Zweifel
zweifelbar
Zweifelei
zweifelhaft
zweifelig
zweifeln
Zweifler
Zwēīf~el, m., –s; uv.; -:
(s. zwei, Anm. 2n) der Zustand schwankender Ungewißheit des Urtheils (ohne Mz.) — und: was diesen Zustand erregt (vgl. Bedenken 6b; Skrupel 2):
1) mit abhäng. Präpos., z. B.:
a) Jemandes [subjekt. Genit., versch. 2] Z. an Etwas; an der Wahrheit einer Behauptung; an dem Dasein Gottes; Der Z. | an einer Geisterwelt. Ur. 5, 380. —
b) Der Verstand warf dann Z. auf gegen ihre [der Idee] Wesenheit. V. 18; Die philosophischen Z. gegen die s. g. Erbsünde sind nicht weit her. R. 9, 412; Wenn Sie auch nür den Schatten eines Z–s gegen Herrn F. haben. 640b etc. —
c) Einen so nagenden Z. über meine bisherigen Auffassungen. R. 5, 70; Ohne daß ihnen jemals ein Z. über ihre eigene Ehrlichkeit . . aufgestiegen wäre. 18, 57; Kein Türk hat nie den geringsten Z. über die Einheit Gottes geäußert. Nat. 92 etc. —
d) Davon ist wohl kein Z. 3, 26, selten statt darüber etc., vgl. 4a, Schluß; auch: Habt ihr Z. deß- wegen gehegt? Ath. 144 etc. —
e) Ich will nicht mehr in Z. zwischen Furcht | und Liebe schweben. 13, 339; Was ein Gott mir statt des Seins gegeben, | ein Z. war es zwischen Tod und Leben. 4, 171 etc. —
2) im gehobnen Stil zuw. mit objekt. Genit. (vgl. 1a —d): Der Z. meiner fürstlichen Geburt, | er ist getilgt. 438a; Deß sollt ihr außer Z. sein. N. 2142; 693. —
3) mit abhäng. Satz, z. B.:
a) Ich hege Z. [darüber etc.], daß es geschehen wird; Ich hege keinen Z. oder es ist kein Z., daß es geschehn wird oder werde und zuw. mit pleonast. nicht (s. d. † und zweifeln 1g) —: daß es nicht geschehn werde; aber ich sähe es doch lieber schon geschehn etc.; Es ist kein Z., daß nicht .. eine Regierungsform die beste sei. Verm. 1, 156; Daß sie einander gefallen würden, war kein Z. 12, 238; Daß dieser Rüpel nicht auch in ältern gedruckten Komödien vorkommen sollte, ist kein Z. 418; Auch ist mir nicht „zweiuel“ [gw.: zweifelhaft], daß die Messe .. besser sei. 1, 51a; Daß er diese That wirklich verrichtet habe, ist wohl kein Z. 1019a; Daß er Vater zu ihnen war, konnte nicht in Z. gezogen werden. 21, 314 etc. —
b) (s. a) Ich hege keine Z., es wird (oder es werde) geschehn; oder —: als ob es nicht geschehen würde (oder als würde es nicht geschehn); aber etc.; Es ist kein Z., euer Gott ist ein Gott über alle Götter. 2, 47; Daß ihr zuletzt kein Z. übrig blieb, hier sei eine Leidenschaft, nicht auf dem Wege, sondern wirklich angelangt. 15, 93; Er würde Jeden köpfen .. lassen, welcher den geringsten Z. schimmern lassen würde, als hätte er [nicht] den besten Handel* von der Welt. U. 2, 211, wo das nicht wohl nur durch einen Druckf. fortgeblieben ist, vgl.: daß er den — oder nicht den — besten Handel hätte etc.; mehr mund- artlich auch: E3 ist kein Z. oder diese Leute stammen von den altnordischen Skallern her. 4, 599 (vgl. engl. I do not doubt but etc.). —
