Faksimile 0984 | Seite 1806
Faksimile 0984 | Seite 1806
Faksimile 0984 | Seite 1806
Faksimile 0984 | Seite 1806
Faksimile 0984 | Seite 1806
Faksimile 0984 | Seite 1806
Zweifel zweifelbar Zweifelei zweifelhaft zweifelig zweifeln Zweifler
Zwēīf~el, m., –s; uv.; -:
(s. zwei, Anm. 2n) der Zustand schwankender Ungewißheit des Urtheils (ohne Mz.) und: was diesen Zustand erregt (vgl. Bedenken 6b; Skrupel 2):
1) mit abhäng. Präpos., z. B.:
a) Jemandes [subjekt. Genit., versch. 2] Z. an Etwas; an der Wahrheit einer Behauptung; an dem Dasein Gottes; Der Z. | an einer Geisterwelt. Tiedge Ur. 5, 380.
b) Der Verstand warf dann Z. auf gegen ihre [der Idee] Wesenheit. Görres V. 18; Die philosophischen Z. gegen die s. g. Erbsünde sind nicht weit her. H. R. 9, 412; Wenn Sie auch nür den Schatten eines Z–s gegen Herrn F. haben. Sch. 640b etc.
c) Einen so nagenden Z. über meine bisherigen Auffassungen. Gutzkow R. 5, 70; Ohne daß ihnen jemals ein Z. über ihre eigene Ehrlichkeit . . aufgestiegen wäre. W. 18, 57; Kein Türk hat nie den geringsten Z. über die Einheit Gottes geäußert. Zimmermann Nat. 92 etc.
d) Davon ist wohl kein Z. Stilling 3, 26, selten statt darüber etc., vgl. 4a, Schluß; auch: Habt ihr Z. deß- wegen gehegt? Görres Ath. 144 etc.
e) Ich will nicht mehr in Z. zwischen Furcht | und Liebe schweben. G. 13, 339; Was ein Gott mir statt des Seins gegeben, | ein Z. war es zwischen Tod und Leben. Platen 4, 171 etc.
2) im gehobnen Stil zuw. mit objekt. Genit. (vgl. 1a —d): Der Z. meiner fürstlichen Geburt, | er ist getilgt. Sch. 438a; Deß sollt ihr außer Z. sein. Simrock N. 2142; 693.
3) mit abhäng. Satz, z. B.:
a) Ich hege Z. [darüber etc.], daß es geschehen wird; Ich hege keinen Z. oder es ist kein Z., daß es geschehn wird oder werde und zuw. mit pleonast. nicht (s. d. und zweifeln 1g) —: daß es nicht geschehn werde; aber ich sähe es doch lieber schon geschehn etc.; Es ist kein Z., daß nicht .. eine Regierungsform die beste sei. Iselin Verm. 1, 156; Daß sie einander gefallen würden, war kein Z. L. 12, 238; Daß dieser Rüpel nicht auch in ältern gedruckten Komödien vorkommen sollte, ist kein Z. 418; Auch ist mir nicht „zweiuel“ [gw.: zweifelhaft], daß die Messe .. besser sei. Luther 1, 51a; Daß er diese That wirklich verrichtet habe, ist wohl kein Z. Sch. 1019a; Daß er Vater zu ihnen war, konnte nicht in Z. gezogen werden. W. 21, 314 etc.
b) (s. a) Ich hege keine Z., es wird (oder es werde) geschehn; oder —: als ob es nicht geschehen würde (oder als würde es nicht geschehn); aber etc.; Es ist kein Z., euer Gott ist ein Gott über alle Götter. Dan. 2, 47; Daß ihr zuletzt kein Z. übrig blieb, hier sei eine Leidenschaft, nicht auf dem Wege, sondern wirklich angelangt. G. 15, 93; Er würde Jeden köpfen .. lassen, welcher den geringsten Z. schimmern lassen würde, als hätte er [nicht] den besten Handel* von der Welt. Gotthelf U. 2, 211, wo das nicht wohl nur durch einen Druckf. fortgeblieben ist, vgl.: daß er den oder nicht den besten Handel hätte etc.; mehr mund- artlich auch: E3 ist kein Z. oder diese Leute stammen von den altnordischen Skallern her. Brem. W. 4, 599 (vgl. engl. I do not doubt but etc.).
