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Ein
II. Ēīn: Zahlw., Fürw. und Artikel.
Anm. 1. Formbemerkungen: a) Ein wird im Allgem.
wie alle Ew. dekliniert, nur daß im männl. und ſächl. Nom.
und im ſächl. Acc. die Endung, die z. B. nach den beſitzanz.
Fw. in ſtarker Form (Mein einer Sohn; mein eines Kind),
nach den hinzeigenden Fw. u. dem beſtimmten Art. in ſchwa-
cher Form (Dieſer ein e Sohn; das ein e Kind) erſcheint, ganz
wegfällt, wenn bloß „ein“ vor dem Hw. ſteht: Ein Sohn,
ein Kind, und daß in demſelben Fall im Gen. die z. B.
von V. auch für andre Ew. bewahrte ſtarke Form allge-
mein gilt (vgl.: Gutes Muths ſein; des guten Muths),
alſo: Eines Sohnes, Kindes, neben: Des einen Sohnes;
meines einen Kindes. Bei voraufgeſchicktem (ſächſ.) Ge-
nitiv unterſcheidet man: Deines Haupts ein leiſes Schütteln|
dröhnt tief bis zur Erde Schoß. Bodenſtedt 1, 45; Deines
Hauptes ein allmächt’ger Wink. Sch. 16b ꝛc., in welcher doch
nur dichteriſchen Wendung es auch bei der Umſtellung ohne
beſtimmten Artikel heißen würde: Ein leiſes Schütteln deines
Hauptes ꝛc. und —: Des Königs einer Sohn [der eine
Sohn, nicht: ein Sohn des Königs]; Des Königs eines
Schloß ꝛc., welche Wendung jedoch nicht gewöhnl. iſt, wenn
noch ein Ew. dabei ſteht: Ein großes Schloß des Königs ꝛc.
Veralt. ſind Wendungen wie: In ſeinem Schloß [ſeiner
Schlöſſer] einem. Berlichingen 176; Mit meinem beſten
Freunde einem. Luther 6, 350b; Einen meinen [meiner] Mit-
burger. Schaidenraißer 64b ꝛc. b) wo auf die flexionsloſen
Formen ein Ew. folgt, hat es ſtarke, ſonſt überall ſchwache
Form: Ein guter Sohn, ein gutes Kind ꝛc., ſo auch bei
Ew., die zu Hw. erhoben ſind: Ein Weiſer, ein Ganzes,
doch bei zwiſchengeſchobnem Ew. ſchwankend: Ein gekrönter
Weltweiſe. L. 3, 80; Ein poetiſcher Weltweiſe. 5, 6; Ein
nackender Wilde. Klinger F. 40; Ein hübſches Ganze. G.
15, 10; Daneben z. B.: Ein ewiges Ganzes. 31, 5 ꝛc., ſ.
Ganz 3. c) die Mz. von „ein“ kommt nur nach dem be-
ſtimmten Artikel ꝛc., alſo in ſchwacher Form vor: Die (dieſe)
Einen (ſ. 1e) ꝛc. d) für das zum Hw. erhobne „ein“ be-
darf es keiner Formbem., vgl.: ein weiſer Mann, ein Weiſer;
der weiſe Mann, der Weiſe und —: ein Mann; Einer; der
eine Mann, der Eine ꝛc.; nur für das n. Eines iſt die Nbnf.
mit ausgeſtoßnem „e“ zu beachten, die für das alleinſtehnde
Zahlw. in Bezug auf ſächl. Hw. gw. u. beziehungslos ſogar als
einzige Form gilt: „Wieviel Bäume ſind da?“ Einer. „Wie-
viel Roſen?“ Eine. „Wieviel Veilchen?“ Ein(e)s; Es hat Eins
[ein Uhr] geſchlagen; Eins und dazu zwanzig ſind einund-
zwanzig; Ein Mal [wo ein zu dem Hw. „Mal“ gehört]
Eins iſt Eins; In Eins, Zwei, Drei (ſ. Drei 1).
d) von dem tonloſen „ein“ wird, namentl. in der Volksſpr.,
oft das „ei“ in allen Kaſus abgeworfen: ’n Drittel. Schlegel
Sh. 9, 86, oft bei Claudius: ’ne Meile; Für ’nen Studen-
ten. G. 6, 46 u. ſ. w., vgl. auch: Ein ausrangiertes Pferd.
