Faksimile 0881 | Seite 1703
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zapfen Zapfer Zapfenung Zapp
II. Zápfen (zäpfen), tr., auch ohne Obj.:
1) eine in Etwas enthaltne Flüsfigkeit ausfließen machen durch ein Loch zunächst (s. a) aus dem man den Zapfen (s. d. 2) zieht, dann auch verallgemeint (s. b): das man anbohrt etc.:
a) Wein, Bier etc. aus dem Faß, in den Krug z.; Bier z. Tieck Schr. 5, 256 etc.; mit Uml.: Zäpf, schöpf, .. gieß, schenk, füll! Fischart Garg. 101b; Die dritte zäpfet den besten Wein in eine Schenkkanten. Schaidenreißer 43b [10, 356]. Dazu: Zapfer: Einer, der Getränke zapft, nam. als Schenkwirth. Freiligrath 1, 102 (s. I 2a); Bierzapfer; Weinzepfer. Murner Ul. 83; Weinzaffer. Zinkgräf 1, 225; Zapfler. HSchmid Kanzl. 1, 212 etc.; Zapflerei [Schenke]. 215.
b) Den Saft aus der Birke; Birkwasser; die Birke z.; Ein Stamm von 125 Jahren, der 96 Jahre lang auf Terpentin gezapft worden ist. Bucher (Nat.-Z. 15, 242); Sie zapften [Saft] aus der dicken vollen Traube. Tieck NKr. 4, 277; Schöpft das verjährete Blut aus! . . Mit Eisen die nüchterne Jauche gezapfet! V. Ov. 2, 33 etc.; Weil sie ihr das Öl des Lebens selbst aus ihren Adern „zöpft“. Lohenstein Soph. 80 etc.
2) mittels eines Zapfens (s. I 5) verbinden (vgl. spunden 4): Verzapfung, gezapfte Ecke. . . Die Verbindung durch Zusammen-z. Karmarsch M. 2, 196 etc.; mit Uml. Adelung; Ein zusammengezäpftes Gespriegel. Garzoni 846a etc.
3) s. zäpfeln 2. Zsstzg. z. B.: Ab-:
1) [1a] Den Wein (aus dem Faß), das Faß a. etc.; Das Wasser aus dem Teich, den Teich a. (ablassen); Das Lachthohl, wodurch die aus dem Roheisen sich noch absondernden Schlacken abgezapft werden. Krünitz 10, 615 etc.
2) [1b] Dieser [Birken-] Saft . . im Frühlinge .. mit einem Bohrer abgezapfet. Döbel 3, 10a; Der .. Saft, den man der .. Palmenblüthe mittels Einschnitte in der Scheide abzapft. Scherzer 1, 376 etc.; Dir ein paar Tropfen der eingesogenen Muttermilch des Katholicismus ab-zu-z. Platen 6, 67 etc.; Das Blut a. [durch Aderlaß]. Bahrdt 2, 160; WhMüller 1, 379; Oken 6, 315; Sich sein Lebensblut a. Jahn M. 123; Prutz Ob. 3, 36; Schlegel Rich. II. 2, 2; W. 20, 126 etc.; Er hat durch seine Ausschweifungen .. die Neige seiner Kräfte vollends so abgezapft. Heinse A. 1, 204; Die sich bei lebendigem Leibe ihre Lebenskraft abzapften. Thümmel 6, 47 etc.; auch (vgl. Aderlaß; schröpfen 1b etc.): Einem Geld a. Hackländer Stillfr. 2, 241; HSmidt Meer. 36; Waldau N. 3, 174 etc. Án- [1]:
1) (s. ab-z. 1;
