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Zwick Zwicke Zwickel zwickeln zwicken Zwicker Zwider
Zwick: I. m., –(e)s; –e; –chen, lein; -:
1) = Zweck 1b; c. Adelung; Schm. 2) das zwickende (s. d. 1) Anfassen und Kneifen (vgl. II und Zwack 1): Unsern sein wollenden Genies .. einen kleinen Z. in die Ohren geben. FNicolai (L. 13, 585); Musst gar viel Drück und Z. erleiden. HSachs G. 1, 108; Zwicken soll dich’s dicht, | wie Honigzellen, jeder Z. mehr stechen | als Bienen. Schlegel Sh. 3, 31; Zwölf Z–e und sechs Nadelstiche gebt ihm in die Arme etc. Tieck DQ. 2, 512; 513; 516; Mit jedem Wort ein feuriger Z. | in seine schuldbewuste Seele. W. 10, 268; Hatte sie ihm an der Jacke gezupft . ., hatte ihm einen Z. in die Wange gegeben. . . Aber für die vier Worte hätte Seraphin den Zupfer gerne hingegeben und sogar den Zwicker (s. d. 2). Spindler V. 2, 90. 3) der zwickende (s. d. 4) Blick des Auges: Sah ihn mit vergnügten Augen-Z–en an. Kürnberger Am. 39. 4) die Schmicke (s. d. und Schmitze; Z.-Schnur) einer Peitsche etc. und: ein Schmitz (Hieb) damit etc. Schm. 5) s. zwicken 7d. II. n., –(e)s; 0: in Zsstzg.: Ge-: andauerndes Zwicken (s. d., nam. 1, vgl. Zwick 2): Welch Gezische, Genecke, G–e! Kosegarten Rh. 3, 165.
~e, f.; –n:
1) Zwickzange, z. B.: Zucker-Z., zum Kleinmachen des Hutzuckers. 2) die keilförmige Spitze des Hufnagels, s. Falke Th. 2, 467a und zwicken 5. 3) s. Zweck 1c. 4) (schles.) Hauptkarpfen. FBWeber 692a; „Zwieke“. Adelung (vgl. zwicken 6).
~el, m., –s; uv.:
1) (vgl. Zwack; zwacken, Anm.) Keil; keilförmiges Stück, in best. Anwendungen, z. B.:
a) Keil zum Holzspalten etc. Shm., vgl. bildl.: Das Herz, von Liebes-Z–n | eingepresst. Platen 4, 140.
b) Keil des Binder- oder Böttcherhobels. Prechtl 8, 564; 574 etc.
c) Nähter. = Gehre 2d.
d) (vgl. c) an Strümpfen, der Keil über der Ferse, oft mit besondrem Muster: Ein eigth. Schmuck .. war der Z., schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. so gebräuchlich, daß ein Prediger sagt: An den Strümpfen weiß ich Nichts zu tadeln, ohne die Z., so mit Lilien eingemacht sind. Jak. Falke DLeb. 2, 143; Hebel 3, 174; Höfer V. 3, 174; Kosegarten D. 1, 177; V. 2, 68; 132 etc.; Strümpfchen . | mit Blumen-Z–n. B. 120b.
e) (vgl. c) Handschuhmacher. = Schichtel (s. d.).
f) Glaser: die zw. den runden Scheiben bleibenden und auszufüllenden Lücken.
g) Bauk.: „der vierte Theil eines durch Rippen abgetheilten Kreuzgewölbes“. Brugger 2, 250; Rafael hat dgl. in den Z–n der Farnesine nachgeahmt. G. 23, 43; Ein jedes der vier Felder des Ge- wölbe-Z–s enthält eine Metzelei aus dem alten Testament. Forster Jt. 1, 181 etc.
h) Kamm-Mach.: der zw. den einzelnen Kammzähnen herausgeschnittne Streif. Prechtl 8, 113.
i) bei Terrain, ein vom Ubrigen sich abhebender keilförmiger Theil: An dem Z. der Berge kommt hier ein schöner Fluß aus der Erde. Seume Sp. 85; In dem Sumpf-Z. Scherr Bl. 3, 254. k) = Z.- Bart: Du Eiskopf mit dem Ziegen-Z. Alexis Dor. 1, 172 etc.
