung eines der wichtigsten Naturgesetze; Er wurde dadurch zur Entdeckung geführt, veranlasst etc.
Anm. S. fahren, wofür es mundartl. oft gebraucht wird, z. B. Schweinichen 1, 278 u. o. Ahd. fuoran; veralt. ohne Umlaut. Luther 8, 251b; Schaidenraißer 63b etc. In manchen Anwendungen veralt. u. mundartl., z. B.: Schwarz f., tragen (in Schwarz gekleidet gehn). Berlichingen 102; Speisen, die baß u. reichlicher f. oder Nahrung geben. Ryff Sp. 51a; 26a; 63a; Nahrung und Führung geben. 57a etc., s. Fuer = Nahrung, Futter. Schm. 1, 557; führig = nahrhaft etc. Über das Partic.: Ihre bei sich f–den [3c] Kasten. Dobel 4, 98a, s. haben 19.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) von einem Ort weg f., Personen u. Sachen: Einen ins Gefängnis, die Wache vom Posten a.; Einen vom rechten Wege, auf einen andern hin a.; Kanonen von den Wällen; Holz auf Schiffen a. [3e]; An der Eisenbahn, die vom Rhein abführt [6c]. Gutzkow R. 5, 269 etc. So nam. auch:
a) Wasser aus einem Fluß, meton.: den Fluß a.; Sümpfe a. [austrocknen]. Uhland 105 etc. Dagegen veralt.: Ein Geschlecht a., herleiten. SHahn 2, 221.
b) Arzn.: Unreinigkeiten aus dem Leibe a.; übertr.: Was für Rhabarber, Senna oder andre | Purganzen | möchten wohl dies britt’sche Heer | a.? Sch. 579b etc. Auch ohne Obj. = purgieren.
c) Schulden etc. a., abtragen (s. d.), bezahlen, Geld abliefern: Kann er nicht das Seine eintreiben zu rechter Zeit und a.? Gotthelf Sch. 19; Einen Schoß [Steuer] a. Ramler F. 3, 72; Die Interessen sollten richtig abgeführt werden. Stiling 4, 249; Den zu der königlichen Kasse abzuführenden Betrag. Temme SchwM. 3, 207 etc.
d) Einen a., ablaufen lassen, abfertigen, s. heim-f., an-f.: Merkur war abgeführt . . . So war seine Demüthigung ebenso natürlich als verdient. L. 6, 427; 8, 477; Wie bist du an- und abgeführt! Rückert Mak. 2, 178; Ein Roman, worin „das Einzige, was noth ist“ so leise abgeführt wird. Sch. G. 2, 130; Ich dachte nicht, so abgeführt zu werden. Tieck 3, 314; Je besser Einer abgeführt ist, desto lebhafter ist der Triumph. Vogt Oc. 2, 206; Gestehen wir, daß wir fein abgeführt sind. W. 13, 155 etc.
e) Sich a., sich davon machen, sich wegschleichen, sich drücken etc. Geh, Wahrheit, führ dich ab! geh, Wahrheit, schnell und fleuch! Günther 530; Es ist mir recht lieb, daß dein Alter sich abgeführt hat [abgerutscht, gestorben ist]. Rabener 3, 37; Er wird dem Mädel Eins hinsetzen und führt sich ab. Sch. 181b; [Der Mohr, dessén Mordversuch mißlungen] will sich a. 149a; Möricke N. 181; Rückert Mak. 2,-76 etc.
2) veralt. = abtragen, abnutzen von Kleidern [s. Anm. ], auch: Etliche abgeführte [abgetriebne] Klosteresel zu Mark zu führen. Zinkgräf 1, 257; -Bergb.: Abgeführtes [abgenutztes, abgestumpftes] Eisen etc., s. Schm. 1, 557.
3) Draht a., dünn ausziehn, fein machen.
4) weidm.: Einen Leithund a., abrichten, ihn führig (s.d.) machen.
