Faksimile 0899 | Seite 1721
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Zeil Zeiland Zeile zeilen zeilig Zeimer Zein Zeilsle Zeischen
Zēīl, n., –(e)s; –en, (–e):
in Zsstzg. nam. mit Zahlw. zur Bez. von Versganzen nach der Anzahl ihrer Zeilen, z. B.: Ein plattdeutsches Zwei-Z. Sanders Volksl. 214; Kleine Zwei-Z–en. 204 (s. Distichon); Ein Vier-Z., Tetrastichon; Vier-Z–en. Rückert 2, 381 etc., vgl.: Denk- Z–en. 6, 393 etc.
~and: s. Zeideln, Anm. ~e, f.; –n; -chen; –n-:
1) s. Zille. 2) (ahd. zîla, mhd. zle, s. Schm. 4, 251) Reihe (s. d. 1) von etwas in einer (gw. graden) Linie hinter einander Stehndem, z. B.:
a) am häufigsten: von (geschriebnen oder gedruckten) Buchstaben, Lettern etc.: Jede Seite des Manuskripts enthält 30 Z–n, die im Druck 20 Z–n geben; Zwei Z–n an Jemand schreiben, einen sehr kurzen Brief; Z. für oder veraltend vor (z. B. G. 32, 275; L. 3, 317) Z.; Zwischen den Z–n zu lesen verstehn, auch Das, was der Schreibende nicht mit ausdrücklichen Worten sagt; Der einsichtige Leser, welcher fähig ist, zwischen diese Z–n hineinzulesen. G. 22, 345 etc.; Bedenke wohl die erste Z., | daß deine Feder sich nicht übereile. 11, 51; Viel fester als auf Marmorsäulen | trotzt auf Homer’s geweihten Z–n | Achilles der Vergessenheit. Haller 119; Denn die Welt nicht werth ist, daß sie eine Z. [das geringste] gutes, nützliches Recht habe. Luther 5, 256b; Wie David diesen Artikel in zwei winzige Z–n fasset. Mathesus Pr. 152 etc. Zsstzg. z. B. s. Zeil und: Diese wenigen Abschieds-Z–n. Hausbl. (64) 3, 41; Die nächstfolgende Anfangs-Z. (Alinea). Franke Kat. 54; Ausgangs-Z. ebd. (vgl. Schluß-Z.; Hurenkind); Die freundlichen Begleitungs-Z–n. Heine 14, 99, s.: Geleit-Z–n. 149; Druck- oder Satz-Z–n (s. d.); Die meisten der Lang-Z–n zerfallen in zwei Dipodien. Vischer Ästh. 3, 1340; In stabreimenden Lang-Z–n. Simrock Frith. 194 etc.; Manuskript-Z. Franke Kat. 47, im Ggstz. zu Satz-Z.; Wie werden die größern Zwischenräume .. gemacht? Mittels Quadrat-Z–n. 55 (s. Quadrat 1e); In reimlosen Recitativ-Z–n. Koberstein Grundr. 2, 1155; Die Stanze besteht aus acht Reim-Z–n; Satz- Z., s. Manuskript- und Druck-Z.; Schluß-Z. (eines Absatzes, s. Ausgangs-Z.). Franke Kat. 54; Firdusi vernichtet mit wenigen ehrenrührigen Schmäh-Z–n alles Lob. G. 4, 252; Schrift-Z. Oppenheim 12, 235; In den engen Raum von acht Stanzen-Z–ngepresst. Sch. 28a; Trost- Z–n an betrübte Eltern über das Absterben etc. Mühlpforth 2, 40; Vers-Z–n; In lustigen Wechsel-Z–n [von wechselndem Rhythmus] | der Fescenninen muntrer, freier Scherz. W. HB. 2, 60 etc.