c) mit abhäng. Fragesatz: Ein Z., ob etc.; In Z. sein, stehn etc., ob etc.; Sie brütete unverwandt über dem Z., ob sie unrecht gethan. gH. 4, 473; Ob aber .. so bald Jemand kommen möchte, der etc. . ., stehe ich sehr in Z. 3, 624¹) etc.; Ich bin in Z. — wem ich es sagen soll; wie ich Das anzufangen habe; warum Das geschieht etc. —
4) ohne abhäng. Vhe (vgl. 1—3), z. B. (a—e) in stehnden Verbind., abhäng. von Präpos.:
~elbar, a.: a) Etwas ist außer (allem) Z.; Es außer Z., außer allen Z. (z. B. 39, 249; 5, 325; 6, 290; 4, 93; E. 1, 131; 2, 2, 12; 714a) setzen oder stellen, daneben: Deren historische Gewißheit außer allem Z. gesetzt wird. 14, 197; 70 etc. (vgl. 24, 22 ff.); seltner: Einen außer Z. setzen = ihn des Z–s überheben; ihn von allen Z–n befreien etc., z. B. (s. 1d): Damit er, wiewohl von der Unsterblichkeit .. als Christ überzeugt, auch als Philosoph von der lebendigen Fortdauer .. außer allen Z. gesetzt werden möchte, s. 30, 114. —
b) Jemand ist, steht, schwebt in Z.; geräth in Z. etc.; seltner: Etwas ist in Z. [zweifelhaft]; Nun war die Sache noch in hängenden Rechten und in Z. gestellt. 308 (vgl.: in Frage); häufiger: Etwas in Z. ziehn etc. —
c) Ohne Z., gw. in Bezug auf Sachliches, Geschehndes etc. = sicher, gewiß, unzweifelhaft etc., z. B. 56, 9; 34, 13 etc., auch: Z–s ohne (s. d. 1c) etc.; seltner von Pers.: ohne zu zweifeln etc., z. B.: 1. 2, 8 (und Rdgl.); 2, 14 (und Rdgl.). —
d) Etwas ist über allen Z. erhaben; Es stellte sich über allen Z. hinaus, daß etc. R. 8, 207 etc. —
e) Z. haben, hegen, tragen Poet. 95) etc.; Einem stoßen Z. auf; Alle Z. beseitigen, heben; Nicht den Schatten eines Z–s übrig lassen. Att. 2, 2, 52; Allen Z–n und Bedenklichkeiten die Thür weisen. Kl. 253 etc.; Zwischen Z. und Entschluß schwanken. 22, 315; Wandle Z. in Entschluß! Sh. 8, 89 etc.; Des Z–s giftiger Zahn (s. d. 1b). 676b; 4, 193 etc.; Länger soll der Schlangenbiß des Z–s | nicht langsam mir am kranken Herzen nagen. 188 etc.; Nagender Z. Th. 2, 232 etc.; ferner z. B.: Der Z. ist’s, der Gutes böse macht. 13, 81; Durch das Prüfen kam er vom politischen Köhlerglauben. . zum Z. R. 5, 193; Man zweifelt nicht einmal; denn der Z. setzt ja einen Glauben voraus. 8, 255; Lut. 2, 193; W. 2, 12; Des Z–s finstre Wetter zogen | sich um der Wahrheit Sonnenbild. 49a; Dokumente, die den Z. selbst (s. d. 1d) gläubig machen sollen. 114a; 255a; Der auf des Z–s wilden Wogen schwebt. 3, 28; Dann schreien tausend Schmerzen | an dem tiefzerrißnen Herzen | eingesungne Z. wieder auf. Ur. 1, 96 etc. — Zsstzgn z. B.: Welche Gemüths-Z. mich folterten. N. 25 etc.; Die Königin habe Gewissens-Z. über ihren Abfall von der katholischen Kirche. T. 2, 79; Ath. 85; M. 2, 282; Seinen Rath in Gewissens-Z–n. 1, 131b etc.; Meinen Haupt-Z. .. schien er mir nicht lösen zu können. 1, 267; Liebes-Z. Bibl. 13, 174 etc. —
