Faksimile 0887 | Seite 1709
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Zeche zechen Zecher umzechig Zechine
Zéch~e: I. f.; –n:
(mhd. zëche, s. Benecke 3, 859 und das dort Angeführte)
1) (ohne Mz.) die Reihe (s. d. 2) oder Reihenfolge, in der Etwas abwechselnd unter Personen umgeht, nam. in Bezug auf Reihendienste (s. d.), s. nam. Haltaus 2144 ff.: Um die Z. oder zech-um (vgl. umzechig); Nach der Z.; Die Z. ist an Einem etc.; Boten-Z., Ordnung, in welcher das Botenlaufen die Pflichtigen trifft. Schwäb. W. 544 etc.
2) (s. 1) eine zu solcher Reihe gehörende Gesammtheit von Personen: Die große und die kleine Z. bei den Frohnfuhren etc.
3) (s. 2) verallgemeint: eine zu gemeinsamem Thun, Schaffen etc. verbundne Gesammtheit, Gesellschaft von Pers., z. B. = Zunft von Handwerkern, Gewerbtreibenden etc.: Aus der dumpfigen Stubenluft der Handwerker-Z–n. Eichendorf GschDram. 30, s. Schm. 4, 220; = Kirchengemeinde. 219 etc.; ferner z. B.: Narciß hat gar keine Gemeinschaft mit der höllischen Z. JAEbert Young 5, 165, Gesellschaft (club); Ich bin nicht aus jenen Z–n, | wo sich das Gesinde findt, | welche Männer im Versprechen | und im Halten Kinder sind. Gref- linger (Gruppe 1, 273); Wickram und Jakob Freyen frei Rollengespräch und Gartenzech. Fischart Garg. 7, s.: Die Gartengesellschaft von Jak. Frey als ander Theil des Rollwagens (Gödeke Grundr. 374) und 4.
4) (s. 3) insbesondre: eine Gesellschaft oder Zusammenkunft zu geselligem Vergnügtsein bei Essen und Trinken, insofern die Kosten dabei von der Gesammtheit der Theilnehmer bestritten werden (s. 5 und Gelag 3; Picknick; Kranz7b; Klubb etc.): Wie man in einer Z. zusammenlegt, da auch wohl Einer für den Andern giebt oder legt. Luther 6, 29b; Schaidenreißer 3a (s. Gelag 3, Anfang) etc. und Zsstzg. z. B.: Eins Tags an einer Abendzech. HSachs G. 1, 141; Wickram Rollw. 65 etc.; Thüren [dürfen] sie .. Christum lästern in seinen Worten: „Nehmet, esset“ .. und sein tröstliches Sakrament deuten und verkehren in eine Bauer- Z. Luther 8, 179a; In der Bierzech (vgl. 6), wenn man toll und voll ist. Mich. Neander Menschenspiegel (1560) 18b; Bei den Weiber-Z–n, wie gern brüstete sich in Seide, Gold und Silber auch die unvermögende! JvMüller 24, 404 etc.
5) (s. 4) verallgemeint: Gasterei, Schmauserei, Trinkgelage: Ps. 69, 13; Mit was für Z–n, mit was für Sättigkeit und was für Wollust beglückest du mich! L. 3, 63 etc.
6) (s. 4) in der heute gewöhnlichsten Anwendung, zunächst: der von einem Theilnehmer an einer Z. (4) zu zahlende Antheil, und verallgemeint: Wirthshausrechnung etc., z. B.:
a) eig.: Die Z. ohne den Wirth machen. Sprchw.; Trinkt sich beim Sonnenwirth eine große Z. ans Bein. Auerbach Leb. 2, 65; Ich bitte, die Z. | billig zu machen, Herr Wirth. G. 1, 269; 270; 19, 57; 60; Als ich den andern Morgen die Z. verlangte, lächelte der Kellner. 6 1; In einem Gasthof .., wo sich eine muntere Gesellschaft versammle und wo man, indem Jeder eine mäßige Z. bezahle, einige ganz vergnügte Stunden zubringen könne. 21, 1 31; 25, 169; Frei ausgehen an der Z. Hebel 3, 67; 113 etc.; Bier-Z. (vgl. 4); [Da wir] so überall der Tages-Z. entschlüpft waren. Relstab Leb. 2, 194; Zur Tilgung ihrer Wirthshaus-Z–n. Joh. Falke DLeb. 3, 293 etc.