5) Abgeführt a.: schlau, verschlagen, gewandt: Der abgeführte Spitzbub. Kurz Sonn. 363; Das abgeführte Volk hat wohl das Land durchgangen, | eh’ es sich niederließ. Opitz 1, 88; In Ränken abgeführt. Rachel 6, 362 etc.; Ein ungeschickter und unabgeführter .. Hauf. Wackernagel 3, 1, 899 Z. 29; 2, 243 Z. 42 etc.
Anm. Den meist oberd. Gebrauch von 5 leiten Frisch u. Adelung v. abvieren (s. d.), wie sich mundartl. auch abgedrechselt = schlau, verschlagen findet. Schm. 1, 413. Doch bietet sich auch ungezwungen aus 2—4 die Bed.: abgetrieben, fein, abgerichtet etc. dar u. vielleicht empfiehlt sich noch mehr, mit Hinblick auf: Die Milch a. = abrahmen. Schm. 1, 557, die Zusammenstellung mit abgefeimt (s. d.), vgl.: Zur Bosheit abgeführt u. abgeschäumet. Philander 1, 28. Án-:
1) [1; 3a]: Die Truppen, die Tänzer, den Tanz a.; Weil er den Reihen Derjenigen anführt [eröffnet]. G. 39, 100 etc.; Die Soldaten zur Schlacht, zum Sturm a.; Einen zu Etwas a., anleiten; Wenn ich Rom .., angeführt [unter Leitung] von einem recht verständigen Manne gesehen hätte. G. 23, 148; 10, 327; Daher die Wenigsten zum Gebrauche des Diamantpulvers angeführt werden können. L. 8, 96; Hat man uns nicht angeführt, bei jeder Begebenheit auf die Ursache zu denken. 6, 23; 5, 140; Das Mädchen ist zur schweren Arbeit nicht angeführt. Stilling 1, 16; So führte ich meine beiden Brüder mit dazu [zum Weberhandwerk] an. 3, 9; Er war .. zur Kunst seiner Väter angeführt worden. W. 19, 296; 9, 53 etc.
2) Einen a.: anlaufen lassen (vgl. ab-f. 1d), etwa beim Blindekuhspiel, s. aus-f. 1 u. brennen 4, ihn aus Muthwillen hintergehn, betrügen, zum Besten haben: Sie hat mich angeführt, dir wird sie’s auch fo machen. G. 11, 86; 15, 18; Ich habe sie schön angeführt, ich habe sie zum Besten gehabt, wie sie es verdienten. 16, 114; Wir hatten uns .. oft angeführt, viele Spiele beruhen auf solchen Mystifikationen. 20, 199 etc.
3) [3c u. e]: Steine zum Bau, Getreide a., gewöhnl.: anfahren.
4) [3f] Bergb.: Die Berg- eisen a., neue zum Gebrauch heranbringen. 5) Etwas zum Beweise a., beibringen, nam. auch: Eine Stelle aus einem Schriftsteller, den Schriftsteller a., anziehn, citieren, s. auf-f. 2 u. ein-f. 4. Āūf-:
1) [4]: Häuser, Gebäude, Mauern, Wälle, Dämme a., aufrichten. 2) empor-, in die Höhe führen: Erde um einen Baum a. etc.; an einen hohen Ort, nam. insofern Etwas darauf allgem. sichtbar ist, hinführen, öffentlich zeigen, aber auch: an einen als höher vorgestellten Ort führen etc.: Kanonen, eine Batterie, Weinflaschen a., aufpflanzen; Die Wache a., auf den Posten, Ggstz. ab-f.; Du führest dann ein Bild | vor meinen Augen auf [lässt es aufsteigen, ihnen erscheinen]. G. 8, 115; Einen Besiegten im Triumph a. (W. 28, 44), öffentlich erscheinen lassen, vorführen; so: Zeugen a., vor Gericht, u. übertr.: Einen Schriftsteller als Zeugen, seine Worte als Beleg, einen Posten in einer Rechnung a., vgl. an-f. Wir sind gesandt . . . | als Herolde, dich bei ihm [dem König] aufzuführen. Sch. 558b; Den Gesandten zur Audienz a. (vgl. aufholen 4) etc.; (schwzr.: Jemand in sein Amt a. = ein-f. Stalder 1, 403); auch in Anwendung bei Privatpersonen, nach L. 12, 454 (s. 433); 13, 389, „Wiener Sprachgebrauch“, doch z. B. Forster B. 1, 39; Wollen Sie mich bei der Frau Hofräthin gefälligst