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Ein
II. Ēīn: Zahlw., Fürw. und Artikel.
Anm. 1. Formbemerkungen: a) Ein wird im Allgem. wie alle Ew. dekliniert, nur daß im männl. und sächl. Nom. und im sächl. Acc. die Endung, die z. B. nach den besitzanz. Fw. in starker Form (Mein einer Sohn; mein eines Kind), nach den hinzeigenden Fw. u. dem bestimmten Art. in schwacher Form (Dieser ein e Sohn; das ein e Kind) erscheint, ganz wegfällt, wenn bloß „ein“ vor dem Hw. steht: Ein Sohn, ein Kind, und daß in demselben Fall im Gen. die z. B. von V. auch für andre Ew. bewahrte starke Form allgemein gilt (vgl.: Gutes Muths sein; des guten Muths), also: Eines Sohnes, Kindes, neben: Des einen Sohnes; meines einen Kindes. Bei voraufgeschicktem (sächs.) Genitiv unterscheidet man: Deines Haupts ein leises Schütteln| dröhnt tief bis zur Erde Schoß. Bodenstedt 1, 45; Deines Hauptes ein allmächt’ger Wink. Sch. 16b etc., in welcher doch nur dichterischen Wendung es auch bei der Umstellung ohne bestimmten Artikel heißen würde: Ein leises Schütteln deines Hauptes etc. und —: Des Königs einer Sohn [der eine Sohn, nicht: ein Sohn des Königs]; Des Königs eines Schloß etc., welche Wendung jedoch nicht gewöhnl. ist, wenn noch ein Ew. dabei steht: Ein großes Schloß des Königs etc. Veralt. sind Wendungen wie: In seinem Schloß [seiner Schlösser] einem. Berlichingen 176; Mit meinem besten Freunde einem. Luther 6, 350b; Einen meinen [meiner] Mitburger. Schaidenraißer 64b etc. b) wo auf die flexionslosen Formen ein Ew. folgt, hat es starke, sonst überall schwache Form: Ein guter Sohn, ein gutes Kind etc., so auch bei Ew., die zu Hw. erhoben sind: Ein Weiser, ein Ganzes, doch bei zwischengeschobnem Ew. schwankend: Ein gekrönter Weltweise. L. 3, 80; Ein poetischer Weltweise. 5, 6; Ein nackender Wilde. Klinger F. 40; Ein hübsches Ganze. G. 15, 10; Daneben z. B.: Ein ewiges Ganzes. 31, 5 etc., s. Ganz 3. c) die Mz. von „ein“ kommt nur nach dem bestimmten Artikel etc., also in schwacher Form vor: Die (diese) Einen (s. 1e) etc. d) für das zum Hw. erhobne „ein“ bedarf es keiner Formbem., vgl.: ein weiser Mann, ein Weiser; der weise Mann, der Weise und —: ein Mann; Einer; der eine Mann, der Eine etc.; nur für das n. Eines ist die Nbnf. mit ausgestoßnem „e“ zu beachten, die für das alleinstehnde Zahlw. in Bezug auf sächl. Hw. gw. u. beziehungslos sogar als einzige Form gilt: „Wieviel Bäume sind da?“ Einer. „Wieviel Rosen?“ Eine. „Wieviel Veilchen?“ Ein(e)s; Es hat Eins [ein Uhr] geschlagen; Eins und dazu zwanzig sind einundzwanzig; Ein Mal [wo ein zu dem Hw. „Mal“ gehört] Eins ist Eins; In Eins, Zwei, Drei (s. Drei 1). d) von dem tonlosen „ein“ wird, namentl. in der Volksspr., oft das „ei“ in allen Kasus abgeworfen: ’n Drittel. Schlegel Sh. 9, 86, oft bei Claudius: ’ne Meile; Für ’nen Studenten. G. 6, 46 u. s. w., vgl. auch: Ein ausrangiertes Pferd. Laube Dram. W. 5, 30 etc., s. „A“. In einzeln Fällen sind auch noch größre Verkürzungen