zweifelhaft (s. d.); woran sich zweifeln (s. d. und Zsstzg.) lässt: Mit kaum noch z–er Eile. 24, 56; Un-z–e Wahrheit. Verm. 1, 86 etc.; Daß dieser Grundsatz an-z. sei. 13, 101; Von der un-an-z–en Heiligkeit aller seiner Handlungen. 17, 231); Un-be-z. Verd. 11b; 39, 71 etc. —
~elēī, f.; –en: fortwährendes, wiederholtes Zweifeln (Gezweifel, n.) — und: solche Zweifel: Laß dich ins Gewebe | der Z. nicht thöricht ein. 12, 131; 2, 121; 3, 123 etc. —
~elhaft, a.: in Zweifel (s. d. 4b):
1) Jemand ist z. etc., zweifelt etc., z. B.: Woran Sie z. [gelworden sind. 2, 212; Ward ich an den Einsichten so mancher .. Leute z. 17, 133; Da sie des Weges [gw.: über den Weg] z. seien. Kl. 3, 120; Z. und ungewiß, ob und wo er solches find, | geht er etc. 2, 196, 1; So z. war ich doch über dieser [heute gw.: bei dieser oder über diese] Lob- und Trauerrede, ob ich ’es auch wirklich sei, welchen er meine. 2, 20; Z. um [über] Pflicht und Recht. 2, 68) etc.; Die Ungewißheit macht uns kalt, die Z–igkeit unruhig. Syn. 5, 461 etc. —
2) Etwas ist z., ungewiß, unentschieden etc.; Vom fernen Wetterleuchten z. erhellt. 3, 321; 313; Ein z. Geschick. 13, 318; In z–en Fällen. 15, 11; Eine sehr z–e Lage. 26, 175; Wer hieß auf einen z–en Wurf | mich Alles setzen? 294a; Den Ausschlag des Krieges z. machen. 905b; Wär ihr’s z. . . gewesen, ob etc. 11, 128; So würde der z–e Sieg gewankt haben. 27, 22; Das z–e Licht. 20, 313 etc.; ver- altend: Daß der Sieg ein wenig z–ig ist. Gd. 153; Sch. 241; 5, 147a etc.; dazu: Die Z–igkeit — des Erfolges Weihn. 54), der Entscheidung 1108a) etc. und Ggstz.: Un-z. beweisen. 1, 66; Un-z–e Wahrheiten. 17, 160 etc.; Daß Letzterer [nicht] täglich um Lilli sein könne, ohne sie zu lieben, schien ihm un-z. Leb. 209, wo das Fehlen des nicht wohl nur Druckf. ist. —
~elig, a.: (veraltend) zweifelhaft (s. d.): 1) Als er z. war, ob er etc. 1, 47 etc. — 2) [Als er] dieser z–en Rede sich verwundert. 13; Spricht Dinge, „zweiflich“, nur mit halbem Sinn. 8, 352; Auf der zweifligen Stelle der Jugendreise, wo öfters | das .. Herz .. | auf Abwege geräth. 11, 157; Dunkel, finster und z. und mit ungewissen Worten gestellt. 1, 128a; 115a; Ob Das wahr sei, ist bei mir z. 526a etc.; Die unz–e Gewißheit. 525b; Ein un-z–es Zeichen, daß etc. B. 225a; „Unzweifenlich“. 200b. —
~eln, intr. (haben) und zuw. (s. 1d; e) tr. und refl. (1e): zweifelhaft (s. d. 1; 2) sein:
1) gw.: Jemand etc. zweifelt, hat, hegt Zweifel etc.:
a) ohne abhäng. Vhe: Du Kleingläubiger, warum „zweiueltestu“? 14, 31; 21, 21; 28, 17 etc.; Kann man untersuchen, ohne zu z.? 7, 180 etc.; subst. Infin.: Keine Furcht, kein Z. 88b etc., s. ferner 2. —
b) An Etwas z., z. B.: Er „zweiuelte“ nicht an der Verheißung. 4, 20; 11, 1; 1, VII; Sh. 1, X; 12, 432; „Z. Sie an mir?“ Nein, im Gegentheil, ich baue auf Sie. W. 3, 185; M. 5, 71 u. o.; ugw. (vgl. glauben 6a) mit an und Acc.: Zweifelt ihr an solche Blitze etc.? Dor. 1, Kap. 10; Ob es menschlich, christlich sei, an die Wiedergeburt einer Nation, an ihre Sittlichkeit .. zu z.? Neap. 22 etc. —
