zahm
Zāhm: a.:
–st (zähmst): Ggstz. zu wild (s. d.), z.B.:
1) von lebenden Wesen:
a) von Thieren: Die Affen, so Hundsköpf haben, sind .. wild .., als „zamm“ die sind, so etc. 87; Die „zammen“ Mutterpferd. 92; Ein Graben, in welchem Hirsche unterhalten. . . Solche z–e Wildbahn. 20, 8 (s. Baum II 2); Herzliche Milde im Blick zaubert die Bestien z. (s. b). 1, 678; Die wilden Tiger .. waren zähmer geworden. Ros. XII; Der auch die wilden Thiere Sanftmuth lehrt, | daß sie sich z. in ihre Gruben bergen. 480b; Sh. 6, 160; Das Wild, das um ihn weilet, | dem stillen Gaste z. 360; Ein Drache, der so z. und heimlich (s. d., Anm.) ist. Luc. 3, 184 etc. —
b) von Pers., z. B. (s. a): Sie unterwerfen sich ihnen, wie z–e Schafsköpfe und Esel, die sie sind. Br. 2, 41; So hat sie .. einen Bären .. unter die z–e Kompagnie gebracht | und mit den Andern z. gemacht. . . Ich bin der Bär. 2, 71 etc.; ferner z. B.: Jene wilden Jäger. . . Die z–en Schäfer (s. d. 3). 21, 45; Das Unglück macht ihn z. und mild. 11, 88; R. 3, 191; Indem die christliche Religion die Starken zähmte und die Z–en stärkte. 5, 43; Wie ich [das Fieber] dich geduldig, „zame“ und gottesfürchtig machte. 3, 229²⁰); Die barbarischen Stämme botmäßig oder doch z. zu machen. 3, 35; Rostem hörte gern die Rede sanft und z. | und merkte, ihnen sei die Hand zum Bösen lahm. Rost. 5a; Gudr. 98; Zu getreuen Diensten war er ihm so z., | daß er gerne leistete, was er nur gebot. 217; 12, 38 u.o. — c) zuw. von (mehr oder minder) belebt Gedachtem, z. B.: Z–e Xenien (s. d. und 3, 92) etc., s. 3. — d) Zsstzg. z. B.: Finger-z. (s. 3, 890b), mit dem Finger zu lenken; Es wird in ihren Armen | der Löwe lämmchen-z. Po. 1, 195 etc. —
2) von Pflanzen: Land, das gänzlich leer von wilden sowohl als z–en deutsches Wörterb. II. Bäumen. 1, 895; Hol mir einen wilden Rosenstock, damit ich z–e Rosen darauf pflanze. 520; Die z. und fruchtbar Bäum | sich freudig werden zieren | mit weichem Obst. 2, 238³8). —
3) (oberd.): Machte das Erdreich z. für den Garten- und Feldbau. 3, 420; Nicht auf den höchsten Alpen, sondern in den Vorländern und anhängenden „zamen“ Gebirgen. 608b; In den höchsten Wälden. . . In den mittelsten und „zameren“ Wälden. 612b; In anderen ebnen und „allerzämisten“ Landen. 613b; In den niedern und z–ern Alpen. Th. 624 etc. (s. auch: Zähme, f.: niedrig gelegne Alptrift; Ort, wo jede Art Laubholz wächst; angebautes Land); auch: Die Aar. . . Dies Wasser wird von wegen seiner Wilde nimmer lauter. .. Fängt an die Aar ein wenig „zämer“ zu werden. 547a.
Anm. Ahd., mhd. zam (niederd. tam, tamm), zu (ge)ziemen, goth. gatiman, ahd. (gi)zëman, mhd. (ge)zëmen, Impf. zam, z. B. noch: Die Woll thut dir nicht „zehmen“ [Reim: nehmen]. 842a = geziemen; Es „zem“ Herren etc. Ul. 19 = es geziemte ihnen, wäre für sie geziemend etc.; Als einem Arzte zame“ [geziemte]. G. 2, 104; Dem „gezeme“ [geziemte] das Narrenbad. 62etc., s. auch ahd. gizâmi, mhd. gezame [geziemend], Ggstz. ungezeeme und z. B. noch: Ob sie wilde,,vngezäme“ oder leutselige Menschen sind. 24a [6, 120] etc. Zu z. gehört zunächst zähmen, goth. (ga)tamjan, ahd. zamjan, zemjan, zamȫn, mhd. zemen, zamen, vgl. gr. déμμε, ,μg, lat. domare, hebr. 7, d (s. auch Damm, dämmen) etc., dagegen zunächst zu ziemen (mhd. zëmen) das in Thüringen, Niederd. (z. B. in Mecklbg.) sehr gw.: Sich Etwas zähmen, bezähmen, sich dasselbe gönnen, zu Gut thun, auf sich wenden etc.; ferner — vgl. Vernunft zu vernehmen etc. — Zunft, ahd. (ga)zumft, mhd. zumft, zunft = Schicklichkeit; Regel Dessen, was sich geziemt, — nam. für eine sich danach richtende Genossenschaft und dann: diese selbst. An z., zähmen schließt sich wohl auch Zaum, ahd., mhd. zoum (was u. A. zu ziehen — vgl. Zügel—, zu zauen rechnet) und zäumen, mhd. zoumen, vgl. in der bildl., verallgemeinten Bed. = bändigen, zähmen, z. B.: Ich will meinen Mund „zeumen“. 39, 2 (= Ich will bezähmen meinen Mund. sohn); Die Lust .. zäumen. 232; Der Degen zäume Den, der sich nicht zäumen kann. Fr. 376188; Daß man der Trotzigen hartnäckisch Höhnen zäume. Soph. 3; IbrS. 1116⁵; 1, 20b; Den wilden Feind zu zäumen. A. 9, 89; Zäume die Begierde zu reisen. Ros. 53a; Welcher, um seiner Frechheit und Muthwillen zu zäumen, in ein Kloster ist gethan worden. Reis. 116b; Wölf und Leuen, die waren durch Zauberei der Göttin Circes also gezeumet, daß sie Niemand anfielen. 42b; [Nun] zäumt sich Rinaldo flugs, der Andre [zu]vor anregte. Tass. 3, 53 etc.; Ungezäumet. 2, 291²⁷ (vgl. ²⁰) etc.; Der Sommer bezäumet | beim Sirius itzt | den Löwen. 2, 379; Sein Fleisch und Blut Polit. Stockf. 113), seine Augen (120) bezäumen; Ein unbezäumter Muth. 1, 285 Erbaute er zu Bezäumung sowohl der Friesen als der Brukterer eine Festung. Reichshist. 1, 147 etc., vgl. umgekehrt (st. zäumen): Aufzämen. 405; Auszemen. 1, 526d etc.; Ihre zahmlose [zaumlose] Begierden. 1, 495; 137 etc. — S. in Betreff des Vorstehnden 5, 661 ff. (und 624); 3, 886b ff. (und 943b); 4, 257 ff.; 5, 16 etc.
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