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fertig Fertigkeit
Fértig, a. (~keit, f.; –en):
von Fahrt (s. d. und fährtig), eig., wie es zur Fahrt (zur Fortbewegung etc.) gehört, zur Reise gerüstet; im Gang, so daß Nichts stockt etc., oft verstärkt durch alliterierendes fir (s. d.): 1) F. zu Etwas, vollständig gerüstet, so daß dem Kön- nen Nichts im Wege steht, vgl. bereit (s. 4), welches bez., daß dem Willen Nichts im Wege steht, vgl.: Ich bin ... zum Sterben bereit [obgleich mit den Vorbereitungen noch nicht f.] und bitte nicht um mein Leben. Sch. 62a; Zur Reise, zum Marsch etc. f. sein, sich f. machen, sich f. halten etc.; Dazu sind wir fix und f. G. 10, 174; Fix und f., um seinen Urlaubspaß zu holen. vHorn Schmj. 107; F.! [Kommando = schußf.] heult’s von P’loton zu P’loton. Sch. 7a; Ich bin gern fir und f. [zum Schuß]. G. 10, 210 etc. Mit Etwas f., zu Ende, so daß Nichts daran fehlt, es vollständig in Bereitschaft ist (s. 3): Der ist kaum ihres Flehns gewärtig, | so hält er zum Vor- aus sich mit der Ausflucht f. Hagedorn 2, 183; auch ellipt.: Die Maurer sind, werden morgen [mit der Arbeit] f.; Er kann nicht enden, kann nicht f. werden [mit dem Gedicht, es abschließen]. G. 13, 103; „Obendarein hat mich der Schelm von Schneider noch sitzen lassen.“ Und doch fix und f.? [mit dem Anzug]. Sch. 186a. 2) auch übertr.: Mit Etwas, mit Einem (Hebel 3, 245; Rückert Rost. 47a) f. werden = es, ihn überwinden; (Mit seinem Vermögen) f., fir und f. [ganz zu Ende] sein; Er ist f. [betrunken, auch von einem Kranken, mit dem es zu Ende geht = geliefert etc., vgl. berg-f.]; Wir sind mit einander f., haben Nichts mehr mit einander zu schaffen etc. Mundartl.: Nachdem man ihn eine Weile hat zappeln lassen, macht man mit ihm f. [ein Ende] und wirft ihn übers Nest hinaus. Gotthelf Sch. 19. 3) so auch von den Ggstdn., mit denen man f. ist, übertr. auch von 433 Personen = beendet, vollendet, abgeschlossen etc.: Ich bin mit der Arbeit —, die Arbeit ist f., fix und f.; Das Essen ist f. [gar]; Das Lied ist f. G. 2, 5; Das Schaffen macht ihm keine Freude mehr, es soll schon Alles f. sein. G. 15, 109; Als ein für allemal abgethan, abgemacht und f. erklärt. 39, 281; Dem Erben sei hier leider Alles zu f., er habe hier Nichts mehr zu thun. 18, 169; „Zu vollenden ist nicht die Sache des Schülers; es ist genug, wenn er sich übt“ Aber doch f. macht, so gut er kann. 16, 35; Wer f. ist, Dem ist Nichts recht zu machen, | ein Werdender wird immer dankbar sein. 11, 10; Hier trag ich’s fir und f. in der Tasche. HvKleist Krug 45; Wenn sie den Fleiß .. so gekauft kriegen können, fir und f., wie die Semmel beim Bäcker. Prutz Mus. 2, 205; Das Halb-F–e des Gebäudes. 1, 225; Ein Gefäß .. neu-f., das Holz noch riechend vom Meißel. V. Th. 1, 28; Die Theorien, die sie schon gemacht und f. in den philosophischen Buden der Griechen liegen fanden. W. HorBr. 1, 40. Etwas f. machen, in versch. Gewerben, z. B. bei den Schriftgießern die Lettern, sie glatt schaben; auf dem Webstuhl: Zum Schuß f. machen. Hebel 3, 391 etc., s. nam.: F.