Faksimile 0247 | Seite 239
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buhlen
Būhlen: 1) tr.: als Buhlen haben (veralt.): Er
buhlt ein andres Weib; | buhlt er ein Weib, buhl’ ich ein’
Mann. Uhland V. 170; andre Belege Grimm 2, 503.
Ahnlich auch mit Dat. der Perſon, ſich Dieſer als
Buhler (Liebhaber) beweiſen. Logau 2, 2, 36 (ſ. L. 5,
312); 1, 6, 26; Da ich . .. meinem itzigen Weibe ...
buhlete [den Hof machte]. Schweinichen 2, 138; 33; vgl.:
[Der Teufel] der ... euch itzt noch immer buhlt. Lohenſtein
Himm. 29. 2) gw. intr. (haben): a) ohne Präpoſ.,
das Liebesſpiel treiben, auch übertr. auf ſchmeichelnde,
ſanfte Winde ꝛc.: Komm, laß uns genug b. Spr. 7, 18;
Die Tochter buhlt. L. 1, 20; Wie b. dort die Turteltauben!
Hagedorn 3, 26; 2, 272; Opitz 1, 128; W. 20, 53; B–de
Winde. Sch. 3a; 700b; G. 14, 141. So auch paſſ.:
Da ward nicht gebuhlt und gerammelt. Heine Verm. 1, 190.
b) Um eine Perſon oder Sache b., ſich darum ange-
legentlich oft auch mit ſchlechten, unerlaubten Mit-
teln bewerben, es zu gewinnen ſuchen: Um ein Weib
b. Heſ. 16, 8; Hoſ. 3, 1; Chamiſſo 3, 269; V. Il. 3, 41;
Wo der Vater um mich buhlet [mir den Hof machte, ſ. 1].
Gotthelf G. 220; Ein ſchüchternes Täubchen [Mädchen] ...
buhlt um ihn, aber nur als ihrer Schweſtern Bote. H. R. 7,
6 ꝛc. Buhlt mit der Lyra nicht um ſchnöden Lorber | und
nicht um ſchnödres Gold. Chamiſſo 3, 370; Um der Muſen
Gunſt zu b. 89; 4, 144; See und Ufer belebt; Boot und,
Kahn buhlten um ihre Nachbarſchaft. G. 18, 279; Da wir
buhlten [wetteiferten] um die Ehre des Geſanges. 14, 134;
Das B. um das Beifallklatſchen. WHumboldt 3, 170; Daß
nicht der Teufel um Euch buhle. Luther 6, 357a; Buhlten
um den Siegeskranz. Sch. 12a; 26a; Um den prächtigen
Namen .. b. 205a; Um Effekt b. Tieck Nov. 4, 55 U. v.
c) ſeltner „nach“: Dies B. nach dem Beifall. Heine Lut.
1, 6; Die nach Andern b. Mendelsſohn Pſ. 16, 4.
d) Mit einer Perſon (oder perſönl. aufgefaßten Dingen)
b., das Liebesſpiel treiben. Jer. 2, 25; Heſ. 23, 7;
Maleachi 2, 11; Suſanna 11; Es muß reizender ſein, mit
dieſem Mädchen zu b., als mit andern noch ſo himmliſch zu
ſchwärmen. Sch. 202a ꝛc.; Bis mit den Sternen ſie nicht
ſatt | gebuhlt und liebgeäugelt hat. Blumauer 1, 109; Mit
ihren Blättern buhlte die ſchmeichleriſche Luft. Börne 2, 483;
Freiligrath 1, 123; 137; Wie Wurzelfaſern ſchleicht ihr
Fuß | und buhlet mit dem Boden. G. 4, 26; Der ſo lange
mit der Philoſophie gebuhlt. Klinger F. 81 ꝛc. (ſ. kokettie-
ren). Aber auch e) Mit Einem b., der ſich um
Dasſelbe bewirbt, gemeinſam, als Nebenbuhler
wetteifern: Kein Meiſter lebt, mit dem ich buhle. G. 2,
247; An Schnelle | buhlt es mit eines Adlers Flug. Sch. 74b.
f) im Partic.: Runde Metze des Weltalls! Strahlen-
b–de! [Sonne]. Heine Lied. 352.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: Einem Etwas, z. B. das Weib
a. Keller Faſtn. 651. Auch refl.: durch Buhlerei
ſchwächen ꝛc.: In dieſem abgebuhlten Leib. Prutz Woch.
136. Aūs-: Ausgebuhlt hat ſie auf Erden, buhlt nun
um des Himmels Gunſt. Durch-: tr.: Von Herbſt-
lüften . .. durchbuhlt. Goltz 3, 338, von buhleriſchen
Winden durchweht ꝛc. Er-: tr.: durch Buhlen ge-
winnen, erwerben: Die erbuhlten Schätze. B. 57b; 61b;
Läſſt es ſich e., ein verſchmähtes Herz? H. 15, 33; Daß er
.. die gekrönte Vetterſchaft der Cäſaren erbuhlte. Heine
Sal. 1, 88; Wenn Sappho her ließ klingen | die ſo ver-
buhlte [verliebte] Stimm’, erbuhlend Aller Gunſt. Schottel
1010; Alxinger D. 202. Hêr- ꝛc.: Weſte buhlten um
ſie her. H. 15, 24; Sein ganzes Leben .. hinweg-b. W. 5,
165 = ver-b. Mít- [2e]: In den m–en Wer-
ken | der zeitverwandten Meiſter. Ramler 52. Nāch-
[2e]: wetteifernd nachſtreben: Der Überſetzer muß ſeiner
Kunſt n. H. 13, 221. Nêben- [2e]: Da nur Archimedes
damit n. [wetteifern]kann. Claudius 7, 43. Über-: Mit
Weibern überbuhlt ich den Großſultan. V. Sh. 3, 236, im
Buhlen übertreffen. Um-: buhlend umgeben, ſ.
umwerben ꝛc.: Umbuhlt von ihrem Freier, | wähnt ſie ſich
hochbeglückt. Blumauer 1, 97; Goltz 2, 20; Das männer-
umbuhlete Weib [Helena]. WHumboldt 3, 34; Verfum-
feite bei der Umbuhlung der Gräfin ſein ärmliches bis-
chen Erbtheil. Arndt Stein 131. Ver-: Geld und
Geſundheit v. ꝛc.; im Partic. auch = verliebt, geil,
liederlich ꝛc.: Dämiſche Kapaunen . . . neben dem verbuhl-
ten Puterhahn. Muſäus M. 2, 143; Einem verbuhlten
Mägdchen. L. 3, 358; Chamiſſo 3, 260; Nicolai 2, 38;
V. Od. 8, 316; Th. 1, 85; W. Hor. Br. 1, 24; Ver-
buhlte Lieder. Sch. 406a; Schottel 1010, ſ. Er-b. ꝛc. u. ä. m.