Laube Dram. W. 5, 30 ꝛc., ſ. „A“. In einzeln Fällen ſind
auch noch größre Verkürzungen gebräuchlich, z. B.: Vor’m
[einem] Jahr. G. 10, 212; Immermann M. 1, 262 ꝛc.
Veralt. aber iſt der früher häufige Dat.: eim, z. B. Fiſchart
B. 36a; 52bu. o., ſo auch: Zu er [einer] Zeit. Schaidenraißer
56b u. ä. m. Zuweilen, doch nicht häufig mehr: Ein’
[eine] andre. V. Od. 12, 36 ꝛc. e) zu erwähnen bleibt
noch das unveränderliche „ein“ bei Zahlwörtern, die dadurch
zur ungefähren Einheit zuſammengefaſſt werden, ſo auch bei
den Bruchzahlen, ſ. Halb 13a. Trotz ein [etwa] 40
Landfrieden. G. 9, 33; Vor ein 7, 8 Jahren. Immermann
M. 1, 94; Mit ein Tauſend ſeines Gleichen. L. 13, 106;
V. Ant. 2, 231; Bei ’n paar von den Geſichtern .. und
aus ’n paar andern. Claudius 3, 23; Mit ein paar Ohrfei-
gen. Hebel 3, 1 ꝛc. (verſch.: Mit einem Paar guter Stie-
fel ꝛc.; vgl.: Mit ein hundert guten Federn, und —: Mit
einem Hundert guter Federn ꝛc.); Mit ein bischen (wenig)
Muth ꝛc. Man beachte die verſch. Fügungen bei dieſem
„ein“ [= etwa] mit Zahlen, wobei das Zeitw. in der Regel
in der Mz. ſteht, z. B.: Eine 2 Stunden; Ein 14 Tage.
Forſter Br. 2, 152; Ein 40 rechte Appenzeller Ochſen. G.
8, 131; Ein anderthalb Jahr. Gutzkow R. 7, 325 ꝛc.
Ein Thaler achtzig. L. 1, 554; Ein Eimer zwanzig. Sch.
131a ꝛc. Ein 3, 4000 Mark. Engel 12, 184; Ein 20,
30 Jahre. Forſter Br. 2, 603 ꝛc. Ein 12 bis 13 Schiffe.
Droyſen A. 3, 416; Ein 5 bis 6 Jährchen. König Jer. 2,
57 ꝛc. Ein ſieben oder achte. Rückert Roſt. 2a; Ein Hand
oder 2 voll Staub. Opitz 1, 139; Einen Tag oder zehn.
1. Moſ. 24, 55; Ladet dich einmal oder drei. Sir. 13, 8;
Ein Pferd zehn oder zwölf. Berlichingen 176; Ein Pferd oder
ſechs. 167; 82; 136; 176 ꝛc. und danach: Einer zehn
Pferde, ſ. Spate 2, 217; In ’ner Tage drei. Gutzkow Liesli
84 ꝛc., gewöhnl. mit „er“ am Hw.: Ein Kanner zwölf.
Droyſen A. 3, 107; Eine Kleinigkeit von ein Hunderter fünfe.
Engel 1, 95; In ein Tager vierzehn. Gutzkow R. 3, 165;
In Tagner drei bis acht. HvKleiſt Kr. 161; N Wagner ſechſe
Holz. FMüller 1, 242; Vor ein Jahrer funfzehn. Prutz Muſ.
1, 115; So ein Monater ſechs. 2, 198; Ein Stücker drei.
Regis Sh. 221; Ein Stücker zehn Schelme. V. Sh. 3, 334;
Ein Meilner zwei. 258 ꝛc. Auch: Gegen Uhrer viere.
Gutzkow R. 4, 111. Vielleicht iſt in dieſem er, nicht
wie auch Adelung will verkürztes „oder“, ſondern eine
Genitivform zu erblicken. f) als Zahlw. wird „ein“ mit
„und“ vor die Zehner geſetzt, z. B.: Ein und zwanzig ꝛc., folgt
aber auf die Hunderter ꝛc. z. B.: Tauſend und eins (ſ. c).
Ein beigefügtes Hw. ſteht dabei gewöhnl. in der Ez.: Tau-
ſend und eine Nacht; Hundert und ein Kamel. Rückert 1,
126; Tauſend und einen Grund. Zſchokke 1, 247 ꝛc. Doch
finden ſich Abweichungen, z. B.: Aus Tauſend [und] einer
Nacht. G. 12, 58; Aus den tauſend und einer Nacht. Lichtenberg
2, 383; Das Märchen von „Tauſend und eine Nacht“.
