Faksimile 0441 | Seite 433
Faksimile 0441 | Seite 433
Faksimile 0441 | Seite 433
Faksimile 0441 | Seite 433
fertig Fertigkeit
Fértig, a. (~keit, f.; –en): von Fahrt (ſ. d. und
fährtig), eig., wie es zur Fahrt (zur Fortbewegung ꝛc.)
gehört, zur Reiſe gerüſtet; im Gang, ſo daß Nichts
ſtockt ꝛc., oft verſtärkt durch alliterierendes fir (ſ. d.):
1) F. zu Etwas, vollſtändig gerüſtet, ſo daß dem Kön-
nen Nichts im Wege ſteht, vgl. bereit (ſ. 4), welches
bez., daß dem Willen Nichts im Wege ſteht, vgl.:
Ich bin ... zum Sterben bereit [obgleich mit den Vor-
bereitungen noch nicht f.] und bitte nicht um mein Leben.
Sch. 62a; Zur Reiſe, zum Marſch ꝛc. f. ſein, ſich f. machen,
ſich f. halten ꝛc.; Dazu ſind wir fix und f. G. 10, 174;
Fix und f., um ſeinen Urlaubspaß zu holen. vHorn Schmj.
107; F.! [Kommando = ſchußf.] heult’s von P’loton zu
P’loton. Sch. 7a; Ich bin gern fir und f. [zum Schuß].
G. 10, 210 ꝛc. Mit Etwas f., zu Ende, ſo daß Nichts
daran fehlt, es vollſtändig in Bereitſchaft iſt (ſ. 3):
Der iſt kaum ihres Flehns gewärtig, | ſo hält er zum Vor-
aus ſich mit der Ausflucht f. Hagedorn 2, 183; auch ellipt.:
Die Maurer ſind, werden morgen [mit der Arbeit] f.; Er
kann nicht enden, kann nicht f. werden [mit dem Gedicht,
es abſchließen]. G. 13, 103; „Obendarein hat mich der
Schelm von Schneider noch ſitzen laſſen.“ Und doch fix und
f.? [mit dem Anzug]. Sch. 186a. 2) auch übertr.:
Mit Etwas, mit Einem (Hebel 3, 245; Rückert Roſt. 47a)
f. werden = es, ihn überwinden; (Mit ſeinem Vermögen)
f., fir und f. [ganz zu Ende] ſein; Er iſt f. [betrunken,
auch von einem Kranken, mit dem es zu Ende geht =
geliefert ꝛc., vgl. berg-f.]; Wir ſind mit einander f.,
haben Nichts mehr mit einander zu ſchaffen ꝛc.
Mundartl.: Nachdem man ihn eine Weile hat zappeln
laſſen, macht man mit ihm f. [ein Ende] und wirft ihn
übers Neſt hinaus. Gotthelf Sch. 19. 3) ſo auch von
den Ggſtdn., mit denen man f. iſt, übertr. auch von
433
Perſonen = beendet, vollendet, abgeſchloſſen ꝛc.: Ich
bin mit der Arbeit —, die Arbeit iſt f., fix und f.; Das
Eſſen iſt f. [gar]; Das Lied iſt f. G. 2, 5; Das Schaffen
macht ihm keine Freude mehr, es ſoll ſchon Alles f. ſein. G.
15, 109; Als ein für allemal abgethan, abgemacht und f.
erklärt. 39, 281; Dem Erben ſei hier leider Alles zu f., er
habe hier Nichts mehr zu thun. 18, 169; „Zu vollenden
iſt nicht die Sache des Schülers; es iſt genug, wenn er ſich
übt“ Aber doch f. macht, ſo gut er kann. 16, 35; Wer
f. iſt, Dem iſt Nichts recht zu machen, | ein Werdender wird
immer dankbar ſein. 11, 10; Hier trag ich’s fir und f. in
der Taſche. HvKleiſt Krug 45; Wenn ſie den Fleiß .. ſo ge-
kauft kriegen können, fir und f., wie die Semmel beim Bäcker.
Prutz Muſ. 2, 205; Das Halb-F–e des Gebäudes. 1, 225;
Ein Gefäß .. neu-f., das Holz noch riechend vom Meißel.
V. Th. 1, 28; Die Theorien, die ſie ſchon gemacht und f. in
den philoſophiſchen Buden der Griechen liegen fanden. W.
HorBr. 1, 40. Etwas f. machen, in verſch. Gewerben,
z. B. bei den Schriftgießern die Lettern, ſie glatt
ſchaben; auf dem Webſtuhl: Zum Schuß f. machen. Hebel
3, 391 ꝛc., ſ. nam.: F.-Macher der Glashütte, Ggſtz.