gebräuchlich, z. B.: Vor’m [einem] Jahr. G. 10, 212; Immermann M. 1, 262 etc. Veralt. aber ist der früher häufige Dat.: eim, z. B. Fischart B. 36a; 52bu. o., so auch: Zu er [einer] Zeit. Schaidenraißer 56b u. ä. m. Zuweilen, doch nicht häufig mehr: Ein’ [eine] andre. V. Od. 12, 36 etc. e) zu erwähnen bleibt noch das unveränderliche „ein“ bei Zahlwörtern, die dadurch zur ungefähren Einheit zusammengefasst werden, so auch bei den Bruchzahlen, s. Halb 13a. Trotz ein [etwa] 40 Landfrieden. G. 9, 33; Vor ein 7, 8 Jahren. Immermann M. 1, 94; Mit ein Tausend seines Gleichen. L. 13, 106; V. Ant. 2, 231; Bei ’n paar von den Gesichtern .. und aus ’n paar andern. Claudius 3, 23; Mit ein paar Ohrfeigen. Hebel 3, 1 etc. (versch.: Mit einem Paar guter Stiefel etc.; vgl.: Mit ein hundert guten Federn, und —: Mit einem Hundert guter Federn etc.); Mit ein bischen (wenig) Muth etc. Man beachte die versch. Fügungen bei diesem „ein“ [= etwa] mit Zahlen, wobei das Zeitw. in der Regel in der Mz. steht, z. B.: Eine 2 Stunden; Ein 14 Tage. Forster Br. 2, 152; Ein 40 rechte Appenzeller Ochsen. G. 8, 131; Ein anderthalb Jahr. Gutzkow R. 7, 325 etc. Ein Thaler achtzig. L. 1, 554; Ein Eimer zwanzig. Sch. 131a etc. Ein 3, 4000 Mark. Engel 12, 184; Ein 20, 30 Jahre. Forster Br. 2, 603 etc. Ein 12 bis 13 Schiffe. Droysen A. 3, 416; Ein 5 bis 6 Jährchen. König Jer. 2, 57 etc. Ein sieben oder achte. Rückert Rost. 2a; Ein Hand oder 2 voll Staub. Opitz 1, 139; Einen Tag oder zehn. 1. Mos. 24, 55; Ladet dich einmal oder drei. Sir. 13, 8; Ein Pferd zehn oder zwölf. Berlichingen 176; Ein Pferd oder sechs. 167; 82; 136; 176 etc. und danach: Einer zehn Pferde, s. Spate 2, 217; In ’ner Tage drei. Gutzkow Liesli 84 etc., gewöhnl. mit „er“ am Hw.: Ein Kanner zwölf. Droysen A. 3, 107; Eine Kleinigkeit von ein Hunderter fünfe. Engel 1, 95; In ein Tager vierzehn. Gutzkow R. 3, 165; In Tagner drei bis acht. HvKleist Kr. 161; N Wagner sechse Holz. FMüller 1, 242; Vor ein Jahrer funfzehn. Prutz Mus. 1, 115; So ein Monater sechs. 2, 198; Ein Stücker drei. Regis Sh. 221; Ein Stücker zehn Schelme. V. Sh. 3, 334; Ein Meilner zwei. 258 etc. Auch: Gegen Uhrer viere. Gutzkow R. 4, 111. Vielleicht ist in diesem er, nicht wie auch Adelung will verkürztes „oder“, sondern eine Genitivform zu erblicken. f) als Zahlw. wird „ein“ mit „und“ vor die Zehner gesetzt, z. B.: Ein und zwanzig etc., folgt aber auf die Hunderter etc. z. B.: Tausend und eins (s. c). Ein beigefügtes Hw. steht dabei gewöhnl. in der Ez.: Tausend und eine Nacht; Hundert und ein Kamel. Rückert 1, 126; Tausend und einen Grund. Zschokke 1, 247 etc. Doch finden sich Abweichungen, z. B.: Aus Tausend [und] einer Nacht. G. 12, 58; Aus den tausend und einer Nacht. Lichtenberg 2, 383; Das Märchen von „Tausend und eine Nacht“. Heine Rom. 7 [der Titel bleibt undekliniert]; Stoff zu mehr als 1001 [tausend und ein?] Nächten. Kohl Irl. 1, 189; Von den tausend und einem Mißgeschicken. Sealsfield Trans. 1, 64 etc.
