Faksimile 0945 | Seite 1767
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Zimmerei Zimmerer zimmerisch zimmerlich Zimmerling zimmern zimmert Zimmerung Zimmes
Zimm~erēī, f.; –en:
das Zimmern, Zimmermannshandwerk: Der kleine Kerl habe schon unbändig viel Verstand von der Z. Frese Bed. 1, 56.
~erer, m., –s; uv.:
Einer, der und insofern er zimmert (s. Zimmermann, Zimmerling): Indem der Zimmrer den Schiffskiel | künstlich aushaut. B. 207a (s. u.: V.); Böttger Byr. 8, 137; Lasst den Z. | mit Axt und Säge kommen, das Gerüst | aufschlagen. Sch. 415b; 440a; Die Pforten, so weit sie der Z. baute. V. Od. 18, 385; Dem Z., wann er zum Schiffbau | künstlich die Balken behaut. Jl. 3, 61 (s. o. B.); Schiffs-Z. etc.
~erisch, a.:
in Zsstzg.: Frauen-z. und französisch. Fischart Großm. 85, in der Weise des Frauenzimmers (s. d. 2, vgl. frauenzimmerlich).
~erlich, a.:
(selten) auf das Zimmer (s. d. III) beschränkt und solcher Beschränkung im Ggstz. zum bewegten öffentlichen Leben gemäß, z. B.: Goethe vergisst nie seine Lehnsherrlichkeit über Schiller; man sieht ihn oft lächeln über Dessen Z–keit und ihn als einen blöden Buchdichter gnädig und herablassend behandeln. Börne 4, 265 etc., häufiger in Zsstzg.: Frāūen-: einem Frauenzimmer (s. d. 4) eignend, zukommend, gehörig, gemäß etc. (vgl. weiblich, frauenzimmerisch etc.): Einem f–en Gedichte. G. 3, 201; F–e Handarbeiten. 18, 223; In einem f–en Stile. 20, 146; F–e Mittelgröße. 26, 26; Daß die Übersetzung in f–e Hände gefallen. 33, 308; Ein f–es Gefühl. Br. 442b; Ein f. verlegenes Wesen. PHeyse Mer. 45; Kestner G. 295; König DFam. 1, 151 etc.; auch: Gellert. . . Bei seiner eigenthümlichen F–keit. Danzel Gottsch. 271; Da ich selbst gegenwärtig an einer strengen Revision meiner eigenen Arbeiten bin, so erscheinen mir die F–keiten unserer lieben kleinen Freundin [die f–en Dichtungen von Amalie Jmhof] noch etwas loser und lockerer als vorher. G. Sch. 5, 153.
~erling, m., –(e)s; –e:
1) Zimmerer (s. d.), z. B.: Z–e und Maurer. LSchefer Rom. 5, 65 etc.; bes. im Bergb. (s. Zimmerhauer); auch bildl.: Staats- Z–e. Jahn M. 58, Klüglinge, welche Staatssysteme aufbauen etc.
2) in Zsstzg.: Vor-Z. Scherr Bl. 3, 75, Einer, der in den Vorzimmern der Großen zu verweilen (zu antichambrieren) pflegt.
~ern, tr. und intr. (haben):
1) Holz zum Bau bearbeiten und verbindend in einander fügen: Künstlich zu z. am Holz. 2. Mos. 31, 5; 1. Kön. 5, 15; Zimmert Holz und misst es mit der Schnur. Jes. 44, 13; [Sie] mußten deine Schiffe z. Hes. 27, 9; Der Schiffholz zimmert. B. 151b; Droysen A. 1, 299; Die Decken waren aus dichten Fichtenstämmen gezimmert. Freytag Soll 2, 268; Habt ihr einmal das Kreuz von Holze tüchtig gezimmert. G. 1, 290; Die wohlgezimmerten Scheunen. 5, 30; Ich zimmre deinen Todtensarg. Heine Lied. 9; Äxte z–d an Maschinen dröhnen. Lenau A. 110; Unter Lachen und Scherzen zimmerte man an seinem eignen Sarg (bildl.). Monatbl. 2, 209a; Leicht gezimmert nur ist Thespis’ Wagen. Sch. 100a; Schreinern, z. Sealsfield Leg. 3, 64; Ein Haus für sich selbst war föhrengezimmert der Trinksaal. Simrock Fr. 16; Wir wollen den Leuten schon zeigen, aus welchem Holz (s. d. 1, Schluß) wir gezimmert sind (vgl. 2). Tieck NK. 4, 61; Die Pforte der schöngezimmerten Kammer. V. Od. 1, 437; Weidner 21; Der Betstuhl war ganz aus festem Holz gezimmert. W. 11, 177; 25, 66; Der Zimmermann (s. d.) zimmert sein Holz nicht um des Z–s willen. Luc. 1, 254; 3, 124; 4, 177; 6, 411; Wilkomm Bann 1, 127 etc. 2) (s. 1) verallgemeint und bildl., wobei der Bezug auf das Material zurücktritt: Ein schlecht gezimmertes und schlecht ausgefüttertes Stück [Drama]. Ense T. 1, 160; Eichendorff GschDr. 182; Kinder z. [zeugen]. FischartB. 170b; Willst du dir ein hübsch Leben z., | musst ums Vergangne dich nicht bekümmern. G. 3, 95; Wie die Zeit sie verschieden gestellt, an ihm gezimmert und genagt, Vreneli zu einer Frau gemacht. Gotthelf U. 2, 191; Da habe ich Jhnen einen Hut zurecht gezimmert, der etc. Keller gH. 4, 359; Wer auf der Studierstube ein System zimmert. JMRLenz Men. 48; Also muß sich Gott immer lassen z., meistern und führen. .. Des Ecksteins, darauf er uns bauet und zimmert, mag man nichtleiden. Luther 5, 67b; Die Universität .. umschließen dieselben gesetzlichen Schranken, wie sie um die alten Schulen .. gezimmert sind. Monatbl. 2, 440b; Wovon das eine [Volk] so sehr zur Nation gezimmert, daß es glatt und fertig, nichts Fremdes mehr aufnimmt. Rahel 1, 513; Sprechen .. ungezimmerte Dinge. 506 [die nicht recht zusammen passen etc.]; Bis man entweder von selbst ein Narr oder durch Andre zu einem Narren gezimmert wird. Schwab V. 1, 333; Wozu die Götter wohl dies schöne Rund gezimmert. W. 12, 7; Wie zimmert dieser kleine, schwache Mann so viele Kinder? Zinkgräf 1, 191 (s. o. Fischart). 3) Dazu:
a) Zimmerer, s. o.