a.? [einführen, vorstellen]. Jfland 5, 3, 45; Sealsfield Tr. 1, 21; 146; 3, 111; 205 etc. Ein Schauspiel a., auf der Bühne zur öffentlichen Schau darstellen; Opern, Ballete a. Auch: Einen Tanz a. Klinger F. 341; Beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen. Sch. 350a etc.; Ein Koncert, eine Musik a., (öffentlich) hören lassen; Eins der schwersten Musikstücke a. G. 15, 73 etc. Eine Person in einem Drama a., darstellen (s. 3); auch: Man erlaube mir, den Baron v. F. an meiner Statt aufzuführen. Sch. 736a [als Berichterstatter auftreten zu lassen]. 3) refl.: Sich a. mit einem das Wie? bestimmenden Zusatz = sich so u. so zeigen, darstellen (vgl. 2; wohl zunächst v. der Rolle des Schauspielers, s. Person), sich betragen: Sich standesgemäß, prächtig a. [auftreten]; Sich gut, schlecht, dankbar a. [betragen]; Wie ein altes Weib sich a. Chamisso 4, 297; Er hat sich nicht aufgeführt, wie er sollte. G. 9, 28; Führen Sie sich hier nicht als (s. d.) einen tückischen Schulknaben auf. L. 3, 415; Er führt sich, wie ein dummer Junge auf etc. Sich nicht gut a., sich eine Unanständigkeit zu Schulden kommen lassen (nam. im Beisein Andrer einen Wind streichen lassen) etc. 4) Etwas auf einen andern Körper hinüber f., z.B.: Den Lahn a., von der Plattmühle auf die Lahnröllchen leiten. Āūs-:
1) aus einem Ort heraus führen: Einen Verbrecher zum Richtplatz, die Soldaten aus dem Lager, den Leithund am Hängeseil ins Freie a., hinaus-f.; Auch alle andere Arten Hunde, sie auf Dieses oder Jenes auszuführen und zu arbeiten. Döbel 1, 86a; Görge wird sogleich verbunden ausgeführt [als Blindekuh]. Lichtwer 137; Todt und ausgeführt, auf den Schindanger. Weidner 43; Einem etwas a., entwenden; Du wirst viel Samens a. auf das Feld und wenig einsammeln. 5. Mos. 28, 38; Getreide, Waaren a., aus dem Lande [3e]; Unreinigkeiten a., aus dem Leibe, s. ab-f.; aus einem Graben, Teich etc. u. I meton.: Den Grab, Teich a., vom Schlamm etc. reinigen. 2) [4] ins Werk setzen u. zu Ende führen, vgl. durch-, voll-f.: Das Ausgeführte bezieht sich zunächst auf Etwas, das dieses gleichsam im Keime in sich enthalten hat und aus welchem es als das Entwickelte hervorgegangen ist; das Durchgeführte entweder auf Hindernisse, durch die man hindurchzudringen, die man bei der Ausführung zu überwinden hatte, oder auf die sich durch das Ganze, in allen einzelnen Theilen zeigende Ausführung; das Vollführte (s. d.) endlich auf etwas Angefangnes, das durch die Ausführung vollständig zu Stande kommt und verwirklicht wird: Eine Skizze in einem (zum) Gemälde a.; Einen Plan, ein Vorhaben, einen Anschlag, Streich, seine Sache vor Gericht, Jemandes Befehl a.; Vor mir wird jene Idee wohl unausgeführt bleiben. Fichte N. 16; Was jetzt Alles unternommen, was ausgeführt wird. G. 10, 173; Er führte [musicierend] seine Partie sehr ungleich aus. 15, 22; Es ist mir leid, diesen Thurm nicht ganz ausgeführt zu sehen [wie er dem Plan nach sein sollte]. 22, 62; In aussührlichen, ausgeführten, mannigfaltigen Werken. 39, 66; Daß sie mit einer Gleichnisrede anfangen und im Durch- und Ausführen derselben immer mehr ins Hinken gerathe. 154; Giebt man vielerlei Themata an und führt keins aus. Sch. 1, 227; Mit der furchtbaren Stärke gerüstet, | führen sie aus, | was dem Herzen gelüstet. Sch. 491b etc. S. hinaus-f.
