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blauen Bläuen um-blauen
I. Blāūen, Blǟūen, tr.: blau machen; intr. (ha-
ben) u. refl.: blau ſein, werden, ſich zeigen: 1) intr.:
Bereifte Pflaumen blauen. Alxinger D. 181; Das Blümchen,
wie blaut es ſo zart! Beck H. 114; Der Himmcl blaut, | die
zorn’gen Wellen ruhn. Freiligrath 2, 216; Die Hallen ... |
in die von oben klar der Himmel blauct. Geꝛbel 14; So tief
hat nie dein Äther mir geblaut. Kinkel 150; Wann grauet,
wann blauet der tagende Himmtel. Klajus (Wackernagel 2, 412
Z. 26); W. 20, 245; Bis wo der Jura blauet. Matthiſſon
78; Wo ſich einend, drei edle Ströme blaun. Reithard 43;
Die blauenden Augen. Schwab 392; Ins Aug geſehn ins
himmel-b–de. Rollet (ſ. Schuſelka Vorſchr. 228).
2) refl.: Doch wird der Rache Tag ſich düſter bläuen | ge-
laden mit des Zorns Gewittergluth. Arndt 44; Habe ... den
Vogeſus vor mir ſich bläuen ſehen. Erin. 219; Wenn .. die
Milch der Kuh ſich blauet. B. 297b: Daß die graue [Him-
mels-] Decke .. ſich bläuete. Kohl A. 1,103; Daßſich der Hände
glattes Elfenbein | vom harten Band umſchlungen bläuen
ſolle. Streckfuß Rol. 10, 98. 3) tr.: Ein klarer Duft
blaute alle Schatten. G. 23, 283; Die Federn werden ge-
blauet. Karmarſch 1, 759; Zum Blauen der Wäſche benutzt.
2,307; Das Bläuen des weißen Schreibpapiers. 825; Ge-
bläuter Stahl. Pfeffel Po. 3. 193; Die gebläueten | Wein-
trauben dir umher verdunkelnd | färbet der Herbſt. V. Hor. 1,
110 ꝛc.
Anm. Die Beiſpiele zeigen die Form ohne Uml. für das
Intr., aber auch ſonſt wohl mit Rückſicht auf bläuen ll.
neben der dem Faktitiv gemäßeren mit Uml.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: intr.: abfärben ſ. d.
aber auch tr.: vollſtändig blau färben, ſ. Ab.
Āūf-: tr.: die blaue Farbe auffriſchen. Āūs-:
intr.: zu Ende blauen: Für dieſe Woche hat der Himmel
ausgeblaut, es wird nicht wieder heiter; auch tr.: das
Blaue herauswaſchen ꝛc. Eīn-: tr.: z. B.: Die
Wäſche muß eingebläut werden, in die blaufärbende Flüſ-
ſigkeit gelegt; bei den Färbern die Küpe zum Blaufär-
ben fertig machen ꝛc. Ent-: tr.: entfärben.
Er-: vgl. ergrünen ꝛc.: Ser Sonne, welche ... einen
zarten Schimmer über den e–den See warf. Keller gH. 3, 55.
Hêr-, Hín- ꝛc.: intr.: Dem fernherblauenden Meere
zu. Stahr Jt. 1, 401; Der heiterſte, ſonnigſte Himmel ...
blaute herab auf die Stadt. 2, 481; Daß es [das Waſſer]
aus ſeiner Tiefe ſo klar heraufblauet. Kohl A. 2, 234; Dar-
über hin der ew’ge Himmel blauend. Grün Schutt 23 ꝛc.
Nāch-: intr. und tr.: Die blaue Dinte iſt blaß, aber ſie
blaut nach; Die Wäſche muß noch etwas nachgebläut werden.
Über- tr.: mit Blau überziehn: So daß ihre eigen-
thümliche Farbe zuletzt verloren ging oder wenigſtens ſehr
überbläut ſie ſich dem Auge darſtellten. G. 23, 298; zu blau
färben, an Bläue übertreffen: Sie überblauen ihre Wäſche,
vorzüglich Hauben, ſo daß ſie ins Dunkelblau fallen. Schütze
Holſt. 1, 111. Die Vedute dagegen, z. B. die neapoli-
taniſche überblaut das Blau des Meeres, vergoldet das Gold
der Sonnenlichter. Stahr Jt. 2, 457 ꝛc. I. Um-: tr.:
mit Blau umziehn: Der Meeresfluth, welche dieſes glück-
ſelige Eiland umblaut. 137. II. Um-: tr.: in andrer
Weiſe blau färben. Ver-: intr.: Speiſen ver–b.
ſehr leicht in Kupfergefäßen, werden blau und verderben;
Färbte mich auch ... ſo blau [prügelnd], daß ich wohl vier
Wochen daran zu ſalben und zu ver-b. hatte. Simpliciſſimus
2, 221. Vōr-: Einem Etwas vor-b. [vorlügen].
Schweinichen 2, 23, ſ. Blau 12.