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danken
Dánken, intr. (haben) und tr. (ſ. Dank): Einem
für Etwas verpflichtet ſein, ſich verpflichtet bekennen:
1) Einem für Etwas d., ſich ihm dafür verpflichtet be-
kennen, ſeinen Dank ausſprechen: a) Buben, die nicht
d. für die Wohlthat. Sir. 12, 3; 20, 17; Vater, ich danke
dir, daß du mich erhöret haſt. Joh. 11, 41; Ich danke dir,
Gott, daß ich nicht bin, wie andre Leute. Luk. 18, 11; Um
Sieg zu bitten und | für Sieg zu d. G. 13, 13 ꝛc. b) in
Bezug auf Gott ꝛc., nahe grenzend an „loben, preiſen“:
Lobſinget dem Herrn, danket und preiſet ſeine Heiligkeit. Pſ.
30, 5; So danke ich auch dir mit Pſalterſpiel für deine
Treue, mein Gott. 71, 22; Man danke deinem großen und
wunderbarlichen Namen. 99, 3; Danket aber ſeinem Gott,
daß er nicht den Hals gebrochen. Chamiſſo 3, 201 u. v.; ſo auch
formelhaft: Gott ſei’s gedankt! G. 2, 205; Dem Himmel ſei
gedankt ꝛc. = Gott ſei Dank! Gottlob ꝛc. Einem Engel,
was für Dienſte, was | für große Dienſte könnt ihr Dem wohl
thun? | Ihr könnt ihm d. L. 2, 203; Da dankten, jauchzten,
bebten ihr alle Organe der Schöpfung entgegen. Thümmel
5, 3. c) daher vom Tiſchgebet: Nahm das Brot und
dankete, brach’s. Luk. 22, 19; 24, 35 ꝛc.; kirchlich: Der
Geiſtliche dankt für eine Wöchnerin, verkündet ihre Ent-
bindung mit Dank gegen Gott. d) häufig als Höf-
lichkeitsformel in Erwidrung auf einen Gruß, auf
freundliche Einladung, Anerbietung ꝛc.: Grüßet dich
Jemand, ſo danke ihm nicht. 2. Kön. 4, 29; „Gott grüß
Euch!“ .. Gott dank euch. G. 9, 121; Albert lud ihn zu
bleiben; er aber, der nur ein unbedeutendes Kompliment zu
hören glaubte, dankte kalt dagegen und ging weg. 14, 128.
Auch: Ein goldnes Dankeſchön in die Hand für den Herrn
Regierungsrath. Gutzkow Liesli 25. e) die Formel: Ich
danke (ſchön, ſchönſtens, beſtens, ergebenſt ꝛc.), als höfliche,
ablehnende Erwidrung auf etwas Angebotnes („Be-
fehlen Sie noch etwas Braten?“ Ich danke ꝛc.) geht dann,
wie verbitten (ſ. d. 2) in den Sinn des entſchiednen Ab-
lehnens und Zurückweiſens über: Ich danke für ſolchen
Rath; Brrr! .. dafür muß ich d. Hackländer Stillfr. 2, 189
ꝛc. 2) Einem Etwas d.: a) ſich dankbar dafürbeweiſen,
es vergelten, lohnen: Offenbare dein Herz nicht Jedermann;
er möchte dir ſonſt übel d. Sir. 8, 22; Ich dank’ euch Das
[b] und werde thätig d. G. 8, 21; Leidiger Troſt! die Kin-
der d. auch der Eltern Müh’ und Sorgen. Muſäus M. 2, 71;
Dies dankt euch eure Ewigkeit | und ein erhabner Lohn in
eurem Herzen. Sch. 25a; Wie ſoll ich dir Das je d., was du
an mir thuſt? Gott danke dir’s! So auch: Das iſt ſeine
verdammte Schuldigkeit, Das dank’ ihm der Teufel! [dafür
darf er keinen beſondern Lohn beanſpruchen]; „Ein höf-
licher Herr!“ Das dank ihm der Henker! G. 10, 122;
Dankt’s ihm ein ſpitz Holz! 34,4; Das dank ihr ein Anderer,
daß ſie ꝛc. Möſer Ph. 3, 82. b) Einem Etwas, ſei es
Böſes oder Gutes, ſchuldig ſein: es ihm zuſchreiben
müſſen; es als von ihm ausgegangen anerkennen: Jch
denke dran und danke dir mein Leben. Holtei; Jhm alſo,
nicht mir, dankt ihr das Unheil. Hackländer SoldKr. 120;
Denen wir ebenſoviele lahme Beine als lahme Herzen zu d.
haben. IP. 1, 31; Dir .. dank’ ich meinen Fall. Sch. 44a;
Ich dank’ es meinem Heile, daß ich dem Teufel entrann. Sim-
rock Nib. 1938; Etwas ſeiner Geſchicklichkeit, ſeinem Fleiß
d. ꝛc. (ſ. Dank 2c). c) ſ. Anm.