2) Bot.: Schnüre, womit sich Pflanzen rankend anklammern (s. Gabel 2d). Krünitz 15, 597; Nemnich. 3) (mundartl.) wunderlicher Kauz. Schm. (vgl. verzwicken 5).
~eln, tr.:
mit Zwickeln (s. d., nam. 1d) versehn: Die gezwickelten Strümpfe. Baggesen 1, 109; Spindler V. 1, 285; In blaugezwickelten Strümpfen. 4, 164.
~en, tr.:
1) spitz und scharf zwacken (s. d. 1, auch für die Belege, und Anm.):
a) Verbrecher mit glühenden Zangen z.; Einen mit den Fingern kneifen und z.; Vom Rädeln, Z. mit Pistolschrauben so übel zugerichtet. Freytag NB. 2, 122; Das Z. und Kitzeln. G. 20, 75; Wie du Uranien mit geilen Bissen zwickst. Mühlpforth 2, 46 [küssend]; Nicolai 4, 121; Rank Arm. 63; Schlegel Sh. 3, 30; Wie ein Bär, von Hunden ganz umringt, | der bald ein paar so zwickt. 8, 222; W. 3, 41; 20, 88 etc., auch mit Nennung des gekniffnen Körpertheils: Zwickt an der Nase mich. Schlegel Haml. 2, 2 etc.; Einen (Blumauer 2, 129) oder sich (Acc., B. 466b; W. 1, 159) in die Waden (und Arme) z. (vgl. kneifen 1 und Herrig 15, 60); Wenn er euch auf dem Schoße saß oder in die Backen zwickte [kosend]; Sch. 104b etc. und mit Angabe der Wirkung: Er zwickt | vom Wirbel bis zur Zeh die Haut uns voll. Schlegel Sh. 3, 111; Sie fleckiger z., | als wilde Katz’ und Panther [sind]. ebd.; Einen lahm z. Thümmel 2, 205 etc. Ferner bildl. (ineinandergreifend):
b) stechende, peinigende Schmerzen verursachen etc.: Indessen fing’s die Königin | im Herzen an zu z. (vgl. d). Blumauer 2, 61; Die verfluchten Exekutionen! . . Im Traume zwickt’s mich an allen Gliedern. G. 9, 171; Wolltest du selbst dir die Stiefel flicken, | sie würden dich gottserbärmlich z. Kinkel 408; Pfarrius Soonw. 207; Fegfeuerqualen zwickten sein armes Eingeweide. Reithard 322; Seydelmann 223; Von der Kolik gezwickt. Shakspeare 6, 227; Strecksuß Rol. 1, 41; Wackern. 2, 98³; W. 11, 269; Luc. 6, 427.
c) turbierend placken etc.: Die kleinlich z–de Inquisition für Reisende. Cham. 5, 199; [Luther] zwickt .. wie ein boshafter Kobold. Freytag B. 1, 165; Vom Feinde stets gezwicket. Nicolai 8, 13 etc., vgl. 3.
d) prickelnd (s. d.) Einem keine Ruhe lassen etc.: Zwickte mich der Klang des Dudelsacks so sonderbar in den Beinen, daß ich anfing zu tanzen. Brentano Wehm. 104; Da zwickte und jückte (s. d. 2b) es mich ordentlich in den Fingern. Goltz 2, 145; Was dich den Götz zu schreiben trieb, | Das zwickt’ auch mich so lange, bis etc. G. 6, 70 (Gotter); Da zwickt ihn die Neugier mächtig. D Mus. 5, 1, 28; Wen aber mehr die edle Ruhmgier zwickt. Uhland 494 etc.