c) mit abhäng. Fragesatz: Ein Z., ob etc.; In Z. sein, stehn etc., ob etc.; Sie brütete unverwandt über dem Z., ob sie unrecht gethan. Keller gH. 4, 473; Ob aber .. so bald Jemand kommen möchte, der etc. . ., stehe ich sehr in Z. Opitz (Wackern. 3, 624¹) etc.; Ich bin in Z. wem ich es sagen soll; wie ich Das anzufangen habe; warum Das geschieht etc.
4) ohne abhäng. Vhe (vgl. 1—3), z. B. (a—e) in stehnden Verbind., abhäng. von Präpos.:
a) Etwas ist außer (allem) Z.; Es außer Z., außer allen Z. (z. B. G. 39, 249; L. 5, 325; 6, 290; Lichtenberg 4, 93; Matthisson E. 1, 131; Scheling 2, 2, 12; Sch. 714a) setzen oder stellen, daneben: Deren historische Gewißheit außer allem Z. gesetzt wird. W. 14, 197; 70 etc. (vgl. Herrig 24, 22 ff.); seltner: Einen außer Z. setzen = ihn des Z–s überheben; ihn von allen Z–n befreien etc., z. B. (s. 1d): Damit er, wiewohl von der Unsterblichkeit .. als Christ überzeugt, auch als Philosoph von der lebendigen Fortdauer .. außer allen Z. gesetzt werden möchte, s. W. 30, 114.
b) Jemand ist, steht, schwebt in Z.; geräth in Z. etc.; seltner: Etwas ist in Z. [zweifelhaft]; Nun war die Sache noch in hängenden Rechten und in Z. gestellt. Gotthelf G. 308 (vgl.: in Frage); häufiger: Etwas in Z. ziehn etc.
c) Ohne Z., gw. in Bezug auf Sachliches, Geschehndes etc. = sicher, gewiß, unzweifelhaft etc., z. B. Ps. 56, 9; Hiob 34, 13 etc., auch: Z–s ohne (s. d. 1c) etc.; seltner von Pers.: ohne zu zweifeln etc., z. B.: 1. Tim. 2, 8 (und Rdgl.); Phil. 2, 14 (und Rdgl.).
d) Etwas ist über allen Z. erhaben; Es stellte sich über allen Z. hinaus, daß etc. Gutzkow R. 8, 207 etc.
e) Z. haben, hegen, tragen (Opitz Poet. 95) etc.; Einem stoßen Z. auf; Alle Z. beseitigen, heben; Nicht den Schatten eines Z–s übrig lassen. W. Att. 2, 2, 52; Allen Z–n und Bedenklichkeiten die Thür weisen. Wackenroder Kl. 253 etc.; Zwischen Z. und Entschluß schwanken. G. 22, 315; Wandle Z. in Entschluß! Schlegel Sh. 8, 89 etc.; Des Z–s giftiger Zahn (s. d. 1b). Sch. 676b; Cham. 4, 193 etc.; Länger soll der Schlangenbiß des Z–s | nicht langsam mir am kranken Herzen nagen. 188 etc.; Nagender Z. Klinger Th. 2, 232 etc.; ferner z. B.: Der Z. ist’s, der Gutes böse macht. G. 13, 81; Durch das Prüfen kam er vom politischen Köhlerglauben. . zum Z. Gutzkow R. 5, 193; Man zweifelt nicht einmal; denn der Z. setzt ja einen Glauben voraus. Heine 8, 255; Lut. 2, 193; Rückert W. 2, 12; Des Z–s finstre Wetter zogen | sich um der Wahrheit Sonnenbild. Sch. 49a; Dokumente, die den Z. selbst (s. d. 1d) gläubig machen sollen. 114a; 255a; Der auf des Z–s wilden Wogen schwebt. Stolberg 3, 28; Dann schreien tausend Schmerzen | an dem tiefzerrißnen Herzen | eingesungne Z. wieder auf. Tiedge Ur. 1, 96 etc. Zsstzgn z. B.: Welche Gemüths-Z. mich folterten. Hartmann N. 25 etc.; Die Königin habe Gewissens-Z. über ihren Abfall von der katholischen Kirche. Ense T. 2, 79; Görres Ath. 85; Immermann M. 2, 282; Seinen Rath in Gewissens-Z–n. Monatbl. 1, 131b etc.; Meinen Haupt-Z. .. schien er mir nicht lösen zu können. Bahrdt 1, 267; Liebes-Z. WhMüller Bibl. 13, 174 etc.