Anm. Mundartl.: Die Leute a., schwatzend anführen. Gotthelf G. 313; U. 2, 95. Dazu: Usführisch, a. G. 312. Bēī-: herbei-f., zur Stelle schaffen: Ward statt Mörtels ..Silber beigeführt. Rückert Morg. 1, 70 (ugw.) Dúrch-:
1) durch Etwas hindurch führen, z.B.: durch die Stadt, durch einen Fluß, durch die Wüste, durchs Land; Das zu verzinnende Eisenblech (durch die Zinnpfanne) d. etc.
2) s. aus-f. 2: Er führt seinen Willen trotz aller Hindernisse durch; Er kann die theure Wirthschaft nicht d. [bis zu Ende durchsetzen]; Er weiß zugleich seine Eigenthümlichkeit auszubilden, zu erhalten und durchzuführen. G. 39, 156; Ein mehrstimmiges Tonstück, worin ein bestimmter Gedanke .. herrschend und erschöpfend durchgeführt wird. Z. 2, 122; Erlassen Sie | mir eine Rolle, die ich durchzuführen | so ganz und gar verdorben bin. Sch. 261a etc. Eine Arbeit, die mich in ihrer anspruchslosen Durchgeführtheit .. mehr befriedigte. Keller gH. 2, 189. Eīn-: in Etwas hinein führen, wo es bleibt od. bleiben soll: 1) Waaren e. [3c]; Getreide e. Möser Ph. 3, 197, gewöhnl.: einfahren, einbringen, in die Scheune. 2) Personen e., z. B. in den Schuldthurm. Werner Febr. 37 (gewöhnl.: führen); Die neuen Bürger ziehen, | von der Götter sel’gem Chor | eingeführt mit Harmonieen | in das gastlich offne Thor. Sch. 56b; Jemand in eine Familie, in ein Haus, bei Einem e. Arndt E. 160 (vgl. auf-f. 2); Einen in eine Gesellschaft, einen Kreis, ein Amt, eine Stelle, in die eleusinischen Mysterien e. G. 1, 231; W. 9, 55 etc., zuw. mit „,in“ u. Dat., wobei mehr das Bleiben des Eingeführten hervorgehoben wird, vgl. ankommen etc., z. B.: Indem er mich in verschiedenen Ortschaften und Familien theils persönlich, theils durch Empfehlungen einführte. G. 21, 266 (vgl.: Ich ward in manche Familie eingeführt. 22, 410); Ihren Sohn im Tempel | des Ruhmes einzuführen. Sch. 256a (vgl.: Sie e. in die Hofburg. 496a).
3) so auch v. Sachen, die durch die Einführung bleibende Geltung erlangen: Neue Schulbücher, einen andern Münzfuß, fremde Sitten e.; Das Wort „Volksthum“ ist von Jahn eingeführt; Das Eingeführte, was gäng und gebe ist; refl.: Eine neue Ordnung | der Dinge führt sich ein. Sch. 389a.
