Faksimile 0957 | Seite 1779
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:Zorn :Zorne zörnen zornig Gezösch Zosen
:Zórn, m., –(e)s; (–e); -:
(s. zehren, Anm.)
1) leidenschaftlich aufbrausender Unwille (s. d., vgl. als svrwdt auch für die leicht zu mehrenden Belege Grimm I; Groll; Entrüstung; Ärger, Anm. etc.), z. B.:
a) Tein Z. ergrimme nicht wider mich! Richt. 6, 39 u. 0.; Einen heftigen Z. an eine Frauensperson werfen. Bodmer 136; Ter Z. ob Unbill. Cham. 4, 67; In seines Z–es Lohe. Cham. 4, 67; Großen Z. hatten Beide zu verwürgen. Gott- helf U. 318; Bis der Z. verraucht wäre. Grimm M. 43; In einen grimmen Z. gerathen. Gutzkow R. 4, 5; Das war nicht Z., Das nennt man Wuth. Kotzebue NSch. 17, 3, 75; In seinem Z. .., in seiner Wuth. L. Gal. 2, 6; Rennt der Z. mit dem Verstand davon. 5, 4; Jenen reinen Z. . ., eine der erhabensten menschlichen Leidenschaften. Lewald W. 2, 462; Hel. 1, 227; Dessen will ich nicht Z. tragen (s. d. 1g). Moscherosch Gs. 1, 276; Umröthete plötzlich tief aufgärender Z. ihm die Wange. Pyrker 107; Abgekühltes Z–es. Rückert Rost. 34b; Z., dieser heißhungrige Wolf etc. Sch. 113a; Wie gern | der fromme Mann hier seinen kleinen Groll | mit meines Z–es Riesenarm bewehrte! 274b; 458b; 492a; Er ist unter Jhrem Z. [zu klein dafür]. Tiea NK. 4, 93; Der Rache Z. dir | löschend in Sühnblut. V. 3, 43; Im Z. der Grazien, die ihm sonst hold genug zu sein pflegen. W. 24, 101 etc. (veralt. auch: Einem thut Etwas Z. Wackern. 1, 1051², vgl. Benecke 3, 906b = es erregt seinen Z.).
b) alterthümlich: In stolzem Zoren. Reithard 120; Jenen Tag, den Tag des Zoren | geht die Welt in Brand verloren. Schlegel und danach spottend V. 4, 167 etc. b) seltne Mz.: So steht auf scharfen Z–en | auch Liebe wunderschön. Arndt 370.
c) verkl.: Erkläre mir dein Zörnchen. Börne (1835) 3, 164; Lassen Sie Ihr Zörnchen fahren! König Kl. 2, 255; Mar. 1, 109 etc.; Die Wellen des mühsam erregten Zörnleins im Gehirn beschwichtigt. Gotthelf G. 5, 275 etc.
2) (s. 1)
a) in einer Art Belebung: Ter Z. der Elemente, Winde, Wellen etc. Adelung.
b) (veralt.) Zank etc. Ders.; Drauf hat sie einen Z. mit mir aufgeschlagen. Schweinichen 3, 268 etc.
c) (veralt.) Der Türke oder sonst ein Z. und Plage Gottes. Luther 5, 56a, etwas durch Gottes Z. Gesendetes etc.
d) selten statt Eifer (ohne den Begriff des Unwillens): Mir träumt in der Welt Nichts weniger als von der Hochzeit; aber mit einmal geräth er in Z. und eh’ ich mich umseh, | bin ich getraut. V. 1, 126 und dazu Anm. 199. Zsstzg. (vgl. Spate 2317), z. B.: In diesem Gäh-Z. Zinkgräf 2, 49, s. Jäh-Z.; Jhre Augen blitzten Gewitter-Z. Heinse Hild. 1, 275; [Odysseus,] welchen Sturm und Götter- Z. verschlugen. Freiligrath SW. 1, 244; Der Grimm-Z. Auerbach Ed. 361; Volksz. 13, 149 etc.; Solchen Helden- Z. Tieck Cymb. 5, 5; Er befiehlt in seinem Herrscher- Z–e. Wenzig Böhm. 125; Hunds-Z., als Pflanzenn., Carlina acaulis; In eurem Jach-Z. Alexis H. 2, 3, 193 = jäher (s. d. 1 und Anm.) Z.; Arndt E. 149; Aufwallenden Jach-Z–s. Baggesen 2, 336; Günther 202; Kant Anthr. 216; Des ungestümen Jach-Z–s. L. 7, 322; 13, 49 (Mendelssohn); Zachariä Hint. 56 etc., zumeist: Jäh- Z. V. Od. 18, 20; W. 21, 23 u. o. (s. auch Gäh-Z.); Menschenhaß und Menschen-Z. schmolz leise hin. Simrock Fr. 162; Gries Tass. 9, 57 etc.; Ein Bild mädchenhaften Minne-Z–s. Herrig 36, 467; Zwei Fechtmeister stießen mit Schein-Z. auf einander. Heine 4, 37; Keinen gräßlicheren Anblick als solchen Volks-Z., wenn er nach Blut lechzt. 8, 176; Ein echt italiänischer Weiber-Z. Meißner Nov. 2, 208 etc.
