Faksimile 0869 | Seite 1691
Faksimile 0869 | Seite 1691
zag
I. Zāg, a.:
–(e)st: furchtsam, bang und scheu:
1) Alles Volk ward hinter ihm z. [floh]. 1. Sam. 13, 7; Leg | auf meinen Arm den z–en deinen. Freiligrath SW. 5, 132; Zittert | Neapel, z–er als im Sturm ein Laub. 154; 6, 153; Was soll die z–e Taube im Horst der Adlerbrut? Grün Ritt. 14; Mit z–em Schritt. Hartmann Pet. 160; Das Mädchen erwartet den Bräutigam z–en Herzens. Heine Sal. 1, 266; Keller gH. 4, 134; Kinkel 16; Die Furcht kleiner, z–er Geister. Klinger Giaf. 330; Die mitunter etwas z–e Hoffnung. Laube DW. 5, XXXIII; Du musst aber nicht so kleinmüthig und z. sein. Luther 6, 496a; Meißner Gd. 24; Unmöglich, daß böse Gewissen nicht sollten feig und z. machen. Moscherosch Gs. 4, 581; Münchn. Dicht. 338; Ist eine Dichterbraut nicht zu z. . . Liebesworte .. der gesammten Welt offenbaren zu lassen. D Mus. 1, 1, 57; Der Seele, der vor Heimweh z–en. Rodenberg 288; Rückert 2, 4; 6, 340; Schwab 517; Zu z. sind diese Degen, sie greifen uns nicht an. Simrock N. 1820; Stumpf 693a; Eines Mädchen z–e Hand. Ahland 220; 231; Eine Angelegenheit, die wir nur z–e berühren. Volksz. 9, 18; V. Il. 2, 235; Ar. 3, 170; H. 1, 343; Jede z–e Bitte. Waldau N. 2, 94; Z. war er nicht, das Gewissen machte ihm keine Skrupel. Wil– komm Wald 186 etc.; auch: Die alten geistesschwachen und geistes-z–en Stimmungen. Gutzkow Z. 4, 304; Ein 212* seelen-z–er Mensch. König Saalf. 2, 257 etc.
2) substantivisch: Ein Z–er; der Z–e, womit andre nur in einzelnen Formen sicher zu sondernde Wörter in vielen Formen zusammenfallen: Der Zager, des Zagers etc.; Ein Zage, eines Zagen etc. (s. u.), s. auch: dem Zagen als Dat. zu: das Zagen (substant. Infin.), z. B. sprchw.: Erst ein Wager, dann ein Zager; ferner (s. Körte 7045 ff.): Ein Z–er legt nimmermehr Ehr ein; Es wird kein Z–er ein Kaufherr; Z–e haben kein Glück etc.; ferner: Zur Beruhigung dieser Z–en und Ängstlichen. Volksz. 10, 166 etc.; dagegen der Form nach nicht hierher gehörig alt oder alterthümlich (im gehobnen Stil): Ein Zage = feige Memme, Feigling etc.: Ein Zage wär’ ich und ein Tropf zu schelten. B. 145b; Vermeid ich, wie ein Zage, das Gefecht. 174a; Du wagst den Tag nicht zu erleben, Zage! Schlegel Rich. II. 4, 1 etc., woran sich wohl auch (der Bed. nach) folgende Stellen schließen: Nun weckt der Götter Fluch dem Zagen! | aus seinem Schlaf das alte Wagen! | nun fachet an den alten Brand! Freiligrath SW. 5, 30; Wirf her, ich will kein „Zagn“ geben. HSachs H. 110; Weh, ihr bösen Zagen! Simrock N. 930 [feige Mörder, Meuchler] etc.
Anm. Ahd. zag(i), mhd. zage, und substant. (s. 2) zago, mhd. zage, s. nam. Benecke 3, 834 und Schm. 4, 228 (wo auch aus Aeg. Tschudi Chr. 1, 530 der Kompar. zäger belegt ist). Schwerlich ist der Stamm mit Grimm Rechtsalt. 644 in russ. 3aeuЬ (Hase) oder mit Wackern. Gl. 612 in jagen zu suchen, eher viell. mit Stalder 2, 462 in ziehen, vgl.: hinziehn; zögern und schwzr.: Zaag, m.; f. (Pers., die träge trendelt); n.: Geschlepp; zaaggen: ziehn, schleppen, z. B.: Das zaggete nicht den ganzen Tag ein Kind herum, bald auf dem einen, bald auf dem andern Arm. Gotthelf Sch. 17; G. 268 etc. Zu z. gehören: zagen, ahd. zagên, mhd. zagen; Zagheit, ahd. 7agaheit(i), mhd. zageheit; zaghaft, mhd. zagehaft(ec); zaglich, ahd. zagalih, mhd. zagelich, zegelich etc.