Zapfen
I. Zápfen, m., –s; uv. (Zäpfen. Schm.); Zäpfchen, lein; -:
(s. Zapf) 1) an Pflanzen:
a) = Kätzchen (s. Katze 12a), z. B.: Samen . ., welchen man sonderlich auf alten Birken findet und hat er fast die Gestalt der haselnen Kätzchen. In diesen Zäpfchen etc. 3, 10b; Äßet sich von birkenen Zäpflein. J. 142a; Hasel-Kauzen und Zäpflein. etc.; Blumen-Z., männlicher; Sa- men-Z,, weiblicher. Die Blüthenrispe [der Erle] hat oben 3—4 .. Kätzchen, unten 4—6 Zapfen, nur 9““ lang und rundlich oval. 3, 1538 (s. c). —
b) (s. a) bair. = Rispe (s. d. 2), Traube, auch: Ähre. (vgl. zäpfeln 2a). Dazu: Weinzäpflein, die weinsäuerliche Traube der Berberitze. Nam. aber: c) (s. a) Z., Frucht-Z., das zur Frucht entwickelte Kätzchen mit holzigen Schuppen (Strobilus, Conus), wie Beeren-Z. (Galbula, z. B. beim Wachholder), mit fleischigen, z. B.: Den Kiefern-, Fichten- und Lerchenbaum- Samen. . . Die Äpfel oder Z. 3, 181a (s. Fichten-Z., -Apfel); 1, 162; 3, 345; 346; 350; 1538 etc.; Arben [s. d.]. . . Dieser Baum trägt eine Frucht .. Ard-Z. 607a etc.; Fichten-Z. 1, 25; 31, 163; 36, 368 etc.; Föhren- und Tannen- 37, 970b); Tann- Obramtm. 14; 1, 63 etc.), Tannen- Kind. 1, 40; Mak. 2, 59) Z. u. ä. m. Daher vielfach als Bez. von Körpern oder Theilen, die etwa die Form eines Fichten- oder Tann-Z–s, d. h. mehr oder minder eines (nach dem Ende zu fich etwas verjüngenden) kurzen dünnen Cylinders haben, s. d. Folg. — 2) (s. 1c) ein in die Ausflußöffnung eines Behältnisses als Verschluß hineinpassender (meist cylindrischer) Körper, dessen Herausziehn das Ausfließen der im Behältnis befindl. Flüssigkeit zur Folge hat, z. B.:
a) Der Z. am Faß, Faß-Z. (vgl. Spund 1); Wein vom Z., unmittelbar aus dem Faß; Das Faß geht am Z. oder: Man hat einen Wein am Z., ein Faß angesteckt, um nach Bedürfnis davon abzuzapfen; Am Z. sparen und am Spundloch auslaufen lassen. Sprchw.; Ich will einst, bei Ja und Nein, | vor dem Z. sterben. 50a; Es war bei einem Zapfer. .. | Da becherten sie tapfer. .. | Den Mantel um die Ohren | steht vor der Thür die Wacht. | Eis-Z., Schneegeträufel | liebt auch kein Hellbardier. | „Die Z. (s. 12) hol der Teufel! | den Z. lob ich mir.“ 1, 102; Das rieselt unaufhörlich wie ein Faß, dessen Hahn ohne Z. Lut. 1, 4; Ein Scherben, der unter dem Z. des Branntweinfasses gestanden. 1, 24 etc., s. Z.-Streich. Dazu auch als Bez. für Säufer: Ein voller Z. oder häufiger: Zapf (s. d.), auch Zsstzg.: Bier-, Branntwein-, Voll-, Wein- Zapf(en). —
b) Den Z. an der Laugengelte ausgezogen. Gv. 209 etc. —
c) Z. in einem Teich, Weiher etc. (Teich-Z.), zum Ablassen des Wassers, z. B.: Die Teiche visitieren . ., Z. und Damm in richtigen Stand setzen. 4, 105a; Auf der Z.-Rinne muß entw. ein Ständer oder .. ein Grund-Z. .. sein. 93a; Watend kam sie .. | gegen den Z., da hatte das Wasser sich tiefer gesammelt. 5, 268; Sie ziehen den Z.! .. Glückliche Reise, ihr Karpfen und Hechte! Hoh. 60; 64; Ök. 1, 872. —