1) Zahlw. (vgl. Eins), die kleinste ganze Zahl, durch deren Wiederholung die übrigen entstehn, im Ggstz. der Mehrheit wie auch der Verschiedenheit.
a) bloß zur Bezeichnung des Zahlbegriffs, ohne hervortretenden Ggstz. und somit auch ohne scharf hervortretende Betonung, nahe an den unbestimmten Artikel (s. 2) grenzend: Zwei Bücher und noch ein Buch (oder: noch eins) sind drei; Ein und sechzig etc.
b) im Ggstz. von Allen, Vielen oder auch nur Mehrern, also aller andern Zahlen, namentl. aber gewöhnl. der runden, wie 100, 1000 etc., und ferner der 2. Der hier hervortretende Sinn der Ausschließlichkeit wird verstärkt durch „einzig“ (s. d.): Sein Eins und Alles (s. d.); Einer wird ihrer Tausend jagen. 5. Mos. 32, 20; Da ist Keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer. Ps. 14, 4; Sechzig ist der Königinnen und 80 der Kebsweiber und der Jungfrauen ist keine Zahl, aber Eine ist meine Taube etc. Hohel. 6, 8; Der einzig Eine bist du, doch du lenkst | als eine mystisch große Drei die Welt. Platen 2, 4; Er ist dann der Eine [Hervorragende] in der Menge. G. 29, 211; Doch darf ich bitten, bitt’ ich Eins. 1, 139; Du musst von einem Mann nicht Alles fordern. 13, 130; Daß ein Fall oft Tausende werth ist und sie alle in sich schließt. 39, 124; Daß dem Genie ein Fall für tausend gelte. 133; Ein Wort für tausend (s. d.). W. 12, 68; So ein Mädchen bekommt hundert für einen Mann; Die du Sechse haben kannst für Einen. G. 34, 214; Auf einen Zug zwei Vögel fangen. Klinger F. 263; Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen; Zwei Würfe mit einem Stein. L. 1, 417; In einem Zug [nicht in mehrern, ununterbrochen]; Bis ans rothe Meer verfolgt in einem Stück. Rückert Morg. 1, 38; Da gingen weg mit einem Schlag | neun Töchter. 130; Es regnete in Einem fort [vgl. 2c]. Keller gH. 3, 1; Engel 4, 163; W. 20, 75 etc.; Regnete in Eins fort. Forster R. 1, 133; Eine viertel Stunde in Einem weg. Gutzkow R. 5, 385; Indessen geht Das nun in Einem hin. Forster Br. 2, 375; In Einem zu. Gotthelf G. 7; Das ist ein Abmachen (Abwaschen); Das geht an Einem fort [ununterbrochen]. G. 7, 68, vgl.: Sie an einem Schnürchen weg zu recitieren. 14, 60; Ein ganzes Buch an einem Faden weg zu exegesieren. 263 etc.
c) dazu auch: Der Letzte ohne [s. d. †] Einen, jetzt gewöhnl.: Der Vorletzte; In der „letzten ohne einen“ Zeile. L. 3, 437 [wo das Hervorgehobne zusammengefasst und demgemäß dekliniert ist]; vgl. auch: Moskau, die uneins [mit Ausnahme einer einzigen] größte Stadt. Hebel 3, 369.
d) „Ein“ in Bezug auf Mehrere oder Alle (s. d.) nicht als Ggstz., sondern als (beliebig)herausgegriffner Repräsentant derselben (vgl.: irgend ein, und: jeder): Ist Einer gut, so sind sie Alle gut. Fischart B. 264b; Ein Herz wie alle, sie sind dein. G. 6, 49; Ein für allemal; Einer für Alle und Alle für Einen stehn; Was (irgend) Einer thun kann, thu ich gewiß gegen Sie; Wenn’s Einem glückt, so ist er’s etc.