4) Jemand redend e., ihn als sprechend darstellen, ihm gewisse Worte in den Mund legen; ver- alt. statt an-f.: Wer die Bibel baß eingeführet hab und rechter verstanden. Luther 1, 156a; 6, 546a etc. Em- pōr-: auf-f. (1): Wer empor ein fest Gebäu will führen. WHumboldt 1, 350. Ent-: Etwas von seiner Stelle weg führen, nam. aus Jemandes Besitz, es ihm entziehend oder insofern es durch Gewalt, Raub geschieht, so besonders: Ein Frauenzimmer e., sie aus dem Hause des Vaters, des Gatten heimlich rauben: Shylok’s Tochter wurde von Lorenzo entführt; Paris entführte die Helena; Die Meerentführte [Helena]. WHumboldt 3, 47 etc., aber auch sonst: Nach dem Vaterlande | e. wollte sie die kleinen Beiden [aus der Sklaverei bei den Weißen]. Chamisso 4, 65 71; Daß er sie von der Freude grünen Auen | zur Schwermuth .. entführt [durch sein Lied]. Lenau A. 40; Den Vogel ..., | der aus sand’gen Wüsten seinen | Raub entführt. Platen 4, 280; O wenn doch, empor mich raffend ein Sturmwind | fern hinweg mich entführt’! P. Od. 20, 64; [Da] faßte Demodokos’ Hand und entführt’ ihn dem Saale der Herold. 8, 106 etc.; Bis man zurück dem Vater das freudigblickende Mägdlein | hingiebt, frei, ohn’ Entgelt und mit heiliger Festhekatombe | heim gen Chrysa entführt. Il. 1, 100, gw. fort-, hinführt, s. Anm.
Anm. Versch.: Fort-f., weg-f. ohne den Nebenbegriff des Entziehns, eines entstehenden Verlustes etc., z. B.: Er führte das unartige Kind aus der Gesellschaft fort, weg; Warum entführten Sie der Gesellschaft den liebenswürdigen Mann? etc.; doch z. B. auch: Es fingen schöne Zeiten damals an | und, hätt’ uns nicht der Herzog von Urbino | die Schwester weggeführt etc. G. 13, 128, da hier entführen (s. o.) auf gewaltsamen Raub deuten würde. Entgêgen-: Der Braut den Bräutigam e.; Daßer sie neuen Schmerzen e. sollte. Lewald W. 3, 171; Hebel 3, 446. Fêhl-: falsch führen, irr-f. (s. d.). Fórt-:
1) von einem Ort weg führen, s. ent-f., Anm.: Den Verbrecher f., ins Gefängnis; Der Strom führt das Holz mit fort etc.
2) [4] Etwas weiter führen, seinen Fortgang nehmen lassen: Den Krieg, das Geschäft des verstorbnen Vaters f.; Die Mine bis unter das Lager f. etc. Hēīm-: nach Hause führen. 1. Kön. 13, 18; Jes. 37, 28; Die Geraubte h. Sch. 216a; nam.: Die Braut h., heirathend: Wer’sGlück hat, führt die Braut heim. Sprchw.; Wer das gute Schicksal hat, | als Bräutigam sie heimzuführen. G. 11, 103; Rückert Nal 17; V. Od. 21, 72 u. o. Aber auch ironisch, vgl. heimleuchten und ab-f.: Indem er einigemal gar übel heimgeführt wurde. Möser Osn. 1, 151. Hêr-, Hín- etc.:
1) rein örtlich: Er führte ihn zu mir her, mich zu ihm hin, ihn die Treppe herab, hinab, herauf, hinunter, ins Zimmer hinein, aus dem Zimmer heraus, im Hause herum etc.; Von dem hergeführten Volke | bracht’ er Wen’ge nur zurück. Sch. 53a; Hat .. Pluto sie hinabgeführt? 54a etc.
