Faksimile 0344 | Seite 336
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däster
I. Dǟſter, a.: Ggſtz. von heiter, dunkel (ſ. d.),
trübe, von dem mangelnden oder gedämpften Licht, nam.
inſofern dadurch das Gemüth traurig und ſchwermüthig
geſtimmt wird und demgemäß auch übertr.: Wir ſind
im D–n wie die Todten. Jeſ. 59, 10; Zur Laube, ſo d.
[dämmrig] und ſtill. B. 61a; Überſchaute d. | das d. um-
wölkte Land. Chamiſſo 3, 297; Die Stirne zieht in d–e Fal-
ten. 4, 9; In Unmuth, | d. brütend. 6, 247; 235; Eh die
Vernunft in d–n Köpfen tagt. Göckingk 2, 204; Hab’ oft
einen dumpfen d–n Sinn. G. 1, 14; So d. es oft und ſo
dunkel es war, | in drängenden Nöthen, in naher Gefahr, |
auf einmal iſt’s lichter geworden. 101; D–e Dummheit. 3,
76; Ein d–er Wahnſinn. 4, 3; Ewiges Düſtre ſteigt her-
unter, | Sonne geht nicht auf noch unter. 12, 285; Nur
kein d. Streben! 13; 6, 39; 355; „Im Finſtern ſind My-
ſterien zu Haus.“ | Die laß ich dir! Was will das Düſtre
frommen? 12, 19; Das Griechenvolk .. verlockt .. zu hei-
tern Sünden, | die unſern wird man immer d. finden. 100;
Auf d–n Wegen wirkt ihr tückiſch fort. 13, 264; 180; 311;
18, 239; Wie d. aber auch in der .. ſchwärzeſten aller
Nächte meine Gedanken mochten geweſen ſein, ſo wurden ſie
auf einmal wieder aufgehellt. 25, 201; Daß der Menſch den
Werth einer klaren Wirklichkeit gegen ein trübes Phantom
ſeiner d–n Einbildungskraft von ſich ablehnt. 176; 186;
29, 269; Es iſt Alles d. außer einem Lämpchen, das dem
Vater leuchtet. 31, 20; Über dem d–ſten Fichtenwald, über
dem munterſten Buchenwald. 40, 23; Mich von den grauen
und d–en Vorſtellungen, die mein Gemüth umſchatteten, zu
befreien. Gutzkow R. 6, 432; 2, 123; 8, 293; 329; Eine
ſanfte Klarheit! | ein düſtres Land wird hell davon. Haller
186; D. in der d–n Höhle | hockt ... Atta. Heine Atta 33;
Die dicke, d–e Finſternis. Klinger F. 22; Mögen d. die Wol-
ken | unſern Himmel umziehn. Knebel 1, 45; Iſt der Deutſche,
wenn er ein gründlicher Kopf iſt, ſo gar d. [grämlich] und
allen Grazien feind? L. 5, 61; Die Schule, dumpf und d.
Matthiſſon 93; O, Das entwölket den d–ſten Tag. Salis 12;
Wer wird nach dem d–n Strande [der Unterwelt] | meines
Grames Bote ſein? Sch. 54a; Öffnen den d. gebundenen
Sinn. 56a; Daß ſie das d–e Bild | der Wahrheit in das
heitre Reich der Kunſt | hinüberſpielt. 319b; Der d–e Räu-
ber und der heitre Spielmann. 544b; Eine d–e Nacht umgab
mich ſchnell, | von ſeltſamer Beleuchtung ſchwach erhellt.
347b; Mit dem ganzen Murrſinn der d–n Laune. Seume Sp.
42; Aus dem hellen Speiſeſaale in jene d–e Sklavenbaracke.
Thümmel 5, 46; Will dich d–er Ernſt umwallen. Uhland
113; Die d–e Bergkluft. V. Ov. 1, 207; Den d–en [ob-
ſkuren] Jemand erhebt er zum Meiſter. Myth. 1, 5; Der
Blick ... erheitert ſtracks Pervontens d–n Sinn. W. 12, 39;
Ein d–er Traum, der einem heitern folgt. 28, 85.
Anm. S. dumm, Anm. 2. Wenn Adelung das
Wort „niederſächſ. und niedrig“ nennt, ſo widerlegen das
Letztre die vielen, leicht zu mehrenden Bſp.; für Jenes aber
iſt zu bemerken, daß plattd. das Wort ohne Nebenbegriff =
dunkel, finſter iſt, wie es ſich ſo zuw. auch im Hochd. findet
(ſ. o., z. B. G. 31, 20), nam. ohne Uml. Dūſter: Die
Nacht iſt d. Alexis H. 1, 1, 189; Weil’s im Wald d. iſt.
257; Keine Katze erkennt uns in dem D. 177; Dor. 1, 106;
Chamiſſo 5, 133; Stilling 4, 27 ꝛc. Eine andre Neben-
form iſt: Dūſtern (vgl. albern ꝛc.), z. B. Geßner 2, 169;
Kerner 227.
Zſſtzg. ſ. die von dunkel, z. B.: Lêbens-: Zu
werben um ebenbürtige Geſchlechter iſt er zu träge, zu l. ge-
worden. Gutzkow R. 8, 365. Nêbel-: Sein n–er
Sinn | entwölkt ſich. Alxinger D. 24. Tánnen-: In
ſeiner wildſchroffen, t–n Schönheit. Heine Reiſ. 1, 230 u. ä. m.