Anfänger. Übertr.: Das bekäme ich nicht f. [damit
käme ich nicht zu Stande, Das könnte ich nicht]; Der
Nierenſteiner brachte mich gleich f. [betrunken]. Gutzkow R.
6, 195; Die Wuchrer kriegen ihn fix und f. [bringen ihn
ums Vermögen] ꝛc. 4) in Etwas gewandt und
geübt, im Stande es leicht und geſchwind, ohne An-
ſtoß und Stocken zu thun (ſ. 5), hurtig, behende, ge-
läufig ꝛc.: F. [ohne Anſtoß] leſen, ſchreiben, Franzöſiſch
ſprechen, Klavier ſpielen; Ein f–er Klavierſpieler; Ein f–er,
fixer Rechner; Eine f–e Zunge haben; F. mit der Zunge
[zungen-f.] ſein; Der Stammelnden Zunge wird f. reden.
Jeſ. 32, 4; Gott mache euch f. in allen guten Werken, zu
thun ſeinen Willen. Hebr. 13, 21; Sie ſind aus der Maßen
f., ihre Speiſe zu ereilen. Brockes 9, 278 ꝛc. Jnſofern
f. die Bedeutung hat: „leicht bei der Hand mit Et-
was“ grenzt es zuw. ſehr nahe an bereit (ſ. 1), z. B.:
„Sie ſind ſehr gütig.“ Und Sie ſehr f., mich zu quälen. W.
15, 127. Vgl.: Buß-, Dienſt-f. ꝛc. 5) F–keit,
nam. zu 4, vgl. Fähigkeit 2: Durch die Übung wird eine
jede Fähigkeit in unſerer Seele zu einer F., eine F. beſteht
in einem Vermögen, Etwas ſo geſchwind zu verrichten, daß
wir uns nicht mehr alles Deſſen bewuſſt bleiben, was wir
dabei vorgenommen. Mendelsſohn 4, 1, 41; Unter einer an-
gebornen F. verſteht man ein ungeübtes Vermögen, gewiſſe
willkürliche Handlungen mit ſolcher Geſchwindigkeit zu ver-
richten, daß wir uns alles Deſſen, was dabei vorgenommen
wird, nicht deutlich bewuſſt ſind. 4, 2, 195; Dem Thiere
ſind F–en angeboren, dem Menſchen Fähigkeiten, die er zur
F. ausbilden ſoll; Wo angeborene F–en ſich mit Aufmerk-
ſamkeit und Fleiß zuſammenfinden. G. 26, 279; Keine
Fähigkeiten und keine F–en zeigen. 15, 14; 18, 344 u. o.,
mit einer Art Perſonifikation: Die F–en (fits) des Lich-
tes rege zu machen. 38, 9 ꝛc.
Anm. Ahd. fartic, fertîc, von Fahrt (ſ. d.).
Mundartl. = fernig (ſ. d.). Schmeller 1, 568. In der
Verb. fix und f., wenn ſie adj. iſt, erhält gw. nur das letzte
Wort Flexion: Mit einem ſolchen fix und f–en Bewuſſtſein.
Keller gH. 3, 8, vgl.: Ein ſchwarz und goldnes Band ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, z. B.: Ábſtoß- [1]: Aus dem
Mangel der gleichen A–keit beider Füße entſteht das lächer-
liche Bah-Laufen. Jahn Turnk. 139. Áll- [1u. 4]: Ihn
wegen ſeiner a–en [raſchen ꝛc.] Urtheile anzugreifen. Ger-
vinus Lit. 5, 300; Die A–keit der Menſchen zu jeder Thä-
tigkeit. EinlGſch. 167. Állzeit- [4]: Der Teufel,
der ſonſt a–e Zerſtörer. G. 23, 25. Bēīl-: (Schiff.)
ein Schiff, wenn alles Holz daran und dafür fertig iſt,
ſ. beilen Anm. Bérg-: (bergm.) bergſüchtig d. h.
lungenſüchtig, ſ. [2]. Bōs-: übel-f. Būß-
[4]: zur Buße bereit, geneigt, reuig: Die Geſchichte
des b–en Tobias. Sch. 104a; Nicolai 1, 184; Luther 1,
544a; Die un-b–en Böſewichter. 5, 533b; Un-b–lich
bleiben. 8, 9a; Herzenshärtigkeit und Un-B–keit. Rückert
Mak. 1, 81 ꝛc.; veralt. = bußfällig, vergl.: Zur
Bußfertigung [Strafe] 10 Mark. Möſer Ph. 2, 303.
Dīēnſt- [4]: gern und leicht Dienſte erweiſend
(„,dienſtfärtig“ L. 7, 455): Ihre ruhige Aufmerkſamkeit
blieb ſich immer gleich . .. Dieſe anſtändige D–keit. G. 15,
55
55; auch: Der Herr Vormund iſt ja die Leutſeligkeit und
D–keit ſelbſt [ſ. d.]. Gellert 3, 30; So rennt Polonius
über-d. in ſein Verderben. Tieck DrBl. 2, 85; Ich bin
ſehr nachläſſig, aber nicht gleich un-d. L. 12, 403.