~elbar, a.:
zweifelhaft (s. d.); woran sich zweifeln (s. d. und Zsstzg.) lässt: Mit kaum noch z–er Eile. JvMüller 24, 56; Un-z–e Wahrheit. Jselin Verm. 1, 86 etc.; Daß dieser Grundsatz an-z. sei. Volksz. 13, 101; Von der un-an-z–en Heiligkeit aller seiner Handlungen. Stahr (Nat.–Z. 17, 231); Un-be-z. Campe Verd. 11b; DViertelj. 39, 71 etc.
~elēī, f.; –en:
fortwährendes, wiederholtes Zweifeln (Gezweifel, n.) und: solche Zweifel: Laß dich ins Gewebe | der Z. nicht thöricht ein. G. 12, 131; Göckingk 2, 121; IGJacobi 3, 123 etc.
~elhaft, a.:
in Zweifel (s. d. 4b):
1) Jemand ist z. etc., zweifelt etc., z. B.: Woran Sie z. [gelworden sind. Bahrdt 2, 212; Ward ich an den Einsichten so mancher .. Leute z. G. 17, 133; Da sie des Weges [gw.: über den Weg] z. seien. König Kl. 3, 120; Z. und ungewiß, ob und wo er solches find, | geht er etc. Logau 2, 196, 1; So z. war ich doch über dieser [heute gw.: bei dieser oder über diese] Lob- und Trauerrede, ob ich ’es auch wirklich sei, welchen er meine. Rabner 2, 20; Z. um [über] Pflicht und Recht. IRWyß (Hungari 2, 68) etc.; Die Ungewißheit macht uns kalt, die Z–igkeit unruhig. Eberhard Syn. 5, 461 etc.
2) Etwas ist z., ungewiß, unentschieden etc.; Vom fernen Wetterleuchten z. erhellt. Eichendorff 3, 321; 313; Ein z. Geschick. G. 13, 318; In z–en Fällen. 15, 11; Eine sehr z–e Lage. 26, 175; Wer hieß auf einen z–en Wurf | mich Alles setzen? Sch. 294a; Den Ausschlag des Krieges z. machen. 905b; Wär ihr’s z. . . gewesen, ob etc. W. 11, 128; So würde der z–e Sieg gewankt haben. 27, 22; Das z–e Licht. 20, 313 etc.; ver- altend: Daß der Sieg ein wenig z–ig ist. Bodmer Gd. 153; Gotthelf Sch. 241; Luther 5, 147a etc.; dazu: Die Z–igkeit des Erfolges (Kurz Weihn. 54), der Entscheidung (Sch. 1108a) etc. und Ggstz.: Un-z. beweisen. Kriegk 1, 66; Un-z–e Wahrheiten. W. 17, 160 etc.; Daß Letzterer [nicht] täglich um Lilli sein könne, ohne sie zu lieben, schien ihm un-z. Büchner Leb. 209, wo das Fehlen des nicht wohl nur Druckf. ist.