Heine Rom. 7 [der Titel bleibt undekliniert]; Stoff zu mehr
als 1001 [tauſend und ein?] Nächten. Kohl Irl. 1, 189;
Von den tauſend und einem Mißgeſchicken. Sealsfield Trans.
1, 64 ꝛc.
1) Zahlw. (vgl. Eins), die kleinſte ganze Zahl,
durch deren Wiederholung die übrigen entſtehn, im
Ggſtz. der Mehrheit wie auch der Verſchiedenheit.
a) bloß zur Bezeichnung des Zahlbegriffs, ohne hervor-
tretenden Ggſtz. und ſomit auch ohne ſcharf hervortre-
tende Betonung, nahe an den unbeſtimmten Artikel
(ſ. 2) grenzend: Zwei Bücher und noch ein Buch (oder:
noch eins) ſind drei; Ein und ſechzig ꝛc. b) im Ggſtz.
von Allen, Vielen oder auch nur Mehrern, alſo aller
andern Zahlen, namentl. aber gewöhnl. der runden,
wie 100, 1000 ꝛc., und ferner der 2. Der hier her-
vortretende Sinn der Ausſchließlichkeit wird verſtärkt
durch „einzig“ (ſ. d.): Sein Eins und Alles (ſ. d.);
Einer wird ihrer Tauſend jagen. 5. Moſ. 32, 20; Da iſt
Keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer. Pſ. 14, 4; Sech-
zig iſt der Königinnen und 80 der Kebsweiber und der Jung-
frauen iſt keine Zahl, aber Eine iſt meine Taube ꝛc. Hohel.
6, 8; Der einzig Eine biſt du, doch du lenkſt | als eine my-
ſtiſch große Drei die Welt. Platen 2, 4; Er iſt dann der Eine
[Hervorragende] in der Menge. G. 29, 211; Doch darf
ich bitten, bitt’ ich Eins. 1, 139; Du muſſt von einem
Mann nicht Alles fordern. 13, 130; Daß ein Fall oft Tau-
ſende werth iſt und ſie alle in ſich ſchließt. 39, 124; Daß
dem Genie ein Fall für tauſend gelte. 133; Ein Wort für
tauſend (ſ. d.). W. 12, 68; So ein Mädchen bekommt hun-
dert für einen Mann; Die du Sechſe haben kannſt für Einen.
G. 34, 214; Auf einen Zug zwei Vögel fangen. Klinger
F. 263; Zwei Fliegen mit einer Klappe ſchlagen; Zwei
Würfe mit einem Stein. L. 1, 417; In einem Zug
[nicht in mehrern, ununterbrochen]; Bis ans rothe Meer
verfolgt in einem Stück. Rückert Morg. 1, 38; Da gingen
weg mit einem Schlag | neun Töchter. 130; Es regnete
in Einem fort [vgl. 2c]. Keller gH. 3, 1; Engel 4, 163;
W. 20, 75 ꝛc.; Regnete in Eins fort. Forſter R. 1, 133;
Eine viertel Stunde in Einem weg. Gutzkow R. 5, 385;
Indeſſen geht Das nun in Einem hin. Forſter Br. 2, 375;
In Einem zu. Gotthelf G. 7; Das iſt ein Abmachen (Ab-
waſchen); Das geht an Einem fort [ununterbrochen]. G.
7, 68, vgl.: Sie an einem Schnürchen weg zu recitieren.
14, 60; Ein ganzes Buch an einem Faden weg zu exegeſie-
ren. 263 ꝛc. c) dazu auch: Der Letzte ohne [ſ. d. †]
Einen, jetzt gewöhnl.: Der Vorletzte; In der „letzten
ohne einen“ Zeile. L. 3, 437 [wo das Hervorgehobne zu-
ſammengefaſſt und demgemäß dekliniert iſt]; vgl. auch:
Moskau, die uneins [mit Ausnahme einer einzigen]
größte Stadt. Hebel 3, 369. d) „Ein“ in Bezug auf
Mehrere oder Alle (ſ. d.) nicht als Ggſtz., ſondern als
(beliebig)herausgegriffner Repräſentant derſelben (vgl.:
irgend ein, und: jeder): Iſt Einer gut, ſo ſind ſie Alle
gut. Fiſchart B. 264b; Ein Herz wie alle, ſie ſind dein. G.