c) (s. b) mit andern Präpos., z. B.: Wer aber darüber „zweiuelt“ [Gewissenszweifel hat]. 14, 23 etc.; Die Ärzte zweifelten [waren in banger Sorge] für sein Leben. 702a und bes. im Partic. Präs.: In einer so wichtigen Sache z–d [zweifelhaft] und zaudernd. 22, 408; Er war z–d im Entschluß, aber wieder äußerst entschlossen, wenn etc. Dünz. 3, 61. —
d) zuw. mit Obj. (gw.: be-z., s. d.): Der Herr ist Gott, weil Das kein Jude „zweiuelt“. 8, 69b; Das zweifl’ ich nicht. Sh7, 41; 36, 164, s. f; 3. —
e) mit Angabe der Wirkung, refl.: Sich in die Hölle z. (oder hinein-z.), sich durch sein Z. hineinbringen. Ant. 2, 362 (s. glauben 2d, Schluß); So muß sich der Redliche hindurch-z. durch verjährten Wahnglauben .. zur Wahrheit. 1, 166 etc. (s. aus-z.) und tr.: Daß Sie Einen, der nicht festhielt in Treue und Liebe, von sich weg-z. [oder fort-z.] und träumen könnten. Stein 1, 121. —
f) mit abhäng. Fragesatz: Er zweifelte [war ungewiß], was er thun —, wie er es anfangen —, an wen er sich wenden solle etc.; Zwar nicht zweifelt mein Herz, durch Wort’ es bezwingen, wie groß Das | sei. Ländl. 4, 489, vgl.: Zwar weiß ich, wie schwer es sei, einen so widerstrebenden Stoff zu besiegen. 594; 2, 1327¹⁴; Er zweifelt [kann nicht recht begreifen], wie es möglich gewesen, daß etc. 7, 201 und (vgl. 2b) in einer Art Metonymie oder Belebung: Tausend Fragezeichen im Gesichte z., was man befehle. 2, 96, die fragende Miene des Wirths drückt den Wunsch aus, aus der Ungewißheit herauskommend zu erfahren, was etc.; ferner nam: mit ob (s. d. II), z. B.: Jch zweifle, ob [ich glaube nicht, daß] mein ungeheures Reich sie Alle fassen möge. F. 30; 8, 314; 96; Zweifl’, ob [nimm z–d selbst an, daß] lügen kann die Wahrheit, | nur an meiner Liebe (s. b) nicht! Haml. 2, 2; 17, 107; Pyrrho selbst müßte bei solchen Zeugen z., ob da noch Etwas zu z. sei (s. d). 36, 164 [= glauben, daß Nichts mehr etc.]; Jch müßte den Solon nicht kennen, wenn ich z. könnte, ob er einen Fremden in seinen Schutz nehmen werde. Luc. 4, 313 = z., daß (s. g); glauben, daß nicht etc. —
g) Z., daß etc. und verneint: Nicht z., daß etc. oder pleonast.: daß nicht etc. (vgl. Zweifel 3a), z. B.: Ich zweiuele nicht, daß Gott meine Thränen .. erhört habe. 7, 13; Man zweifelt nicht, daß dieser Satz wahr sei. 39, 425; So z. wir nicht, er werde die Aufforderung .. freundlich aufnehmen. 33, 314; 12, 329 etc. und —: Ich zweifle nicht, daß die verletzte Scham | den Zorn nicht ins Gesicht getrieben. 1, 117; Ich zweifle nicht, daß sie ihr Versprechen nicht würde gehalten haben. 3, 20; Wer zweifelt, Nathan, daß Ihr nicht | .. die Großmuth selber seid? 2, 193; Zweifl’ ich nicht, daß jeder Anstoß nicht geschlichtet sei. Sh. 7, 49; 14, 60 etc. —
h) zuw. mit Jnfin. und zu, z. B.: Er bleibt mit weiten Augen stehen | und zweifelt, was er sieht, zu sehen [= ob er es wirklich sieht]. 1, 29 (vgl. be-z.) etc.; auch = anstehen, schwanken, zaudern etc.: Deswegen zweifelte ich nicht, dir zu bezeugen etc. 39, 192 etc. —
