zeihbar
zeihen
zeihlich
Zēīh~bar, a.:
s. zeihlich, bes. in Zsstzg.: Sehr ver-z. war also der Irrthum. 8, 448; 25, 27 etc.; Un-ver-z–e Fehler etc. —
~en, tr., zieh; geziehen — vereinzelt auch schwachformig etc. —: (s. Zeichen, Anm.) 1) beschuldigen, Schuld geben etc.:
a) mit persönl. Obj. und sachl. Genit.: a) außerm Impf. und pass. Partic., z. B.: Welcher unter euch kann mich einer Sünde z.? 8, 45; Die z. mich, deß [= Desjenigen, deß] ich nicht schuldig bin. 35, 11 = Sie z. mich, deß mir nicht kund. Mich einer Unwahrheit zu z. 1, 171; D. 5, 59; Solcher Fehler . . | zeihet der Pöbel mich. 1, 263; Daß .. das alte Testament .. sich eines Wahns .. öffentlich zeihe. R. 9, 235; Jemand einer Lüge, eines Unrechts z. Par. 1, 18; Lind. 3, 24; 6, 251; 2, 71; 198; 270b; 281b; 338a; 443a; Nicht Kleinmuths zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt. 493b; 494b; 590a; 632a; Das Schicksal .. einer Ungerechtigkeit zu z. 715a; Gd. 1, 157; Kein Erröthen zeiht dich des Verraths. Sh. 8, 280; 6, 287; Weß zeiht ihr mich? N. 2029 etc. — 8) starkformiges Impf.: Er zieh sich selbst der Eitelkeit. R. 8, 176; Das Blatt, dessen Inhalt ihn der Ungerechtigkeit zieh. E. 1, 81; Gschl. 3, 132; N. 803; Er zieh des Frevels sie gerad’ ins Angesicht. 15, 71 etc. — γ) schwachform. Jmpf.: Wer .. zeihte ihn der Muthlosigkeit? H. 2, 2, 53; Das Verbrechen, dessen ich Sie zeihte. 893b; N. 208; DQ. 2, 209; Wenn auch die ganze Welt Shakespeare .. eines .. Fehlers zeihete. JP. 62 etc. — d) starkform. Partic.: Wenn ich hier eines Unrechts ge- ziehen würde. D. 109; Gut ist das Meer: weß hast du’s geziehen? Fr. 124 etc. — e) schwachform. Partic.: Weß mich so laut gezeihet das .. Weib. N. 788 etc. —
b) (s. a; Das 4; Es 9; Was 1b etc.) mit Acc.- Form statt Genit., z. B.: Kein Mensch konnte ihn Etwas z. 46, 23; Er ist ein frommer Mann, ich hab ihn weder Dies noch Das geziehen. 1, 155a; Es hat Keiner .. je von mir gehört, daß ich ihn Das geziehen habe. 161b; Nicht einmal im Scherze möcht’ ich dieser | unreifen Einbildung Sie z. (s. a). .. Was ich höchstens | Sie z. könnte etc. 281b; 285a etc., vgl. veralt. — wo wegen des fehlenden Artikels der Genit. wie Acc. erscheint —: Wenn man nun Einen höflich [der] Verrätherei z. will. 199 etc. und mit entschiednem Acc.: Ich bin ein armer großer Sünder und zoch mich deß[halb] mein Sünd, daß etc. Ul. 49. —
c) (s. a) mit abhäng. Satz statt Genit., z. B.: Du zeihst des Abfalls uns, des Verraths mit Recht (s. a); | wir z. dich, daß über die Alpen stets | dein Aug gekehrt war etc. 2, 198; Wir zeihn dich, daß du hast gestrebt, zu stürzen | Recht und Verfassung. 6, 286; Sie wurden „gezigen“, wie sie die Brunnen hin und wider vergiftet. 448a etc. —
d) (s. a) zuw. mit bloßem persönl. Obj. (ohne Genit.), z. B.: Wir müssen blutig zwar und grausam scheinen, | wie unsre Händ’ und die geschehne That | uns z. Cäs. 3, 1; Don Diego, welcher den ganzen Ort Zamora zeihte. DQ. 2, 290; Ich zeihe dich als einen Weltverführer. Othell. 1, 2, beschuldigen, anklagen etc. —
e) zuw. auch (s. Einem Etwas z., Schuld geben, vorwerfen etc., z. B.: Ihm zieh er schon im Stillen des treuen Packans Blut. (Kais. Albr.’s Hund); Unser Tartüffe tritt auf und zeiht die That dem Sohne eines Barbiers. 4, 136 etc. und ohne Dat. mit sachl. Obj.: Wie zeihst du billig solches unfreiwillige Thun? Soph. 1, 129 etc. — 2) veralt. (s. Ggstz. ver-z. und 5, 354; 4, 241; Br. 340b):