e) über ein in Verbindung mit „ander“ s. d. So auch: Der Eine, der Zweite (Andre), der Dritte etc., und wenn damit nicht Einzelwesen, sondern Klassen bezeichnet sind, in der Mz.: Die Einen, die Andern, die Dritten etc. Oberd. findet sich auch die Nbnf. eint (vgl. Erst und Entweder), z. B.: Zwei Glauben hat die Welt ... Dem einten [„einen“ spätre Lesart] dienet jetzt das menschliche Geschlechte. Haller 58; An einten Orten mehr, an andern minder. Bluntschli bei Adelung. Ungew. auch: Daß ihr Urheber weder Französisch noch Lateinisch, weder Eins noch Keins [das Andre] muß verstanden haben. L. 5, 49. Über das sächl. Geschlecht für den Kompler v. Maskulinum und Femin., oder wo das Geschlecht unentschieden bleiben soll, s. Herrig 18, 114 und vgl. hier 2d. Der noch im Plattd. gewöhnl. Gebrauch, statt „ein- ander“, abhängig von Präpos., bloßes ein zu setzen (z. B.: Sie machen sich anein. vWerder Ariost 2, 5 etc.), ist veralt.
f) Ein, als Ggstz. der Verschiedenheit, zur Bezeichnung der Jdentität, wie derselbe (womit es oft flektiert, oder, noch inniger verschmolzen, flexionslos durch „und“ verbunden wird): In einem (oder: ein) und demselben Hause wohnen; Ein und derselbe Mensch. Börne 5, 2; Modifikation einer und derselben Kraft. Tieck Nov. 4, 82 etc.; Von einer Größe; Auf einen Tag. 1. Mos. 17, 26; In einer Nacht. 40, 5; Sieben Ähren wuchsen auf einem Halm. 41, 5; Verschiednes in einen Topf werfen. HHerz 184; Hölderlin H. 1, 89; Sch. G. 1, 239; Alles über einen Kamm scheren etc.
g) so auch von mehrern Gegenständen, die so innig übereinstimmen oder verbunden sind, daß kein Unterschied erscheint: Die Beiden haben eine Krankheit; Sie sind ein Herz und eine Seele; Zwei Herzen und ein Schlag. Halm Sohn der Wildnis; Eines Herzens. Chamisso 4, 40; Eines Sinnes. V. Od. 3, 128; Sie werden sein ein Fleisch. 1. Mos. 2, 24; Ich und der Vater sind Eins. Joh. 10, 30 etc. In diesem prägnanten Sinne ist „ein“ viel stärker als „einig“, das nur Ubereinstimmung in Etwas bezeichnet, nicht aber Unterscheidbarkeit des Einzeln, Verschwinden seiner Individualität und Aufgehn in ein höheres Ganze: Und so mit dir und mir | soein, so innig! G. 7, 235; Lasst uns nicht nur einig, sondern nur Eins sein. Chamisso 5, 136; Einig sollst du zwar sein, doch Eines nicht mit dem Ganzen etc. Sch. 91b; Sie waren ganz hingegeben und Eins und doch war Jeder ganz er selbst. FSchlegel Luc. 197; Wie wir so Eines sind mit Euch! Uhland 112 etc., s. auch die Zsstzg.: Der Drei-Eine unter: „Drei-einig“, und entsprechend: Das chinesische Bewußtsein kennt nur den absolut Einen, nicht wie die persische Lehre das Zwei-Eine. Schelling 2, 2, 559; So ist auch in diesem Sinne Gott der All-Eine. 61; All-einen Gebets. Droysen Ar. 1, 115 45 Alle Ein und Dasselbe betend, versch. Allein (s. d.). Vgl. von Dingen, zwischen denen ich keinen