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Wurzelburzius ~ler ~eler wurzelhaft ~lig ~elig wurzeln
Wúrz~elbúrzius: s. Purzel 1. ~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
Bot.: Wurzelpflanzen oder W. Oken 3, 709.
~elhaft, a.:
z. B.: Wo eng die Seitenflächen im tiefen Hintergrund | sich w. verschlingen zum grausenvollen Schlund. Beda Weber (Hungari 1, 552), wie Wurzeln (?); häufiger (s. Wurzel 7): eine Sprachwurzel seind, bildend, solcher angehörig etc.: Die w–en Vokalkürzen. Uhland V. 987 etc.; Die erste Sprach-Epoche ist die einsilbige. . . Aus der ersten Periode der W–igkeit. Herrig 30, 39 etc.
~(e)lig~(e)lig, a.:
Wurzeln habend, bes.: in Menge. Campe; in Zsstzg., z. B. Tief-w–e Schößlinge. Gerstäcker Miss. 3, 213; Viel-w–e Riesen- und Zwergpflanzen. Kohl A. 3, 261 etc.
~eln: 1) intr. (haben, sein, s. a) Wurzel gefasst haben und so festgewachsen sein, haften etc., eig. und bildl. und übertr.:
Auerbach SchV. 242; Freytag Hdschr. 2, 56; Haben mächtige Bäume hie und da zu w. . . Gelegenheit gefunden. G. 19, 389; Diese Gilden wurzelten und rankten um so fester. 31, 288; Den Irrthum so bei sich fest-w. zu lassen. 39, 242; Grabbe Hann. 108; Gutzkow R. 6, 285; Daß jene Repräsentanten der Nationalität im deutschen Boden weit tiefer w. als die Repräsentanten des Kosmopolitismus. Heine B. 232; Welch ein Buch! groß und weit wie die Welt, w–d in die Abgründ e der Schöpfung und hinaufragend in die blauen Geheimnisse des Himmels. 87; Immermann Card. 53; Kohl A. 2, 139; Schwang das Beil. .. Tief im Stamme wurzelt’ [saß] es fest. Platen 2, 240; Sch. M. 2, 247; Der Zwerg wurzelte verdutzt am Boden [konnte vor Schreck nicht von der Stelle]. Spindler St. 1, 121; Stumpf 81a; Ihr Auge wurzelte [haftete unverwandt] auf dem Antlitz des Gastes. Tieck A. 1, 351; Der Eindruck wurzelte tief genug. W. 9, 120; 12, 289 etc.
a) Wie fest die Abneigung gewurzelt hatte. Lewald Gschl. 3, 168; Hat doch der fränkische Name um sich gewurzelt. Stumpf 180b etc.; Daß ihre Kinder in Gott gewurzelt, ihre Namen im Himmel eingeurbet sind. Gotthelf G. 395 etc., vgl. ohne Hilfszeitw.: Linden . ., | die Jahrhunderte schon an dieser Stelle gewurzelt. G. 5, 47 etc.; ferner (s. 2) adjektivisches Partic., prädikativ: Keine Feindschaft war so tiefgewurzelt, die etc. Sch. 1047a; Die Alpenrose spendet tiefgewurzelt | . . Blüthen. Platen 2, 29; 3, 32 etc.; attributiv: Tiefgewurzelten Zwist. Görres V. 30; Tieck N. 1, 148; Das im Volke tiefgewurzeltste Recht. Oppenheim 11, 275 etc.
b) (vgl.
a) Partic. Präs.: Gesellet sich aber Gewohnheit | w–d allmählich zu ihr [der Liebe]. G. 1, 307; Tief-w–d Leid aus dem Gedächtnis reuten. Tieck Makb. 5, 3; NK. 4,211; Mit weit-w–den Tannen. Bodmer 127 etc., s. 2. 2) tr., faktitiv zu 1: Ein Bette . ., worauf ich so dich w. wollte, | daß dir dein Auge brechen sollte [vor Wollust des Beischlafs]. B. 90a; Er versuchte den Fuß aufzuheben, aber eine ungeheure Macht wurzelte diesen fest. Mügge Tell 257; Der Exprofessor wurzelte den Arzt nach Herzenslust. Musäus Ph. 1, 84, packte ihn beim Disputieren so, daß er nicht von der Stelle konnte, nicht aus oder ein wußte; Augen in Augen w–d. Sch. 202b [oder zu 1b]; Eine heilige Ehrfurcht hielt mich in den Boden gewurzelt [oder zu 1a]. W. 24, 237 etc., auch refl. = 1: Sich fest w. Grabbe Nap. 229 etc. 3) intr. (haben): weidm.: Der Dachs wurzelt, wühlt nach Wurzeln; scherzh.: Jemand wurzelt, arbeitet, sich in seinen Ggstd. vertiefend und darin wühlend, still-eifrig vor sich hin. 4) s. wutzeln. Zsstzg. z. B.: An- [1; 2]: z. B.:
1) intr.: Tausend Ranken wurzelten an. G. 1, 262; Harpune .., die auf der Stelle anwurzelte. Gutzkow 11, 65; Wie Gestein, das lebend annoch anwurzelt dem Boden. V. Ov. 2, 364; Die Sinne . ., mit welchen der Geist im Irdischen anwurzelt. Zschokke 1, 109 etc., s. 4.