Drúck-: (Buchdr.) ſo beſchaffen, daß der Druck be-
ginnen kann, nam. in Bezug auf die Korrektur.
Eīl-: Eile an den Tag legend, nur von Perſonen,
während eilig ſ. d. auch von Sachen gilt: Eilige
Briefe, Geſchäfte; Etwas eilig haben ꝛc., ferner: Wer eilig
iſt, hat Eile; wer e. [eig.: auf eiliger Fahrt] iſt, an Dem
bemerkt man Eile; vgl. haſtig: Das Gebieteriſche der Vor-
nehmen als ein angebornes Recht unbefangen auszuüben ver-
ſtehen und nicht, gleich Emporkömmlingen, E–keit aus Furcht
damit verbinden. Börne 1, 216; Sch. G. 2, 51; W. 3, 104;
E. entriegelt er ſelber die Pforte. Langbein 2, 8 ꝛc., ſ. Eile.
Fēūer-: ſ. ſchuß-f.: Die preußiſche Infanterie war
damals jeder andern an Diſciplin und F–keit überlegen. Pz
3, 464. Fínger- [4]: die Finger raſch und ge-
ſchickt zu gebrauchen wiſſend: Die F–keit ſogenannter
Überſetzer. Heine Verm. 1, 3; Der Virtuoſe iſt f., ſpielt
aber ohne Ausdruck. Frīēd- [4]: bereit und geneigt
Frieden zu halten: F., ohne deßwegen ſchwach zu ſein. G.
14, 245; Jſt er ſtreitbereit oder f.? Gotthelf G. 37; Matth.
5, 9; vgl.: So hätteſt du auf beiden Seiten Friede gefer-
tigt [geſtiftet]. Luther 5, 361a. Gedánken-: vgl.:
ſinn-, ſchlag-f.: Die gewandte, g–e Ausdrucksweiſe in Rede
und Gegenrede. Stahr Par. 2, 26. Gerécht-: (ver-
alt.) gerecht: Daß ich nicht g. bin, will ich verkünden.
Luther 1, 26a (Pſ. 38, 19) ꝛc., ſ. Recht-f. Gúſs-:
ſo im Stande, daß der Guß vor ſich gehn kann.
Karmarſch 2, 113. Hánd-: ſ. finger-f.: Der Zahn-
arzt hat bedeutende H–keit, auch = ſchlag- f.: Die h–e
wehrhafte Frau. L. 7, 253. Hílf- [4]: ſ. dienſt-f.
Hōf-: mit Allem ausgerüſtet, was zum Erſcheinen bei
Hof gehört: Der ſeine eigene Equipage anſpannen laſſen
kann und überhaupt völlig h. iſt. Niebuhr Nachgel. 75.
Kámpf- [1]. Rückert Roſt. 84b. Kúnſt-[4]: kunſt-
geübt: Kenner von k–em Sinn. Heinſe A. 1, 281; G. 33,
167. Lēīcht-: veralt. leicht: Viel l–er tragen auf
dem hintern Theil des Rückens wenn vornen. Ryff Th. 3;
Die l–eſt .. Übung iſt, daß wir uns .. ſänftiglich erſpacieren.
Sp. 23a ꝛc., ſ. ring-f. jetzt gw.: ohne weſentlichen
Gehalt und nam. ſittlich ohne ernſten innern Halt,
frivol, unbedachtſam, leichtſinnig, muthwillig, locker
und loſe, liederlich, ſich aus ſchlimmen Streichen kein
Gewiſſen machend: Dingete damit loſe, l–e Männer [zum
Mord]. Richt. 9, 4; Schwören l. falſchen Eid. Weish. 14,
28; Sir. 23, 17; Wer bald glaubt, iſt l. 19, 4; Mich nie-
mal zu l–er und unzüchtiger Geſellſchaft gehalten. Tob. 3,
18 ꝛc.; Des erſten Spiels l–e [muthwillige] Verworren-
heit | mit günſt’gen Augen angeſehn. G. 6, 343; Durch die
Unart und den Übermuth einiger l–en Geſellen vermehrte ſich
die Unruhe und das Übel der Nacht, indem ſie ſich einander
neckten ꝛc. 16, 189; Das l–e Mädchen [Philine]. 302;
Eine ſehr luſtige, l–e Natur . . . Was aus dieſem loſen,
lockern Weſen werden ſoll. 17, 295; Sonſt, da ich ohne
Zweck und Plan leicht, ja l. lebte, kamen mir Freundſchaft ꝛc.-
entgegen; jetzt, da es Ernſt wird ꝛc. 311; Die Veranlaſſung
dieſer neuern L–keiten. 31, 253 [l. behandelten Ggſt.];
Das Beginnen, leichtſinnig unternommen, will ſich nicht l.