6, 49; Ein für allemal; Einer für Alle und Alle für Einen
ſtehn; Was (irgend) Einer thun kann, thu ich gewiß gegen
Sie; Wenn’s Einem glückt, ſo iſt er’s ꝛc. e) über ein
in Verbindung mit „ander“ ſ. d. So auch: Der
Eine, der Zweite (Andre), der Dritte ꝛc., und wenn da-
mit nicht Einzelweſen, ſondern Klaſſen bezeichnet ſind,
in der Mz.: Die Einen, die Andern, die Dritten ꝛc.
Oberd. findet ſich auch die Nbnf. eint (vgl. Erſt und
Entweder), z. B.: Zwei Glauben hat die Welt ... Dem
einten [„einen“ ſpätre Lesart] dienet jetzt das menſchliche
Geſchlechte. Haller 58; An einten Orten mehr, an andern
minder. Bluntſchli bei Adelung. Ungew. auch: Daß ihr
Urheber weder Franzöſiſch noch Lateiniſch, weder Eins noch
Keins [das Andre] muß verſtanden haben. L. 5, 49.
Über das ſächl. Geſchlecht für den Kompler v. Masku-
linum und Femin., oder wo das Geſchlecht unentſchie-
den bleiben ſoll, ſ. Herrig 18, 114 und vgl. hier 2d.
Der noch im Plattd. gewöhnl. Gebrauch, ſtatt „ein-
ander“, abhängig von Präpoſ., bloßes ein zu ſetzen
(z. B.: Sie machen ſich anein. vWerder Arioſt 2, 5 ꝛc.),
iſt veralt. f) Ein, als Ggſtz. der Verſchiedenheit, zur
Bezeichnung der Jdentität, wie derſelbe (womit es oft
flektiert, oder, noch inniger verſchmolzen, flexions-
los durch „und“ verbunden wird): In einem (oder:
ein) und demſelben Hauſe wohnen; Ein und derſelbe Menſch.
Börne 5, 2; Modifikation einer und derſelben Kraft. Tieck
Nov. 4, 82 ꝛc.; Von einer Größe; Auf einen Tag.
1. Moſ. 17, 26; In einer Nacht. 40, 5; Sieben Ähren
wuchſen auf einem Halm. 41, 5; Verſchiednes in einen
Topf werfen. HHerz 184; Hölderlin H. 1, 89; Sch. G. 1,
239; Alles über einen Kamm ſcheren ꝛc. g) ſo auch
von mehrern Gegenſtänden, die ſo innig übereinſtim-
men oder verbunden ſind, daß kein Unterſchied erſcheint:
Die Beiden haben eine Krankheit; Sie ſind ein Herz und
eine Seele; Zwei Herzen und ein Schlag. Halm Sohn der
Wildnis; Eines Herzens. Chamiſſo 4, 40; Eines Sinnes.
V. Od. 3, 128; Sie werden ſein ein Fleiſch. 1. Moſ. 2,
24; Ich und der Vater ſind Eins. Joh. 10, 30 ꝛc.
In dieſem prägnanten Sinne iſt „ein“ viel ſtärker als
„einig“, das nur Ubereinſtimmung in Etwas bezeich-
net, nicht aber Unterſcheidbarkeit des Einzeln, Ver-
ſchwinden ſeiner Individualität und Aufgehn in ein
höheres Ganze: Und ſo mit dir und mir | ſoein, ſo innig!
G. 7, 235; Laſſt uns nicht nur einig, ſondern nur Eins ſein.
Chamiſſo 5, 136; Einig ſollſt du zwar ſein, doch Eines nicht
mit dem Ganzen ꝛc. Sch. 91b; Sie waren ganz hingegeben
und Eins und doch war Jeder ganz er ſelbſt. FSchlegel Luc.
197; Wie wir ſo Eines ſind mit Euch! Uhland 112 ꝛc., ſ.
auch die Zſſtzg.: Der Drei-Eine unter: „Drei-einig“,
und entſprechend: Das chineſiſche Bewußtſein kennt nur den
abſolut Einen, nicht wie die perſiſche Lehre das Zwei-Eine.
Schelling 2, 2, 559; So iſt auch in dieſem Sinne Gott der
All-Eine. 61; All-einen Gebets. Droyſen Ar. 1, 115
45
Alle Ein und Dasſelbe betend, verſch. Allein (ſ. d.).
Vgl. von Dingen, zwiſchen denen ich keinen Unter-
ſchied wahrnehme, die mir alſo gleichgültig ſind: Das
iſt(mir)einerlei (ſ. Lei), ein Ding. L. 1, 45; Ein
Thun. Gotthelf G. 174; Hebel 3, 429; Eins. G. 8, 45;
Pfeffel Po. 3, 160; W. 5, 25; Ganz Eins. G. 29, 229;
Alles Eins; All Eins. Spindler Stadt 1, 16; 39 ꝛc.
