Faksimile 0990 | Seite 1812
Faksimile 0990 | Seite 1812
Faksimile 0990 | Seite 1812
Faksimile 0990 | Seite 1812
Faksimile 0990 | Seite 1812
Faksimile 0990 | Seite 1812
zwingen Geister]
II. Zwingen, tr., (refl.) zwang, zwänge; gezwungen:
das Obj. durch drängende Gewalt sich fügen machen, gewaltsam nöthigen (s. d.) etc.:
1) mit Infin. und zu, z. B.:
a) Jemand oder Etwas zwingt Einen, Etwas zu thun etc., sehr gew. (vgl. 3m): 1. Mos. 15, 13; Hiob 24, 11; Gal. 2, 3; 14; L. Nath. 1, 1; Rabner 3, 175; Sch. 696a; Simrock N. 2288; W. 12, 165; 20, 338 etc.; veralt.: Ob du schon [zu] streiten [gelzwungen wirst. Zwingli 3, 246 etc.
b) refl.: Jemand zwingt sich, Etwas zu thun, thut sich Gewalt an, sein Widerstreben zu überwinden. Kl. M. 4, 268 etc.
2) (s. 1) zuw. mit daß st. Infin. Matth. 27, 32; Mühsam zwang Konrad seinen Schritt [oder sich], daß er nicht nach der Gegend ausbog, wo etc. Kinkel E. 50.
3) mit Hinzufügung des Wdher, Wohin etc., eig. und bildl., z. B.:
a) durch Adv.: Als ob das Schrecken | der Hölle .. das Geständnis . . rückwärts [zu weichen etc.] zwang. Werner Febr. 137, zurückdrängte etc., s. Zsstzgn; ferner mit Präpos. (alphab.):
b) Die Mißgeschick fest an die Scholle zwingt [bindet etc.]. Beck Arm. 253 etc.
c) Den Faden auf die Spindel (G. 11, 9), Einem die rothe Mütze aufs Haupt (Scherr Bl. 1, 325) z. etc.; Was ihr jetzt auf mich [gew.: mir auf-] zwingt. H. 15, 252 etc.
d) Den Rausch aus dem Kopf ins Herz (s. f, Cham. 4, 259), einen Geist zum Zeugen (s. m) aus dem Todtenreich (Sch. 142b) z.; Als zwänge Purpurkleid und Thron | Erinnrung aus der Brust. Bodenstedt Ausgw. 125 etc.
e) Sein Thor, daraus (s. d) der Fluß sich durch Berg und Thal zwingt [drängt] und windet. Wackern. 3, 644³² etc.
f) Jemandes Füße in Stock (Ps. 105, 18), in Fesseln (Zunz ebd.); ein Volk in Fesseln (Lichtwer 219; versch. als Dat., s. 4b); Einen in die Bande des Bundes (Hes. 20, 37), in Christi Reich (Luther 6, 108b); eine Pflanze in rauhere Beete (Sch. 702a); Etwas in eine Form (Engel 1, 221; G. 31, 28); Einem das Schwert in die Hand (DMus. 14, 2, 367) z.; Ich weiß, was sie in diese Kleider zwingt. Contessa 3, 30; Schlegel Sh. 6, 153 etc.; Etwas in Zahl und Ziffer z. Spee (Wackern. 2, 282¹), dichterisch: die es umfassende Zahl bestimmen etc.; ref.: Bis der wilde Strom | in seine alte Ufer sich gezwungen. Körner 125a, sich gezwängt, beschränkt etc. g) Etwas nach seinem Gutdünken (Fischart B. 38b); nach einer Schnur, nach einerlei Gesetz [sich zu fügen] z. etc., vgl. l. h) Das Leder über den Leist z. Hebel 3, 481. i) Personen, ein Volk, ein Reich unter Einen, unter seine Füße (Ps. 47, 4; 18, 48; 144, 2), unter seine Gewalt (Haller Alfr. 18), Botmäßigkeit; unters Joch z. etc.; Jemand unter seine Garde [zu treten] z. JvMüler 14, 11; Deren Söhne man unter die Waffen zwang. DViertelj. 47, 351 etc. k) Das heißt, nicht zur (s. m) Ehe, sondern von der Ehe z. [drängen etc.]. Luther 5, 253a; Einen von der Pforte z. Simrock Gudr. 1467 etc.