2) tr.: Unter 700 Glocken können auf einmal gegen 50000 Stecklinge angewurzelt werden. Nat.–Z. 17, 255 etc.; Da hat mich’s angewurzelt, daß ich nicht fliehen kann. Sch. 132a etc., s. 4.
3) refl.: Brombeerstaude, die .. sich anwurzlet. Conr. Gesner Erdgew. (1542) 20.
4) Partic. Präter. (s. 1; 2): Die angewurzelte Pflanze. Kecht 19; Möricke Moz. 62 etc.; Wie angewurzelt stehn (Cham. 4, 243; Voigts H. 119); bleiben (Gutzkow 11, 195); stehn bleiben (Ramler F. 3, 30) etc.; In dieser Stellung angewurzelt. Sch. 250a etc. Āūs-:
1) [1; 2]
a) tr.: mit der Wurzel ausreißen; ent-w.; ausreuten; ausrotten: Hiob 31, 8; 12; 2. Chr. 7, 20; Zeph. 2, 4; Die .. Wünsche nach .. Familienglück wollte er a. Auerbach Dicht. 1, 70; Da diese Kräuter .. von da durch Wellen ausgewurzelt werden. Forster R. 1, 70; Haller Us. 250; Br. 1, 6; H. Ph. 10, 331; JP. Lev. 576; Rahel 2, 461; Typhos | wurzelte den Kaukasus aus. Willamow etc., s. c.
b) intr. (sein) = Pass. von a: Solche Maulschell .., daß ihm vier Zähn davon auswurzelten. Simplicissimus 2, 250.
c) (s. a; b) Partic. Prät.: Judä 12; Ist diese Eiche Europa so ausgewurzelt, daß das bloße Lüftchen einer Sage sie schon wanken macht? Börne 3, 354; H. Ph. 13, 91; Luther 1, 540b etc.
d) Auswurzelung. IP. 10, 73; 16, 160 etc.
2) tr.: grammatisch Etwas nach seinen Wurzeln ausdeuten (selten): Wenn .. Jeder sein Verschen grammatikaliter auswurzelte. Seume Gd. 113. Be- [1; 2]: bekleibend Wurzel schlagen:
1) refl.: Etwas Exotisches, das in diesem Boden nicht recht sich b. und begrasen kann. Dünzer H. 3, 292; Görres Ath. 143; Bis sie [die verpflanzten Pflanzen] sich wieder bewurzelt haben. Karmarsch 3, 441; Schmarda 1, 218 etc.
2) intr.: Butschky Kanzl. 664; Wo die Landeskirche .. in der keimenden Generation mehr und mehr bewurzelt. Görres Ath. 146; Daß sie dergestalt bewurzelt sei, daß ihr ferneres .. Wachsthum nichtmehr zu bezweifeln. Musäus Ph. 1, 12; Bewurzelte Bäumchen. Scherzer 1, 515; Weichmann 3, 11 etc.; Breit- (Jahn M. 308); dick- (Linck Schl. 115); tief- (Brockes 1, 151) bewurzelt, mit breiter etc. Wurzel. Durch-, tr.: wurzelnd durchdringen: Eine das Herz d–de Jdee. JP. Lev. 577. Eīn-: fest wurzeln:
1) [1] Ps. 80, 10; Es wurzelt ein der Wanderstab. Arnim (Hungari 2, 224), Der Haß, der immer fester einwurzelte. Bahrdt 2, 47; Wurzele fest im heim’schen Boden ein. Freiligrath SW. 1, 443; Gervinus Sh. 1, 79; Görres V. 54; Hutten (Wackern. 3, 220¹⁷); Breite Buchen wurzeln ein. Lohenstein Soph. 81; Schwab 325; Streckfuß Rol. 7, 29; Ich stehe .., als wurzelt’ ich in zauberischem Grunde, | wie ein gebannter Ritter, ein. W. 10, 124; 4, 155 etc., s. 2.