Ähnlich auch von einer Reihe von Ereigniſſen, inſofern
für ihr Geſchehen zeitlich kein Unterſchied hervortritt,
ſie unmittelbar und ohne Unterbrechung (ſ. b) faſt
gleichzeitig erfolgen: Ich ’nein ins Haus, das Meſſer ziehn,
meinen Bruder in den Leib ſtechen, das war all Eins. Auer-
bach D. 1, 284; Er Das ſagen und der Frieder ihn am Kra-
gen nehmen und zu Boden werfen, Das war Eins. Kurz
Sonn. 32; Du muſſt ihn nennen; | Es ſoll nur Eines ſein,
ihn tödten und ihn kennen. L. 3, 350; Eins iſt hö-
ren und den Rappen ſatteln. Talvj 2, 172; Dies denken und
auf ſein wiehernd Roß | ſich ſchwingen .. war Eins. W. 10,
246 ꝛc., vgl.: Das war das Werk eines Augenblicks.
Entſprechend auch örtlich: Daß Rücken, Rippen, Hüften,
Alles ein Schmerz iſt. Tieck Acc. 1, 42 [Es tritt kein Un-
terſchied hervor, läſſt ſich nicht angeben, wo der eine
Schmerz anfängt, der andre aufhört]ꝛc. Ferner von
einem Ganzen, im Ggſtz. der getrennten, vereinzelten
Theile: Aus deſſen Seele die Theile, in ein Ganzes zuſam-
mengewachſen, hervortreten. G. 31, 5; Du biſt Eins und
lebendig, gezeugt und entfaltet, nicht zuſammengetragen und
geflickt. 22; Glieder, die .. Jahrhunderte als Eins beſtan-
den. 10, 232; Der .. aus vielen einsgewordnen Burg.
12, 190; Sein Thun und Laſſen | in Eins zu faſſen. 6, 30;
Daß ſie ſich .. eine Welt, ein Ganzes, ein Eins denke. H.
Rel. 7, 69; Die, die um und um ſo innig Eines iſt, ein
göttlich ungetheiltes Leben. Hölderlin H. 2, 80; 1, 10; Die
Fugen ſind noch ſichtbar, das Ganze iſt ein Aggregat, aber
nicht Eins. WHumboldt 3, 297; Beides in Einem. L. 5, 4;
Das Erwerben und das Erhalten ſind zwei Dinge in Eins.
Zelter 1, 258 ꝛc. h) minder prägnant aber gilt eins
wie einig und ſo auch der Ggſtz.: uneins, z. B.: Wenn
Brüder eins ſind. Sir. 25, 2; Amos 3, 3; Sie wurden eins,
daß ſie kämen. Hiob 2, 11; Die Juden ſind eins, dich zu
bitten. Ap. 23, 20; Da er mit den Arbeitern eins ward um
einen Groſchen zum Tagelohn. Matth. 20, 2; Ein Verleum-
der macht Fürſten uneins. Spr. 16, 28; Ein jeglich Reich, ſo
es mit ſich ſelbſt un eins wird. Matth. 12, 25; Fiſchart B.
7a; Mit dieſem Burſchen waren wir geſtern eins geworden,
daß er .. unſer Wegweiſer ſein ſollte. Forſter R. 1, 257;
Daß der Kardinal mit den beiden Schelmen eins war. G.
29, 8; Worin man mit dem Verfaſſer eins oder uneins
wäre. 39, 18; Sch. 1, 229; Wurden ſie der Rede eins.
Hebel 3, 67; L. 1, 322; Sch. 654a; W. 11, 135; Han-
dels-eins werden ꝛc.; Leider ſeh ich euch uneins. G. 10,
136; Indeſſen ich ſo mit mir ſelbſt uneins war. 29, 4; 33,
17; FSchlegel Al. 31; W. Hor. Br. 1, 30 ꝛc. i) als
Adv. (ſ. Eins) findet ſich ein im Allgem. nicht, doch
z. B.: Daran ſind ein und einzig Schuld die Hecken. Rückert
2, 320 ꝛc. Allgemein üblich iſt dafür „allein“ (ſ. d.
unter „A“, wo zugleich auf den Unterſchied von all-ein
aufmerkſam gemacht iſt). Ferner läſſt ſich hierher-
ziehn die adverbielle Verbind.: Überēīn, zuw. auch:
Das ſehn der Menſchen Augen nicht alle übereins an.