1) Den Text wider sich selbst z. Luther 5, 165b, ihm eine sinnwidrige Deutung aufzwängen (vgl. g). m) Einen zu Etwas z. (s. 1a). 2. Mos. 1, 13; 2. Kor. 12, 11; G. 31, 20; V. Ländl. 1, 47 etc.; Lächelte fremdartig, als zwänge es [s. d. 7] ihn dazu. Pfarrius Soonw. 194 etc.; Einen zur Knechtschaft oder dichter.: zum Knecht (G. 13, 200) z. etc.; Zwing ihn zu mir! [zu kommen]. Nic. 8, 202 etc.; refl.: Sich zu Etwas z. (s. 1b). 7, 12; KLessing RFr. 8 etc. 4) ohne die abhäng. Vhe (1—3), ineinandergreifend, z. B.:
a) Einen z., ihn z., sich zu fügen, zu gehorchen, Einem zu Willen zu sein etc. (s. b): Wenn er nicht will, z. kann ich ihn nicht etc.; Faust’s Höllenzwang. . . Wie man sie [die
Geister] z. könne. Bahrdt 1, 179; Beschöne nicht die Gewalt, womit du ein wehrloses Weib zu z. denkst. G. 34, 201; So zwingt dich das Geschick denn auch, du Unbezwinglicher! 9, 209; Wenn es [das Wort etc.] nicht aus der Seele dringt | und mit urkräftigem Behagen | die Herzen aller Hörer zwingt [nach seinem Willen lenkt etc.]. 11, 25; Jndessen kömmt von Dem, der Thier und Mensch zwinget [dem sie gehorchen müssen], | ein ungeheurer Fisch. Opitz 2, 80; Wer z. will die Zeit, Den wird sie selber z.:
| wer sie gewähren lässt, Dem wird sie Rosen bringen. Rückert W. 6, 9; Die unbändigen Leidenschaften des Volks, gleich so viel stampfenden Rossen mit dem weisen Spiele des Zügels zu z. Sch. 162a; 438a; Simrock N. 603 etc., auch ohne Obj.: Ein Volk .., das da gebietet und zwinget, wie es will. Hab. 1, 7; Fichte 7, 11 etc., s. 5; 7. b) (s. a) Einen oder Etwas z., besiegen, bewältigen, be-z. (s. d.), z. B.: Einen im Ringkampf z. (in Meklenburg sehr gew.); Nun heißest du mich z. | einen ordinären Leun. Freiligrath SW. 1, 425; Fasste sie beid’ [die Schlangen] in die Händ’ und zwang sie in engender Fessel. V. Th. 24, 26 (versch. Acc., s. 3f); Siebenhundert Recken zwang er. Simrock N. 95; 236 etc.; ferner: Ihr Pflug, der oft die harten Schollen zwang. Gotter 1, 89; Kein Leid .., das nicht die Stille zwingt. Haller 5; Zwing deine Phantasie! Lichtwer 220; Der geringe Rest der Unsicherheit, welcher sich durch menschl. Weisheit nicht z. lässt, ist dadurch aufs Möglichste verkleinert. Möser Ph. 3, 299; Bald dann weichte das Wachs, indem die große Gewalt es | zwang. V. Od. 12, 175 etc.; ferner: Er konnte die Arbeit kaum allein z.[fertig schaffen]. Gutzkow R. 2, 29; Etwas [essend] z. Hebel 3, 24, bewältigen, aufschaffen etc. und mit dem allgem. Es (s. d. 9) als Obj.: mit Aufbietung aller Kraft das zu Schaffende schaffen etc.: Wenn ich mit Langsamkeit in 2 Stunden hineinkomme, so zwing ich’s mit Geschwindigkeit in anderthalben. 