2) [1a]:
a) (veraltend) Jch [die Weisheit] habe eingewurzelt bei einem .. Volke, das Gottes Erbtheil ist, ich bin hoch gewachsen wie eine Ceder. Sir. 24, 16; Solch Mönchthum hat .. treffenlich [sehr] eingewurzlet in den Inseln. Stumpf 351a etc.
b) prädikativ (s. 4), z. B.: (Wie) eingewurzelt stehn (bleiben) etc. Kl. M. 8, 424; 9, 166; Matthison A. 8, 66; Platen 4, 310; Blieb wie in den Boden eingewurzelt stumm und unbeweglich stehen. W. 18, 212; Während ich einige Augenblicke im Boden eingewurzelt stand. 21, 171 etc.; ferner z. B.: Hiob 5, 3; Cham. 4, 236; So sehr war uns die Prosa .. eingewurzelt. Gervinus Lit. 5, 98; Daß das Gedicht von Faust in die Kulturgänge der Natur rückwärts ebenso eingewurzelt ist, wie wir es vorwärts sich hineinverzweigen sehen. 110; Wo ich mich schon wieder fester in dieser alten Welt eingewurzelt fühlte. Gutzkow R. 4, 308; Luther 1, 164b; 6, 42b; Oken 5, 59; Rückert Rost. 100a; In den Boden eingewurzelt bin ich, Strauch der Rose. Rückert 2, 447; Da alle seine Kinder in diesem Boden, den er zu ihrem Vaterland erwählt hatte, gleichsam eingewurzelt waren. W. 9, 292.
c) attrib.: Sehr eingewurzelte Schäden. Fichte 8, 34; Gentz Rev. 150; Ein eingewurzeltes Vorurtheil. G. 38, 67; L. Samps. 3, 1; W. 2, 48; Der eingewurzeltste Wahnglaube. 32, 201; Die allereingewurzeltsten Vorurtheile. Zimmermann FrGr. 298; Für uneingewurzelte Fußkrankheiten. Wackern. 3, 492²⁷ etc.
d) adverb.: Welch eingewurzelt verstockter Haß. Sch. 614a; Vischer Ästh. 2, 193 etc.
3) refl.: Bahrdt 1, 200; Ense T. 3, 147; Fichtenwald, der sich auf den Felsplatten eingewurzelt hatte. G. 14, 201; 18, 12; [So] hatte sich diese Gesinnung fest bei ihm eingewurzelt. G. 21, 126; 245 etc.
4) tr. (vgl. 2b): Durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden. Eph. 3, 16; Gott hat .. Gebirge fest darauf eingewurzelt. Kant 7, 47; Daß Rom .. eine unaustilgbare Gewohnheit der Furcht einwurzelte. Niebuhr 3, 724 etc.
5) Die Einwurzelung in ihre Heimathlichkeit. Gutzkow R. 1, 226; 2, 262; 8, 451 etc. Ent-: aus-w. (s. d. 1a): Bäume (Schwegler 47 534; V. 3, 223), Wurzelkraut (Schlegel 7, 174) e. etc.; Alle Grundsätze allmählich zu e. Görres V. 40; König Jer. 3, 299; Diese Gedanken entwurzelten sie aus der Umgebung, in der sie sich befand. Lewald W. 2, 439 etc.; auch was als Intrans. gefasst werden kann —: Als ich ging, fühlte ich, daß ich in diesem Hause vollkommen entwurzelt war. Hartmann E. 151; Rückert Rost. 80 etc.; Entwurzelung. Lōs-: mit der Wurzel losreißen (s. aus-w.), z. B. refl.: Wer kann Bäume anwerben und ihnen gebieten, aus dem Boden sich los-zu-w.? B. 304b; Klippen.. wurzelten sich los. Mohnike Fr. 58. Über-, tr.: mit Wurzeln überspannen etc. (selten): In dem Kessel . . ist Alles in Rasen, Moor und Moos verhüllt, von Bäumen überwurzelt etc. G. 40, 240. Um-: intr.: wurzelnd um sich greifen etc. (selten): Der Pöbel wurzelt weit um. Sch. 102b. Ver-: wurzelnd verwachsen, sich verzweigen etc. (s. ein-w.): Der im heimischen Boden verwurzelte Mensch. Augsb. Z. (44) 1561a; Nat.–Z. 15, 19 etc.; Mein Dasein ist mit dem Dasein meines Bruders so innig verbunden und verwurzelt. G. 17, 316 etc. und refl.: Andrerseits haben die Anfänge des Mittelalters in Rom sich in den blühenden Stamm des Alterthums verwurzelt. Oppenheim 13, 329. Zurück-: z. B. Senatsbeschlüsse, die in ihm zurückwurzelten. 10, 279, dort ihre Wurzel hatten und von ihm ausgingen; Ein solcher Charakter, mußte z–d in eine solche Lehre, noch unbeugsamer werden. Heine 5, 215 etc.