b) von Pers., die in Reih und Glied stehn oder sich bewegen: Sah ich bewegt der Völker lange Z–n. G. 12, 57; 158; Führt kein Wagen mich stolz durch lange Z–n Klienten. INGötz (Kurz 2, 528b); Zu kleinen Haufen trennt sich bald | der überall durchbrochnen Z–n Länge. Nicolai 6, 152 etc.; Eine Heeres-Z. Pröhle J. 238. c) Häuserreihe: Flackernder Dörfer Z. Freiligrath SW. 4, 117; Die Straße .. nur auf der einen Seite von einer fortlaufenden Z. .. ärmlicher Häuser gebildet. Gartenl. 9, 2a; Höfer GschDam. 18; Durch der Straße lange Z. Sch. 78b etc. und so als Straßenname in manchen Städten, z. B.: Die Z. [in Frankfurt aM.] hinunter. G. 20, 230; Die Woll-Z. [in Wien]. Gartenl. 13, 262a etc. d) von etwas in einer Reihe Gepflanztem: Das Kraut wird in Z–n (z–n-weis) gesteckt. Adelung; Reben in Z–n. G. 12, 217; Jener verpflanzt’ auch spät in geordnete Z–n die Ulmen. V. Georg. 4, 144, s. Zilete, f. Stalder 2, 474 etc. e) = Jahn (s. d.). f) Bäck.: Eine Z. Semmeln (s. Zeilsemmel). g) Botan.: bei Ähren eine Körnerreihe (s. zeilig1b). h) Kürschn.: Sind die zu verbindenden Felle ausgesucht, so werden sie ge- zeilt, d. h. so an einander gereiht, daß sie einen langen Streifen von der Breite eines Felles bilden. Mehrere Z–n werden dann zu einem breiten Überzuge verbunden. Prechtl 11, 57 etc. i) eine Reihe von Zähnen in einer Striegel u. ä. m., z. B. auch: Gufferlinien (s. d.) von Blöcken und Schutt. .. Diese Trümmer-Z–netc.; ferner: Z. und March [Grenze], s. Frisch 2, 470b.
~en, tr.:
s. Zeile 2h; ferner z. B.: Dem gezeilt [reihenweis ge- ordnet] | die Kleiderstoffe liegen in den Kasten. Rückert Mak. 2, 57 etc.; Steine (zum Bau) an-z. und verbinden, versetzen. Mathesius Sar. 97b ff.; Der donauische und rheinische Wasserstrom hat das röm. Reich eingezeilet [als Grenze eingeschlossen]. Wursisen Basl. Chr. 2, 2.
~ig, a.:
in Zsstzg.: 1) mit Zahlw.: so und so viel Zeilen habend, z. B.:
a) (s. Zeile 2a) Die ein-z–ten Sinngedichte. L. 8, 443; Ein etwa anderthalb-z–er Hauptsatz durch eine fünf-z–e Parenthese durchbrochen. Zeitschr. f. Gymnas.–Wes. 18, 686; Die Ründe der vier-z–en Strophen verletzt. H. 13, 279; Daß sie nicht zwei-z., sondern sämmtlich vier-z. sind. Die Leberreime sind sechs- z. Gruppe 1, 682; In acht-z–en Stanzen. W. 36, 146 etc.
b) (s. Zeile 2g) Einseitig oder ein-z. ist die Ähre bei Fingerhut, Heide, Sonnenthau etc. Oken 2, 43; Die Rollgerste, Hordeum hexastichon .. hat eine sechs- z–e Ähre. .. Die Sommergerste, H. distichon. Ähre .. zwei-z. 3, 388; Karmarsch 1, 195; In viel-z–en Ähren. Görres V. 15 etc.; ähnlich auch: Die Eichhörnchen haben meist einen zwei-z–en Schwanz. Oken 7, 769; 760 etc.
2) mit andern Bstw., z.B.: Die kurz-z–en .. von anmuthigen Refrains belebten Maße. Mommsen 3, 555 (s. Zeile 2a), Ggstz.: lang-z.; Jenes reim-z–e[aus Reimzeilen bestehnde] Distichengedicht. Schubarth G. 2, 481; Weit-z. Gemüs’ in dem Dornwall. V. Ländl. 4, 691, s. Zeile 2d, aber auch (s. Zeile 2a): Jenachdem das Manuskript weit- oder eng-z. geschrieben ist u. á. m.
Zēīmer, m.:
s. Zain, Anm. 2 und Ziemer.
Zēīn etc.:
s. Zain.
~sle, Zeischen: s. Zeisig 1c.