a) refl.: Weß oder was zeihest du dich? = was willst du? etc., s. außer den zahlreichen Stellen dort noch: Was mag sich der Bettler endlich z.? 7, 65 etc. —
b) tr.: Weß oder was zeihest du mich? (vgl. 1), was willst du von mir? etc., s. außer noch: Was willst du die unschuldigen Kinder z.? 647 etc. — 3) (mundartl.) So ruft er und winkt den Hirten herbei, | daß jeder ihm staunend das Wunder zeih. (Kais. Max auf Martinswand), ansage, erkläre (wobei die Urbed. des lat. dicere, goth. teihan etc. noch deutlich hervorblickt). — Zsstzg. z. B. (vgl. 3, 878): Be- [1]: Wo aber Jemand einer Missethat von Einem oder Mehrern „bezygen“ würde, Den oder Die mag der Beschuldigte um solch „Bezeuchnüß“ mit Recht wohl vornehmen [belangen]. 1518 tit. 18 (s. 167; 1035); Niemand ist, der diesen Balboa | auch nur des schwächern Fehls bezeihete. Also wird auch St. Jakob „bezigen“, er hab die Meß geordnet. Chr. 257b; Eh müss’ er seine Brüder | .. des falschen Spiels b. Nath. 3, 7; 1, 602; Ihr, weiß ich wohl, bezeiht mich nicht der Lügen. Rol. 7, 2; Aus Furcht, vielleicht irgend einer Vernachlässigung bezeihet zu werden. Herr 2, 172 etc.; Bezeihung. Max. 389, vgl. Bezicht; Bezick. — Ent- [2a]: Sich eines Ggstds e., darauf verzichten (s. ver-z. 1a), — ver- alt.: Ich entzeih auch mich gänzlich aller Rechte(n). Rhetor. 83; Diese obgeschriebene Entzeihung. 81 etc., s.: Ich will mich gern aller Nüsse in Ewigkeit „entzihen“. 3, 457²³), mhd. entzîhen (s. entziehen 2c). —
Ver-: 1) [2] verzichten auf Etwas; demselben entsagen; es aufgeben (s. 1917):
Zēīhlich, a.: a) refl. mit Genit., z. B.: Nimmt der Mann Rache, so ist er nur seinem Feinde gleich; verzeiht er sich ihrer, so ist er über ihm. 1, 4, 58); Daß wir uns sothaner Vorjagd von nun an für alle Zeiten ver-z. 304; Betrübte, da du dich jedweder Lust verzeihst. 363; [Der] mag bei den Buhlereien | dieses Namens sich ver-z. 1, 7, 43 u. o. (s. 5, 350; 226); Wenn sie sich hie guter Tage ver-z. müssen. 5, 348b; 6, 189a; 232a; 8, 251b etc.; Pr. 72 etc.; Verzeiht sie .. sich ruhig aller Ehre. 188; Zwar würde Mancher sich der Warnung gern ver-z. 167; 132; Wenn sie sich darauf der weitern elterlichen Erbschaft verziehen haben, diese ihre Verzichte nachwärts anföchten. Ph. 4, 243; Die junge Frau hatte sich halb und halb des verziehen, Mutter zu werden. Ph. 4, 10; 98; Dieweil sie sich deines Lebens verziehen [die Hoffnung, daß du noch lebst, aufgegeben] hat. 5, 23 etc.; reißer 11a; 14b; Hab ich mich aller Freud gänzlich verziegen. 77b; 3, 12; So wollte er sich Jtaliä . verzeich en. 184a; Übergab er ihnen Bellentz und verzeich“ sich daran alles Rechten. 603b; Js. 89; Ein Edelmann hat .. sich verbrieft, auch aller Schirm und Freiheit verzigen, wo er etc. 3, 444²⁰); Die Fakultät hat deiner Heilung sich verziehen. 10, 295; 20, 234; 1, 90 etc. —
b) intr. (haben): Auf Etwas v., z. B.: Unser avum [Zeitalter] hat auf seinen Genius verziehen. 31, 12; Er lasse Nichts hinter sich in diesem Leben, darauf er nicht von Herzen gern wolle ver-z. 1, 207 (vgl. 1, 723 ff.), auch (vgl. 2b8): Wie gern verzög ich auf sein Geld! Fab. 2, 16; Weit lieber wollen wir auf dein Geschenk verziehen. 219 etc. —