393; Jahn M. 312 (s. dick 1e); Wir z.’s nicht bis nach Hause. Kinkel E. 251; Mein Mann ist recht fleißig; aber er kann’s doch allein nicht z. Stilling 4, 37 etc.; ferner schwzr.: Die Kosten werden nicht Alles z. Gotthelf 263, es wird nicht Alles, nicht das ganze Vermögen kosten etc. c) Einen z., bedrängen, bedrücken etc.: Er „zwang“ die Kinder Jsrael mit Gewalt 20 Jahr. Richt. 4, 3; Die, so sie „zwungen“ und drängeten. 2, 18; 10, 12; 2. Kön. 13, 22; 5. Mos. 26, 6 etc.; Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Noth. Simrock N. 323; Den Recken zwang des Durstes Noth. 911 etc. d) Sich z. (s. 1b), z. B.: Er thut’s; aber man sieht, daß er sich zwingt etc. e) (veralt.) dringend nöthigen (s. d.), bitten, einladen etc. Ap. 16, 15. f) (veralt.) Verslein z. Spee (Wackern. 2, 285³⁷), nach dem Maß der gebundnen Rede machen. g) weidm.: Der Hirsch zwingt; das Z. (s. Zwang 5). Fleming J. 95b etc. 5) subst. Inf. = der Zwang, z. B.: Zärtlich Wehren, holdes Z. Haller 99; Luther 5, 252a; Wackern. 2, 135411 etc., s. 4g und noth-z. 6) imperat. Bildung, z. B.: persönl.: Der Zwingeland. Rachel 6, 484, der Länderbezwinger Alerander d. Gr. etc. und sachl., s. Zwing 1. 7) adjekt. Part. Präs., z. B.: Völker .. z–d [4b = be-z–d] rütteln. G. 4, 109; Die ihr .. hartes Erz nach eurem Sinne z–d [4b] formt. 10, 277 etc. und bes. [4a]: Die z–de Kunst der Menschen. H. Ph. 4, 107; Es war etwas so Z–des, so Bewältigendes in dem Sturm und Drang der Zeit. Scherr Bl. 1, 206; Daß Naturgesetze für seinen Willen nicht z–d werden. Sch. 1121a etc. 8) adjekt. Partic. pass.:
a) Jemand ist, thut Etwas gezwungen etc. V. Od. 5, 154; W. 10, 113 u. o. s. noth-z.
b) Etwas ist gezwungen, auf Zwang beruhnd, davon zeugend etc. (Ggstz. frei, natürlich etc.): Meine Muße ist eine gezwungene, nicht eine gewählte Muße. Garve Pfl. 1, 172; Seine .. sehr gezwungen herbeigeführten Nntzanwendungen. G. 39, 52; 32, 80; Das Natürliche von dem Gezwungenen zu unterscheiden. Heynatz Br. 5, 26; 53; Die Regeln auf eine so linke und gezwungene Art beobachten. L. 7, 199; Aus gezwungener Ehe. Luther 5, 252a; Ein so gezwungnes und entlehntes Ansehen. W. 2, 50; Zachariä 2, 254 etc.
c) (s. b) Jemand ist gezwungen, affektiert; Gezwungene Zärtlinge. L. 4, 155 etc.
d) (zu b; c) Seine Schreibart ihrer Dunkelheit und Gezwungenheit wegen ihm anstößig. Dünzer H. 1, 311; Schütze Hamb. 31; Nichts von Gezwungenheit oder gêne. W. 35, 337; Zschokke 8, 39 etc. 9) Un- gezwungen:
a) selten zu 4b (= unbezwungen, unbesiegt): Wie lange du den Ruhm des | Ungezwungnen hast. Fleming (Wackern. 2, 547³⁷).