2) Einzelne auch in etwas übertr. Sinn, z. B.:
a) Sie wird bald Gelegenheit finden, mich wieder heraufzuführen. G. 10, 43 = zU Gnaden, emporzuheben.
b) Der Gedanke des, Nutzens führt mich aus mir selbst heraus und giebt mir eine Fröhlichkeit, die ich sonst nicht empfinde. G. 10, 185, vgl.: Einen außer sich bringen.
c) Hinaus-f., bei Luther, wie in der Bibel, z. B. auch 5, 9a; 8, 313b = ausf., zu Ende führen und so denn auch: Nachdem Du Solches hinausgeführt und vollendet. V. Od. 1, 294; 2, 281; 16, 373 etc.
d) Herbei-f.: Etwas zu Wege bringen, veranlassen, z. B. Unglücksfälle. Kohl A. 3, 42 etc., vgl. mehr örtlich: Seine oft sehr gewungen herbeigeführten Nutzanwendungen. G. 39, 52.
e) Die Leser zu ihrer Meinung herüberzuführen. Börne 2, 315, zu bekehren.
f) Herum-f.: Einen am Narrenseil (s. d.). Sch. 117b, an der Nase (s. d.) = ihn äffend hinhalten etc.; Hecken um die Felder h. [4] 106a u. ä. m. Einen irre gehn machen, ihn irre machen, irre leiten: I. ihn die Quer und Läng | Trepp’ auf, Trepp’ ab durch enge Gäng’ | verfallne wüste Keller. G. 34, 282; Die Bemerkung mußte mich i. nam. weidm. vom Wilde, an der Spitze eines Trupps gehnd, ihn an-f. s. mißleiten und Miß: Durch Übermaß | von edler Milde fast mißgeführt. Werner Luth. 163. Einem Etwas n., es hinter ihm herführen etc.; aber auch (mund- artl.): Ein Mädchen n., ihr den Hof machen, ein Liebesverhältnis mit ihr unterhalten. vHornrhD. 2, 251, wohl = zum Tanze etc. führen. Einen an der Nase herum-f., zum Besten haben: Ein Mägdelein nasführet dich. G. 11, 154; Prutz Woch. 17. in die Tiefe, Ggstz.: hinauf-f.: N. tausend Stege, | keiner führt zum Tag zurück. Sch. 54b. zurück-f., gw. nur in den untrennbaren Formen, s. Rück: Die verwilderten Männer zu den Frauen r. Gervinus Lit. 5, 207; Rückgeführt in den Saal, wo wir als Buben unsere Jagd trieben! G. 9, 24; Ins Lager | rückzuführen ihn. H. Cid 31 etc. I. ūber-: 1) über einen Fluß etc. führen [3e]: Fährmann, hast du Keinen hier | ü. müssen? Rückert Morg. 1, 255; Talvj 2, 268; Ein Fahrzeug lag bereit, | sie stündlich nach Salerno über- | zuführen. W. 11, 216 etc. 2) Die Kaiserin zu seiner eignen Ansicht überzuführen. Paalzow Th. 1, 332 = herüber-f.; Fibrin in den Zustand von Albumin künstlich überzuführen. Liebig Th. 39, darein zu versetzen, verwandeln. 65 u. o. II. Über-: 1) Die Straße ist frisch überführt. Hebel 3, 287, aufgeschüttet, neuer Kies darüber geführt; Den Acker mit Dung ü.; Wo der Strom einen flacheren Thalgrund erreicht, da überführt er denselben mit seinem Gand. Volger EE. 191. 2) Der Markt ist mit Waaren überführt, überfüllt, es sind zu viel dahin geführt, und meton.: Ob die Baumwollenwaaren überführt waren. Börne 5, 292.
Jrr-: Kópf-: Míß-: Nāch-: Nās-: Nīēder-: Rück-:
3) Einen ü., unleugbare, überzeugende Beweisgründe für Etwas, dessen er beschuldigt wird und das er leugnet, beibringen: Ich überführte ihn, daß er gestohlen, des Diebstahls etc. Nicht immer genau von „überzeugen“ (s. d.) geschieden: Ward nicht .. überführt, sondern .. überredet. L. 10, 250; Daß man Niemanden von seiner Meinung ü. kann. 13, 55; Lichtwer 42; Sie waren bei sich überführt, daß etc. Mendelssohn 4, 1, 147; Sobald sich eine Infantin entschließt, mich nicht zu hassen | und auf die gehörige Art mich Dessen überführt. W. 15, 17 etc., s. auch überweisen.
