dunken
I. Dǘnken, intr. (haben), tr. und refl. (s. däuchten):
1) intr.: Es, ein Gegenstand, eine Person (z. B. E. 49; Gudr. 312), dünkt mich oder mir so und so, Das und Das, auch mit beigefügtem „zu sein“ (z. B. 1. 12, 23), veralt. ohne „zu“ beim Infin. 8, 6; 16, 2 etc. = es erscheint meinem Denken so, kommt mir so vor. — Es dünkt mich oder mir, daß —, als ob —, als wenn etc., ich halte dafür, habe die Ansicht, auch: Mich dünkt, sie sind hier entflohn. 8, 34; Mir dünkt, bedeutsam schweige . .. die Flur. 73; Dann dünkte ihr, sie sähe Niemand. 11, 134 etc.; auch mit abhäng. Infin.: Dünkte mich, Feuer hervorfunkeln zu sehn. 4, 207; Bald dünkte es ihnen, eine Hellung zu bemerken. 1, 75; — ferner eingeschobnes: Wie mich oder mir dünkt, oder: Dünkt mich oder mir = meiner Ansicht nach, meines Bedünkens. Dat. und Accus. der Person schwanken (s. o.) — wie im Ahd., während im Mhd. der Dat. vorherrscht und die goth. Beisp. ihn nur allein gewähren —, zuw. unmittelbar neben einander: So dünkt es manch es arme Mädchen und zuweilen auch einem Buben. G. 248; Dünkt es dir, daß ich zu schlecht dir sei, | so dünkt es mich, ich sei für dich zu gut. Mak. 1, 189. — Die Fügung mit Accus. in der Bibel; 15a; 3, 311; 4, 153; 295; R. 1, 6; Br. 1, 239; 393; 402; 414; 440; 10, 294; 13, 302; 31, 41; 14, 37; Verm. 1, 117; Rom. 31; R. 7, 41; M. 3, 300; 2, 198; 8, 1; 12, 78; 105; 368; 11, 136; 140 etc.; W. 2, 151: 4, 1, 50; 1, 39; 105; Woch. 125; 11, 134; 1, 214; 274; 250; 319 etc., — mit Dat. dagegen: H. 1, 1, 208; 2, 263; Wie deiner Laun’ am besten dünket. 18b; R. 1, 99; 133; 244; 252; Sh. 1, XIII; 13, 24; 20, 124; Verm. 1, 86; A. 2, 175; H. 2, 122; W. 2, 151; 4, 1, 49; 1, 75; 40; 449a; A. 2, 103; 4, 12; Od. 17, 378. — 2) (s. 1) refl.: Jch dünke mich oder mir Etwas, — Etwas zu sein, veralt. Etwas sein, Etwas gethan zu haben = ich glaube, meine, oft auch: ich wähne, bilde mir ein etc. In Verbind. mit Accus.: Ich dünke mich ein Held oder einen Helden; Sich ein Solcher d. 6, 42; Dünkt sich einen Eingeweihten. Char. 1, 301; Einen Herold dünkte ich mich. Fr. 346; Stärker doch als Jenen dünk’ ich mich an Kunst. Ar. 3, 188 etc.; Dünke dich nicht weise [zu] sein. 3, 7; 1. 3, 18; Sie dünket sich gut versteckt. 10a; Ich dünkte mich darob erwacht zu sein. 4, 24; Ich dünkte mich von bösem Wahn befreit. 92; Er dünkte sich schon früh Etwas zu bedeuten. 8, 13; Die sich die Weisesten d. A. 3, 47; Ich dünke mich, über den Gebrauch verständlichere Dinge gesagt zu haben als irgend ein Schriftsteller. 8, 7; Daß er ... Einer der Unsern sich dünke zu sein. 51; Dess[halb etc.] dünkst du dich Paulus zu sein? Hor. 2, 68 etc. — Öft: Sich Etwas d., eine hohe (zu hohe) Meinung von sich selbst haben (vgl. Dünkel und denken 3d): Da ruhn sie stolz und d. sich ’was. 12, 165; 20, 207; Er dünkt sich ’was darauf. H. 1, 1, 173 = bildet sich was darauf ein, ist stolz darauf; Sich mehr als Andre d. 11a; Daß man sich mehr dünkt als man ist und sich: weniger schätzt als man werth ist. 3, 154 etc. — Im Partic. auch ohne „sich“ (s. d. †): Einige Klug-d–de. Erm. 4. — 3) zu 1 und 2 auch die Wendung: Ich lasse mich (mir) Etwas d. = ich gebe mich diesem Dünken, diesem Gedanken hin, stelle mir Etwas vor, bilde es mir ein, meist von irrigen Gedanken, = wähnen: Laß dich nicht klug d. 6, 2; 7, 5; 8, 11; So sich Jemand d. lässet, er wisse Etwas. 1. 8, 2; 14, 37; 6, 3; 1, 26; 4, 5 etc. (vgl. Laßdünkel). Früher auch: Lasset euch d. [bedenket], daß ihr dem Herrn dienet. 6, 7; Laß dich’s nicht schwer d. [der Gedanke falle dir nicht schwer, belästige dich nicht], daß du ihn frei losgiebst. 5. 15, 18; Maccabäus ... ließ sich wohl d. [merkte, begriff], es bedeutete nichts Gutes. 2. 14, 30 etc. — 4) veralt., unpersönlich mit Genit.: Es dünkt mich ja noch gut der ersten Kinderspiele. (s. denken 9). — 5) selten tr.: Was die Franzosen von ihm denken und d. [wähnen]. 1, 108; Verdienst du’s besser? dünk’ es nicht. 12, 133, wohl = wähne Das nicht, bilde dir Das nicht ein.
Anm. Goth. thugkjan, ahd. thunkan, dunchan, mhd. dunken, s. däuchten und denken. — Die alte Form dunken z. B.: Wenn es sie gut dunkt. B. 48a; Es dunkt mich. G. 54; 402 etc., s. Be-d. etc.
Zsstzg., z. B.: Be-: Bedünkte es ihm fast sonderbar. Chamisso 3, 231; Mich wollte fort und fort b., als hätt’ ich ihm .. das Erfreulichste stiften können. G. 27, 165; Wenn du dich so bedünktest, wäre mehr Gefahr. 13, 367; Räumlicher wird dann | unser Stübchen dir b. Göckingk 1, 47; Was dem Erasmus bedünkte. L. 8, 517; Eine Lesart, die mich die nächste zu sein bedünkte. 9, 130; Daß es die Zwei auch mochte so bedunken. Rückert 1, 141; Was nun bedünket den erlauchten Ständen? Sch. 663b; Sie lassen glücklich sich zu sein bedunken. Tieck 10, 252; Der Knab’ will mich b., als ob er Gutes brächt. Uhland 423; Da bedünkt ihn, eine Stimme zu hören. W. 11, 201 etc.; O, ich ließ mich’s wohl b. Logau 3, 8, 56 etc. — Ge- (veralt. mundartl.). —
Miß-: mißfallen etc.: Der Mann von altem Schrote, dem neuen Witz mißdünkt. Haller 111; mundartl. = Einem Argwohn erregen. Brem. Wörterb. 1, 273. —
Ver-: Auch habe es ihm verdünkt, wie wenner etc. Novalis 1, 58 etc.
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