b) (s. 8a) Weil er ungezwungen ist und seinen freien Willen hat. 1. Kor. 7, 37 (auch Eß); Ungenöthigt und ungezwungen, mit Willen, Lust und Liebe. Luther 5, 252a etc.
c) (s. 8b; c) un- affektiert, natürlich etc. Cronegk 2, 285; Heynatz Br. 5, 55; Mit der ungezwungensten Nachlässigkeit. Knebel Dünz. 3, 63; Mendelssohn 4, 1, 262; IP. 2, 95; Daß Eins das Andre auf das ungezwungenste kommentiert. Thümmel 2, 178; 6, 104; 7, 183; W. 2, 44; 7, 74; 8, 126; Daß seine scherzhafte Laune ihm natürlich und ungezwungen war. 35, 376 etc.; vereinzelt: Aufs ungezwungen dste (vgl. sinken 1b). Hartmann BB. 43.
d) (s. 8d) Er verneigte sich mit der ehrerbietigsten Ungezwungenheit und Anmuth. N. 31; Lieber wollen wir Plumpheit für Ungezwungenheit, Frechheit für Grazie etc. .. uns einreden lassen. L. 7, 452; Schütze Hamb. 489 etc., auch mit Mz.: Andre Ungezwungenheiten [ungenierte Handlungen], die man ihm nach- erzählte. Ense D. 5, 45 etc. 10) Zwingung, gw. nur von Zsstzg. 11) Zwinger, s. u.
Anm. Ahd. dwingan, mhd. twingen, mit der Grundbed. des Pressens, Zusammendrückens (s. Zwinge), s. Wackern. Gl. 108, vgl. quingen 339, wie noch (s. quengeln, Anm.) bei Luther Quinger st. Zwinger und schles. quängen st. zwängen, ahd. dwengjan und zwangjan, zwangón, uhd. twengen, vgl. Zwang, ahd. dwang, mhd. twanc; Zwing, Twing, ahd. dwinc, twinc etc. Die Mz. des Impf. bei Luther zwungen. 2. Mos. 1, 13; Richt. 2, 18; Matth. 27, 32; Ps. 105, 18 (auch Mendelssohn), neben Ez. zwang (s. 4c), doch auch: zwung. Grefflinger (Gruppe 1, 303); zwunge. Lichtwer 150 = Ramler Lichtw. 131 etc., vgl. Konj. zwüng. Haller 146. Vereinzelt schwachformig, z. B. bezwingt st. bezwungen. Werder Tass. 19, 130, nicht zu verwechseln mit I.
Zsstzg. (vgl. die von zwängen, dringen, drängen etc.), z. B.: Áb-:
1) Jemand oder Etwas zwingt Einem Etwas ab, nimmt, erhält, gewinnt es mit zwingender Gewalt von ihm, erzwingt es von ihm: Land, das er dem Meer abgezwungen hat. Brachvogel FB. 1, 323; B. 5a; Deren Erinnerung dem Greise noch . . Wehmuth oder Lächeln abzwingt. Forster It. 1, 227; Gellert 4, 160; G. 11, 30; 13, 237; Das Moos, das meinem harten Felsen seine Nahrung abzwingt. 4, 61; 16, 335; 17, 26; 30, 476; 33, 309; H. 8, 364; L. 12, 340; Sch. 350a; 353a; W. 10, 29; 20, 304; 306; 27, 29; HB. 2, 4 etc.