Höfer (Hausbl.) 1, 86; Ja, wenn die Oberalten alle übereins
dächten. L. 12, 551 ꝛc., in der Bed.: gleichförmig, mit
einander ſtimmend ꝛc., ſ. Benecke 1, 418a, ſo namentl.:
Überein ſtimmen, kommen. L. 5, 22; G. 114 ꝛc., z. B.:
Ü. denken. 8, 43; kleiden. 15, 211; 18, 200; 20, 244;
Heinſe A. 1, 26; klingen. König Kl. 2, 149; L. 5, 22;
Obgleich Alles ü. zugeſchneit war. G. 14, 228; 238; Laſſet
freudig ü., .. kräftig uns zuſammen ſein. 6, 10; Wie ü. ge-
drechſelte Maſchinen. Heinſe A. 1, 238; Zeigen ſich ü. 295 ꝛc.
Veralt. auch: Ü. wollen. Weidner 217, mit Einem
ein Ubereinkommen treffen wollen, vgl. auch die Hw.
wie: Das Ü.-Kommen, die Ü.-Kunft; Ü.-Stimmung,
-Klang ꝛc. k) als Bſtw. findet ſich „ein“ in unzähli-
gen Zſſtzg., das bei den maßbeſtimmenden Ew. auch
fortbleiben kann, z. B.: Ellenbreiter Kattun; In unge-
fähr fußhohen Käſtchen. G. 26, 257; Ein jähriges Lamm.
3. Moſ. 12, 6 ꝛc., vgl. ſtündig, monatlich, löthig ꝛc.
2) Ein als unbeſtimmter Artikel, hervorgegangen
aus dem Zahlw., inſofern durch dieſes ein beliebiges
einzelnes Jndividuum aus einer Klaſſe hervorgehoben
wird, ſ. EiniglII.: a) Ein Baum; ein Mann; ein Leſſing
[inſofern man den Eigennamen zum Gattungsnamen
umwandelt und unter „Leſſingen“ Leſſing ähnliche
Männer verſteht]; Ein größter Kreis auf der Kugel [inſo-
fern ſämmtliche Schnitte durch den Mittelpunkt größte
Kreiſe bilden]; Auch er, ein Allerchriſtlichſter. Freiligrath Pol.
1, 10 [d. h. ein franz. König, dem als ſolchem dieſer
Titel vom Papſt gegeben wird]; Von Gemälden iſt nur
ein jüngſtes Gericht bemerkenswerth. WHumboldt 3, 192; Ein
dritter Sohn. G. 10, 31 [wie es in verſch. Familien
viele ,,dritte Söhne“ giebt, vgl.: Nur die fünften Akte auf-
geführt. 16, 19]; In einem fünften Stock. Müllner 5, 98;
Einen zehnten Theil ſeines Vermögens. [Es giebt 10 ſolche
zehnte Theile oder Zehntel]; Wenn das Buch eine 2te Auflage
[eine neue] erlebt ꝛc. Sonſt fordern im Allgm. Su-
perlative und Ordnungszahlen den beſt. Artikel; über
die nam. durch G. allgemeiner gewordne Verbind. mit ein
(die ſich vereinzelt freilich auch ſchon bei Alteren findet,
z. B. Schaidenraißer 12b; 68b; SClara EfA. 1, VI ꝛc.)
verweiſen wir einſtweilen auf Sander’s Krit. 1, 79 u. 63.
b) Das Adv. ,ſo“ (ſ. d. u. ,gar“) ſteht vor „ein“,
wenn Dies nur ein Hw. hinter ſich hat; iſt Dies aber
von einem Ew. begleitet, ſo kann das Adv. mit einer
kleinen Nüance unmittelbar vor dem Ew. ſtehn. Z. B.:
So ein Mann; So Einer (ſ. d) ꝛc.; ferner: War ſo ein
rechtſchaffner Mann, daß er ꝛc. (G. 29, 10); So einen be-
ſondern Eindruck (L. 11, 453); Jſt gar eine züchtige Dam.
