Faksimile 0957 | Seite 1779
Faksimile 0957 | Seite 1779
Zote zoteln zotenhaft Zotig
Zōt~e, f.; –n; Zötchen, lein; –n -:
eine Obscönität, s. nam.: Die Zweideutigkeit, welche mit dem Geschlechts-Vh. spielt, oder die Z. Vischer Ästh. 1, 431; ferner z. B.: Wie eine zippe Jungfrau .. roth werden, wenn Einer eine Z. von der Zunge fallen lässt. Alexis D. 1, 79; B. 23b; Droysen A. 1, VII; G. 7, 115; 14, 263; Günther 387; Dabei rissen [s. d. 4] sie ihre rohesten Z–n. Heine Reis. 3, 61; Immermann M. 1, 222; Kant SchE. 2; Durch die Art pöbelhafter Scherze, welche man Z. nennt, die zärtliche Sittsamkeit .. in Verlegenheit . . setzen. 61; Z–n speien. Nicolai 3, 26; Er streuet rechts ein Witzwort aus und links ein süßes Zötchen. Prutz W. 117; Rabner 3, 111; Mit den „artigen Unfläthereien“. . . Den witzigen Z–n. 4, 227; Ramler F. 3, 76; Scherr Bl. 1, 159; Schubart 2, 68: Schütze Hamb. 8; Z–n, Schwänke, leichtfertige Anekdoten. W. HB. 2, 105; Mit Schmutz und groben Z–n um sich her | zu werfen. 222; Z–n und sinnreiche Zweideutigkeiten. Att. 2, 2, 7; Zimmermann Eins. 20 etc., auch (s. Anm.): Den Witz reinigen und Verachtung für Zotten und Grobheit einpflanzen. Geßner 1, XI; Fischart Garg. 7; Unfläthiger, ehrenrühriger Zotten. Zinkgräf 1, VII; 230 etc. und masc.: Erzählet einen braven Zoten. Rockenphil. 2, 384 etc.
~eln, intr. (haben):
Zoten reißen: Ich fange an zu „zotteln“. Reiske (L. 13, 449), vgl.: Diese vita Aesopi ist .. so „zottelich“. 447; Einer ist „zottleter“ als der Andre und wüster und unfläthiger thut unser Melker nicht etc. Gotthelf G. 373, s. das Folg.
~enhaft, a.:
sich in Zoten ergehnd etc.: [Des Aristophanes] Leichtfertigkeit und Asotie (Z–igkeit). W. 34, 348 etc.; Von Zotten- haftigkeit ganz rein. Hebel 8, 180 etc.
~ig, .:
zotenhaft: Schwelgend in der z–sten Sittenlosigkeit. Droysen A. 1, 263; Nat.-Z. 16, 306; Prutz GschTh. 39; Jronischzotigte und zweideutige Reden. Stilling 2, 51.
Anm. Hochd. untersch. man heute in Schrift und Ausspr. Zōte (s. o.) und Zótte, ahd. zata, zota, mhd. zote, mit der Grundbed. des niederhangenden, bummelnden Flausches (vgl. Quast, Troddel etc.). Adelung schreibt freilich auch hier Zote und so in den meisten Ableit., doch Zottel und untersch. von zoteln (s. o.) zotteln, für dessen Bed. man vgl. bummeln 1; 2; trotteln 1; 2 etc. Unser Zote erklärt sich vielleicht am füglichsten aus Zotte, insofern dies die Haare der weibl. Scham und dann diese selbst bez., s.: Ausrupfen werd’ ich die Zotten dir. V. Ar. 1, 45 = Gleich zunzl’ (s. u.) ich dir die Bunzel aus. Droysen A. 3, 266, vgl.: Hab’ ich doch mir mein Gezöttel | überm Licht abgesengt, 194 und bes.: Die alte Zott (Spottname der Maintenon). Pz 2, 15 u. ä. m., (vgl. in der Volksspr.: zunzeln s. o. —; zupfen; zunzelig: zottelig; Zunzel, f.: Fotze s. d. —, sowohl: weibl. Genitalien, als: Weibsstück, vgl. Zusel = weibl. Scham des Viehs. Schwäb. W. 553 und: Weibsstück. Schm. 4, 289 etc., und Zünzler, m. = Fotzenlecker etc. Heinse Petr. 1, 70). Doch ist zu beachten, daß bei Luther Zote (m.) ohne den Begriff des Obscönen vorkommt = närrischer Einfall, Unfinn, Dummheit, z. B.: Daß ihr gemeinet, solcher fauler, lahmer Zote sollte in diesen Sachen mir Schaden thun. 26, 4; Allhie hat man viel lahmer Zoten der Juden von den Mirakeln dieses Namens Adonaī. 35, 124; Troll dich, du Schalk, und laß mich mit den Zoten zufrieden. 60, 54 etc., vgl. in mildrem Sinn: Freude in Sünden ist der Teufel, aber Freuden mit guten, frommen Leuten in Gottes Furcht, Zucht und Ehren, obgleich ein Wort oder „zötlin“ [närrischer Einfall. Scherz etc.] zu viel ist, gefällt Gott wohl. Luther 6, 169a; auch: Es gehet ein Spruch zu Zote in ihren Rechten. 5, 240b, wohl: es ist ein scherzhaftes (oder Witz-) Wort etc. Mundartl. gelten neben Zotte etc. auch Zozen, Zozel, wie zozeln = zotteln 2, s. Schm. 4, 297.