Unterschied wahrnehme, die mir also gleichgültig sind: Das ist(mir)einerlei (s. Lei), ein Ding. L. 1, 45; Ein Thun. Gotthelf G. 174; Hebel 3, 429; Eins. G. 8, 45; Pfeffel Po. 3, 160; W. 5, 25; Ganz Eins. G. 29, 229; Alles Eins; All Eins. Spindler Stadt 1, 16; 39 etc. Ähnlich auch von einer Reihe von Ereignissen, insofern für ihr Geschehen zeitlich kein Unterschied hervortritt, sie unmittelbar und ohne Unterbrechung (s. b) fast gleichzeitig erfolgen: Ich ’nein ins Haus, das Messer ziehn, meinen Bruder in den Leib stechen, das war all Eins. Auerbach D. 1, 284; Er Das sagen und der Frieder ihn am Kragen nehmen und zu Boden werfen, Das war Eins. Kurz Sonn. 32; Du musst ihn nennen; | Es soll nur Eines sein, ihn tödten und ihn kennen. L. 3, 350; Eins ist hören und den Rappen satteln. Talvj 2, 172; Dies denken und auf sein wiehernd Roß | sich schwingen .. war Eins. W. 10, 246 etc., vgl.: Das war das Werk eines Augenblicks. Entsprechend auch örtlich: Daß Rücken, Rippen, Hüften, Alles ein Schmerz ist. Tieck Acc. 1, 42 [Es tritt kein Unterschied hervor, lässt sich nicht angeben, wo der eine Schmerz anfängt, der andre aufhört]etc. Ferner von einem Ganzen, im Ggstz. der getrennten, vereinzelten Theile: Aus dessen Seele die Theile, in ein Ganzes zusammengewachsen, hervortreten. G. 31, 5; Du bist Eins und lebendig, gezeugt und entfaltet, nicht zusammengetragen und geflickt. 22; Glieder, die .. Jahrhunderte als Eins bestanden. 10, 232; Der .. aus vielen einsgewordnen Burg. 12, 190; Sein Thun und Lassen | in Eins zu fassen. 6, 30; Daß sie sich .. eine Welt, ein Ganzes, ein Eins denke. H. Rel. 7, 69; Die, die um und um so innig Eines ist, ein göttlich ungetheiltes Leben. Hölderlin H. 2, 80; 1, 10; Die Fugen sind noch sichtbar, das Ganze ist ein Aggregat, aber nicht Eins. WHumboldt 3, 297; Beides in Einem. L. 5, 4; Das Erwerben und das Erhalten sind zwei Dinge in Eins. Zelter 1, 258 etc.
h) minder prägnant aber gilt eins wie einig und so auch der Ggstz.: uneins, z. B.: Wenn Brüder eins sind. Sir. 25, 2; Amos 3, 3; Sie wurden eins, daß sie kämen. Hiob 2, 11; Die Juden sind eins, dich zu bitten. Ap. 23, 20; Da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Tagelohn. Matth. 20, 2; Ein Verleumder macht Fürsten uneins. Spr. 16, 28; Ein jeglich Reich, so es mit sich selbst un eins wird. Matth. 12, 25; Fischart B. 7a; Mit diesem Burschen waren wir gestern eins geworden, daß er .. unser Wegweiser sein sollte. Forster R. 1, 257; Daß der Kardinal mit den beiden Schelmen eins war. G. 29, 8; Worin man mit dem Verfasser eins oder uneins wäre. 39, 18; Sch. 1, 229; Wurden sie der Rede eins. Hebel 3, 67; L. 1, 322; Sch. 654a; W. 11, 135; Handels-eins werden etc.; Leider seh ich euch uneins. G. 10, 136; Indessen ich so mit mir selbst uneins war. 29, 4; 33, 17; FSchlegel Al. 31; W. Hor. Br. 1, 30 etc.