-Macher der Glashütte, Ggstz. Anfänger. Übertr.: Das bekäme ich nicht f. [damit käme ich nicht zu Stande, Das könnte ich nicht]; Der Nierensteiner brachte mich gleich f. [betrunken]. Gutzkow R. 6, 195; Die Wuchrer kriegen ihn fix und f. [bringen ihn ums Vermögen] etc. 4) in Etwas gewandt und geübt, im Stande es leicht und geschwind, ohne Anstoß und Stocken zu thun (s. 5), hurtig, behende, geläufig etc.: F. [ohne Anstoß] lesen, schreiben, Französisch sprechen, Klavier spielen; Ein f–er Klavierspieler; Ein f–er, fixer Rechner; Eine f–e Zunge haben; F. mit der Zunge [zungen-f.] sein; Der Stammelnden Zunge wird f. reden. Jes. 32, 4; Gott mache euch f. in allen guten Werken, zu thun seinen Willen. Hebr. 13, 21; Sie sind aus der Maßen f., ihre Speise zu ereilen. Brockes 9, 278 etc. Jnsofern f. die Bedeutung hat: „leicht bei der Hand mit Etwas“ grenzt es zuw. sehr nahe an bereit (s. 1), z. B.: „Sie sind sehr gütig.“ Und Sie sehr f., mich zu quälen. W. 15, 127. Vgl.: Buß-, Dienst-f. etc. 5) F–keit, nam. zu 4, vgl. Fähigkeit 2: Durch die Übung wird eine jede Fähigkeit in unserer Seele zu einer F., eine F. besteht in einem Vermögen, Etwas so geschwind zu verrichten, daß wir uns nicht mehr alles Dessen bewusst bleiben, was wir dabei vorgenommen. Mendelssohn 4, 1, 41; Unter einer angebornen F. versteht man ein ungeübtes Vermögen, gewisse willkürliche Handlungen mit solcher Geschwindigkeit zu verrichten, daß wir uns alles Dessen, was dabei vorgenommen wird, nicht deutlich bewusst sind. 4, 2, 195; Dem Thiere sind F–en angeboren, dem Menschen Fähigkeiten, die er zur F. ausbilden soll; Wo angeborene F–en sich mit Aufmerksamkeit und Fleiß zusammenfinden. G. 26, 279; Keine Fähigkeiten und keine F–en zeigen. 15, 14; 18, 344 u. o., mit einer Art Personifikation: Die F–en (fits) des Lichtes rege zu machen. 38, 9 etc.
Anm. Ahd. fartic, fertîc, von Fahrt (s. d.). Mundartl. = fernig (s. d.). Schmeller 1, 568. In der Verb. fix und f., wenn sie adj. ist, erhält gw. nur das letzte Wort Flexion: Mit einem solchen fix und f–en Bewusstsein. Keller gH. 3, 8, vgl.: Ein schwarz und goldnes Band etc.
Zsstzg. vielfach, z. B.: Ábstoß- [1]: Aus dem Mangel der gleichen A–keit beider Füße entsteht das lächerliche Bah-Laufen. Jahn Turnk. 139. Áll- [1u. 4]: Ihn wegen seiner a–en [raschen etc.] Urtheile anzugreifen. Gervinus Lit. 5, 300; Die A–keit der Menschen zu jeder Thätigkeit. EinlGsch. 167. Állzeit- [4]: Der Teufel, der sonst a–e Zerstörer. G. 23, 25.
Bēīl-: (Schiff.) ein Schiff, wenn alles Holz daran und dafür fertig ist, s. beilen Anm.
Bérg-: (bergm.) bergsüchtig d. h. lungensüchtig, s. [2].
Bōs-: übel-f. Būß- [4]: zur Buße bereit, geneigt, reuig: Die Geschichte des b–en Tobias. Sch. 104a; Nicolai 1, 184; Luther 1, 544a; Die un-b–en Bösewichter. 5, 533b; Un-b–lich bleiben. 8, 9a; Herzenshärtigkeit und Un-B–keit. Rückert Mak. 1, 81 etc.; veralt. = bußfällig, vergl.: Zur Bußfertigung [Strafe] 10 Mark. Möser Ph. 2, 303. Dīēnst- [4]: gern und leicht Dienste erweisend („,dienstfärtig“ L. 7, 455): Ihre ruhige Aufmerksamkeit blieb sich immer gleich . .. Diese anständige D–keit. G. 15, 55 55; auch: Der Herr Vormund ist ja die Leutseligkeit und D–keit selbst [s. d.]. Gellert 3, 30; So rennt Polonius über-d. in sein Verderben. Tieck DrBl. 2, 85; Ich bin sehr nachlässig, aber nicht gleich un-d. L. 12, 403.