2) Etwas zweifelt, ist zweifelhaft, ungewiß:
a) (veralt.) Der Glaube ist .. ein Standfest des Herzen, der nicht wackelt, bebet, zappelt noch zweifelt. 8, 139b; Was aber wankt oder zweifelt, Das kann nicht Wahrheit sein. SW. 26, 31 etc.; auch: Mir zweifelt — (es) nicht; nicht daran; nicht, daß etc. (= ich zweifle), z. B. 118 Sonn. 12; 5, 311a; 395a; 540b; 1, 65. —
b) Partic. Präs., noch im gehobnen Stil (theilweis als Meton. oder Belebung zu 1 zu rechnen, vgl. 1e: In der z–den Hellung. D. 2, 100; Auf ungetreuen Wellen .. | schwimmt deiner Flotte z–d Glück. 57a; Mit z–dem Flügel | wiegt der Schmetterling sich über dem . . Klee. 75a; Hieraus die Wechsel der Luft am z–den Himmel vorhersehn | können wir. Ländl. 3, 23, vgl.: Die Witterung .. vorauswissen, wenn der Himmel in den wankenden .. Herbstmonaten noch unschlüssig scheint. 126. —
3) (s. 1d) Ungezweifelt = ohne Zweifel; unzweifelhaft; zweifellos; sicher etc., z. B. Vorber. 6; Ap. 1, 41; Einen ungezweifelten Vorzug. 4, 321; Gewiß! ungezweifelt! 6, 334; Sie unterscheiden sich von den ungezweifelten Schlacken . . nur durch größere Festigkeit. 40, 197; Gd. 91; Br. 2, 211; Nichts ist ungezweifelter als Dies. 4, 36; 10, 34; 159; 1, 159a; 6, 355a; Das ungezweifelte [feste] Vertrauen. 6, 22 etc. —
4) (ugw.) Daß ich in .. Anfechtung, Zweifelung etc. .. bin gefallen. 6, 276b etc. —
5) Zweif(e)ler, Jemand, der — und insofern er — zweifelt (vgl. Skeptiker). 1, 8 (und Rdgl.); Dem scharfsinnigsten Zweifler. 2, 210; So schwankt ihm die Seele. .. Am Ende | dünkte von allen Entschlüssen der Zweiflerin [seiner z–den Seele] dieser der beste. 248b; Der kalte Zweifler Verstand. Hdschr. 1, 244; 22, 200; H. 1, 145; Hofm. 143; Es giebt noch Zweifler an der Hand Gottes. 7, 269 [Personen, die an der Hand Gottes z.]; GsN. 1, 191; Die Zweifeler wider die Richtigkeit der Begriffe der Schönheit. 4, 383¹²); Die Sekte der Zweifler in der Philosophie. 381²¹ etc., mit Fortbild.: Zweiflerbaft [skeptisch]; Zweiflerisches Sinnen und Grübeln. D. 4, 240; 7; Leb. 2, 317 etc.; Den Krittel der Zweiflerschaft [s. Skepticismus]. M. 328. — Zsstzgn. z. B.: An-, tr.: an dem Bestehn, der Eristenz, Wahrheit, Wirklichkeit, Gültigkeit etc. des Obj. Zweifel äußern, — noch bei fehlend, heute sehr gw. (vgl. be-z.). 77; Kat. 260; Die Familientraditionen .. werden angezweifelt werden. R. 6, 55; 154; Z. 4, 180; Dieser Ruhm dürfte mit Recht angezweifelt werden. N. 1, 130; 19, 294; 428; Mer. 118; Schl. 56; 1, 541b; Uhl. 205; gK. XVI; 2, 2, 180; Bl. 1, 185; Jahr 1, 262; Köhl. 66 etc.; Aus seiner Anzweifelung der Selbständigkeit der javanischen Ochsenart. 63; Bl. 1, 191; Anzweiflung letztwilliger Anordnungen. Diak. 28 etc.; selten: Anzweifelung an dem Rechtsbestande. Z. 2, 92 etc. — Aūs-, intr.: mit dem Zweifeln zu Ende kommen; auch refl. [1e], insofern man sich durch das Erschöpfen der Zweifel zur Beruhigung hindurcharbeitet. 