i) als Adv. (s. Eins) findet sich ein im Allgem. nicht, doch z. B.: Daran sind ein und einzig Schuld die Hecken. Rückert 2, 320 etc. Allgemein üblich ist dafür „allein“ (s. d. unter „A“, wo zugleich auf den Unterschied von all-ein aufmerksam gemacht ist). Ferner lässt sich hierherziehn die adverbielle Verbind.: Überēīn, zuw. auch: Das sehn der Menschen Augen nicht alle übereins an. Höfer (Hausbl.) 1, 86; Ja, wenn die Oberalten alle übereins dächten. L. 12, 551 etc., in der Bed.: gleichförmig, mit einander stimmend etc., s. Benecke 1, 418a, so namentl.: Überein stimmen, kommen. L. 5, 22; G. 114 etc., z. B.: Ü. denken. 8, 43; kleiden. 15, 211; 18, 200; 20, 244; Heinse A. 1, 26; klingen. König Kl. 2, 149; L. 5, 22; Obgleich Alles ü. zugeschneit war. G. 14, 228; 238; Lasset freudig ü., .. kräftig uns zusammen sein. 6, 10; Wie ü. gedrechselte Maschinen. Heinse A. 1, 238; Zeigen sich ü. 295 etc. Veralt. auch: Ü. wollen. Weidner 217, mit Einem ein Ubereinkommen treffen wollen, vgl. auch die Hw. wie: Das Ü.-Kommen, die Ü.-Kunft; Ü.-Stimmung, -Klang etc. k) als Bstw. findet sich „ein“ in unzähligen Zsstzg., das bei den maßbestimmenden Ew. auch fortbleiben kann, z. B.: Ellenbreiter Kattun; In ungefähr fußhohen Kästchen. G. 26, 257; Ein jähriges Lamm. 3. Mos. 12, 6 etc., vgl. stündig, monatlich, löthig etc.
2) Ein als unbestimmter Artikel, hervorgegangen aus dem Zahlw., insofern durch dieses ein beliebiges einzelnes Jndividuum aus einer Klasse hervorgehoben wird, s. EiniglII.:
a) Ein Baum; ein Mann; ein Lessing [insofern man den Eigennamen zum Gattungsnamen umwandelt und unter „Lessingen“ Lessing ähnliche Männer versteht]; Ein größter Kreis auf der Kugel [insofern sämmtliche Schnitte durch den Mittelpunkt größte Kreise bilden]; Auch er, ein Allerchristlichster. Freiligrath Pol. 1, 10 [d. h. ein franz. König, dem als solchem dieser Titel vom Papst gegeben wird]; Von Gemälden ist nur ein jüngstes Gericht bemerkenswerth. WHumboldt 3, 192; Ein dritter Sohn. G. 10, 31 [wie es in versch. Familien viele ,,dritte Söhne“ giebt, vgl.: Nur die fünften Akte aufgeführt. 16, 19]; In einem fünften Stock. Müllner 5, 98; Einen zehnten Theil seines Vermögens. [Es giebt 10 solche zehnte Theile oder Zehntel]; Wenn das Buch eine 2te Auflage [eine neue] erlebt etc. Sonst fordern im Allgm. Superlative und Ordnungszahlen den best. Artikel; über die nam. durch G. allgemeiner gewordne Verbind. mit ein (die sich vereinzelt freilich auch schon bei Alteren findet, z. B. Schaidenraißer 12b; 68b; SClara EfA. 1, VI etc.) verweisen wir einstweilen auf Sander’s Krit. 1, 79 u. 63.