c) tr.: Einem Etwas ver-z., darauf verzichtend, es ihm erlassen, — als zweideutig (s. 2) gemieden, doch z. B.: So hätten wir auch dem Vf. den „Versuch“ etc. .. an diesem Orte verziehen. 13, 323, s. ferner (ebenfalls selten) adjekt. Partic. pass. = aufgegeben: Daß bei so böser Fahrt | auch das verziehne Schiff noch ganz behalten wird. 80 Reis. 43b). —
d) Dazu (vgl. c): Solche Verzeihung und Aufgab seiner Vogtei. Rhet. 82 (vgl.: virzichennisse. 1, 724¹7; 726³; verzeihnüsse etc. 1918 und heute gw.: Verzicht). — 2) (s. 1a, den ersten Beleg) auf die Rache oder Genugthuung für Etwas verzichten; es nicht ahnden wollen; vergeben (s. d. 6, auch in Betreff der Fügung), auch als Höflichkeitsausdruck in abgeschliffnerm Sinn = entschuldigen etc.: Einem Etwas ver-z., auch ohne Dat. oder Obj. und zuw. (in einer Art Belebung) mit sachl. Dat., z. B.:
a) Verzeih — mir mein Unrecht; mir; mein Unrecht; meinem Unrecht etc.; Verzeihe mir die verborgenen Fehler. 19, 13; Verzeih mir Gott die Schuld, | so wie ich dir verzeihe! 55a; Ver-z. Sie denen Thränen, die etc. 1, 83; Verzeiht die Freiheit, die ich genommen! 11, 124; Ich habe hier Nichts zu ver-z., denn ich habe hier Nichts übel zu nehmen. Gal. 4, 6; Jch hab ihn (Gott verzeih mir’s!) recht übern Tölpel geworfen. Gs. 1, 354; Sich unter einander den Schaden zu ver-z. Ph. 3, 204; Schenken, geben, Schuld ver-z. H. 83 (selten, wie hier, von einer Geldschuld); Deinen Jahren verzeiht man zehn Ausschweifungen vor [eher als] einer einzigen Grille. 186b; Es ist dem Menschenherzen zu ver-z., | in solchem großen Spiel sich zu betrügen. 663b = daß oder wenn es sich darin betrügt; So verzeihungswerth, wenn je verziehen die Manen. Ländl. 4, 721; Sprachschnitzer, die nur dem unerzogensten Theile des Volkes zu ver-z. sind. 33, 364; 12, 32. —
b) Ugw. Formen: ω) (veralt.) Verzei ch mir mein Unterreden [daß ich ins Wort falle]. 67b; Verzeich mir jetzund auch, daß ich etc. 96b; Verzych mir Gott all meine Sünd, als ich dir dies . . Wort verziegen hab. 2, 7. — 8) schwzr. vermischt mit verziehen (s. 1b), z. B.: Es wolle ihm verzogen [verziehen] haben. G. 210; Wenn der liebe Gott mir verzö ge. 248; Alfred, der so oft den Aufrührern und den eidbrüchigen Räubern verzogen hatte. Alfr. 58 etc. — γ) schwachformig (selten): Weil ich dem Gesetzgeber .. seinen Haß .. nicht verzeihte. Verm. 1, 79. — Dazu:
c) (s. 1d) Einem Verzeihung gewähren, zu Theil werden lassen; Um Verzeihung bitten (auch als Höflichkeitsausdruck); Verzeihung der laufenden Feder! 23, 222; Ich muß sowohl um Nachsicht [mit dem Gegebnen] als um Verzeihung [daß ich überh. Etwas gegeben] bitten. 4, 1, 145 etc. —
d) Gott, Verzeiher der M. 11, 830; vgl.: Mir ist so recht verzeiherlich zu Muth. Sh. 2, 268, zum Ver-z. —
(selten) zu zeihend; so, daß man des im Genit. Genannten zu zeihen (anzuklagen) ist: Der Verachtung des .. Court [Gerichts] z. Leg. 3, 89 etc., — gw. Zsstzg.: Ver-: was verziehen werden kann, verzeihbar: Die es nicht dabei bewenden ließen, was noch ver-z. geblieben wäre. Frzfr. 113; 13, 278a; Jeder Jrrthum .. ist ver-z. 39, 298; 3, 7; Eine so v–e Schwachheit. 16, 62 etc.; Ein un-v–es Verbrechen. 17, 136; Un-v. find’ ich den Leicht- Wörterb. II. sinn. 5, 6; V–e und un-v–e Mißgriffe. 16, 256; Der große Einfluß, den diese Völkerschaften .. gehabt, würde es un-v. machen, fie mit Stillschweigen zu übergehen. 1, 879; 881 etc.
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