2) (s. 1) zuw. ohne Bezug auf dadurch erregte Empfindung: Etwas zwischen zwei einander sehr genäherte Theile drückend schließen, z. B.: Ihm die Haare zu kräuseln. .. Um die Hitze des Eisens zu versuchen, bückte sich dieser nach Papierschnitzeln .., ergriff .. das Billett, zwickte es .. und es war versengt. G. 15, 112; Nachdem sie die scharfen Gläser [die Brille, Nasenklemme, s. d. und Zwicker 6] auf ihre krumme Nase gezwickt. Holtei Ob. 1, 261; Ist ihr Finger viel zu grob, | die dorische Harf recht zu z. Weckherlin (Wackern. 2, 262⁷), veralt.: zu spielen, insofern dies bei der Harfe durch Reißen der zw. den Fingern gedrückten Saiten geschieht (vgl. frz. pincer de la harpe).
3) (s. 2) mit einer Zwickschere oder Ahnlichem kürzen, stutzen, z. B.: Gestutzt an den Haaren vom ungleich z–den Scherer. V. H. 2, 217 etc.; bes.: den Bart (statt des Rasierens): Wie noch der Jude sich den Bart z. lässt. Ländl. 1, 26; Hebel 3, 425 (vgl. 3. Mos. 19, 27); Z. den Bart mit Muschelschalen kurz. Forster R. 1, 322 etc. (Bartzwicker); daher übertr. wie scheren (s. d. 2): Suchen Geld zu ziehen, z. auf alle Weise die armen Römer. G. 30, 84; Alexis H. 1, 2, 333 etc., vgl. ferner 1c von plackenden Scherereien (s. d.).
4) (vgl. 2) Die oder mit den Augen (Auerbach Ab. 85) z., sie zusammenkneifen; Zwickte unheimlich (Dicht. 2, 47; 113), tückisch (Klencke Gsp. 1, 31) mit den Augen (s. Zwick 3, vgl.: Mit einem schlauen Zwickern seines rechten Auges. Spielhagen Pr. 4, 194 und zwinkern). Zsstzg.: Sie schießt so ver- zwickte Blicke auf mich. Immermann M. 1, 248; Er blickte ganz verzwickt freundlich mit den Augen. Keller gH. 3, 188, die Augen zusammenkneifend und verdrehnd etc.
5) Hufnägel z., keilförmig zuspitzen (s. Zwicke 2).
6) Kupferdruck.: Eine Platte z., nachdem sie durch die Walzen gegangen, durch sofortige zurückgehnde Drehung einen zweiten Durchgang der Platte bewirken, s. Prechtl 9, 111 etc., wohl unmittelbar zu zwei (zwie-) gehörig, vgl. doppelte oder Zwick-Mühle und Zwicke 4 (wohl nach der doppelten Größe).
7) oberd. (nach Schm.):
a) (s. zwecken 2) Keile, Pflöcke, Nägel einsetzen, durch solche befestigen, z. B. die Reife, die Bodenstücke an den Salzfässern: Daß die Zwicker das Kufenwerk fleißig ver-z. etc.; Salzzwicker etc.
b) einen Keil, Flicken einfügen; Etwas einflicken (ein-z.), auch bildl.; Eine Mauer ver-z., mit eingefügten Stücken ausbessern, vgl. Zwicker 4.
c) (s. Zwick 4) schmitzend hauen: Ein Schlag mit dem Palmdorn! du weißt, wie der zwickt. Reithard 319 (vgl. 1b); Wolltet ihr nicht so gut sein und sie [die im Baume hangende Krücke] mit eurer Peitsche herab-z.? etc. Hebel 3, 143.
d) (s. c) Einen im Kartenspiel „aushauen“, d. h. ihm alle Stiche abnehmen; daher: das Z. als Name eines Kartenspiels. Saphir DBr. 56, auch: Ein Solochen oder Zwickchen. vHorn Schmj. 122.
e) Gezwickte Milch, die anfängt, säuerlich zu werden.