b) Das Adv. ,so“ (s. d. u. ,gar“) steht vor „ein“, wenn Dies nur ein Hw. hinter sich hat; ist Dies aber von einem Ew. begleitet, so kann das Adv. mit einer kleinen Nüance unmittelbar vor dem Ew. stehn. Z. B.: So ein Mann; So Einer (s. d) etc.; ferner: War so ein rechtschaffner Mann, daß er etc. (G. 29, 10); So einen besondern Eindruck (L. 11, 453); Jst gar eine züchtige Dam. Hebel 2, 188; Ich bin so gar ein armer Mann. Uhland 11, wofür es fast noch gewöhnlicher heißt: Ein so rechtschaffner, ein so gar armer Mann etc. (vgl.: Das ist ganz ein andrer od.–ein ganz andrer Fall etc.). Zuw., nam. bei Gotthelf wird die regierende Präp. zwischen „so“ und das folgende ,,ein“ geschoben: So von Einem [gw.: Von so Einem] hätte sie bald nicht gehört. Gotthelf G. 162; Daß die Schwester so um eine Sache weiß. 191; So an einem Ort. 199; Was ist so an einer alten Frau gelegen? 231 etc. Mundartl. findet sich auch wohl dem „so ein“ noch „ein“ vorgesetzt, z. B.: Ein so ein Schuft etc. Die Doppelstellung ist auch bei dem Adjektiv solch (s. d.) möglich: Solch einem Mann; Einem solchen Mann etc. und ähnlich findet sich auch mundartl. st. des gw.: Manch ein tapferer Soldat etc.: Ein mancher und schöner, | auch tapferer Soldat. Kretzschmer V. 1, 3; Dem Eisen ein manchen Puff giebt. SClara EfA. 1, 300; Ein Mancher [Manch Einer] von den Meinigen. Kurz Sonn. 12 etc. Hierzu gehört auch das „ein“ nach „welch, was für“ und „Einer“ (s. d) nach ,Jeder“: Welch ein Mann, was für ein Mann! Jeder Einer weiß Das etc.
c) Ein ohne Hw., elliptisch, nur in einzelnen Fällen sachlich, z. B. masc.: Einen [Trunk] nehmen. Gotthelf Sch. 287; Temme schw. M. 2, 35, vgl.: Wenn Einer [s. d] weiß, wie Einem ist, wenn Einer Einen nimmt. Beckmann Nante Eckensteher; Daß man mir wohl Einen [vgl. Es] zubringen mag. Weidner 286 etc. Einen [Wind] gehen, streichen lassen. So musst du noch Einen [Tanz] mit mir haben. Gotthelf G. 53 etc. Versetzt er dir Einen [Schlag]. Bodenstedt 2, 367 und so auch fem.: Er stecke ihm Eine [Ohrfeige]. Gotthelf U. 2, 320; und noch häufiger neutr.: Jemand Eins versetzen. Danzel 223; 276; Immermann M. 4, 21; auswischen. Geißler Tageb. 67; auf den Kopf (Hebel 3, 125), auf den Katzenbuckel geben. L. 1, 513; aufbrennen [auf den Pelz schießen]. Auerbach Ab. 227; Tüchtig hinaufgeben. Hackländer Stillfr. 2, 31; Das Pferd kriegte richtig Eins aus dem Salz. Gotthelf G. 359; Kriegt Eines durch den Bauch. Opitz 1, 139; Darin dir Einfältigem aber Eins übers Aug wird [ein dich betäubender Streich, so daß du Nichts sehn kannst]. Zwingli 3, 6 u. ä. m.; Eins [s. d. 2, ein Feuer] anrichten. Sch. 120b etc.