Hebel 2, 188; Ich bin ſo gar ein armer Mann. Uhland 11,
wofür es faſt noch gewöhnlicher heißt: Ein ſo rechtſchaff-
ner, ein ſo gar armer Mann ꝛc. (vgl.: Das iſt ganz ein an-
drer od.–ein ganz andrer Fall ꝛc.). Zuw., nam. bei
Gotthelf wird die regierende Präp. zwiſchen „ſo“ und das
folgende ,,ein“ geſchoben: So von Einem [gw.: Von ſo
Einem] hätte ſie bald nicht gehört. Gotthelf G. 162; Daß
die Schweſter ſo um eine Sache weiß. 191; So an einem
Ort. 199; Was iſt ſo an einer alten Frau gelegen? 231 ꝛc.
Mundartl. findet ſich auch wohl dem „ſo ein“ noch „ein“
vorgeſetzt, z. B.: Ein ſo ein Schuft ꝛc. Die Doppel-
ſtellung iſt auch bei dem Adjektiv ſolch (ſ. d.) möglich:
Solch einem Mann; Einem ſolchen Mann ꝛc. und ähnlich
findet ſich auch mundartl. ſt. des gw.: Manch ein tapfe-
rer Soldat ꝛc.: Ein mancher und ſchöner, | auch tapferer Sol-
dat. Kretzſchmer V. 1, 3; Dem Eiſen ein manchen Puff giebt.
SClara EfA. 1, 300; Ein Mancher [Manch Einer] von den
Meinigen. Kurz Sonn. 12 ꝛc. Hierzu gehört auch das
„ein“ nach „welch, was für“ und „Einer“ (ſ. d) nach ,Je-
der“: Welch ein Mann, was für ein Mann! Jeder Einer
weiß Das ꝛc. c) Ein ohne Hw., elliptiſch, nur in ein-
zelnen Fällen ſachlich, z. B. masc.: Einen [Trunk] neh-
men. Gotthelf Sch. 287; Temme ſchw. M. 2, 35, vgl.:
Wenn Einer [ſ. d] weiß, wie Einem iſt, wenn Einer Einen
nimmt. Beckmann Nante Eckenſteher; Daß man mir wohl
Einen [vgl. Es] zubringen mag. Weidner 286 ꝛc. Einen
[Wind] gehen, ſtreichen laſſen. So muſſt du noch Einen
[Tanz] mit mir haben. Gotthelf G. 53 ꝛc. Verſetzt er
dir Einen [Schlag]. Bodenſtedt 2, 367 und ſo auch fem.:
Er ſtecke ihm Eine [Ohrfeige]. Gotthelf U. 2, 320; und
noch häufiger neutr.: Jemand Eins verſetzen. Danzel 223;
276; Immermann M. 4, 21; auswiſchen. Geißler Tageb. 67;
auf den Kopf (Hebel 3, 125), auf den Katzenbuckel geben.
L. 1, 513; aufbrennen [auf den Pelz ſchießen]. Auerbach
Ab. 227; Tüchtig hinaufgeben. Hackländer Stillfr. 2, 31;
Das Pferd kriegte richtig Eins aus dem Salz. Gotthelf G.
359; Kriegt Eines durch den Bauch. Opitz 1, 139; Darin
dir Einfältigem aber Eins übers Aug wird [ein dich betäu-
bender Streich, ſo daß du Nichts ſehn kannſt]. Zwingli
3, 6 u. ä. m.; Eins [ſ. d. 2, ein Feuer] anrichten. Sch.
120b ꝛc. d) allgm. aber, wie Ew. überhaupt v. Per-
ſonen, vgl.: Ein Weiſer = ein weiſer Mann; Einer
= ein Mann, was denn als allgm. Beſt. einer Perſon
theils dem Jemand, theils dem ſ. g. unperſ. Fw. man
(ſ. d.) entſpricht: Neulich fragte mich Einer, wie mir Oſ-
ſian gefiele. G. 14, 42; Das kann leicht Einer ſich denken.
Chamiſſo 3, 193; Jetzt ſoll Einer die Angſt ſehn. Gutzkow
R. 1, 296; Natürlich muß ſich Einer darauf verſtehen. Kohl
Südr. 1, 180; auch euphemiſtiſch: Ja, da reformiere
Einer! König Kl. 3, 88; Trau Einer Menſchen! Sch. 42a;
Schlaf du und noch Einer! [der Teufel]. Gutzkow R. 4,
139. Nam. oft im Dat. und Acc., da „man“ nur als
Subj. erſcheint: Die Tiefen, aus denen man herkommt,
liegen grau .. hinter Einem. G. 14, 229; So eine [ſ. b]
wahre, warme Freude iſt nicht in der Welt, als eine große
Seele zu ſehen, die ſich gegen Einen öffnet. 73 u. v., wobei
Einer, wie man (ſ. d.), oft nur unbeſt. Bez. einer wohl
beſt. zu bezeichnenden Perſon iſt, ſo z. B. um zu-
gleich einen Beleg für den ſeltnern Genit. zu geben.