b) bildl., namentl. oft: Die Z. bezahlen (s. d. 1b) = büßen, entgelten etc., z. B.: Wer wird die Z. bezahlen? wer wird das Opfer sein? Forster Br. 2, 234; Es müßten doch Alle zuletzt die Z. bezahlen, | die sich an Reineken machen und ihm zu schaden gedenken. G. 5, 197; 218; 9, 8; 29, 263; Ich mußte die Z. mit Wucherzinsen bezahlen. Hackländer DSt. 5, 137; Die Kaiser kamen, die Päpste wütheten und Italien bezahlte die Z. Platen 5, 271; Prutz W. 47; W. 34, 343 etc., vgl.: Die Z. ausbaden (s. d. 3). Kinkel 39 etc.; versch.: „Euer edler Sohn .. | bezahlte als ein Krieger seine Schuld.“ Er schied wohl und zahlte seine Z. Sch. 581b [that tapfer sterbend seine Schuldigkeit]; ferner z. B.: Zu London kriegt’ ich nicht leicht einen Hieb; aber hier fürchte ich mich davor. Hier [in der Schlacht] kreiden sie die Z. nicht anders an als gleich auf den Kopf. Schlegel Sh. 6, 167; Für jetzt ist ihm seine Z. abgeschrieben; bekömmt er aber wieder Etwas auf die Kreide, dann hängt er doch. Sealsfield Leg. 3, 222 etc.
7) (s. 3) „Das, was Mehrere zu gemeinsamen Zwecken zusammenlegen und in Vorrath halten, vor Allem zum Besten einer Kirche und ihres Diensts“. Schm. 4, 219.
8) (s. 3) Bergb.: das einer Gewerkschaft (s. d.) zu bergmänn. Ausbeutung verliehne und sämmtliche Kuxe (s. d.) umfassende Feld (vgl. Grube 5 etc.), s. Scheuchenstuel 267; 109 etc.: Ich armer Bergmann hab mich in meiner Zech verpufft und bin in die 500 Gulden schuldig. Mathesius Lthr. 208a etc. Zsstzg. z. B. nach dem zu gewinnenden Fossil: Eine höchst ergiebige Kohlen-Z. Schücking GsE. 3, 35; Zwitter-Z.: eine auf Zinn-Erz bauende Grube. Scheuchenstuel 270 etc.; ferner z. B.: Eigenlöhner-Z. 62 (s. Löhner 2) und: Ausbeute-Z. 17, Ausbeute oder Ertrags- überschuß liefernd; Freibau-Z. 81, die sich frei baut, deren Ertrag die Kosten deckt, Ggstz.: Verlag-Z. 252, die noch Verlag oder Zubuße verlangt; Verbau- Z. 249, wobei man sich verbaut, so daß die Kosten den Ertrag überwiegen (Ggstz.: Ausbeute-Z.) u. ä. m. II. n., –s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das Zechen.
~en, tr. und ohne Obj.:
I. (ahd. zëhon, mhd. zëchen, vgl. zauen) veralt.: ordnen; zu Wege, zu Stande bringen, schaffen etc.: Da wird Nichts in das Haus gezecht, sondern Alles gelassen aus der Echt. HSachs G. 1, 23 etc., vgl. mundartl.: Drein z., sich ins Mittel legen. Schm. II. (mhd. zëchen, s. Zeche 4—6) ineinandergreifend:
1) eine Zeche, ein gemeinsames Gelage halten: Also möcht mit der Zeit ein fein Gesellen-Z., wie die Korinther anfingen, aus dem Abendmahl werden. Luther 8, 177a (vgl. 1. Kor. 11, 20 ff.).