d) Gießer.: Verschluß des Stichlochs (s. d.): Wohl! nun kann der Guß beginnen. | ..Stoßt den Z. aus! 78a u. ä. m. — 3) (s. 1c) eine (meist cylindrische) Hervorragung an Etwas, als Handhabe zum Anfassen, auch als Stütze beim Aufliegen etc., z. B.: Die Z., an denen man die Steine transportiert, sind an den Stufen des Tempels ringsum nicht weggehauen, zum Beweis, daß der Tempel nicht fertig geworden. 23, 340 etc.; Die Z., mit denen die Kanone auf dem Rappert ruht, .. die Schild-Z. 367a etc. — 4) (s. 1c; 3) Z. [Dreh-Z. 13, 489b]: die vorstehenden, vollkommen abgerundeten, spiegelglatt abgedrehten Endstücke einer Welle oder eines bewegten Maschinenbestandtheils, welche die Träger der Welle oder der Maschinenbestandtheile sind, in glatten Unterlagen (Lagern, Pfannen) ruhen und die Bewegung ihrer Hauptkörper zulässig machen. 267; Flügel-Z. .. Z. aus Eisen, welche an dem einen Ende in eine glatte abgedrehte Walze, an dem andern in eine starke Platte (Flügel) ausgehen. Diese Platte wird durch Einstemmen in die Welle eingelassen . ., die hervorragende Walze ruht auf den Z.-Lagern und trägt die Welle, welche sich mittels der beiderseitigen Z. um ihre Achse dreht. 78; Hebe-Z. = Daumen (s. d. 4, vgl. Frosch 7a); Krumm-Z.: die unter einem rechten Winkel gebogene Fortsetzung des Z–s einer Welle (Well-Z–s), welche den Zweck hat, die Kraft des Wasserrades auf die weitere Maschinenbewegung fortzupflanzen etc. 148; Gewöhnlich nimmt man Kurbel (s. d.) und Krumm-Z. für gleichbedeutend. .. Daß beim Krumm-Z. der die Handhabe vertretende Z. in der Regel kürzer ist und in diese eine Stange .. eingehängt wird, an welche nach Umständen die Kraft, welche dabei selten von der Hand ausgeht, oder die Last angebracht ist. 9, 116; A. 1, 286; 2, 57 etc.; Rad-Z., um den (als Welle) das Rad sich dreht; Seiten-Z. 3, 576; Der Spur-Z. der stehenden Welle des Rädchens. 2, 60 (vgl. Spur 3a); Well-Z. 11, 392 etc. — 5) (s. 1c; 2; 3 etc.) da, wo es sich um eine Verbindung und Jneinanderfügung von 2 Stücken — nam. Holz — handelt: eine Hervorragung an dem einen, die in eine genau entsprechende Offnung im andern hineingeschoben wird (s. II 2 und Zinke 2), z. B.: Holzverbindungen bei Tischlerarbeiten. . . Mit Nuth-Z. und Schwalbenschwänzen. . . Die Hirn-Enden sind zur Hälfte ihrer Dicke über die ganze Breite von außen her abgesetzt und bilden jedes einen sogen. Z. (tenon), welcher eine gleichgestaltete Aushöhlung des andern Stücks füllt etc. M. 2, 190 ff.; Verbindung mit gebohrten Z.: Bei der Verbindung dicker Bretter .. pflegt man auf den sich berührenden Kanten paarweise genau gegenüberstehende länglich 4eckige Löcher auszustemmen und in diese rechteckige, ziemlich starke Brettchen von hartem Holze einzuleimen. .. Jedes solche Brettchen (Z., clef) liegt halb in der einen, halb in der andern Bohle etc. 193; Z. mit Keil (tenon passant): Der auf allen 4 Seiten abgesetzte Z. geht ganz durch das Z.-Loch hindurch, ragt jenseits desselben noch hervor und wird hier mittels eines quer durch ihn eingetriebenen Keiles (clef) befestigt, dagegen in dem Loche nicht verleimt. 