2) Ein Faß etc. (Prut E. 1, 317; HSachs 1, 426c etc.), einen Teich, eine Birke, einen Wassersüchtigen (Prutz Mus. 1, 305) a. etc.; bildl.: O mein Herz —, soll ichs denn a., auch Dir, Gustchen, von dem hefetrüben Wein schenken? G. Stolb. 74; Indem ich die alten Sümpfe und Teiche meiner Studien wieder anzapfe. Kneb. 519; Wurde er fort und fort angezapft [um Geld, vgl. anpumpen]. Hormair An. 1, 205; 2, 204; Jetzt scheint man . das Faß des Staates unten einen Zoll hoch über der Hefe des Pöbels angezapft zu haben. IP. 11, 75; Nun werde ich von männiglich angezapft und ausgesogen, daß ich von Fragen und Antworten fatigiert bin. W. Merck 2, 121; Sie fingen an, mit subtilen Worten ihn an-zu-z. [auszuholen, s. d. 4; anstechen 7], konnten aber Nichts von ihm erfahren. Wickram Knab. 53a etc. 2) (s. 1, vgl. anstechen 8; 9; nach Adelung st. anzupfen, s. d.) in empfindlicher Weise nahe, zu nahe, auf den Leib rücken etc., z. B.:
a) Es zapfte ihn oft die Eifersucht an. VWeber 2, 408 etc., zumeist aber:
b) mit Sticheleien etc. angreifen: Große Männer im deutschen Merkur an-zu-z. Dünzer H. 2, 68; Tieck hatte ihn beinahe in allen seinen Schriften auf eine sehr empfindliche Weise durch wahren, tief eingreifenden Witz angezapft. Fichte N. 59; 110; Wie heftig das Hofleben von vielen . . Skribenten angezapft und durch[ge]zogen war. Moscherosch Gs. 1, 412; Sich nicht zupfen, foppen, a., zerren .. lassen. V. 2, 208; Ein Antikritikus hat eine meiner . . Recensionen angezapft. Zelter 2, 302 etc.; Als Dieser .. ihn mit dieser Stichelrede .. anzäpfte. Zinkgräf 1, 269 etc.; Wenigstens kommen allerlei Anzapfungen vor. Danzel Gottsch. 256; Less. 244; Leibnitz 1, 375 etc.
c) (s. b) mundartl., veralt.: verdächtigen: Von Verleumdern angezapft. Hedion Euseb. 374 und mit Uml. bei HSachs etc., s. Schm. Āūs- [1]: Den Wein aus dem Faß, das Faß a.; Wie er Wein .. aus hölzernen Pflöcken aus-zu-z. verstände. Görres (Wackern. 4, 1180²⁰) etc.; Milch auszepfen aus der Mutterbrust, s. Fischart Garg. 111a etc. In engrem Sinn von Schenkwirthen = ausschenken (s. d. und schenken 4; ver-z. 1).
Ēīn-:
1) [1] Wein in den Krug etc., in den Magen (Tieck DQ. 2, 405) e.
2) [2] Ich zapfte das Holz oben und unten in ein starkes Querholz ein. Bahrdt 3, 14; Döbel 2, 124a; Prechtl 8, 567 etc. Ent- [1]: ab-z., zapfend entziehn: Einem (B. 223a), einem Lande (Shakspeare 6, 304) Blut e. etc. Herāūs- [1]: Blut h. Schlegel Sh. 8, 242. Ver-:
1) [1] zapfend ausschenken (s. aus-z., Schluß): Am Ende fehlt’s an Wein | Der Stadtrath muß sein Lager auch ver-z. G. 12, 13; Die dritte Ohm war in der frühen Morgenstunde schon verzapft. 26, 214; Grube 3, 293; Wenn sie einmal mehr als Einerlei zu ver-z. haben, so quälen sie die Gäste mit ihrer Litanei. LPHahn Hoh. 5; Hebel 3, 409; Apotheker, die zugleich Arzneien und Aquavit ver-z. IP. 7, 27 etc.
2) [2] auch: Verzapfungen. Karmarsch M. 2, 196 ff. Zusámmen-[2]: ebd.—
Zápf~er etc.:
s. zapfen II 1a.
~ung, f.; –en:
das Zapfen (s. d. II und Zsstzg.); ugw.: Die Eis-Z. [-Zapfen?] den Felsen herab. Diezmann Weim. 19.
Zápp, m., –(e)s; –e:
das gemeine Bläßhuhn (s. d.), Fulica atra (vgl. Nörz, Anm.).