Faksimile 0276 | Seite 268
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däuchten
Dǟūchten, intr. (haben): Nbnf. v. dünken (ſ. d.).
Anm. Wie zu bringen das Impf. brachte, Part. ge-
bracht, zu denken dachte, gedacht, gehört zu dünken
däuchte, (dauchte), gedäucht (gedaucht), ſ. Benecke 1, 359; das
Streben aber, ſolche Formen zu ſelbſtändigen Wörtern aus-
zubilden (vgl. beugen neben biegen, du beugſt ꝛc.; wiegen
neben wägen, wiegſt) hat einerſeits zu dünken die ſchwachen
(regelm.) Formen: dünkte, gedünkt erzeugt, andrerſeits zu
däuchte ꝛc. das heute ſehr gew. Präſ.: Wie es ihn [Acc.] gut
däucht. Sir. 33, 14 und dazu neben dem veralt. und
mundartl. däuchen bei Hayneccius im 16. Jahrh., ſ. Grimm
2, 835 und daher Konj. des Präſ.: es düche. Gotthelf G.
163; 264; Sch. 119 ꝛc. den Inf. däuchten. Chamiſſo
4, 37; Fleming 295; G. 6, 245; 40, 70; Heyne (L. 13,
260); Kl. 12, 258; Kühne Char. 1, 136; Lohenſtein Himm.
13; Rückert 1, 136; 143; 144; 161; Weish. 4, 209;
Sch. 534b ꝛc. mit dem neuen Präſ.: So es dir [Dat.] gut
däuchtet. 3. Eſr. 8, 95; Göckingk 1, 143; 2, 180; 188;
Hippel Ehe 139; Kl. 9, 17; 77; Rückert 1, 251 und dem
Impf.: däuchtete. Lichtenberg 4, 481; Sturz 2, 379 ꝛc.
Die Formen: es daucht (Günther 733), dauchte, gedaucht,
ſind veralt., obgleich bei Luther ꝛc. gew. und auch noch in den
erſten Ausg. von Kl. z. B. Meſſ. 11, 385; 12, 46; bei V.
Od. 10, 415; Th. 6, 37; Moſch. 4, 94; 110; bei Stilling
2, 11; 50; 110; 3, 11; 33 ꝛc.; B. 33a; Claudius 2, 33;
Weichmann 1, 17 ꝛc. ſich findend. Zw. den verſch. Wör-
tern dünken und däuchten (wovon doch außer der 3. Perſ. der
Ez. die Formen des Präſ. im Allgem. wegen ihres Zuſammen-
falls mit denen des Impf. vermieden werden) nun auch wirk-
lich einen Unterſchied der Bed. auf- und feſtzuſtellen, hat man
ſich mehrfach, doch bisher ohne durchdringenden Erfolg be-
müht; Gottſched’s Regel, wonach „es däucht mir“ von dem
Urtheil der äußern Sinne, „es dünkt mich“ von der innern
Meinung gelten ſoll, iſt ſchon in Bezug auf die Rektion nicht
ſtichhaltig, da ſich ebenſo: es däucht mich (in der ältern Sprache
groſa als das Gewöhnlichere) und es dünkt (ſ. d.) mir findet,
vgl.: „Mich dünkt, Das habe ich ſchon einmal geſagt“.
„Mir däucht, ſchon ſehr oft“. Tieck GſNov. 1, 21; Eben-
dieſelbe Zeit .., die dem Einen eine Stunde däucht, dünkt
dem Andern ein Augenblick. W. 22, 142, wozu der Heraus-
geber 24, 300 auf den nach Gottſched von Moritz angegebnen
Unterſchied hinweiſt. Den raſchen Wechſel in der Rektion
zeigt W. oft: Däucht mich. 13, 34; Mir däucht, die Rede
war ꝛc. 35; Zu kämpfen länger, däucht ihn weder möglich.
11, 140; Je öfter er ſie anſah, deſto ſchöner däucht ſie ihm.
ebd. Den Dat. hat er z. B. 11, 7; 211; 242; 12, 25;
37; 48; 99; 20, 75; 157; 158; 271 ꝛc.; den Acc.:
11, 72; 117; 158; 219; 225; 227; 12, 29; 20,
146 ꝛc. Ähnlicher Wechſel auch bei G., z. B.: Däucht
mir. 5, 3; 6, 245; 1, 206; Dem däucht heute Das
Recht, was der Andere morgen mißbilliget. 9, 31; 34, 30
ꝛc.; Mich däucht. 10, 137; 12, 250; Die Das vollenden,
was in ihrem Sinn ſie däucht. 166; Schicke mir, was dich
däucht [dir gut ſcheint]. Lav. 103; Schreibe mir, was dir
däucht. Bettina 2, 118 (vgl. für die Bed.: Und was dem
Einen deucht, gefällt nicht jedem Gliede. Mühlpforth 2, 33
ꝛc.); Ihm daucht’ es, als ob ſie in Thränen zerflöſſen. Kl.
Meſſ. 11, 385; Doch dauchte ſie. 1246 ꝛc. Einzelne Schrift-
ſteller ziehn einen oder den andern Kaſus vor, z. B. L. den
Acc. 2, 10; 55; 42; 203; 340; 347, doch’auch: Frei,
fröhlich, ungequält hab’ ich dir ſonſt gedäucht. 3, 333, da-
gegen Sch. den im Ganzen jetzt faſt überwiegenderen Dat., z.
B. 534b; 760a; 765b; G. 1, 113; 192; 2, 113; 128
ꝛc., doch z. B. im Karlos neben: Mir däucht, ich weiß, wer
Sie dazu berechtigt. 278b; 248b; auch: „Mich däucht ja
doch, daß ich ihn ſelbſt verſchloß“. Das däucht Sie nur,
däucht Sie. 260b u. ä. m. In Bezug auf die Fügung
beachte man auch den veralt. Infin. ohne „zu“, z.B. 2. Kön.
3, 22; Ap. 15, 22; 25 ꝛc., wo der heutige Gebrauch das
„zu“ verlangt.
Zſſtzg. veralt., vgl. „dünken“, z. B.: Daß mich be-
deucht, es rührt mich an der Pickelhauben. Berlichingen 65;
186; Die Steig und Weg gedäuchten ihn, ſcharf und ſchro-
pfig ſein Schaidenraißer 56a (13, 195) ꝛc.