~elig, a.:
(veraltend) zweifelhaft (s. d.): 1) Als er z. war, ob er etc. Zinkgräf 1, 47 etc. 2) [Als er] dieser z–en Rede sich verwundert. 13; Spricht Dinge, „zweiflich“, nur mit halbem Sinn. H. 8, 352; Auf der zweifligen Stelle der Jugendreise, wo öfters | das .. Herz .. | auf Abwege geräth. 11, 157; Dunkel, finster und z. und mit ungewissen Worten gestellt. Luther 1, 128a; 115a; Ob Das wahr sei, ist bei mir z. Stumpf 526a etc.; Die unz–e Gewißheit. 525b; Ein un-z–es Zeichen, daß etc. Fischart B. 225a; „Unzweifenlich“. 200b.
~eln, intr. (haben) und zuw. (s. 1d; e) tr. und refl. (1e):
zweifelhaft (s. d. 1; 2) sein:
1) gw.: Jemand etc. zweifelt, hat, hegt Zweifel etc.:
a) ohne abhäng. Vhe: Du Kleingläubiger, warum „zweiueltestu“? Matth. 14, 31; 21, 21; 28, 17 etc.; Kann man untersuchen, ohne zu z.? W. 7, 180 etc.; subst. Infin.: Keine Furcht, kein Z. Sch. 88b etc., s. ferner 2.
b) An Etwas z., z. B.: Er „zweiuelte“ nicht an der Verheißung. Röm. 4, 20; Hebr. 11, 1; Börne 1, VII; Gervinus Sh. 1, X; L. 12, 432; „Z. Sie an mir?“ Nein, im Gegentheil, ich baue auf Sie. Lewald W. 3, 185; Musäus M. 5, 71 u. o.; ugw. (vgl. glauben 6a) mit an und Acc.: Zweifelt ihr an solche Blitze etc.? Alexis Dor. 1, Kap. 10; Ob es menschlich, christlich sei, an die Wiedergeburt einer Nation, an ihre Sittlichkeit .. zu z.? Neap. 22 etc.
c) (s. b) mit andern Präpos., z. B.: Wer aber darüber „zweiuelt“ [Gewissenszweifel hat]. Röm. 14, 23 etc.; Die Ärzte zweifelten [waren in banger Sorge] für sein Leben. Sch. 702a und bes. im Partic. Präs.: In einer so wichtigen Sache z–d [zweifelhaft] und zaudernd. G. 22, 408; Er war z–d im Entschluß, aber wieder äußerst entschlossen, wenn etc. Knebel Dünz. 3, 61.
d) zuw. mit Obj. (gw.: be-z., s. d.): Der Herr ist Gott, weil Das kein Jude „zweiuelt“. Luther 8, 69b; Das zweifl’ ich nicht. Schlegel Sh7, 41; W. 36, 164, s. f; 3.
e) mit Angabe der Wirkung, refl.: Sich in die Hölle z. (oder hinein-z.), sich durch sein Z. hineinbringen. V. Ant. 2, 362 (s. glauben 2d, Schluß); So muß sich der Redliche hindurch-z. durch verjährten Wahnglauben .. zur Wahrheit. 1, 166 etc. (s. aus-z.) und tr.: Daß Sie Einen, der nicht festhielt in Treue und Liebe, von sich weg-z. [oder fort-z.] und träumen könnten. G. Stein 1, 121.