abthun laſſen. Zelt. 5, 140; Mit L–keit iſt deutſcher Art
nicht beizukommen. Immermann M. 1, 404; Wenn er wie-
der auf dieſe L–keiten des Tages hinblickte. König Jer. 2,
225; Ertragen ſollt’ ich die l–e Rede | des Unverſchämten:
„Wenn der Bauer Brot | wollt’ eſſen, mög’ er ſelbſt am
Pfluge ziehn?“ Sch. 522a; Wir wieſen verächtlich die Aner-
bietungen von l–en Omelettes und dgl. Luftigkeiten [ſtatt
eines reellen Beafſteak] zurück. Stahr Par. 1, 31; Fran-
zöſiſche L–keiten. Jahre 1, 239 ꝛc. Márſch- [1]: Die
Truppen ſind m. Māūl-, Múnd-: Hebel 3, 350,
ſ. zungen-f. Nāch-: mundartl., nachläſſig. Schmel-
ler. Nácht-: Der n–e Konduktör. Hebel 3, 101, der
an die Nachtreiſen gewöhnte. Prǖgel- [1]. Goltz
1, 34. Récht- [4]: geneigt zu rechten, zu ſtreiten,
rechthaberiſch: Hiob 9, 2; So r. iſt der Menſch! Wenn er
glaubt, etwas Übereiltes, Halbwahres geſagt zu haben, ſo
hört er dir nicht auf, zu limitieren ꝛc. G. 14, 53; Wie r. er
iſt! Bei aller ſeiner Bosheit will er immer noch Recht haben.
Kurz Sonn. 210; (veralt.) = gerecht, recht ꝛc., z. B.:
Es mag für deinen Augen nicht r. ſein Jemand, der da lebe.
Luther 1, 42a = Pſ. 143, 2, ſ. Friſch 2, 97c u. Schmeller
3, 25, und ſo noch im Ton Hans Sachſens: Man nennt
ſie thätig Ehrbarkeit, | ſonſt auch Großmuth, R–keit. G. 2,
118, ſ. Gerecht- f. und rechtfertigen. Rēīſe- [1].
Rückert Nal. 213. Ríng-: 1) veralt. mundartl.,
leicht, hurtig, ſ. leicht-f.: Sah .. ein Eichhorn .. hin u.
her | r. durch die Gipfel ſtreichen. Lichtwer 98, von (ge-)
ring. 2) jetzt gw.: fertig zum Ringen, zum Ring-
kampf. Schlāg- [1]: Sch. liegt das Schiff. Chamiſo
4, 47; So ſchlag-luſtig und fertig man geſtern auch geweſen.
G. 25, 63. Schrēīb- [1 u. 4]: Sch–e Sudler.
Schúß- [1]. Chamiſſo 4, 128. Sêgel- [1]. Droy-
ſen Y. 1, 32; W. 20, 177. Sínn-: ſ. gedanken-,
ſchlag-f.: Kurze, ſ–e Spruchreden. Zinkgräf 1, VI.
Sprúng- [1 u. 4]: Wie den Luchſen die Sp–keit nährt.
Tſchudi Th. 315. ūbel-: bereit u. geneigt zu Üblem:
Der Schalk erweiſt ſich ü.; | ich fürchte, daß er ſich ergetzt, |
wenn er die Sittlichkeit verletzt. G. 12, 49. Ún- [3]:
unvollendet: Da bricht es ab [das Gedicht]! . . . Unf.
Ding, was fang ich mit dir an? Freiligrath Garb. 111; Ein
ſou–er [träger, langſamer] Briefſteller. H. Phil. 13, 226 ꝛc.
Auch (meiſt mundartl.) ungangbar; ungerecht, leicht-
fertig, ſ. Friſch, Schmeller ꝛc., z. B.: Durch ein u–es Be-
tragen hatte ſich Günther das Glück verſcherzt. G. 21, 60.
Wêg- (veralt., mundartl.): unterwegs, auf der Reiſe
begriffen, reiſe-f. Luther 1, 148b; Alſo iſt es den W–en
verdrießlich, ſo er .. aufgehalten wird. Schaidenraißer 63a
(15, 72); 4a; 13a ꝛc.; Ein leichtes, w–es Weibsbild, eine
Zigeunerin. Hebel 3, 355. Zúngen- [4]: Nimm an,
ſie muckt und redet nicht ein Wort: | dann preiſ’ ich ihre
Z–keit. V. Sh. 3, 371 u. ä. m.