2) (seltner) Von Etwas a., zwingend davon abbringen (fort-, weg-z.): Den Scham von Schanden abezwinget. Logau 1, 10, 74; Dennoch nicht zwingst du Mich von mir selbst ab. Sonnenberg D. 1, 490. An-: Einem Etwas a., mit Zwang es ihn annehmen machen etc. (s. auf-z. 1): Daß diese Bed. dem Worte .. nur durch einen willkürlichen Machtspruch angezwungen werden konnte. Campe Verd. 476a; V; DMus. 15, 1, 127; Rahel 1, 461; Bewegungen, die er seinen Figuren vermittels Drahtleitungen anzwang. Schütze Hamb. 103; 473; Tieck Tischl. 1, 276; Weidner 126; 321 etc.; ugw. st. ein-z.; Wo man mir ein paar Tassen Hoppelpoppel anzwang. Kerner Bild. 236; ferner: So Jemand mit Geboten wollte a. [zwingen]. Luther SW. 61, 233 etc. Āūf-:
1) (Einem) Etwas a., zwingend aufnöthigen (s. an-z.): Fichte 6, 7; Der Irrthum ist nicht dein, er ist dir aufgezwungen. G. 35, 213; Ihr zwingt mir eine Schuld auf, die ich willig übernehmen wollte, wenn etc. 16, 277; Die ihm als Ärzte heilsam aufzwangen, was Dieser noch nicht selbst zu erwählen wußte. H. Ph. 3, 209; 4, 196; Die Nachsicht .., die mir die Geisteskrankheit deiner Mutter aufzwang. Höfer VrgT. 82; GschDam. 249; Klinger Giaf. 79; 601; Kolbe Bel. 81; Sch. 458b; 526a; 708a; W. HB. 1, 121; 2, 10 etc.; auch refl.: Eine durchgreifende Disciplin und strenge Ordnung zwingt sich mit unumgänglicher Nothwendigkeit auf. Wich. Lange 115, macht sich unabweislich geltend etc.
2) zwingend in die Höhe treiben, nam. (Schiff.): Die Berghölzer a., ihnen den Spring (s. d. 2a), die erforderliche Krümmung ertheilen. Bobrik 68b.
3) zwingend öffnen: Wo sich die Pförtchen nicht a. ließen, da brach ich durch die Hecken. Bettine 1, 97; Er wollte ihr mit den Knebeln der beiden Zeigefinger den Mund a. Schefer Rom. 5, 245 etc.
4) [4b] Eine Portion Essen a., bewältigend aufschaffen, aufessen; ähnlich: Die Schüssel aus-z. etc. Āūs-:
1) s. auf-z. 4.
2) durch Zwang auspressen: So viel Schreibens habt ihr mir ausgezwungen mit eurem Büchlein. Luther 8, 105b; 5, 267b etc.
3) veralt. im adjekt. Part. pass. st. des Grundw. [8b]: Ausgezwungene und gewaltige [= gewaltsame] Auslegung. 1, 98b. Be- (s. Anm. und I):
1) veralt. st. des Grundw. [1a; 3m] mit zu oder mit Infin. (mit oder ohne zu): Der Mann greift zum Schwert und bezwingt die Frauen mit Gewalt zum Stillschweigen. Agricola 456; Daß nicht . . ich bezwungen würde, ausländische Hilf zu suchen. Hutten (Wackern. 3, 218¹⁵); Daß ich bezwungen bin, die Arbeit [zu] vollenden. Schaidenreißer 81a [19, 156].
2) bewältigen, besiegen etc., wofür im Allgm. das Grundw. [4] minder üblich, z. B.:
a) Einen; die Einwohner einer Stadt, eines Lands; ein Volk, eine Stadt, ein Land etc.; ein wildes Thier b. etc.; Haben durch den Glauben Königreiche bezwungen. Hebr. 11, 33; Jud. 3, 11; 5, 22 etc.; Das Weib bezwang den Mann, | dem noch kein Stärkerer die Palmen ausgewunden. Günther 1062; Sich [= einander] nicht bezwangen sie noch übermochten sie [die Ringenden]. Rückert Rost. 100b; [Nun ist] die große Stadt bezwungen. Sch. 53a; Wer Genua unterjocht, kann doch wohl ein Mädchen b. 151a (s. Nothzwang 2); Die Deutschen waren nicht sowohl bezwungen [unterjocht etc.] als besiegt. JESchlegel 1, 300; Simrock N. 821; 2287; V. Th. 22, 93; Welches Geschick dich bezwungen des langhinstreckenden Todes? Od. 11, 172; 400; Kräfte, um einen Eber zu b. W. HB. 1, 260 etc., auch: An Deutschland bezwangen wir mehr als 100 Jahre umsonst [arbeiteten wir, um es zu b.]. Grabbe Herm. 138 etc.