f) mit abhäng. Fragesatz: Er zweifelte [war ungewiß], was er thun —, wie er es anfangen —, an wen er sich wenden solle etc.; Zwar nicht zweifelt mein Herz, durch Wort’ es bezwingen, wie groß Das | sei. V. Ländl. 4, 489, vgl.: Zwar weiß ich, wie schwer es sei, einen so widerstrebenden Stoff zu besiegen. 594; Wackern. 2, 1327¹⁴; Er zweifelt [kann nicht recht begreifen], wie es möglich gewesen, daß etc. W. 7, 201 und (vgl. 2b) in einer Art Metonymie oder Belebung: Tausend Fragezeichen im Gesichte z., was man befehle. Börne 2, 96, die fragende Miene des Wirths drückt den Wunsch aus, aus der Ungewißheit herauskommend zu erfahren, was etc.; ferner nam: mit ob (s. d. II), z. B.: Jch zweifle, ob [ich glaube nicht, daß] mein ungeheures Reich sie Alle fassen möge. Klinger F. 30; L. 8, 314; Lichtwer 96; Zweifl’, ob [nimm z–d selbst an, daß] lügen kann die Wahrheit, | nur an meiner Liebe (s. b) nicht! Schlegel Haml. 2, 2; W. 17, 107; Pyrrho selbst müßte bei solchen Zeugen z., ob da noch Etwas zu z. sei (s. d). 36, 164 [= glauben, daß Nichts mehr etc.]; Jch müßte den Solon nicht kennen, wenn ich z. könnte, ob er einen Fremden in seinen Schutz nehmen werde. Luc. 4, 313 = z., daß (s. g); glauben, daß nicht etc.
g) Z., daß etc. und verneint: Nicht z., daß etc. oder pleonast.: daß nicht etc. (vgl. Zweifel 3a), z. B.: Ich zweiuele nicht, daß Gott meine Thränen .. erhört habe. Tob. 7, 13; Man zweifelt nicht, daß dieser Satz wahr sei. G. 39, 425; So z. wir nicht, er werde die Aufforderung .. freundlich aufnehmen. 33, 314; W. 12, 329 etc. und —: Ich zweifle nicht, daß die verletzte Scham | den Zorn nicht ins Gesicht getrieben. L. 1, 117; Ich zweifle nicht, daß sie ihr Versprechen nicht würde gehalten haben. 3, 20; Wer zweifelt, Nathan, daß Ihr nicht | .. die Großmuth selber seid? 2, 193; Zweifl’ ich nicht, daß jeder Anstoß nicht geschlichtet sei. Schlegel Sh. 7, 49; W. 14, 60 etc.
h) zuw. mit Jnfin. und zu, z. B.: Er bleibt mit weiten Augen stehen | und zweifelt, was er sieht, zu sehen [= ob er es wirklich sieht]. Nicolai 1, 29 (vgl. be-z.) etc.; auch = anstehen, schwanken, zaudern etc.: Deswegen zweifelte ich nicht, dir zu bezeugen etc. G. 39, 192 etc.
2) Etwas zweifelt, ist zweifelhaft, ungewiß:
a) (veralt.) Der Glaube ist .. ein Standfest des Herzen, der nicht wackelt, bebet, zappelt noch zweifelt. Luther 8, 139b; Was aber wankt oder zweifelt, Das kann nicht Wahrheit sein. SW. 26, 31 etc.; auch: Mir zweifelt (es) nicht; nicht daran; nicht, daß etc. (= ich zweifle), z. B. Dingelstedt 118 (Meteeren); Kurz Sonn. 12; Luther 5, 311a; Stumpf 395a; 540b; Zinkgräf 1, 65.
b) Partic. Präs., noch im gehobnen Stil (theilweis als Meton. oder Belebung zu 1 zu rechnen, vgl. 1e: Börne): In der z–den Hellung. Kosegarten D. 2, 100; Auf ungetreuen Wellen .. | schwimmt deiner Flotte z–d Glück. Sch. 57a; Mit z–dem Flügel | wiegt der Schmetterling sich über dem . . Klee. 75a; Hieraus die Wechsel der Luft am z–den Himmel vorhersehn | können wir. V. Ländl. 3, 23, vgl.: Die Witterung .. vorauswissen, wenn der Himmel in den wankenden .. Herbstmonaten noch unschlüssig scheint. 126.