Eines Haus und Hof ſteht gut, aber wo ſoll bar Geld her-
kommen? G. 9, 64 [= mein, vgl.: Man ſteht ſich gut
= ich ſtehe mich gut ꝛc.]. Daher auch wohl Wechſel
mit ich, wir ꝛc.: Mir Anmuth einhauchen ..., wenn der
Feuerherd Einen zu ſehr räuchern will. Merck’s Br. 2, 180;
Augen, die Einen ganz verwirrt machen, wenn ſie uns gerade
aufs Korn genommen haben. Klenke Gſp. 1, 70 ꝛc. ſ. auch
Du 6. Das masc. vertritt hier, bei ſeiner Allge-
meinheit begreiflich, auch das fem. (vgl. jedoch, wo
beſtimmter das Geſchlecht hervortritt: „So Einer wird
im Himmelreich | kein Plätzchen eingegeben.“ So Einer?
... Was bin ich denn für Eine? B. 49a ꝛc.). Noch all-
gemeiner aber erſcheint auch nam. in Süddeutſch-
land das neutr., gleichſam als Kompler für das
Männliche und Weibliche (ſ. Herrig 18, 114), z. B.:
Es müſſt’ Eines ein gut geſchlitztes Mundſtück haben. Auer-
bach Ab. 198; Erſchreckt Eins nur nicht ſo! Eichendorf Phil.
45; Aber wenn nun Eins gar keine Seele hat. Fouqué 8, 53;
Nun ſag mir Eins, man ſoll kein Wunder glauben. G. 11,
98; Wie Eins, das den höchſten körperlichen Schmerz erträgt.
16, 168; Los und ledig muß Eins ſein, wenn man nicht
erſchrecken will vor einer Hausſuchung. Gutzkow R. 1, 177;
Durchlaucht machen Eins [mich] konfus. 5, 38; 159; 339;
Bis einmal Eines [Jemand] kommt und ſagt. Liesli 37;
42; Königsl. 36; Bald wird Eins lüſtern. W. 11, 36 ꝛc.
Hierzu gehört die Verbind.: Unſer Einer, Einer
(Jemand), der zu uns, zu unſrer Art,Gattung, unſrem
Stande gehört, z. B.: Einer von unſres Gleichen,
z. B.: Glaub unſer Einem! G. 11, 72; Ein Narr gegen
unſer Einen. Klinger F. 313; Die Übergänge werden unſer
Einem nicht ſo leicht. L. 13, 2 u. v., zuw. auch im fem.:
Wie es mit unſer Einer iſt; L. 1, 286; Unſer Eine riecht ꝛc.
IP. 1, 70; Daß unſer Eine ſich von Zartgefühlen nähre. W.
12, 36 ꝛc., ſehr oft im neutr.: Wenn unſer Eins am
Spinnen war. G. 11, 156; Gotter 1, 197; Aber unſer
Eins; ich bin ſo ein Ding, was man Hageſtolz nennt. L. 12,
152; Ach, unſer Eines darf ſo leicht kein Spiel verpaſſen.
Müllner 5, 305, und ſo auch uv. im Dat.: Mit unſer
Eins (od. Einem) machen ſie nicht viel Umſtände ꝛc.
Seltner finden ſich: Eurer Einer ꝛc., z. B.: Sie konnten
doch nicht begreifen, warum ein Weibsmenſch, das eben ſo
groß als ihrer Eine war, nicht auch eben ſo gut ſollte arbei-
ten können. Stilling 1, 44 ꝛc. Jeder einer, ſ. Jed.
Anm. 2. S. Benecke 1, 416 ff.; Schmeller 1, 64; Schütze
1, 288 und die bezüglichen Abſchnitte in gramm. Werken.
Lat. unus, gr. êν ꝛc. ſind urvwdt. Vereinzelt auch als
Hw. (ſ. Eins): Ein ordnungsvoll unendlich Ein [einiges We-
ſen], | ein weiſ’ und liebreich Weſen. Brockes 9, 314.
Zſtzg. z. B.: Anein ꝛc. ſ. [1e]; All-e. ſ. [1g];
Überein [1i]; Unſereiner [2d]; Der Drei-Eine, Zwei-Eine
[1g] ꝛc.