~e, f.; –n:
wilde Ente. Adelung.
Zörnen, intr.:
st. zürnen, z. B. Luther8,7b; Logau (Wackern.2,384¹) etc. und noch Geßner 2, 51; Rückert 6, 405 etc., auch Zsstzg., z. B. tr.: So erzörnet er den Hund. Luther SW. 60, 75; Geßner 4, 184 etc.
Zórnig, a.:
zornerfüllt etc., z.B.: Ein z–er Mann oder ein Z–er; Nicht z., aber doch ein wenig unwillig. HKleist Beil. 193; Z. sein, werden über Etwas oder Einen; auf Einen; veralt.: Er wird an mich fast [sehr] z. und unwirsch sein, daß ich dich hinweggelassen habe. Schaidenreißer 64a etc. und alterthümelnd: Z. um den Tod des Bruders war ihm der Vater. Görres H. 1, 143, er zürnte ihm darum etc.; ferner z. B.: Z–e Thiere. Weish. 16, 5; Ein z–er Löwe. Börne 2, 272 etc.; Der z–e Winter. Schlegel Sommern. 2, 1 (gleichsam personif.); Z–e Wellen. Freiligrath 2, 216; Schubart 2, 302 etc.; auch: Z–es Gemüths, wie ein Bär, dem etc. 2. Sam. 17, 8 etc.; In seinem z–en Grimme. Lewald Gschl. 3, 169 und mit stärkrer Meton.: Des Herrn Tag kommt grausam, z., grimmig. Jes. 13, 9 und selbst: Da gab ihm der Vater eine z–e Ohrfeige. Hebel 3, 263; Kommt .. mit z–em Sabel. 311 etc. Nbnf.: Zürnig. Claudius 6, 54 etc.; Sahe sie z–lich an. Stück. Esth. 4, 2; Ein Z–er gebaret mit allen seinen Gliedern z–lich. Schottel 1137a; Uhland V. 458 etc., seltner als attrib. Ew.: Ein z–liches Leben. Simrock N. 643 etc., vgl.: Ein zornliches Schelten. Gudr. 1188 etc. (vgl. mhd. zornec, zürnec, zorneclich, zornlich). Dazu (selten): Zornigkeit. Keller gH. 4, 457; An deiner Z–keit hab ich erst gesehen, wie lieb du mich hast. OLudwig Th. 1, 399 etc. Zsstzg. oder Zusammenschiebungen, z. B.: War recht bitter-z. Spindler V. 4, 179; Sie sei so grimm-z. Auerbach Ed. 318; Da wurde sie heiß-z. auf sich selbst. Freytag Hdschr. 1, 43 etc.; Er war ein gäh-z–er hitziger Mann. Stilling 2, 66 etc.; Jach-z. Arndt Ber. 280; Der jach-z–e mörderische Achilles. L. 6, 510; Lichtwer 140; Olearius B. 4b etc., gw.: Jäh-z., z. B. auch: Jetzt war er von einer fast unerträglichen Gereiztheit, die bei der geringsten Heftigkeit in eine jäh-z–e Heftigkeit ausbrach. GRaimund 6, 20 (veralt.: Jehe-z–e und ungeduldige Köpfe. Luther 5, 429b); Schein-z. Alxinger D. 6, scheinbar (nicht wirklich) z. etc.
Gezösch: s. zaschen. Zōsen: s. zausen.