Faksimile 0863 | Seite 1685
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würzen würzhaft würzenig Würzenler Würzenling,) Würzling
Würzen, tr. (auch ohne Obj.):
würzhaft, würzig machen: 1) (s. Gewürz 2) in Bezug auf den Geschmack, z. B. Gesalzt, gewürzt, auch .. mit Kümmel bestreut. Rumohr Kochk. 42; Die Köche . . | müssen gleich den Hirsch bereiten | und ein seltnes Herze w. Uhland 317; Mit Salz gewürzete Speisen. V. Od. 11, 123; 23, 270; Sonst thun sie die Wirkung einer zu stark gewürzten Brühe. W. Luc. 4, 130 (vgl.: Du willst das Gewürze w. L. 1, 120) etc.; bes. bildl. und übertr.: Die Meinung ist die Küche, worin alle Wahrheiten .. geschmort und gewürzt worden. Börne 2, 201; Lieb’ ist süßer, von Verdacht gewürzt. G. 2, 87; Vergnügungen, mit welchen ruhige Bürger ihr Leben zu w. verstehen. 19, 261; So würzte er Alles, was er sagte und schrieb, mit beizenden Ingredienzien. 20, 149; 25, 124; 27, 287; Der Feigenbaum hat seine Feigen | mit Süße gewürzt. H. R. 7, 20; Als ob Alles mit Fluch und Feuer gewürzt sei. 9, 195; Was mir die schale Kost des gw. Umgangs würzte. Hölderlin H. 1, 35; Dieses Sträuben wird .. mir die Wollust in erzwungenen Umarmungen w. Sch. 124b; Ein Löbchen, das mit schalkhaftem Tadel gewürzt ist. V. Br. 1, 226; 263; Was der Topf beschert, | würzt Hunger zu Götterkost. W. 15, 201; Den Scherz mit sokratischen Lehren | zu w. 242; 17, 105; 146; 24, 101; Luc. 4, 94 etc.; auch: Thränen-gewürztes [-reiches] Lager. Hopfen Per. 110; In der ungewürzten Bereitung aufgetischt. Ense D. 2, 393 etc.; Wir erhalten die meisten Thatsachen selten ungewürzt, und wenn der Würzler auch nur Salz dazu thun sollte. Heynatz. 2) (s. Gewürz 3) in Bezug auf den Geruch: aromatisch machen, z. B.: Alle Wohlgerüche Arabiens können diese kleine Hand nicht süß w. B. 310b; Die Staude würzt die Luft mit Nektardüften. Sch. 101b; TUlrich (Nat.–Z. 13, 409) etc.; selten ohne Obj.: Die Rebe würzt mit Wohlgeruch. Platen 1, 188 etc.; ferner im Partic. pass. = würzig: Gewürzter Duft (Brockes 1, 333), Hauch (Uz 1, 15); Reichthum strenge gewürzter | Saturei. V. Ländl. 4, 683 etc. 3) dichterisch (s. 1 und Würze 1): Wenn stiefmütterlich einst Unholdinnen Becher des Todes | würzten. 3, 227 etc. Zsstzg., vgl. zu 1 die von salzen, pfeffern etc., zu 2 die von duften etc., z. B.: Áb-:
1) [1] Speisen a. gehörig würzen.
2) (s. 1) Einen a., ihm mit scharfen, derben Worten oder Streichen zu Leibe gehn etc.: Ward erbärmlich über seinen ganzen Leib abgewürzt. . . Daß er dich so oft abprügeln lässt. Olearius B. 40b; Mit Schlägen übel abgewürzt. Rollenhagen Fr. 627; 563; (vgl.: Er wollt sie .. be-w., | daß ihnen das Herz im Leibe bebt. 659); Will ich sie a. mit bitterem Wort. V. Sh. 3, 95 etc. An-:
1) [1] Speisen a. Lohenstein A. 1, 1390 etc.
2) Jetzt dampft aus Blüth und Laub ein angewürzter Duft. Brockes 1, 462 etc. Be-:
1) [1] Wohl bewürzet. Brandt Taubmann 19.
2) s. ab-w. 2.