3) (s. 1d) Ungezweifelt = ohne Zweifel; unzweifelhaft; zweifellos; sicher etc., z. B. Denis Vorber. 6; JAEberhard Ap. 1, 41; Einen ungezweifelten Vorzug. Engel 4, 321; Gewiß! ungezweifelt! G. 6, 334; Sie unterscheiden sich von den ungezweifelten Schlacken . . nur durch größere Festigkeit. 40, 197; Haller Gd. 91; Br. 2, 211; Nichts ist ungezweifelter als Dies. H. 4, 36; L. 10, 34; 159; Luther 1, 159a; 6, 355a; Das ungezweifelte [feste] Vertrauen. W. 6, 22 etc.
4) (ugw.) Daß ich in .. Anfechtung, Zweifelung etc. .. bin gefallen. Luther 6, 276b etc.
5) Zweif(e)ler, Jemand, der und insofern er zweifelt (vgl. Skeptiker). Jak. 1, 8 (und Rdgl.); Dem scharfsinnigsten Zweifler. Bahrdt 2, 210; So schwankt ihm die Seele. .. Am Ende | dünkte von allen Entschlüssen der Zweiflerin [seiner z–den Seele] dieser der beste. B. 248b; Der kalte Zweifler Verstand. Freytag Hdschr. 1, 244; G. 22, 200; Hölderlin H. 1, 145; JMRLenz Hofm. 143; Es giebt noch Zweifler an der Hand Gottes. JvMüller 7, 269 [Personen, die an der Hand Gottes z.]; Tieck GsN. 1, 191; Die Zweifeler wider die Richtigkeit der Begriffe der Schönheit. Winckelmann (Wackern. 4, 383¹²); Die Sekte der Zweifler in der Philosophie. 381²¹ etc., mit Fortbild.: Zweiflerbaft [skeptisch]; Zweiflerisches Sinnen und Grübeln. Auerbach D. 4, 240; 7; Leb. 2, 317 etc.; Den Krittel der Zweiflerschaft [s. Skepticismus]. Jahn M. 328. Zsstzgn. z. B.: An-, tr.: an dem Bestehn, der Eristenz, Wahrheit, Wirklichkeit, Gültigkeit etc. des Obj. Zweifel äußern, noch bei Campe fehlend, heute sehr gw. (vgl. be-z.). Danzel 77; Godin Kat. 260; Die Familientraditionen .. werden angezweifelt werden. Gutzkow R. 6, 55; 154; Z. 4, 180; Dieser Ruhm dürfte mit Recht angezweifelt werden. Hartmann N. 1, 130; Herrig 19, 294; 428; PHeyse Mer. 118; Linck Schl. 56; Monatbl. 1, 541b; Notter Uhl. 205; Rüstow gK. XVI; Schelling 2, 2, 180; Scherr Bl. 1, 185; Stahr Jahr 1, 262; Vogt Köhl. 66 etc.; Aus seiner Anzweifelung der Selbständigkeit der javanischen Ochsenart. 63; Scherr Bl. 1, 191; Anzweiflung letztwilliger Anordnungen. Gutzkow Diak. 28 etc.; selten: Anzweifelung an dem Rechtsbestande. Z. 2, 92 etc. Aūs-, intr.: mit dem Zweifeln zu Ende kommen; auch refl. [1e], insofern man sich durch das Erschöpfen der Zweifel zur Beruhigung hindurcharbeitet. Heine 14, 206. Be-, tr.: Etwas b., in Zweifel ziehn, daran zweifeln, vgl. das schwächere an-z., dessen Obj. etwas der Annahme nach Vorhandnes oder Geschehnes ist, während b. auch auf etwas Zukünftiges geht; ferner: Was wir anz., dagegen äußern wir Zweifel, es erscheint uns nur zweifelhaft, ungewiß, nicht ausgemacht; was wir b., davon glauben wir eher, daß es nicht so ist; doch wird dieser Unterschied nicht immer streng beobachtet; Ich bezweifle nicht, daß er es kann (oder pleonast.: nicht kann); aber ich bezweifle, daß er es will etc.; Die Krone, .. | die meiner Fürstin Hand für mich gewunden, | soll Keiner mir b. [anz.] noch begrinsen. G. 13, 144; Das lässt sich nicht bloß b., sondern gerade[zu] verneinen. H. 11, 251; Wenn ihr .. mich nicht immer so b. und bemäkeln wollt. Immermann M. 3, 39; Musäus Ph. 1, 12; Ich, euere Mutter, .. werd als Göttin bezweifelt. V. Ov. 1, 325; 66; Die zärtliche Wang’ in bezweifeltem Flaume gebräunet. 