8) (niederd.) bohren, nam.: ein Faß mit dem Zwickelbohrer (s. d.) anzapfen. Brem. W. 5, 317. Zsstzg. (vgl. zwacken, kneifen, kneipen etc.) z. B.: Áb-: zwickend abkneipen: Die Barthaare (Auerbach Dicht. 1, 15), den Bart (Forster R. 1, 326) a. [3]; Einem ein Stück Fleisch nach dem andern mit glühender Zange a. Sch. 143a; Weil er seinem Bruder Brama einen seiner fünf Köpfe abgezwickt. W. 9, 57 etc.; bildl.: Einem den Taufnamen a. IP. 21, 5 etc. Án-, Āūf- [7a]: = an-, aufzwecken (s. d.). Aūs-: zwickend ausrupfen: Lasst euch den Bart a. Sch. 607a. Be-: zwickend beschneiden, auch bildl. Hunold Gd. 1, 228. Eīn-:
1) [2] Ich zwickte mich fest in des Bedienten Rockschoß ein wie ein Krebs. Holtei Jahr. 1, 54.
2) [7b]. Heráb- [7c]. Herāūs- [2]: bildl.: Jeden Pfennig, h. Gartenl. 13, 493b, herausklauben etc. Ver-:
1) [3] Die Weinstöcke v., die Spitzen der Zweige ab-z. (geizen). Adelung.
2) [7a] vgl. bildl.: Ehe er aber seine Rede gar verpfändet (s. d. 2) und verzwicket. Mathesius Lthr. 139b.
3) [7b].
4) [4].
5) Etwas v. (vgl. 2) bildl.: es so machen, daß man es nicht leicht aus ein- ander bringen kann, das Einfache verwickelnd, verwirrend, verdrehnd, entstellend etc.: Flieht die dunkle Kammer, | wo man euch das Licht verzwickt | und mit kümmerlichstem Jammer | sich verschrobnen Bildern bückt. G. 2, 303 (3, 140); Das formelle Recht . ., welches nach Ordnung verzwickt werden kann. Gotthelf U. 2, 201 etc., zumeist im pass. Partic.: In epigrammatisch verzwickter Redeweise. Eichendorff GschDr. 125; 107; Fischart B. 251a; H. R. 9, 205; Hätte ich nicht bei den verzwickten Schnurren ein doppeltes Bedürfnis nach einer einfachen, wahren Geselligkeit empfunden. Immermann M. 1, 336; Keller gH. 2, 303; König Saalf. 1, 271; DMus. 1, 2, 841; Diese verzwickte [verdrehte, närrische] Konsequenz, diesen possierlichen Schluß. Sch. 106a; Die allerverzwicktesten Mythen. Schwegler (46) 114; Solche verzwickte Naturen, wie Lord Byron. (47) 283; Mochte die Sache auch noch so verzwickt sein, er wußte stets einen Ausgang zu finden. HSmidt Meeresst. 16; Spindler St. 1, 34; Uhland 189; Wackern. 3, 615¹9 etc. Dazu: Die Verzwicktheit unserer Lage. Volksz. 9, 302 etc. Zer-: zwickend zerfetzen: Sein Leib zerzwickt. Freytag Soll 2, 7 etc.
~er, m., –s; uv.:
1) Jemand, der und insofern er zwickt (s. d. 1 etc.; bes. 3; 7a); auch scherzh. (zu 1a) in einer Art Personif. von Flöhen: Diese Knicker und Z. Arndt E. 131.
2) = Zwick I 2 (s. d.): Ihm einen Z. beizubringen, damit er den Fremden grüße. Holtei Ob. 1, 83; Stockprügel? 50 Z. mit glühenden Zangen. FLSchröder Btr. 3, 2, 108 etc.
3) zwickende (oder Zwick-) Zange etc., z. B.: Nun fasset seine Hand | den Z. und beschneidet | frech der Dukaten Rand. Pfeffel Po. 3, 44; Z., Kneipzangen etc. Tieck DQ. 2, 385.
4) (s. zwicken 7b) Zwickstein (s. d. 1).
5) (s. zwicken 8) der untre Theil eines Bergbohrers. Ade- lung.
6) (s. zwicken 2 und Lorgnette): Setzte den Z., den er an einem .. Bande trug, auf die Nase. Meißner Sans. 2, 195; Rank SchM. 133 etc.; Setzte den Nasen-Z. auf. Gundling Pel. 95.
Zwīder: s. zu-wider 2.