199 (vgl.: Die verkeilten runden End-Z. der 4 Füße. 8, 567); Bei Zimmerarbeiten .. Verzapfung (assemblage à tenon) in mancherlei Abänderungen, nämlich der einfache Z., der doppelte Z. (double tenon), der geächselte Z. (tenon à renfort), der Z. mit Versatzung (tenon à embrèvement), der verborgene Keil-Z., der Z. mit dem Schwalbenschwanze. 203; Jagd-Z., s. Jagdband etc. — 6) (s. 1c) Anat.: Der Z., uvula, ist ein länglicher an die Basis der Pyramide [s. d. 3a] grenzender und zwischen den Mandeln [s. d. 1b] hervorragender Lappen des Wurms [s. d.] etc. An. 532; Mit einer Sprache, welche ein weggefaultes Zäpfchen verrieth. 1, 220; Die Kehle war mir ganz wund geworden und bes. Das, was man den Z. nennt, ganz entzündet. 21, 163; Per. 35; Weil ihm das Zäpflein fiel, | als es [das Wort] sollte gesprochen sein. 6, 118 etc., Hals-, Kehl-Z. — 7) (s. 1c) Arzn.: z.-förmige Körper, die zu einem Heilzweck in eine Offnung hineinpraktiziert wird, z. B.:
a) in den After zur Befördrung des Stuhlgangs, gw. aus fettigen Substanzen, Seife, Talg etc. bestehnd: „Stul- zäpflin“ ..„Zäpflin“von Speck . ., eine umgewandte Feigen etc. Sp. 260a ff.; Stuhl-, Arsch-, Seifen-, Talg-Z. (Nacht-, Stechpille). —
b) in die Gebärmutter, aus Charpie etc.: Mutter-Z., was auch, wie Korn-Z., als Bez. für das dabei angewandte Mutterkorn (s. d. und Mutter 2a) gilt. — 8) (s. 1b; 13) Bauk.: ein konischer Zierrath unter den Dreischlitzen der dorischen Ordnung (frz. goutte, Tropfen). — 9) (s. 1c) Haushalt. = Nudel (s. d. 1b) zum Stopfen des Federviehs etc., z. B. bildl.: Der deutsche Michel, großmüthigst vollgenudelt mit materiellen Gänsestopf-Z. (46) 52. — 10) (s. 1c; 2d) Schriftgieß.: Z., Gieß-, Guß-Z. = Anguß (s. d. 2). — 11) (s. 1c) Weinb.: = Knoten (s. d. 20). — 12) (s. 1c) Die sog. Donnerkeile . . find fingerförmige Knochen-Z., welche von tintenfischartigen Thiergeschlechtern herrühren. EE. 449 etc.; Korallen-Z. A. 1, 358 oder -Äste, Zinken etc. — 13) (s. 1c; 8) Eis-Z. = Eiszacke (s. d.), z. B.: Bleiben henken wie Eis-Z. an einem Dach. Garg. 247a; 1, 102 (auch bloß „Z.“, s. 2a); 14, 2, 789 etc.; auch als Bez. eines kaltfinnigen Menschen etc.: Du Eis-Z.! Dram. Sp. 3, 206 etc. — 14) Die Bursch macht Haber-Z., | daß sie den [Vogel], der drauf sitzt, erschnapfen. Fr. 324, vgl. Wisch 2c u. ä. m., z. B. Zäpflin = Morselle (s. d.). Sp. 279b etc. — Zsstzg. s. o.: Ard- [1c]; Ārsch- [7a]; Bêer- [1c]; Bīer- [2a]; Blūmen- [1a]; Bränntwein- [2a]; Drêh- [4]; Fīs- [12]; End- [5]; Fáß- [2a]; Fichten- [1c]; Flügel- [4]; Föhren- [1c]; Frücht- [1c]; Gīēß- [10]; Grúnd- [2b]; Güß- [10]; Häber- [14]; Häls- [6]; Hāsel- [1a]; Hêbe- [4]; Jāgd- [5]; Kêhl- [6]; Kel- [5]; Knöchen-, Korällen- [12]; Körn- [7b]; Krümm- [4]; Mütter-[7b]; Nūth- [5]; Räd- [4]; Sāmen- [1a]; Schild- [3]; Sēifen- [7a]; Seīten- [4]; Spūr- [4]; Stöpf- [9]; Stūhl- [7a]; Tälg- [7a]; Tänn(en)- [1c]; Tēīch- [2b]; Tön- [2a]; Völl- [2a]; Wēn- [1b; 2a]; Wéll(en)- [4] 3. u. ä. .
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