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Zwiebel
Zwīēbel, f.; –n; –chen, ein; -:
1) Botan.: Z., Wurzel-Z., Bulbus, die knollige, knospenartige Wurzel der sog. Z.-Gewächse (s. d.), wozu nam. die lilien- artigen Pflanzen gehören: Der zierliche Topf nimmt .. manche Z. auf, um in winterhafter Häuslichkeit den Sommer zu heucheln. G. 32, 117; Blumen-Z–n. 15, 230 etc. und nach den versch. Pflanzen, z. B.: Lauch- (s. 2), Lilien-, Narcissen-, Safran-, Tulpen-Z. etc.; ferner z. B.: Die eig. Z–n sind .. Knospen unter der Erde. .. Es giebtaberauch Luft-Z–n in den Blattachseln. Oken 2, 223; Die kleineren Z–n, welche an den Seiten der Haupt- oder Mutter-Z. entstehen, nennt man die Z.-Brut. .. Neben- Z–n. Nemnich 712; Z. rundlich mit vielen Brut-Z–chen. Oken 3, 556 etc., vgl. bildl.: Adam, den ich so gern die Mutter-Z. .. der Menschheit nenne. IP. 53, 55 etc. 2) in engrem Sinn: die vielschalige, thränenerregende Z. (1) von Küchengewächsen, bes. von Allium cepa (s. Z.-Lauch), wie auch die Gewächse selbst (s. 3): Lauch, „zwibel“ und Knoblauch. 4. Mos. 11, 5; Mir sind auch gar oft die Augen übergangen | und täglich ist mir’s noch, als röch’ ich Z–n. G. 7, 99; Hält sich die officielle Trauer schon etwelche Z–n vor die Nase, um betrüglich zu flennen. Heine Lut. 2, 29; Rückert Mak. 1, 203; Zart und weich, wie die Schal’ um eine getrocknete Z. V. Od. 19, 233; In Hüllen und Häuten wie eine Z. | gewickelt. W. 10, 200 etc.; Lüstern nach Kohl und Lauch-Z–n (vgl. 3). Luc. 3, 34; 5, 133. Dazu (s. Nemnich): Samen-Z–n, aus Samen (Saat-Z–n) gezogen; Satz-, Stech-, Steck- Z–n, getrocknet, um sie zu versetzen; Schnitt-Z–n, deren Blätter man, um den Wachsthum der Z–n zu befördern, verschneidet etc.; Varietäten, z. B.: Kartoffel-Z–n etc., s. 3. 3) in Zsstzgn als mehrfach schwankende Bez. von Pflanzen: Allium cepa (s. 2), Sommer-Z.; A. fistulosum, Winter-, Jakobs-, Garten-, Schleiß-, Spalt-Z.; A. carinatum, Berg-, Lauch- (vgl. 2), Wald-Z.; Ornithogalum, Acker-, Feld-Z.; Scilla, Erd-, Mäuse-, Meer-Z. etc. 4) (s. 1)
a) Haar-Z., s. Wurzel 4c.
b) Z. der Harnröhre, Bulbus urethrae. 5) (s. 1) Z., nach der Gestalt eine Art Blasenschnecke, Bulla naucum etc.
Anm. Aus lat. cepa, cepula, it. cipolla etc., als Umdeutschung angelehnt an Zwie (s. zwei) und Bolle (s. d. II 2c), s. ahd. cipolle, zwibollo; mhd. zibolle, zwibolle, und noch nhd. Zipollen. Olearius Reis. 298b; 302b (Zwiebeln 104a); Zibeln. Franck (Wackern. 3, 334⁴⁰), s. Stalder 2, 470 (vgl. niedrd. sypel, s. Latendorf Agr. 205); Zippeln und Knoblauch. Luther 8, 39a; Zwippel und Knobloch. 1, 482b; Zwibbeln tragen sie hin, Knoblauch bringen sie wieder. 6, 127a etc.; Zwiefel. Heinse A. 2, 173; Immermann (Heine Reis. 2, 71); Ein Zwiffel, die viel Fach und Schelfen hat. Mathesius Pr. 81; Zwifeln. Reichard Gart. 3, 209 und masc.: Ein ägyptischer Zwie- fel. SClara EfA. 1, 342, wie bair., s. Schm. und schwäb., z. B. bei Sch.: Wie die Thrän’ auf den herben Zwiebel. 325a; Jst denn die Wahrheit einZ.,an dem man die Häute nur abschält? Xenien 56 etc.