Anm. Minder gw. Fügungen: Einem Etwas (= für
Etwas, ſ. 1) d., ſehr häufig in Chamiſſo’s Briefen: Ich danke
dir die hübſchen Blumen. 5, 50; 112; 125; 127; 132;
270 u. o.; aber auch bei Andern (vgl. 2a): Wiederholt
dankte er der Geliebten ihre Aufrichtigkeit. Mörike N. 246;
Das hätte | ich unausſprechlich dir gedankt. Sch. 298b ꝛc.;
auch: Gott ſei’s gedankt! (1b). Statt „für“ (G. 34, 51
auch „vor“) findet ſich zuw. auch „um“. Pſ. 107, 8; um
ſeiner Gerechtigkeit willen. 7, 18; „über“. 139, 14; Klinger
Th. 3, 160; aber auch nam. in der ältern Sprache der Gen.:
Ich danke dir . .. des Kapitels. Chamiſſo 5, 43 (wohl nach
dem Franz.); Ihm des Segens d. Kl. 9, 165; Deß ſei Gott
gedankt. W. 11, 138 ꝛc. Bei weibl. Hw. bleibt unentſchie-
den, ob Gen. oder Dat. vorliegt, der, übertr. von Perſonen,
auch ſachlich vorkommt (ſ. 1b und 2b): Sie dankten ſeinem
guten Wunſch. Schaidenraißer 55a (Od. 13, 47). Jch
dankte dieſer Ehren [1e, verbäte ſie mir]. L. 1, 4, und mit
ausgelaſſnem ich: „Grüß dich Jungfrau.“ Dank [was ſich
freilich auch als Hw. faſſen ließe] der Ehre. G. 1, 196, wie
mit dem Acc.: „Gute Nacht!“ Dank’s! Angenehme Ruh. 7,
57. Selten findet ſich dagegen ein perſönl. Obj. und da-
nach das Paſſiv: O allweiſe Vorſicht, ſei gedankt [vgl. be-
dankt, habe Dank], daß ꝛc. B. 293b; O gütiges Schickſal,
ſei gedankt. Tieck 16, 348; vgl. die Zuſammenziehung: Den
Namen des Herrn loben und d. Sir. 39, 41; Danket und
preiſet ſeine Heiligkeit. Pſ. 30, 5; wie umgekehrt: Gotte zu
loben und d. Luther 6, 353a. Man beachte auch: „un-
gedankt“ mit aktivem Sinn = ohne zu danken. Kürnber-
ger Am. 305 (ſ. Un). In Bezug auf 1e iſt die engl.
Weiſe zu bemerken, nicht bloß als Zeichen der Annahme von
etwas Angebotnem zu danken, ſondern auch, gleichſam prä-
numerando, für etwas Erbetnes: Ich danke für ein Glas
Madeira. Sealsfield Leg. 3, 156 [bitte mir eins aus]; 119
u. o. Dankung gw. nur in Zſſtzg. Danker z.B.: „Wie
dankt er’s ihm? Mit Aufruhr und Verrath! | . . . Den D.
hol der Teufel. Sch. 398a.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr. u. intr., eig. mit Dank —,
welcher Begriff, durch den häufigen Gebrauch als
bloße Form, in vielen Fällen abgeſchliffen und ver-
ſchwunden iſt, verabſchieden, entlaſſen, abtreten;
auch mit Dank von einem hohen Platz ab, z. B. von
der Kanzel herab Etwas verkünden, z. B.: 1) dankend
entlaſſen und nüanciert mit Dat. ſtatt Acc.: Wer . ..
ſich hat zur See begeben, der dankt der Freiheit ab. Rachel 1,
210; Der Lazar wird erweckt und dankt den Würmen ab.
Scultetus und dazu: Einen a. heißt: Einem Abſchied geben,
aber: Einem a. heißt: von Einem Abſchied nehmen. L. 8,
282; Da er [Luther] der kaiſerlichen Majeſtät und allen
Ständen des Reichs aufs allerunterthänigſte und demüthigſte
abdanket. Mattheſius Luth. 26a [beim Abſchied ſich em-
pfiehlt] ꝛc. Die fürſtlichen Abgeſandten durch mich a. und
mit Verehrungen abgefertigen laſſen. Schweinichen 3, 13;
Das Geleite abgedanket. 54; Habe auch nach gehaltenem
Leichenbegängnis der fürſtlichen Perſon und adelichem Frauen-
zimmer . . . abgedanket; die andre Abdankung iſt im Schloß
. . . beſchehen. 46; Einem a., die Standrede halten; Der
Pfarrer halte die Abdankung [nach dem Feuerlöſchen].