3) [2]. I. Durch-: durchdringend würzen: 1) [1] Speisen d.; Sanft d–d die Milch mit Geschmack des geistigen Salzes. V. Ländl. 4, 497; bes. übertr.: Eine mit dem schönsten Humanitätssinn so durchwürzete Geographie. JvMüller 15, 38; Schnurren, wodurch extemporierende Witzlinge ihre Alltagsgeschichten durchwürzten. Schütze Hamb. 47; Das Lächerliche muß mit feinem Geschmack durchwürzt sein. Sulzer 3, 136a etc., vgl. (s. II): Epigrammen . ., | durchgewürzt mit pöbelhaftem Witze. Sturz 2, 285 etc. 2) [2] sehr gw.: Von duftenden Blüthen durchwürzet. Bronner 1, 174; König Kl. 2, 332; Nicolai 4, 104; Scheffel Tr. 126; Durchwürzt den Saal mit süßen Ambradüften! Sch. 13a; Shakspeare 5, 227; Der Athem meiner Holden | durchwürzt die Frühlingsluft. Tieck GsN. 1, 108; NK. 4, 399; Cymb. 2, 2; W. 12, 301; 27, 273 etc. und iron.: Einen von Knoblauch und altem Ziegenkäse stark durchwürzten Kuß. 1, 18 etc. II. Dúrch-: zuw. st. I, s. d. 1. Eīn-: z.B. [1] Solche Brühlein sollen nicht also stark eingewürzt werden. Ryff Sp. 66a. Ent-: der Würze berauben: Ein öder Lebenszwang, der jede Freud’ entwürzet. Tiedge Ur. 2, 151. I. Über- [1]: allzu sehr würzen, seltner (s. II): Das fade Wasser oder die übergewürzten nervenreizenden Brühen. Carridre Stud. 16 etc.; Überwürzung. Rumohr Kochk. 6. 2) würzend überdecken: Momente der Erschlaffung mit .. Liebesliedern zu ü. DMus. 1, 1, 70. II. ūber-: selten st. I 1. Ver-[1]: 1)durch Würzen verderben (vgl. über-w.I1). Philander (s. verpfeffern); Laß uns .. unsre Schüsseln nicht ver-w. Rückert Mak. 1, 4 etc. 2) der Würze berauben: Das darf nicht Fürstenlust ver-w. B. 70a. 3) durch Würzhaftigkeit vertreiben: Die dir so manches Leid durch ihren Kuß verwürzt. Günther 1041 etc.
Würz~haft, a.:
Geschmack oder Geruch des Gewürzes (s. d. 2; 3) habend, würzig: Äpfel, die den w–en Geschmack der Ananas hatten. Forster R. 1, 205; Das W–e gewisser Stauden. Falk G. 44; Die w–e Ackerwurz. V. 1, 187; W–er Apfel- most. 4, 139; Ar. 1, 392; Jede Schüssel .., | die w. ihm entgegenrauchet. W. 12, 105 etc.; Wein .., der sich dem Geruch mit voll-w–em Bouquett ankündigt. König Jer. 3, 52 etc.; Ge-w–e Kräuter. G. 19, 314; Die Wurzeln oder Samen dieser Pflanzen .. sind sehr ge-w. Oken 3, 492; Der ge-w–e Geschmack. Rumohr Kochk. 52; 127 etc.
~ig, a.:
würzhaft, gewürzt: W–e Düfte. Cham. 6, 278; Sein [des Phönix] w–er Horst. Freiligrath 1, 265; WhMüller 2, 65; W., | wie der junge Maien selber | war der Trank. Scheffel Tr. 127; V. 1, 12; Mit .. w–em Honig und Weintrunk. Od. 20, 69 etc.; Falsch-w–e [-gewürzte] Sode. H. 2, 203; Der ge-w–e Wein. Wiedasch Od. 21, 293; Die Frucht war von der seltensten Frische und Ge- würzigkeit. Keller gH. 3, 63; Kessel .., aus welchem ein scharf-ge-w–er Duft aufstieg. Mügge Norw. 1, 102; Eine morgenfrische, wald-w–e Luft. König 15, 296 etc.
~ler, m.:
s. würzen 1, Schluß.
(~ling,) Würzling, m., –(e)s; –e:
Fächser (s. d. und Anm.): W–e der Reben. V. Ländl. 3, 368 ff.