2, 318 = zweifelhaft etc.; Scheint mir unbezweifelt [3, unzweifelhaft] von Correggio’s Hand. G. 21, 270; Schrift von unbezweifelter Echtheit. JvMüller 1, 95; Keller gH. 3, 248 etc.; Bezweifler und Bemäkler. 2, 305; Joh. Möser Sinngd. 69 etc.; Bei jedem Windstoß der Bezweifelung. L. 10, 181; Tieck GsN. 1, 41 etc.; Ich bin noch nicht auf der Höhe, dieses Urtheil ohne eine bescheidene Selbstbezweifelung zu hören. Mügge Erb. 1, 246. Entgêgen-: Der Nachtherberge e. [zweifelnd an der Aufnahme entgegengehn]. Lenau NGd. 48. Fórt-; hêr- etc. [1e]. Ver-, intr.: nach Adelung ausschließlich mit haben, doch in der That (s. 2a; c; 3) überwiegend mit sein: dahin kommen, daß man alle Hoffnung aufgegeben (vgl. aushoffen; verzagen; verzwazeln etc.) und faktit. (4): 1) ohne abhäng. Vhe: Cham. 4, 219; Willst du ver-z., | da der Lebendige noch das Licht der Sonne genießet? G. 5, 104; Wir hoffen immer und in allen Dingen | ist besser hoffen als ver-z. 13, 177; Verzweifle Keiner je, dem in der trübsten Nacht | der Hoffnung letzte Sterne schwinden. W. 20, 14 etc.; Partic. Präs.: Der Blick, der tröstend mir entgegenkam, | wenn sich mein Herz v–d spalten wollte. G. 8, 110; 1, 17 etc. und meton.: Ich faßte den v–den Entschluß etc. Bahrdt 3, 8, den Entschluß eines V–den; den verzweifelten Entschluß, s. 3. 2) mit abhäng. Vhen:
a) Dal „verzweiuelt“ er an seinem Leben. 2. Macc. 9, 18; G. 17, 250; 31, 66; Stunden, in denen er an seinem ganzen Wissen und Können nicht nur zweifelte, sondern auch verzweifelte. Lewald W. 1, 189; Stilling 3, 116; DViertelj. 39, 283 etc.; Du hast eine Zeit lang ganz an deinem Talent verzweifelt. G. 16, 193; Da er an dem Erfolg verzweifelt zu haben scheint. Wilbrandt Kleist 311 etc., häufiger: Er wäre an den Verschränkungen .. fast verzweifelt. G. 18, 237; Daß ich an der Ausführung meines Planes verzweifelt sein würde, wenn etc. FJacobs Elem. 1, VI; Prutz E. 2, 249; GschTh. 47 etc., s. c.
b) Für ihre Keuschheit v–d. V. Ländl. 1, 70.
c) (s. a) IDaran] ver-z., daß etc. oder mit Jnfin. und zu, z. B.: Ich verzweifelte daran, meinen Plan durchführen zu können etc.; Seid ihr nie daran verzweifelt, daß die Stunde kommen würde? Scherr Nem. 1, 195; Sie würde daran verzweifelt sein, daß etc. Spielhagen Hoh. 3, 128 etc.; verneint: Wir ver-z. nicht (daran), daß wir es oder pleonastisch: daß wir es nicht erreichen werden, z. B.: So dürfen wir nicht daran ver-z., daß es uns nicht gelingen sollte. AdHoltzmann (Pfeiffer Germ. 2, 1). 3) adjekt. Partic. Präter.: Verzweifelt = desperat:
a) Jemand ist verzweifelt (vrsch. b), in einer Lage, wo er keine Hoffnung weiter —, wo er Nichts zu verlieren hat etc.: Bist du denn nicht verzweifelt? MMeyr Nov. 139; 459 etc. und attrib.: Ich würde ein verzweifelter Wagehals sein, wenn etc. L. 3, 265; Nur ein verzweifelter Spieler setzt Alles auf einen einzigen Wurf. Sch. 210aetc.; auch z. B.: Das ausgeweinte, durch verzweifelte Herz. G. 9, 341 etc.