2) eine Zeche, Rechnung im Wirthshaus machen: Will man Wahrheit recht erwerben, | muß man auf ein Brett sie kerben, | wie im Wirthshaus, was man zechte. Schlegel (Wackern. 2, 1288³) etc., nam. aber —:
3) sich in geistigen Getränken gütlich thun (ähnlich wie schmausen in Bezug auf Speisen): Wenn ich zech und schlemme. B. 50b; Z. will ich Glas auf Glas. Daumer 1, 86; Die z–de, schwärmende Menge (s. 1). G. 21, 204; Die Lieb’ ist . . | ein vollgezechter Durst und trunkne Nüchternheit. Hoffmannswaldau (Gruppe 1, 380); Da z. an dem nächsten Tisch | zwei wilde rohe Buben etc. Schlegel Gd. 1, 196; Zusammenkommen, um zu z. (s. 1), | bis alle Zungen stammelnd sprechen. Uz 2, 51; Z–d aus bemaltem Glas | braun Doppelbier. V. 4, 151; Er trank und zechte. W. Luc. 6, 198; Hatte Abends zu viel gezecht und klagte am Morgen sein Haupt. Zinkgräf 1, 271 etc.; Da wär erst recht Walhalla, | Wonne-Z. Fouqué Dr. 1, 52 etc.; Zecher, s. u. Zsstzg. nam. zu 3, vgl. die von trinken etc., z. B.: Schon schmausen seine hundert Gäste | und z. [statten z–d] ihren Glückwunsch ab. Kretschmann 2, 248; Nicht die Zecherin Damalis | zech’ im thracischen Zug unseren Bassus ab. V. H. 1, 92, besieg’ ihn, ihn zu Boden trinkend (nieder-z–d); In Bier sie ab-zuez. Zachariä 1, 63, dem Andern die Schöne im Wettkampf des Z–s abzugewinnen etc.; Das Getränk, allen Wein auf-z. etc.; veralt. [1]: So Bauern ihr Säusäck’ (s. d. 1) auf-z. HSachs 1, 336c, vgl. Schm. 3, 178 über die „Sitte, sich nachbarlich einander zum Verzehren des Säusacks zu laden“ etc.; Sein Glas Bier mit Heldenappetit aus-z–d. G. 32, 70; Heinse Petr. 1, 111; Ward ganze Nächte durch . redlich ausgezecht. Opitz 2, 262; Du hast dies Blut ja wie der Pelikan | schon abgezapft und trunken ausgezecht. Schlegel Rich. II. 2, 2 etc.; Be-z., betrinken, berauschen, z. B. tr. (trunken machen): Jch, . . Alter, .. bezeche den Jungen. Hagedorn 3, 96; häufiger refl.: Sich b. 49; B. 48b; JAEbert Gd. 1, 307; Ryff Sp. 111b etc. und bes. oft adjekt. Partic. Prät.: Die bezechten Gäste. Fleming 366; Uz Hor. 1, 213; Dickbezecht. Ramler F. 3, 129; Der wohlbezechten Tischgesellschaft. W. Luc. 5, 156; In jungem Most bezecht. W. 12, 335 etc.; So soll er nie beim Würfelfallen | mit uns durchzéchen mehr die tiefe Nacht. Geibel Jun. 116; Die durchzéchte Nacht. Nicolai 1, 79 etc.; Zechte flott die Herbstnacht dürch. Freiligrath 2, 68; Gewohnheit, die Nächte dürch-zu-z. W. HB. 2, 180 etc.; Liegt der Wache ganze Rotte | eingezecht [durch Z. eingeschläfert] im tiefsten Rausche. Lenau 1, 305; Mir Geduld und guten Muth er-z–d. G. 2, 58 etc.; Während die Übrigen fort- zechten und plauderten. Prutz Ob. 2, 214; Aus Wein und starken Getränken trinken und z. wir Geist heraus. Tieck NK. 4, 319; Um bei Allen herum-zu-z. W. 24, 241 etc.; Zecht mir nur wacker auf die Schweden los [um sie trunken zu machen]. Fouqué Dr. 1, 207; Zecht immer auf die Kreide (s. d. 1, Schluß) los. PHeyse N. 77 etc.; Alle Mit-Z–den nieder-z. (s. nieder 1c); Unter den nach- z–den Gästen. Börne 2, 481; Als sie des Kaisers Letze ver- zechten. Schwab V. 1, 345; P. verzechte den Abend bei den Fuhrleuten. Zschokke 8, 304 etc.
~er, m., –s; Uv.:
Einer, der und insofern er zecht: Nestor . ., der alte Z. Sch. 54a; Als weise Trinker, nicht als Z. V. 3, 192; Die Z–in. H. 1, 92 etc.; Bier-, Wein-Z.; bei Spate auch: Wasser-, Bach-Z., dichterisch für Frosch; ferner: Mit-Z. W. 34, 127 etc.; Mit-Z–in. Luc. 4, 237 etc.; dazu: Zecherhaft [für Z. geeignet] ist dies Geschäft. V. Ar. 1, 82 etc.; Große, weite Becher schafft | für Hafisens Zecherschaft! [Genossenschaft von Z–n] etc.
Um~zechig, a.:
umschichtig (s. d. und Zeche I 1): Daß Dies allmählich und stufenweise, gleichsam um-z. geschehen. WHumboldt 3, 252; Wechselreigen, wo die eine .. Reigenriege um-z. mit der andern rastet. Jahn Turnk. 117; Ihre Herrschaft über mich ist um-z. L. 1, 401 etc.
*Zechīne (it., s. Diez 448), f.; –n:
eine ursprünglich in Venedig geprägte und nam. noch im Orient übliche Goldmünze. Sch. 723a; W. 12, 58 etc.