14, 206. — Be-, tr.: Etwas b., in Zweifel ziehn, daran zweifeln, vgl. das schwächere an-z., dessen Obj. etwas der Annahme nach Vorhandnes oder Geschehnes ist, während b. auch auf etwas Zukünftiges geht; ferner: Was wir anz., dagegen äußern wir Zweifel, es erscheint uns nur zweifelhaft, ungewiß, nicht ausgemacht; was wir b., davon glauben wir eher, daß es nicht so ist; doch wird dieser Unterschied nicht immer streng beobachtet; Ich bezweifle nicht, daß er es kann (oder pleonast.: nicht kann); aber ich bezweifle, daß er es will etc.; Die Krone, .. | die meiner Fürstin Hand für mich gewunden, | soll Keiner mir b. [anz.] noch begrinsen. 13, 144; Das lässt sich nicht bloß b., sondern gerade[zu] verneinen. 11, 251; Wenn ihr .. mich nicht immer so b. und bemäkeln wollt. M. 3, 39; Ph. 1, 12; Ich, euere Mutter, .. werd als Göttin bezweifelt. Ov. 1, 325; 66; Die zärtliche Wang’ in bezweifeltem Flaume gebräunet. 2, 318 = zweifelhaft etc.; Scheint mir unbezweifelt [3, unzweifelhaft] von Correggio’s Hand. 21, 270; Schrift von unbezweifelter Echtheit. 1, 95; gH. 3, 248 etc.; Bezweifler und Bemäkler. 2, 305; Sinngd. 69 etc.; Bei jedem Windstoß der Bezweifelung. 10, 181; GsN. 1, 41 etc.; Ich bin noch nicht auf der Höhe, dieses Urtheil ohne eine bescheidene Selbstbezweifelung zu hören. Erb. 1, 246. — Entgêgen-: Der Nachtherberge e. [zweifelnd — an der Aufnahme — entgegengehn]. NGd. 48. — Fórt-; hêr- etc. [1e]. — Ver-, intr.: nach ausschließlich mit haben, doch in der That (s. 2a; c; 3) überwiegend mit sein: dahin kommen, daß man alle Hoffnung aufgegeben (vgl. aushoffen; verzagen; verzwazeln etc.) und faktit. (4): 1) ohne abhäng. Vhe: 4, 219; Willst du ver-z., | da der Lebendige noch das Licht der Sonne genießet? 5, 104; Wir hoffen immer und in allen Dingen | ist besser hoffen als ver-z. 13, 177; Verzweifle Keiner je, dem in der trübsten Nacht | der Hoffnung letzte Sterne schwinden. 20, 14 etc.; Partic. Präs.: Der Blick, der tröstend mir entgegenkam, | wenn sich mein Herz v–d spalten wollte. 8, 110; 1, 17 etc. und meton.: Ich faßte den v–den Entschluß etc. 3, 8, den Entschluß eines V–den; den verzweifelten Entschluß, s. 3. — 2) mit abhäng. Vhen:
a) Dal „verzweiuelt“ er an seinem Leben. 2. 9, 18; 17, 250; 31, 66; Stunden, in denen er an seinem ganzen Wissen und Können nicht nur zweifelte, sondern auch verzweifelte. W. 1, 189; 3, 116; 39, 283 etc.; Du hast eine Zeit lang ganz an deinem Talent verzweifelt. 16, 193; Da er an dem Erfolg verzweifelt zu haben scheint. Kleist 311 etc., häufiger: Er wäre an den Verschränkungen .. fast verzweifelt. 18, 237; Daß ich an der Ausführung meines Planes verzweifelt sein würde, wenn etc. Elem. 1, VI; E. 2, 249; GschTh. 47 etc., s. c. —
b) Für ihre Keuschheit v–d. Ländl. 1, 70. —