b) Sinn, Herz, Gefühl, Leidenschaften etc. b., sowohl des Subj. (s. c) als eines Andern: Seinen Sinn | bezwinget kaum die Noth und lange Zeit. G. 13, 204; Wieder ist das Herz bezwungen. Heine Reiseb. 2, 278; Urtheilt, ob ich mein Herz b. kann. Sch. 527b; Sie .. bezwang das Schmerzgefühl. 54a; V. Od. 17, 238; W. 9, 238 etc.
c) (s. b) rel.: Sich (selbst) b. Cham.4, 162; H. (s.h, Schluß); Münchn. Dicht. 130; Sch. 523a; Der Lohn | der Demuth, die sich selbst bezwungen. 67a etc.; auch: Sie konnten sich nicht b. [es nicht über sich gewinnen], Vetter K. freundlich anzusehen. G. 19, 226 etc.
d) So bezwingt [4c] mich nun die neue Sorge. 13, 108 etc.
e) (s. a) Daß das ausgebildete Kunsttalent den widerspenstigsten Stoff b. könne. 21, 79; V. Ländl. 4, 489²⁸³ (vgl. 594); Bezwang mit der Gluth die Metalle. Platen 3, 11 etc.
f) adjekt. Partic.: Im Schmucke bezwungner (s. a) Kronen. Lichtwer 195 etc.; Ggftz.: Sie sind noch unbezwungen. Simrock N. 1837; 424; W. 10, 28 etc.; Unbezwungene Liebe (G. 2, 327), Grausamkeit (35, 196) etc.; auch: Des schlacht- bezwungnen Olymp-Heers. Sonnenberg; [Mein Volk,] das waffenbezwungen | dir gehorcht. Pyrker 499.
g) Partic. Präs., verschmelzend mit Obj.: Die all-b–de Schöne. G. 12, 164; Wo die Musik ihre ganze seelen- b–de Macht ausüben kann. W. 34, 88; Eine welt-b–de Stellung. Scherzer 1, 550 etc.
h) Bezwinger(in), b–de Pers. Münchn. Dicht. 244; Sch. 1012a; Simrock Fr. 126; Wackern. 4, 30³¹; W. 3, 78; 5, 178 etc.; zuw. auch nam. in Zsstzg. in einer Art Personif.: Herzenbezwinger(in). 36, 270; 26, 16 etc.; Den stärkenden Wein, den Sorgenbezwinger. G. 5, 118; Städte- bezwinger [Kanonen etc.]. DSchirmer (WhMüller Bibl. 13, 216); Städtebezwingerin du, Berschwiegenheit. G. 1, 240 etc.; Des Varusbezwingers Hernan. Monatbl. 2, 582b; Völker- (Kl. M. 11, 1014), Volks bezwinger. Platen Pol. 40 etc.; Tapfer ist der Weltbezwinger, | tapfrer, wer sich selbst bezwang (s. c). H. (Echtermeyer 165); Gödeke Gr. 998; Nicolai 8, 19; DMus. 14, 2, 8 etc.
