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Gewürz
Gewürz, n., –es; –e:
(s. Wurz, Anm.)
1) oberd. = Wurzeln, wofür Adelung Belege gewährt.
2) (s. 1) allgm. üblich:
a) zunächst aromatische Pflanzentheile, die als Zuthat bei der Bereitung von Speisen dienen, diesen einen bessern, nam. pikanteren Geschmack zu verleihen (sie zu ,,würzen“), seltner: die ganze Pflanze: Wurzellilien, G–e. . . Die Wurzeln oder Samen dieser Pflanzen sind das eig. G., wie Ingwer, Zitwer, Amömlein, Kardamonen und Paradieskörner etc. Oken 3, 492 etc.; Myrtus pimenta. .. Die Beeren kommen erst seit Menschengedenken nach Europa unter dem Namen: „Allerlei G.“ und „englisch G.“, auch „Nägeleinpfeffer“ [oder Nägelein-, Nelken- und veralt. aus der Zeit der Einführung: Alamode-, Mode-, Neu- G.]. 1942; G.: Unter dieser Benennung versteht man gemeiniglich: Nelken, Pfeffer und englisches G. Scheibler Kochb. 9; Gemischtes G. besteht aus weißem Pfeffer, englischem G., Nelken, Muskatnuß, Muskatblüthen, Lorbeerblättern, getrocknetem Thymian und Basilikum. 8 etc. Zsstzgn s. o.; ferner: Ingwer ist hierbei ein Haupt- G. Strals. Kochb. 93; Spanischen Pfeffer und andere Mund-G–e. Börne 4, 158 und z. B. Oken 2, 347 ff., wo er untersch.: Blatt-G. (z. B. Pfefferkraut, Salbei etc.); Blumen-G. (Kapern etc.); Frucht-G.(Wachholderbeeren, Nägelein etc.); Gröbs-G. (Muskatblüthe, Vanille etc.); Samen-G. (Senf, Kümmel etc.); Stengel- G. (Petersilie, Kerbel etc.); Wurzel-G. (Zwiebeln, Knoblauch etc.).
b) (s. a) verallgemeint (vgl. Würze), z. B. auch von nicht vegetabilischen Zuthaten der Speisen: Salz ist das nothwendigste und gesundeste G. etc. und bes. bildlich: Er hat, wenn er diese Eindrücke zu bewahren weiß, einen Vorrath von G., womit er den unschmackhaften Theil des Lebens verbessern und seinem ganzen Wesen einen durchziehenden guten Geschmack geben kann. G. 14, 215; Den Stoff . ., der aber so ohne alles G. da angerichtet steht. 32, 50; Den neuen Musenalmanach, da ihm das G. der Bosheit und Verwegenheit mangelt. 26, 185; Du willst das G. würzen. L. 1, 130; Gab uns die sorgsame Natur dieses Gefühl als ein bitteres G., damit es in der Süßigkeit des Genusses der Unverdaulichkeit der Seele entgegenwirke. Thümmel 2, 189; Das beste G. von der Welt ist der Hunger. Tieck DQ. 2, 34 etc.; Wir wollen Bosheit. Fortgesetztes komisches Sittenbild ohne dieses Haupt-G–e wird daher matt. Vischer Ästh. 3, 759; Dem Mädchen, das, vom Stadt-G–e | erhitzt, aufs Land nach Kühlung läuft. Thümmel 7, 113 etc.
3) (s. 2) im gehobnen Stil: Etwas von aromatischem (würzigem) Geruch, z. B.:
a) eig. von Pflanzen: [Der Phönix sammelt] G–e sich zu seinem Brand. Freiligrath 1, 264 etc.
b) bildl.: Eine Rauchwolke von den köstlichsten, deutschen und italiänischen Schmeichel-G–en. Börne Par. 6, 121 etc.