Anm. Ich vermuthe für 3 ähnlichen gerichtlichen Ursprung wie bei überzeugen (s. d.): überwiegende Zeugen, solches Zeugnis vorführen. Um-: 1) umher-, herum-f.: Sie jubelten mich pomphaft [im Triumph] umzuführen. G. 12, 250; Einen bei der Nase umf. Schaidenraißer 6a etc. 2) einen Umweg führen. 2. Mos. 13, 18 etc. Unter-: unter Etwas führen, z. B. bei den Juden: Die Braut u., unter den Trauhimmel. Ver-:
1) [4; 5] in einigen Verbindungen zur Umschreibung mit dem Nebensinn des Ubermäßigen etc., nam.: Einen Lärm (Eichendorf Phil. 68), ein beständiges Halloh (G. 6, 377), ein Gelächter und Geschrei (19, 89), ein Geschwätz, ein Geschrei (23, 28), wunderliche Reden (18, 118), ein Laufens, ein Befehlens (9, 349), eine Kneipwirthschaft und ein hohes Spiel (Goltz 1, 279), zweideutige Plaudereien (Gutzkow R. 1, 383), eine Rebellion v. (HKleist Erz. 1, 15 = Aufhebens von Etwas, Skandal machen); Die Vögel verführten ein eignes Flattern und Zirpen. Immermann M. 3, 182; Dies Leben und Treiben verführte ich einige Monate. Eckermann G. 1, 24; Ein Sybaritenleben v. Hartmann Unst. 1, XVII etc.
2) [3e]: Sachen, Waaren, Güter zu Schiff, auf der Axe v., fortschaffen. Auch: Die nach Paris verführten Kunstsachen. Zelter 1, 339.
3) auf einen falschen Weg hin-f.:
a) eig.: Jrrlichtern, die in Sümpfe oder dürre Einöden ver-f. (s. c) Geßner 3, 164; War von der Armee abgekommen, verführt durch schlaf- und weintrunkene Knechte eines Generals, dem er nachfuhr. G. 25, 42; Sie hatte so weit sich ver- irrt, daß einen Rückweg zu hoffen, | wo jeder Pfad verführt (s. c), ihr unwahrscheinlich däucht. W. 15, 52; Die Bierwische ... sein Irrwische, die verführten (s. b) die Leute am hellen Mittag und lassen sie vor Mitternacht nicht wieder heimkommen. Zinkgräf 1, 275 etc.
b) übertr., zumal auf Sittliches: zu unrechtem Thun bewegen: Die Gelegenheit verführt manchen Jüngling; Ich habe menschlich, jugendlich gefehlt. Die Macht | verführte mich. Sch. 428b; Ein Mädchen v., zu Fall bringen; Sie hat sich v. lassen; Durch süße Worte .. v. sie unschuldige Herzen. Röm. 16, 18 etc. Besser, daß er eure Augen, eure Sinne betrügt, als wenn er euer Herz [sittlich] oder euren Geschmack [ästhetisch] v. wollte. G. 6, 333 etc. Zuw. auch nur: Einen bewegen Etwas zu thun, was ihm nachher leid ist: Er hat mich zu dieser Geldausgabe verführt etc.
