Faksimile 0504 | Seite 496
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frevel
II. Frêvel, a. (ſ. I): frevelnd, frevelhaft, zunächſt:
übermüthig, z. B.: Der frevle Gelehrte nenne euch, ent-
heiligend, entflammete Dünſte. Geßner 2, 168; Ich bin auch
ſo f. dummkühn nicht. Luther 1, 115a; Ein f. und vermeſſen
Gemüth. 544a; Dieſer Artikel iſt falſch, f. und vermeßlich
geſetzt. ebd.; Seine thürſtige, f–e Gebot. 6, 12b; 8, 29aꝛc.;
Wär’ er noch ſo f., ich legt’ ihm doch den Übermuth in Bande.
Simrock Gudr. 229; Wenn den verbotenen Sprung | doch der
f–e Floß über die Sunde wagt. V. Hor. 1, 18. So zuw.
in mildrem Sinne = muthwillig: Uns auf eine frevle
Weiſe zum Beſten gehabt. G. 20, 250; Die Andern, ſtatt
ſolider Dinge, | erhaſchen frevle Schmetterlinge. 12, 42.
Zumeiſt aber: vorſätzlich oder gar mit Luſt daran ſün-
digend, Böſes begehend; ſo begangen, auf ſolcher Ge-
ſinnung beruhend; F–e Zeugen. Pſ. 35, 11 ꝛc.; Frevles
[durch den Bund mit dem Satan erlangtes] Glück. G.
12, 265; Mit frevler Hand. Heine Lied 72; Frevles Unrecht.
Hebel 4, 136; Der frevle Muth. Tieck 2, 4; Frevle Lüge.
N. 5, 112; Eines frevlen Leichtſinnes bezüchtigen. NKr. 2,
480; Acc. 1, 188; Das frevle Geſchlecht zu vertilgen. V.
Ov. 1, 22; 259; 2, 84; 348; 7, 60; Zu f–em Hoch-
muth. 18, 141.
Anm. Heute, zumal in der Proſa, gewöhnlicher: Fre-
velhaft: Bei den verwegenen f–en [frivolen] Scherzen,
welche mitten in dem bedrängteſten Zuſtand noch Lachen erreg-
ten. G. 25, 75; Wir gingen nicht mit dem Ungerechten und
F–en [Frevler] um. Immermann M. 4, 240; Mit unerhörter
Verwegenheit, ja f–er Frechheit. Lichtenberg 4, 200; Dich,
f–er Stahl, den Mordgier auf mich zückte. Sch. 30a ꝛc.
Ferner: Freventlich: F–er, muthwilliger und gewaltſamer
Handlung willen. Berlichingen 159; Ich habe mich nicht f.
vermeſſen. G. 11, 69; 8; F. [durch ſein Vergehn] verwirkt|
das Leben hat er. 12, 192; 183; 1, 98; Den Tod nicht f.
ſuchen. L. 7, 8; Luther 1, 158a; F–e Irrlehren. Ruge Rev.
2, 104; Wer .. in dem Beſitze einer Küche iſt, die nicht
raucht, mag ſich wohl in Acht nehmen, ſie einer f–en Neue-
rungsſucht aufzuopfern. Rumohr Kochk. 26; Man zeihe ſie
verwegner Überſchreitung | der anvertrauten Vollmacht, f–er|
Verhöhnung höchſter, kaiſerlicher Befehle. Sch. 338a; Er iſt
ermordet, ruhmlos! f.! [durch ein Verbrechen]. 307a ꝛc.
Vgl.: Ylt frefentlich zu dem Irrgang. Zwingli 3, 246
= eilt muthig ins Labyrinth; 2, 12; 25 ꝛc. u.: Freve-
lich. So macht Logau dieſes Wort, ſo muß es gemacht wer-
den und das itzt gebräuchliche freventlich taugt eigentlich
gar Nichts [?]. Frevel und frevelich aber heißt bei unſern
alten Schriftſtellern Alles, was in der Hitze einer gewalt-
ſamen Leidenſchaft geſagt oder gethan wird ꝛc. L. 5, 318;
Frevelich und frechlich [ſ. d.]. Luther 6, 120a u. o.; 1, 150b;
Waldis Pſ. 18, 10; 35, 7; 140, 3. Bei ältern Schriftſt.
auch fräffen = tapfer, ſ. Friſch 1, 292c. Veralt. iſt:
Frevelheit: Übermuth und F. ebd., jetzt gewöhnl. Fre-
velhaftigkeit.