i) Bezwingung des äußersten Morgenlandes. V. Ländl. 4, 529 etc., auch: Der Metalle(n) Bezwingung [Bewältigung, Bearbeitung]. Haller Br. 1, 215 etc.; ferner (s. c) Die Tugend der Selbst bezwingung. W. 22, 260; MMeyr Nov. 138; PHeyse Mer. 94 etc. hindurch-z. hinein-z.: Zwinge mindstens in kein [Ehe-] Band, | liebes Glück, sie sträubend ein. Göckingk Lieb. 27; Zachariä 1, 108 etc. und (s. an-z., auf-z. 1): Damit mehr durch .. die Beispiele .. edle Gesinnungen in ihre Herzen eingeflößet als durch einen beschwerlichen .. Unterricht trockene Lehren ihren Köpfen eingezwungen würden. Jselin Verm. 1, 5 etc. Einem Etwas e., dies von ihm her- aus-, ihm ab-z. etc.: Die Ungebärden entzwingt mir | der Scherer, der mich zaust. G. 4, 36; Hagedorn, der sanften Klang | zuerst dem rohen Spiel entzwang [entlockte etc.]. V. 4, 155; Zähre, | die seine Grausamkeit Amandens Aug’ entzwang. W. 20, 181, s. er-z. 1, Schluß etc. Er-: Etwas durch Zwang oder mit zwingender Gewalt erreichen, erhalten, gewinnen etc., z. B.:
Dúrch-: Eīn-: Ent-:
1) Nachdem es nun Nicolai endlich erzwungen, daß ich .. von ihm spreche. Fichte 8, 5; Will er mein Herz e. [mit Gewalt gewinnen]. Gellert 3, 373; Mit Thränen . . | dacht ich das Ende jener Pest | vom Herrn des Himmels zu e. G. 11, 44; 22, 376; Was weder Gold | noch Schwert .. | e. kann. 13, 183; Ihre Einwilligung durch die Macht seiner Liebkosungen zu e. 16, 74; 19, 247; 21, 198; Ich, die du als Tyrann zur Gattin dir erzwangst. Gotter 2, 303; Der Text und die Meinung S. Pauli fordern und e.’s mit Gewalt. Luther 5, 143b; Diese Sprüche e. gewaltiglich [beweisen unwiderleglich etc., s. 3], daß etc. 8, 55b; 1, 395a; 3, 70b etc.; Hilfe .. will er .. erheucheln und erlügen oder e. und erstehlen. Pestalozzi 1, 226; Rabner 4, 100; 252; Rückert Rost. 100b; Sch. 190a; [Wir wollen] durch unser Verdienst e., was er durch Niederträchtigkeit erschleicht. 635b; 776a; 821b; 915b; Tugend durch .. Strafen e. 1028a etc.; Simrock N. 56; 59; 109; 216 etc.; V. Ländl. 4, 784; Georg. 256; Zum Schwäher | soll ich, statt zu erflehn, mit Gewalt e. Erechtheus. Ov. 2, 3; Daß sein .. Muth durch diese . . | Verschanzung sich einen Weg erzwingt. W. 20, 208; 26, 96; Ein Anblick, der ihm Thränen erzwingt [entpresst, entzwängt]. 93 etc.
2) adjekt. Partic. pass.: Jene erzwungene Tugend. Börne Frzfr. 113; G. 12, 215; 35, 309; L. Samps. 1, 1; Sch. 124b; W. 1, 59; 12, 37; Gemachte Röth’ und erzwungene Lieb währt nicht lange. Weidner 27 etc.; auch: Mit schmerzerzwungener Gleichgültigkeit. HSchmid Kanzl. 1, 168, schmerzlich oder mit Schmerz erzwungen etc.
3) (veralt.) Es erzwingt sich [ergiebt sich mit Nothwendigkeit]. Luther 2, 235b; 4, 11a; 124b etc., vergl.: Nur sehe ich .. nicht, wie sich daraus e. lässt: Also sind beide Silben lang. Heynatz 5, 108 etc.
4) Durch die Erzwingung des Absatzes in eigenen Kolonien. Schmidlin 4.