b) meton.: Etwas und dann auch: Jemand (vrsch.
a) ist verzweifelt, so beschaffen, daß man nicht das geringste Gute hoffen kann, und danach verallgemeint wie: verdammt, verflucht, verteufelt etc., z. B.: Jer. 30, 12; 15; Verzweifelt stände es um die Sache der Wahrheit, wenn etc. Forster Voln. XI; Die werden sich einmal verzweifelt [arg, sehr] wundern. Fouqué Dr. 1, 197; Zum letzten, verzweifelten Widerstande. Häußer DeutschGsch. 4, 443; Erklärung der bestrittenen und verzweifelten Stelle. H. (Wackern. 4,467); Das heißt sich doch eine Arbeit verzweifelt [gar zu] leicht machen. Heynatz Br. 5, 22; L. 12, 177; Luther 5, 534b; Den verzweifelten Spitzbuben. 8, 219a; Er that ganz verzweifelt [ungemein] rar damit. Münchhausen 94; In den kümmerlichsten und verzweifeltsteā Umständen. Rabner 3, 123; 4, 61; Ein verzweifelter Bube! Sch. 659a; Spielhagen Pr. 1, 1; Die 5 Thaler schmolzen verzweifelt zusammen. Stilling 4, 7; V. Sh. 3, 367; Weidner 49; Weiße Kom. Op. 3, 226; W. 3, 261; 9, 228; 27, 164; Luc. 6, 282 etc. 4) tr. oder fakt. (selten): Ich will ihn verwirren, ver-z. [in Verzweiflung stürzen], zerscheitern durch meine Gegenwart. Lenz Men. 79. 5) Wenn Verzweifler sich ein Leides thun. Freiligrath Ven. 49 (selten).
6) Verzweif(e)lung, Desperation, der Zustand des Verzweifeltseins etc., zuw. auch: was ihn erregt etc. und personif. etc.: Schrecken ist der Vater der Verzweiflung und Verzweiflung ist blind. Börne 2, 167; So wüthete Verzweifelung | ihr in Gehirn und Adern. B. 14a; Cham. 4, 287; Engel 8, 354; G. 10, 303; Ehe nun Verzweiflung deine Sinnen | mit ehrnen Klauen aus- einanderreißet. 13, 202; 14, 129; 22, 390; Warum sind ihre Dichter .. die Bewunderung des Einsichtigen, die Verzweiflung des Nacheifernden. G. 30, 11, was ihn bei seiner Nacheifrung zur Verzweiflung bringt etc.; Den höchsten Grad des Zweifels, den die Deutschen so richtig die Verzweiflung nennen. Heine 14, 206; H. 13, 131; Leisewitz Jul. 39; [Weil die Tragödie] von Verzweifelungen handelt. Opitz (Wackern. 3, 624²⁴); Rückert Mak. 2, 148; Sch. 19b; 514a; 523b; Verzweiflung, gleichsam ein absoluter, vollständiger Schmerz. FSchlegel GR. 1, 171; Tieck N. 6, 96; Der Verzweiflungen Stimme. W. 26, 72; Mit so viel Heldenmuthund Todesverzweiflung. Mühlbach Erzh. Joh. 4, 3, 359 etc. Wég- [1e] etc.
~ler etc.:
s. zweifeln 5; verzweifeln 4.