Drúck-: (Buchdr.) so beschaffen, daß der Druck beginnen kann, nam. in Bezug auf die Korrektur.
Eīl-: Eile an den Tag legend, nur von Personen, während eilig s. d. auch von Sachen gilt: Eilige Briefe, Geschäfte; Etwas eilig haben etc., ferner: Wer eilig ist, hat Eile; wer e. [eig.: auf eiliger Fahrt] ist, an Dem bemerkt man Eile; vgl. hastig: Das Gebieterische der Vornehmen als ein angebornes Recht unbefangen auszuüben verstehen und nicht, gleich Emporkömmlingen, E–keit aus Furcht damit verbinden. Börne 1, 216; Sch. G. 2, 51; W. 3, 104; E. entriegelt er selber die Pforte. Langbein 2, 8 etc., s. Eile.
Fēūer-: s. schuß-f.: Die preußische Infanterie war damals jeder andern an Disciplin und F–keit überlegen. Pz 3, 464. Fínger- [4]: die Finger rasch und geschickt zu gebrauchen wissend: Die F–keit sogenannter Übersetzer. Heine Verm. 1, 3; Der Virtuose ist f., spielt aber ohne Ausdruck. Frīēd- [4]: bereit und geneigt Frieden zu halten: F., ohne deßwegen schwach zu sein. G. 14, 245; Jst er streitbereit oder f.? Gotthelf G. 37; Matth. 5, 9; vgl.: So hättest du auf beiden Seiten Friede gefertigt [gestiftet]. Luther 5, 361a.
Gedánken-: vgl.: sinn-, schlag-f.: Die gewandte, g–e Ausdrucksweise in Rede und Gegenrede. Stahr Par. 2, 26.
Gerécht-: (ver- alt.) gerecht: Daß ich nicht g. bin, will ich verkünden. Luther 1, 26a (Ps. 38, 19) etc., s. Recht-f.
Gúss-: so im Stande, daß der Guß vor sich gehn kann. Karmarsch 2, 113.
Hánd-: s. finger-f.: Der Zahn- arzt hat bedeutende H–keit, auch = schlagf.: Die h–e wehrhafte Frau. L. 7, 253. Hílf- [4]: s. dienst-f.
Hōf-: mit Allem ausgerüstet, was zum Erscheinen bei Hof gehört: Der seine eigene Equipage anspannen lassen kann und überhaupt völlig h. ist. Niebuhr Nachgel. 75. Kámpf- [1]. Rückert Rost. 84b. Kúnst-[4]: kunstgeübt: Kenner von k–em Sinn. Heinse A. 1, 281; G. 33, 167.
Lēīcht-: veralt. leicht: Viel l–er tragen auf dem hintern Theil des Rückens wenn vornen. Ryff Th. 3; Die l–est .. Übung ist, daß wir uns .. sänftiglich erspacieren. Sp. 23a etc., s. ring-f. jetzt gw.: ohne wesentlichen Gehalt und nam. sittlich ohne ernsten innern Halt, frivol, unbedachtsam, leichtsinnig, muthwillig, locker und lose, liederlich, sich aus schlimmen Streichen kein Gewissen machend: Dingete damit lose, l–e Männer [zum Mord]. Richt. 9, 4; Schwören l. falschen Eid. Weish. 14, 28; Sir. 23, 17; Wer bald glaubt, ist l. 19, 4; Mich niemal zu l–er und unzüchtiger Gesellschaft gehalten. Tob. 3, 18 etc.; Des ersten Spiels l–e [muthwillige] Verworrenheit | mit günst’gen Augen angesehn. G. 6, 343; Durch die Unart und den Übermuth einiger l–en Gesellen vermehrte sich die Unruhe und das Übel der Nacht, indem sie sich einander neckten etc. 16, 189; Das l–e Mädchen [Philine]. 302; Eine sehr lustige, l–e Natur . . . Was aus diesem losen, lockern Wesen werden soll. 17, 295; Sonst, da ich ohne Zweck und Plan leicht, ja l. lebte, kamen mir Freundschaft etc.- entgegen; jetzt, da es Ernst wird etc. 311; Die Veranlassung dieser neuern L–keiten. 31, 253 [l. behandelten Ggst.]; Das Beginnen, leichtsinnig unternommen, will sich nicht l. abthun lassen. Zelt. 5, 140; Mit L–keit ist deutscher Art nicht beizukommen. Immermann M. 1, 404; Wenn er wieder auf diese L–keiten des Tages hinblickte. König Jer. 2, 225; Ertragen sollt’ ich die l–e Rede | des Unverschämten: „Wenn der Bauer Brot | wollt’ essen, mög’ er selbst am Pfluge ziehn?“ Sch. 522a; Wir wiesen verächtlich die Anerbietungen von l–en Omelettes und dgl. Luftigkeiten [statt eines reellen Beafsteak] zurück. Stahr Par. 1, 31; Französische L–keiten. Jahre 1, 239 etc. Mársch- [1]: Die Truppen sind m. Māūl-, Múnd-: Hebel 3, 350, s. zungen-f.