c) ohne Obj.: allgm., so beschaffen sein, daß man dadurch verführt werden kann und daher Viele verführen; verführerisch, verlockend sein: Auf Auktionen verführt der billige Preis zum Kauf; Wem Wenig dran gelegen | scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt, Der verführt. G. 8, 317; „Ich irre nicht! die Schönheit führt auf rechte Bahn“. | In Fraungestalt nur allzuleicht verführet sie. | „Du [Prometheus] formtest Frauen, keineswegs verführerisch“. 10. 294 etc. Voll- (s. aus-f. 2): eig.: etwas Angefangnes zu Ende führen, so daß es vollständig ist, Nichts daran fehlt: Der in euch angefangen hat das gute Werk, Der wird’s auch v. Phil. 1, 6; Mein Abenteuer, wenn nicht zu v., | doch anzuknüpfen. G. 8, 38; Lieber Jacobi, .. vollf. [Sie] Ihren Woldemar. L. 12, 549; Als .. das Leben in die Tiefe schwand, | eh es den schönen Kreis vollführte, | da führtet ihr aus kühner Eigenmacht den Bogen weiter durch der Zukunft Nacht. Sch. 24a. In diesem allgm. Sinn aber ist in der heutigen Prosa vollenden (s. d.) üblich, voll-f. aber bez., an aus-f. sich anschließend: Etwas vollständig in die Wirklichkeit treten lassen, verwirklichen, so also nicht (s. v. Sch.): Den angefangnen Kreis voll-f., sondern: ihn zu Ende führen, vollenden; Er vollführte nur den Willen des verstorbnen Komponisten, indem er die von Diesem angefangne Oper vollendete etc.; Der den Rath seiner Boten vollführet [erfüllt]. Jes. 44, 26; Ein Geschrei voll-f. [verführen]. Engel 7, 117.
Vōr-:
1) vorwärts, nach vorn hin, voraus führen: Er bat die Herrn zurückzutreten und führte seine Dame vor etc.; (veralt.) Den Reihen v. (= führen). Uhland V. 423.
2) Einem Etwas v., es vor ihn hinführen, zur Schau, Prüfung, Untersuchung, Mustrung, vgl.: vor die Schranken, vor die Augen, den Geist führen: Der Richter ließ sich den Verbrecher v.; Der neue Aktäon wird .. ins Mondenlicht | Dianen vorgeführt. W. 15, 225; Der Roßkamm führt dem Käufer das Pferd vor; Sie hatte dem von Reisen zurückkehrenden Eduard Ottilien absichtlich vorgeführt, um dieser geliebten Pflegetochter eine so große Partie zuzuwenden. G. 15, 17; Die Einbildungskraft führte ihm diese Scene wieder vor etc. Auch: Er ließ für die Damen den Wagen vorfahren (s. d.) und für sich sein Reitpferd v., vor die Thüre etc. Wég-: fort-f., s. ent-f., Anm.: Da ich euch nicht zu weit von dem augenblicklichen Interesse w. [ablenken] will. G. 15, 38; Wenn die singenden Musen ein Schaf w. [erhalten] zum Preise. V. Th. 1, 9. Zū-:
1) Einem Etwas oder eine Person z., zu ihm hinführen: Dem Kaufmann Kunden, Einem eine Braut, dem Heere Lebensmittel z.; Dem Lüstling Mädchen z. (z. B. G. 17, 270); Warum führen Sie mir Ihren Bruder nicht zu? [bringen ihn zu mir, in mein Haus]. Auch: Einen bewohntern Gegenden, dem Verderben z., nahe bringen etc.
2) Bergb.: einen Ort erweitern. Zurück- (s. rück-f.): 1) eigentl. rückwärts, an den Ausgangspunkt hin, übertr.: auf Das, woraus Etwas sich entwickelt, woraus es hervorgeht, auf seinen Ursprung hinbringen etc.: Die Soldaten ins Lager z.; „Er führt mich da vor einen entsetzlichen Abgrund“. Ich will Sie z. Sch. 195a; Führt der gleiche Tanz der Horen | freudig nun den Lenz zurück. 55a; 54b (s. nieder-f.); Raschgeschehenes | zurückzuführen, mühsamen Gedankenspiels, | zum trüben Reich gestaltenmischender Möglichkeit. G. 10, 262; Der seinen Ursprung .. zurückführt auf die Tochter des Propheten. Rückert Morg. 2, 241; Philosophisch kann nur diejenige Ansicht genannt werden, welche ein vorliegendes Mannigfaltiges der Erfahrung auf die Einheit des einen gemeinschaftlichen Princips zurückführt. Fichte 7, 4; Alle Fähigkeiten können auf die drei zurückgeführt werden. Kant Kr. d. Urth. XXII etc. Zusámmen-: Dentst du, | man führe diese Tausende zusammen, | beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen? Sch. 350a etc.