c) (s. a) IDaran] ver-z., daß etc. oder mit Jnfin. und zu, z. B.: Ich verzweifelte daran, meinen Plan durchführen zu können etc.; Seid ihr nie daran verzweifelt, daß die Stunde kommen würde? Nem. 1, 195; Sie würde daran verzweifelt sein, daß etc. Hoh. 3, 128 etc.; verneint: Wir ver-z. nicht (daran), daß wir es — oder pleonastisch: daß wir es nicht — erreichen werden, z. B.: So dürfen wir nicht daran ver-z., daß es uns nicht gelingen sollte. Germ. 2, 1). — 3) adjekt. Partic. Präter.: Verzweifelt = desperat:
a) Jemand ist verzweifelt (vrsch. b), in einer Lage, wo er keine Hoffnung weiter —, wo er Nichts zu verlieren hat etc.: Bist du denn nicht verzweifelt? Nov. 139; 459 etc. und attrib.: Ich würde ein verzweifelter Wagehals sein, wenn etc. 3, 265; Nur ein verzweifelter Spieler setzt Alles auf einen einzigen Wurf. 210aetc.; auch z. B.: Das ausgeweinte, durch verzweifelte Herz. 9, 341 etc. —
b) meton.: Etwas und dann auch: Jemand (vrsch.
a) ist verzweifelt, so beschaffen, daß man nicht das geringste Gute hoffen kann, — und danach verallgemeint wie: verdammt, verflucht, verteufelt etc., z. B.: 30, 12; 15; Verzweifelt stände es um die Sache der Wahrheit, wenn etc. Voln. XI; Die werden sich einmal verzweifelt [arg, sehr] wundern. Dr. 1, 197; Zum letzten, verzweifelten Widerstande. DeutschGsch. 4, 443; Erklärung der bestrittenen und verzweifelten Stelle. 4,467); Das heißt sich doch eine Arbeit verzweifelt [gar zu] leicht machen. Br. 5, 22; 12, 177; 5, 534b; Den verzweifelten Spitzbuben. 8, 219a; Er that ganz verzweifelt [ungemein] rar damit. 94; In den kümmerlichsten und verzweifeltsteā Umständen. 3, 123; 4, 61; Ein verzweifelter Bube! 659a; Pr. 1, 1; Die 5 Thaler schmolzen verzweifelt zusammen. 4, 7; Sh. 3, 367; 49; Kom. Op. 3, 226; 3, 261; 9, 228; 27, 164; Luc. 6, 282 etc. — 4) tr. oder fakt. (selten): Ich will ihn verwirren, ver-z. [in Verzweiflung stürzen], zerscheitern durch meine Gegenwart. Men. 79. — 5) Wenn Verzweifler sich ein Leides thun. Ven. 49 (selten). —
6) Verzweif(e)lung, Desperation, der Zustand des Verzweifeltseins etc., zuw. auch: was ihn erregt etc. und personif. etc.: Schrecken ist der Vater der Verzweiflung und Verzweiflung ist blind. 2, 167; So wüthete Verzweifelung | ihr in Gehirn und Adern. 14a; 4, 287; 8, 354; 10, 303; Ehe nun Verzweiflung deine Sinnen | mit ehrnen Klauen aus- einanderreißet. 13, 202; 14, 129; 22, 390; Warum sind ihre Dichter .. die Bewunderung des Einsichtigen, die Verzweiflung des Nacheifernden. 30, 11, was ihn bei seiner Nacheifrung zur Verzweiflung bringt etc.; Den höchsten Grad des Zweifels, den die Deutschen so richtig die Verzweiflung nennen. 14, 206; 13, 131; Jul. 39; [Weil die Tragödie] von Verzweifelungen handelt. 3, 624²⁴); Mak. 2, 148; 19b; 514a; 523b; Verzweiflung, gleichsam ein absoluter, vollständiger Schmerz. GR. 1, 171; N. 6, 96; Der Verzweiflungen Stimme. 26, 72; Mit so viel Heldenmuthund Todesverzweiflung. Erzh. Joh. 4, 3, 359 etc. — Wég- [1e] etc. —
~ler etc.: s. zweifeln 5; verzweifeln 4.
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