Nāch-: mundartl., nachlässig. Schmel- ler.
Nácht-: Der n–e Konduktör. Hebel 3, 101, der an die Nachtreisen gewöhnte. Prǖgel- [1]. Goltz 1, 34. Récht- [4]: geneigt zu rechten, zu streiten, rechthaberisch: Hiob 9, 2; So r. ist der Mensch! Wenn er glaubt, etwas Übereiltes, Halbwahres gesagt zu haben, so hört er dir nicht auf, zu limitieren etc. G. 14, 53; Wie r. er ist! Bei aller seiner Bosheit will er immer noch Recht haben. Kurz Sonn. 210; (veralt.) = gerecht, recht etc., z. B.: Es mag für deinen Augen nicht r. sein Jemand, der da lebe. Luther 1, 42a = Ps. 143, 2, s. Frisch 2, 97c u. Schmeller 3, 25, und so noch im Ton Hans Sachsens: Man nennt sie thätig Ehrbarkeit, | sonst auch Großmuth, R–keit. G. 2, 118, s. Gerechtf. und rechtfertigen. Rēīse- [1]. Rückert Nal. 213.
Ríng-:
1) veralt. mundartl., leicht, hurtig, s. leicht-f.: Sah .. ein Eichhorn .. hin u. her | r. durch die Gipfel streichen. Lichtwer 98, von (ge-) ring. 2) jetzt gw.: fertig zum Ringen, zum Ringkampf. Schlāg- [1]: Sch. liegt das Schiff. Chamiso 4, 47; So schlag-lustig und fertig man gestern auch gewesen. G. 25, 63. Schrēīb- [1 u. 4]: Sch–e Sudler. Schúß- [1]. Chamisso 4, 128. Sêgel- [1]. Droy- sen Y. 1, 32; W. 20, 177. Sínn-: s. gedanken-, schlag-f.: Kurze, s–e Spruchreden. Zinkgräf 1, VI. Sprúng- [1 u. 4]: Wie den Luchsen die Sp–keit nährt. Tschudi Th. 315. ūbel-: bereit u. geneigt zu Üblem: Der Schalk erweist sich ü.; | ich fürchte, daß er sich ergetzt, | wenn er die Sittlichkeit verletzt. G. 12, 49. Ún- [3]: unvollendet: Da bricht es ab [das Gedicht]! . . . Unf. Ding, was fang ich mit dir an? Freiligrath Garb. 111; Ein sou–er [träger, langsamer] Briefsteller. H. Phil. 13, 226 etc. Auch (meist mundartl.) ungangbar; ungerecht, leichtfertig, s. Frisch, Schmeller etc., z. B.: Durch ein u–es Betragen hatte sich Günther das Glück verscherzt. G. 21, 60. Wêg- (veralt., mundartl.): unterwegs, auf der Reise begriffen, reise-f. Luther 1, 148b; Also ist es den W–en verdrießlich, so er .. aufgehalten wird. Schaidenraißer 63a (15, 72); 4a; 13a etc.; Ein leichtes, w–es Weibsbild, eine Zigeunerin. Hebel 3, 355. Zúngen- [4]: Nimm an, sie muckt und redet nicht ein Wort: | dann preis’ ich ihre Z–keit. V. Sh. 3, 371 u. ä. m.