Gotthelf G. 140; Bis zum Aufbieten und A. [in der Kirche].
Lewald W. 1, 392; L. 3, 212; Schmeller 1, 383. Früher
und noch jetzt bei herumziehnden Truppen dankt ein Schau-
ſpieler ab, kündigt nach dem Dank für den „gütigen
Beſuch“ die nächſte Vorſtellung an. Düringer 13; Ab-
ſchiedsrede, welche Löwen . .. eine ꝛnverſchämte Abdankung
nennt. Guhrauer Leſſ. 1, 107. Der Nachtwächter dankt
ab, bei anbrechendem Morgen die letzte Stunde an
manchen Ort noch mit einem Danklied abrufend.
Der Jäger dankt die Hunde nach der Jagd ab. 2)
überhaupt: entlaſſen, verabſchieden (aus dem Dienſt),
auch von Sachen: Das ganze Heer der Griechen abzudan-
ken. Sch. 215b; Ein abgedankter Soldat, Bedienter, Rock
[den man nicht mehr trägt, benutzt], Kirchthurmknopf.
IP. 4, 207; Daß ich die ſchönen Wiſſenſchaften nächſtens
abdanke. L. 13, 90; Das Reich a. SFHahn 1, 182; Schau-
ſpiel ſeiner Kron-Abdankung. Sch. 860b ꝛc.; ſehr oft
mit zu ergänzendem Obj. „das Amt“ ꝛc.: Der Miniſter
muſſte a. ꝛc. Āūf-: ſeinen Dank aufſteigen laſſen
ꝛc.: Dank’ ich laut auf zum Himmel. G. 9, 327; Glänzend
danken | zum Himmel ſeine Augen auf. W. 20, 193; 11, 6
ꝛc., vgl.: Entzückt dankt er empor. 20, 196. Aūs-:
(mundartl.): ab-d.: Die aus dem Haus ziehnde Braut a.
Schmeller 1, 383. Be-: 1) tr.: Einen mit Dank
verſehn, ihm danken, doch gw. nur paſſ.: Jedoch ſeien
die ... Einwohner für ihren guten Willen bedankt. Chamiſſo
4, 264; Rückert W. 3, 235; Eurer Gegenwart [Gen.] |
bei unſerm heut’gen Feſte ſeid bedankt! Uhland Ernſt 29;
Freut ſie ſich der reichbedankten Arbeit [die reichen Dank,
Lohn bringt]. Körner 129a. Veralt.: Einem Etwas
zu b. [verdanken] haben. Opitz Arg. 2, 297. 2) refl.:
Sich bei Einem b. für Etwas, ihm dafür danken: Soll ich
mich vielleicht noch für den | Hieb im Arm bei dir b.? Scheffer
288; auch iron. wie danken [1e]: Den . . . Winter kann
ich dann vielleicht nach Sicilien gehen, denn im Sommer
bedank’ ich mich. Platen 7, 52; Ich . .. bedank mich recht-
ſchaffen vor dem Glück. Spindler Stadt 1, 15. Auch
mit Gen.: Sich der großen Gunſt zu b. Muſäus M. 4, 94;
Ph. 1, 18; Luther 1, 446b; Schaidenraißer 10b; Spener
(Wackernagel 3, 1, 951 Z. 21); Zinkgräf 1, 132 ꝛc.
Seemänn.: Der eine Brigg fuhr und ſich . .. für die-
ſelbe bedankte [ſie aufgeben mußte, ſtarb]. Smidt (Hausbl.
56) 1, 297. Empōr-: ſ. Auf-d. Entgêgen-
[1b]. Ver-: tr.: 1) gw. = danken [2a]: Schätze,
die ich Keinem ſonſt verdanke, | da mir das Land und Man-
34
cher danken kann. Chamiſſo 4, 12; G. 1, 97; 9, 28; Sie
litt an einer Sentimentalität, welche ſie der Zeit verdankte.
HHerz 195 ꝛc. 2) aber auch = Einem für Etwas
danken: Verdanke er ſelbſt der Geſellſchaft, was er ihr zu
ver-d. (ſ. 1) hat. Fichte 6, 144; Die Recenſion . .. verdanke
dir höchlich. G. Zelter 2, 106, 6, 11; Vergelten, | was ich
leider nur ver-d. kann. Göckingk 1, 221; 283; Guhrauer L. 2,
268; Ein unverdanktes Geſchenk. Jacobs Verm. 2, 21; L.
3, 71; Mendelsſohn 4, 1, 314; Muſäus M. 2, 153; Ruge
Rev. 2, 336; Alle Kühlung verdankte er [der Geier, nahm
ſie dankend an]. Tſchudi Th. 354.