Faksimile 0498 | Seite 490
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freien
II. Frēīen, tr.: 1) um eine Perſon zur Ehe wer-
ben, ſei es für ſich oder Andre: Er freit ſie länger als
ſieben Jahr | und kann ſie nicht erfreien [zur Frau erhal-
ten]. Auerbach D. 4, 121; mundartl.: Eine m Mädchen
f. Weinhold 23a; Jch freie dir den Zweiten, | jung, ſchön
und reich. G. 34, 221, ich ſchaffe als Werber dir einen
Andern zum Mann (vgl. 3). Gw. mit Präpoſ.:
Nach reichen Weibern f. B.; Wie ich [Venus] um dich, ſo
hat um mich gefreit | der .. Gott des Krieges. Freiligrath
Ven. 13; Ich freie um ein allerliebſtes Mädchen [für mich].
G. 8, 137; Er freiet [für ſeinen Herrn] um ſie, die ihm
nicht verſagt wird; ſo führt er ſie in das Haus ſeines Herrn.
20, 164; Freie um die Wittwe, weil ſie noch trauert. L.
11, 383; Eines Kaufmanns Sohn freiete allzeit an (ver-
alt.) adelige Jungfrauen. Weidner 271; Der lange Zeit
nach einer jungen Tochter gefreiet. 272; Nach Geld f.
vKlenke Karſch. 39; Iſt unter Tauſenden auch nur eine Ein-
zige, die nicht mehr nach Equipage, nach Rang und Titel
oder nach den Mitteln, woraus ſie ihren Staat führen kann,
als nach einem ehrlichen Kerl freiet? Möſer Ph. 2, 90; Die
Beiden f. ſich mit einander, ſind Liebesleute; Bei einem
Mädchen Freiens vorgeben. WallBill. 245, ſie heirathen
wollen ꝛc. Auch übertr.: Um ein Amt f. [ſich bewer-
ben], vgl.: Wer um die Göttin freit, ſuche in ihr nicht das
Weib. Sch. 89b. 2) heirathen: 4. Moſ. 36, 6; Matth.
5, 32; 19, 9; 22, 24 ꝛc.; Kommt mir einmal das F. ein.
B. 25b; Sie löffeln .. und f. Keine nie. 29b; Ich hab’ ein
Weib mir gefreiet. Chamiſo 3, 265; Nie denkt er zu frein,
um die er warb. V. Sh. 3, 389; 352; Ein verzagt Herz
hat nimmer ein ſchönes und reiches Weib gefreiet. Weidner
272; W. 12, 282; In eine Familie, in eine Brotſtelle hin-
ein f. ꝛc. 3) verheirathen: Bis ich die Schweſter dem
Gatten gefreit. Sch. 62a.
Anm. Goth. frijón, lieben, wozu das Partic. frijônds,
ahd. friunt, Freund, vgl. auch ahd. friudil, mhd. vriedel,
z. B. Gudrun 775, ſo noch Hebel 1, 152 = Geliebter; fer-
ner ſchwzr. frei(n) = lieb, nett, hold, gutmüthig ꝛc. und
Ableitungen Stalder 1, 395; Gotthelf G. 83; Sch. 372.
Daraus mhd. vrien, werben ꝛc. Zum ſelben Stamm wohl
auch: frei, das vielleicht urſpr. „erfreulich, lieb“ bez. haben
mag (vgl. Möſer 4, 331). In der Basler Bibel von
1523 noch als „ausländig“ erklärt durch „weiben, ehelich
werden“.
Zſſtzg. vgl. die von I., nam. auch die von hei-
rathen, z. B.: Áb-: freiend wegnehmen: Du warbeſt
.Nun hat’s [das Mädchen] dir ein Andrer abgefreiet.
Gerhard W. 1, 258; Weidner 190 ꝛc. An-: freiend
anſchaffen, er-, zu-freien: Da ich mich | ein Weib dir
anzufrein verpflichtete. Platen 3, 374; Mit ihrer Hand ihr
Recht mir anzufreien. Sch. 610a, es durch die Heirath zu
erwerben; Angefreiete [Ggſtz.: Bluts-] Verwandte ꝛc.
Be-: refl. = ſich verheirathen: Sich mit einer chriſt-
lichen Fürſtin b. Hammer Roſ. 408; Wann er ſich reich be-
freit. Rachel 1, 214; Fleming 617 ꝛc. Doch auch tr. =
freien, heirathen: Mir ſcheint, Das ſei für mich ein Mäd-
chen. .. Darum rathe . ., wie ich ſie als Held b. möchte ꝛc.
Gerhard W. 1, 294. Eīn-: Sich in eine Familie, in
eine Brotſtelle, in eine Zunft e., durch Heirath ſich dem
Genannten einverleiben. Er-: erheirathen, durch
Freien erwerben: Die Stelle, auf der er ſich ſein Glück
erfreit. Gellert 1, 133; Schätze e. 2, 17; Haſt du mir die
liebe Schnur erfreiet, | mir die Schnur und dir die treue
Gattin? WGerhard Wila 1, 211; Mit der er Tugend, Stand,
Geſtalt und Gut erfreiet. Lohenſtein Roſ. 86 ꝛc. Um-:
freiend umgeben, umwerben: Wird jung entführt, im
Alter noch umfreit. G. 12, 120 [von vielen umringenden
Freiern begehrt]; All umfrein ſie die Mutter daheim.
Wiedaſch Od. 1, 248. Ver-: tr. und retl., verhei-
rathen (ſ. d.). Scherzh.: Unverfreiter [unvermiſchter]
Wein. Logau, ſ. L. 5, 348. Wég-: freiend fortneh-
men, entziehn: Weggefreit wird mir mein Mädchen. Talvj
2, 59. Wīēder-: eine neue Ehe eingehn: Die
Wittwe freite wieder. Lichtwer 86. Zū-: an-ſ.; nam.
freiend, als Weiber, eine Perſon Einem zubringen:
Das Mädchen ſoll ich ihm z. L. 1, 464; 13, 357 ꝛc.