5) Doppelzsstzg.: Er wollt’ ihm da sein Land noch ab-e. Simrock Gudr. 1424 etc.; Da gilt nichts Eitles und Anerzwungenes. Hölderlin H. 2, 29. Fórt-: weg-z. Hin- etc.: Ich habe mich hingezogen, hingezwungen gefühlt zu Denen, die etc. Zelter 4, 417; Eine höh’re Pflicht | zwang mich herab zu des Kochtus Küsten. ESchulze 3, 299; Genossenschaften, zu welchen man sogar .. Schulkinder heranzieht oder heranzwingt. Oppenheim 13, 257; Waldau N. 1, 129 etc.; Die Pferde diesen beschwerl. Weg hinauf-z. G. 28, 217; Diese hinaufgezwungenen Haare. Sch. 166b etc.; Wer die Nase hart schnäuzet, zwinget Blut heraus etc. Spr. 30, 33; Schütze Hamb. 210; Aus solchen Volksmärchen lässt sich ein geheimer Sinn heraus-z. V. Ländl. 4, 630 etc.; Er muß sich in Empfindungen hinein- zu-z. wissen etc. Sch. 102a; H. R. 9, 129; Selige Geister, die wir durch die Kraft unsers Herzens zu uns hernieder-z. Tieck NK. 4, 127 etc.; Die den Donnerschleuderer | vom Olymp zu ihren Küssen | in den Staub herunterzwang. Sch. 16a etc.; Das Gute, das | im Treibhaus eurer Leidenschaften je | hervorgezwungen werden soll. W. 28, 377; Ihr zwinget mir | dies Lied herfür. SDach (Gruppe 1, 721) etc. Nīēder-: hernieder-z.: Den Verdacht er niederzwingt. Schwab 224; Der schwere Panzer ihn niederzwingt. Uhland 381 etc. Nōth-: s. nothzwängen, gw. nur Partic. (vgl. nothgedrungen): Du wirst nothgezwungen vieler Herren Sklave sein. W. Luc. 5, 138 etc. und subst. Infin.: Das N. L. 8, 408, das gewaltsame Zwingen etc. Über-: (veralt.) be-z., überwinden. Opitz W. 1, 11 etc. Um-: (ugw.) Warum .. | forderst du itzo von mir, mich um-zu-z. [mit Gewalt umzu- ändern] nach dir? Sonnenberg. Unter-: zwingend unterordnen, unterjochen: Liebe und Freiheit der Nation seinen Interessen unter-zu-z. Freytag B. 2, 174 etc., auch als untrennbare Zsstzg.: Möglich, daß seine Kraft .. den größern Theil Deutschlands .. unterzwungen hätte. 167. Ver-: unnatürlich zwingen, bes. [8b; c]: Verzwungenes Zeug. Scherr Nem. 2, 44 etc. Wég-: hinweg-z. (s. ab-z. 2): Ich hätte mich nicht zwingen lassen . ., nicht von dem Einen weg und noch weniger dem Andern zu. Hausbl. (62) 3, 374. Zurück-: zwingend zurückdrängen etc.: Devrient 2, 54; Freytag B. 2, 158; Die Protestanten zum Katholicismus z. Heine 13, 142; Der du mit flammender Lohe den aufgebläheten Xanthus | halb verraucht in sein Lager zurückzwangst. Ramler 21; Nicht kann ich jetzt zurück die Blüthe zwingen, | die .. aus voller Knospe bricht. ESchulze Ros. 9; V. 1, 123⁴⁴9); 3, 14; W. 19, 220; Er zwingt seinen Zorn . . in den Abgrund seines Herzens zurück. Luc. 6, 116 etc. Zusámmen-: zwingend zusammen-bringen, -pressen, -halten etc.: Wurden die wilden Heere durch den kräftigen Willen eines Einzelnen zu straffer Disciplin zusammengezwungen. Freytag B. 2, 45; H. Ph. 4, 94; Mommsen 2, 198; Mich und ihn | durch ein so heilig Band z. Sch. 246b; 906a; Wackern. 4, 1175³⁵; Zimmermann Eins. 57 etc.