b) Zimmerung, s. u. Zsstzg. (vgl. die von bauen, mauern etc.), z. B.: Āūf-: zimmernd aufrichten: Eine neue Kapelle und besondere Altäre a. Fischart B. 15a; Auf freier Wiese war ein kleines Theater aufgezimmert. Heine 7, 177; Kohl Pet. 1, 18; DMus. 1, 2, 650; Stahr Jahr. 1, 101 etc., auch [2]: Denen wegen des Bestandes ihrer mühsam aufgezimmerten Lehrsätze bang wurde. Augsb. Zeit. (44) 1980a. mit Zimmerwerk auskleiden, nam. Bergb. (s. Zimmer 3), auch ver-z.: Ein ausgezimmertes Silberbergwerk. IP. 3, 26 etc.
Āūs-: Be-:
1) Ein Gut b., mit den nöthigen Wohn- und Wirthschaftsgebäuden versehn (vgl. Zimmer 2). Schm. 4, 262.
2) statt des Grundw.:
a) Einen Saal b. Simrock R. 527 etc.; Das balkenbezimmerte Haus. Kompert NGsch. 1, 115.
b) häufiger: Holz, Balken etc. b., zum Bau behauen. z. B. [2]: Eine Kritik.. hatte er nicht aus seinem kranken Kopf h. können. Palleske Sch. 1, 291, fertig schaffen. zimmernd nachbilden: Die Welt im Kleinen trefflich nachgezimmert. IGJacobi 2, 200.
Herāūs-: Nāch-: Ver-:
1) (veralt.) Einen v., über-z., ihn durch Bauen beeinträchtigen. Schm.
2) durch Zimmerung versichern, verwahren etc., z. B.:
a) Bergb.: s. aus-z.
b) Ein Schiff v., ausbessern. Bobrik 709b.
c) Die Zellenwände [des Klosters] eingeschlagen, die Thüren .. mit Riegeln verzimmert. G. 26, 232.
d) (veralt.) Einen ein-v., sicher einsperren, s. Haltaus 305. Die Zähne einzeln in Löcher eines aus mehreren Theilen zusammengezimmerten Kranzes eingesetzt. Karmarsch M. 1, 603; Vorrathshäuser, aus Balken und Brettern zusammengezimmert. Sealsfield Leg. 2, 168 etc. und [2]: Der sich nun eine andere Leiter auf den Parnaß aus griechischen und römischen Wortsprossen z. wollte. G. 21, 107; Aus Plato’s Dialogen eine platonische Philosophie z. Guhrauer Less. 2, 108 etc.
Zusámmen-:
~ert, a.:
(schwzr.) aus Zimmer (s. d. III 1), rohen Bäumen, mit offnen Zwischenräumen gebaut. Stalder.
~erung, f.; –en:
das Zimmern (s. d. und Zsstzg.) und das Zusammengezimmerte, z. B.:
1) Die ganze Z. und Zusammensetzung. Engel 4, 147; Mit Auf-Z. und Tapezierung des Kaiserthrons beschäftigt. Scherr Bl. 2, 102 etc.
2) bes. im Bergb. (vgl. Zimmer 3): Wobei denn freilich der feine Sand eine genaue Z. erfordert hätte. G. 40, 234; Die Beseitigung des Druckes der Gesteinsmassen, .. welche in der Unterstützung entweder durch Z. oder durch Mauerung bestehen. Karmarsch 1, 171, vgl. Scheuchenstuel 114 etc., auch: Ver-Z. und Zsstzg. mit Bstw., z. B.: Gruben-Z.; Die Schacht-Z. theilt sich in die Z. im ganzen Schrot (s. d. 1c) . . oder in die Bolzenschrot-Z., wo die einzelnen Kränze durch dazwischen gestellte Stempel (Bolzen) .. von einander gehalten .. werden. Scheuchenstuel; In Örtern, die durch bereits verstürzte Ausbaue. . getrieben werden, wendet man die Sparren-Z. an. Karmarsch, im Ggstz. zur Thürstock-Z. ebd. (s. Thürstock); Stollen- und Strecken-Z. ebd. etc.
3) (schwzr.) Z., Zimmerig oder das Zimmer (s. d. II2) = Sennhütte und danach auch: das Gebiet derselben, Alpweide (die 20 bis 30 Stück Kühe nähren kann). Stalder.
~es: s. Gemüse, Anm. und Schwäb. W. 549.