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aber
III. Āber, conj.:
1) Sinnvwdt.: doch, jedoch, dennoch, indessen, allein, zuw. auch sondern, bez. zwei Sätze als entgegengesetzt, und zwar meist ein ausdrückliches oder gedachtes Zugeständnis beschränkend: Freilich geschehen ist Viel, a. es mangelt die That. Platen; Sei’s dass ., a.; Zwar (allerdings, immerhin, zugestanden dass etc.), a.; Er ist (zwar) reich, a. unglücklich etc.
2) Zuweilen wird der auf a. folgende Theil des Ggstz. unterdrückt: Wenn ich doch nur bei Ihnen in Berlin sein könnte, a. [es geht nicht], ich bin ganz der Jhrige. L. 12, 90; öfter der vorangehende: „Still, der Hahn erwacht!“ | [Geh jetzt,] A. morgen Nacht | bist du wieder da? G.; [Jch spräche noch gern von dem mich abführenden Gegenstand,] A. um auf besagten Hammel zu kommen; A. was ich sagen wollte (vgl. 3 und Apropos); „Was hast du gehört? .. Lüge nicht! es kann dir an den Hals gehn!“ [Sie glauben, ich hätte Etwas gehört]. A. [ich habe in der That] Nichts [gehört]. Höfer Hausbl. (56) 1, 88. So nam. zur Hervorhebung von Fragewörtern durch einen verschwiegnen Ggstz.: Man bittet mich, bei Ihnen fürzusprechen | [Das will ich gern.] Wie a. kann ich Das? Sch.; „Nahm auf’ Befehl des Königs ihn gefangen.“ | [Dass Einer gefangen ist, hör’ ich] Wen a.? wen? Ders.; Wie a. schweigst du mir das Köstlichste? Ders. etc. (vgl. Denn 3).
3) Zur Anknüpfung des eigntl. ohne innre Verbind. neben einander Stehenden und somit einen oft freilich nur sehr leichten Ggstz. Bildenden, oft im Gespräch (s. 2), in der Erzählung (epischen Ged.), wie denn die Bibel (z. B. Matth. 1, 6ff.), die Ubersetzungen des Herodot, Homer (V. Od. 1, 113; 157; 366; 400 etc.; Luise 1, 77; 246 etc.) unzählige Bsp. liefern. A. steht dabei, wie auch sonst, entweder nach den ersten Worten, oder nachdrücklicher an der Spitze: Als sie a. etc. G. 5, 97; A. die Horen indess. ebd.
4) in Verbind. m. Bindew., nam. zur Verstärkung m. sinnvwdt.:
a) A., a. | was hat mit Diesem allen Recha’s Bruder | zu schaffen? L.; A., a., | a., a., da gebricht’s. Claudius 6, 82 etc. Zuw. auch getrennt, ein a. pleonastisch: A. duld’ a. auch nicht, dass etc. Gutzkow R. 2, 157.
b) Allein a., Durchlaucht, Das war Alles Hohn. Ders.; „Er hat’s doch gesagt.“ Allein Das war ja a. doch nur Spaß etc.
c) „Banko und sein Sohn leben noch.“ Beide sind doch a. nicht unsterblicher Natur. B. 300; Der Herr a. fluchte zwar nicht, a. doch rief er die unsichtbaren Mächte an. Hebel 3, 322; Doch a. .. zu gehen war doch auch entsetzlich. Stilling 1, 49; Er ist reich, doch (dennoch, jedoch, indessen) a. nicht so reich wie du; Er ist reich, a. dennoch (dennoch a.) unglücklich; Er wollte gewinnen, a. im Gegentheil, er verlor etc.
d) selten: Wird auch der Schaden nicht größer, sondern a. er bleibt, wie er ist. Chamiso 5, 160.
e) selten: Da die Franken .. Heerführern gefolgt und a. zu Monarchien die Zeit nicht reif war. JMüler (Wackernagel 3, 2, 814 Z. 2); früher gewöhnl. (Schaidenraißer Vorr. 4a; Zinkgräf 1, 32; 84; 85 etc.); jetzt meist ohne „und“; versch. m. nachdrückl. Hervorheb. eines Ggstz.: Ich rede [nach der Angabe meiner Gegner]: S. Jakob .. sye für uns gestorben, nit Christus. Und predige a. ich [grad im Gegentheil] nüts weder [Nichts als] Christum. Zwingli 2, 2; 3; 4 u. v.
f) Entweder zu warten, oder a. ein andres Mittel des Fortkommens zu suchen. Vogt Oc. 1, 150; Danzel 215; Prutz E. 2, 317 etc., nam. um das gleichsetzende „oder“ (lat. sive) von dem entgegensetzenden (aut) zu scheiden: Wenn du oder dein Stellvertreter [in diesem Falle als Eins geltend], oder a. [sonst, andernfalls etc.| dein Gegner oder sein Stellvertreter es beantragen etc.
g) Aber auch (s. Auch 6).
5) A., sächl. Hw.: Hab’ ich um jedes Und und A. [die geringfügigsten Kleinigkeiten] eine Schererei. Gutzkow R. 7, 149 etc., nam. (s. 1) = Bedingung, Beschränkendes, Bedenklichkeit, Widerspruch, Einwand: Ihr füttert die Pferdemit Wenn u. mit A.,| der Mann, der das Wenn und das A. erdacht, | hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht. B.; Sprchw.: Wenn Ja und A. beisammen stehn, ist nicht Viel dahinter; A. ist ein Spielverderber; Die Sache hat ein A. [Haken]; Gegen den Jedermann ein A. in der Seele hat. Auerbach; A. —, ach, dass A. und A. sich immer zu dem Danke gesellen! G. etc.
Anm. In Gen. und Mz. mit und ohnes (s. S): Trotz deines Aber(s) bleib ich bei meiner Ansicht; Still mit dem A.!; Die A. kosten Überlegung. L. Galotti 4, 3; Die Aber’s kosten Überlegung. HSmidt Devr. 62; Wiegt die Wenn und A. ab. Gotthelf G. 196; Ein ganzes Heer von Freilichs, Allerdings, Dennoch’s und A–s. Gutzkow Dram. 1, 7 etc. Es findet sich auch: Aber die Sache aberte sich doch. Kürnberger Am. 448 [hatte noch ihr Aber, ihren Haken]. Als Bstw. in Zsstzg. theils = After (s. d.): Aber-Kaiser, Papst etc.; theils Nbnf. zu Ober, s. Aber-Acht, Glauben, Namen etc.; ferner Aber II. (abermals).