d) allgm. aber, wie Ew. überhaupt v. Personen, vgl.: Ein Weiser = ein weiser Mann; Einer = ein Mann, was denn als allgm. Best. einer Person theils dem Jemand, theils dem s. g. unpers. Fw. man (s. d.) entspricht: Neulich fragte mich Einer, wie mir Ossian gefiele. G. 14, 42; Das kann leicht Einer sich denken. Chamisso 3, 193; Jetzt soll Einer die Angst sehn. Gutzkow R. 1, 296; Natürlich muß sich Einer darauf verstehen. Kohl Südr. 1, 180; auch euphemistisch: Ja, da reformiere Einer! König Kl. 3, 88; Trau Einer Menschen! Sch. 42a; Schlaf du und noch Einer! [der Teufel]. Gutzkow R. 4, 139. Nam. oft im Dat. und Acc., da „man“ nur als Subj. erscheint: Die Tiefen, aus denen man herkommt, liegen grau .. hinter Einem. G. 14, 229; So eine [s. b] wahre, warme Freude ist nicht in der Welt, als eine große Seele zu sehen, die sich gegen Einen öffnet. 73 u. v., wobei Einer, wie man (s. d.), oft nur unbest. Bez. einer wohl best. zu bezeichnenden Person ist, so z. B. um zugleich einen Beleg für den seltnern Genit. zu geben. Eines Haus und Hof steht gut, aber wo soll bar Geld herkommen? G. 9, 64 [= mein, vgl.: Man steht sich gut = ich stehe mich gut etc.]. Daher auch wohl Wechsel mit ich, wir etc.: Mir Anmuth einhauchen ..., wenn der Feuerherd Einen zu sehr räuchern will. Merck’s Br. 2, 180; Augen, die Einen ganz verwirrt machen, wenn sie uns gerade aufs Korn genommen haben. Klenke Gsp. 1, 70 etc. s. auch Du 6. Das masc. vertritt hier, bei seiner Allgemeinheit begreiflich, auch das fem. (vgl. jedoch, wo bestimmter das Geschlecht hervortritt: „So Einer wird im Himmelreich | kein Plätzchen eingegeben.“ So Einer? ... Was bin ich denn für Eine? B. 49a etc.). Noch allgemeiner aber erscheint auch nam. in Süddeutschland das neutr., gleichsam als Kompler für das Männliche und Weibliche (s. Herrig 18, 114), z. B.: Es müsst’ Eines ein gut geschlitztes Mundstück haben. Auerbach Ab. 198; Erschreckt Eins nur nicht so! Eichendorf Phil. 45; Aber wenn nun Eins gar keine Seele hat. Fouqué 8, 53; Nun sag mir Eins, man soll kein Wunder glauben. G. 11, 98; Wie Eins, das den höchsten körperlichen Schmerz erträgt. 16, 168; Los und ledig muß Eins sein, wenn man nicht erschrecken will vor einer Haussuchung. Gutzkow R. 1, 177; Durchlaucht machen Eins [mich] konfus. 5, 38; 159; 339; Bis einmal Eines [Jemand] kommt und sagt. Liesli 37; 42; Königsl. 36; Bald wird Eins lüstern. W. 11, 36 etc. Hierzu gehört die Verbind.: Unser Einer, Einer (Jemand), der zu uns, zu unsrer Art,Gattung, unsrem Stande gehört, z. B.: Einer von unsres Gleichen, z. B.: Glaub unser Einem! G. 11, 72; Ein Narr gegen unser Einen. Klinger F. 313; Die Übergänge werden unser Einem nicht so leicht. L. 13, 2 u. v., zuw. auch im fem.: Wie es mit unser Einer ist; L. 1, 286; Unser Eine riecht etc. IP. 1, 70; Daß unser Eine sich von Zartgefühlen nähre. W. 12, 36 etc., sehr oft im neutr.: Wenn unser Eins am Spinnen war. G. 11, 156; Gotter 1, 197; Aber unser Eins; ich bin so ein Ding, was man Hagestolz nennt. L. 12, 152; Ach, unser Eines darf so leicht kein Spiel verpassen. Müllner 5, 305, und so auch uv. im Dat.: Mit unser Eins (od. Einem) machen sie nicht viel Umstände etc. Seltner finden sich: Eurer Einer etc., z. B.: Sie konnten doch nicht begreifen, warum ein Weibsmensch, das eben so groß als ihrer Eine war, nicht auch eben so gut sollte arbeiten können. Stilling 1, 44 etc. Jeder einer, s. Jed.
Anm. 2. S. Benecke 1, 416 ff.; Schmeller 1, 64; Schütze 1, 288 und die bezüglichen Abschnitte in gramm. Werken. Lat. unus, gr. êν etc. sind urvwdt. Vereinzelt auch als Hw. (s. Eins): Ein ordnungsvoll unendlich Ein [einiges Wesen], | ein weis’ und liebreich Wesen. Brockes 9, 314. Zstzg. z. B.: Anein etc. s. [1e]; All-e. s. [1g]; Überein [1i]; Unsereiner [2d]; Der Drei-Eine, Zwei-Eine [1g] etc.