Faksimile 0860 | Seite 1682
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Gewürm wurmeln wurmen wurmerisch Gewürmschaft wurmhast gewürmig
Gewürm, n., –(e)s; –e:
Würmer (s. d.), z. B.:
1) (s. Wurm 1) 1. Mos. 1, 24 ff.; Gelert Br. 112; Das G. und Gekäfer. Immermann M. 3, 161; Ramler F. 2, 311; G. und Ungeziefer. Ryf Th. 5; Kein Schlang oder giftig G. 59 etc.; V. Il. 22, 509; Der Seidenwurm und die Purpurschnecke. . . Diese beiden Arten von G–e. W. 19, 27; Ein Schwarm von G–en. 26, 339; 9, 90; Schlangen. .Einige dieser G–e. Luc. 3, 451 etc.
2) (s. 1) von Pers., bildl. und übertr. mit versch. Nüancen, z. B.:
a) = Ungeziefer (s. d.), vgl. Wurm 9: Pfaffen, Mönch und alle das G. und geiziges Ungeziefer. Luther 6, 121a etc.; ferner: Das G. = die Zigeuner (Freytag Hdschr. 1, 241); = der schlechte Kerl (Höfer V. 88) etc.
b) (s. Wurm 10) O der armen G–e! Kranke, sagst du, und Greise. Sch. 121a etc., auch: Daß man sie nicht mehr für Schlangen ansah, sondern für unschuldiges G–e. Heine 8, 284 etc.
c) im Vergleich mit best. Thieren, z. B.: Dienstbaren Bienen an dem großen Honigstocke der Welt. . . Dem fleißigen G. Thümmel 7, 97 etc.
3) bildl. = Gewimmel, Menge, nam. von Schlechtem, z. B.: In dem großen Meer dieser Welt viel G–e ist, d. i. viel Anfechtung und Anstöß. Luther 1, 87a; Wäre das unzählige Ungeziefer, G. und Geschwürm der Bücher nicht in die Kirchen kommen. XVIII; SW. 63, 137 etc. Zsstzg. z. B.: Mit all dem Höll-G–e [3]. Gruppe 1, 548 (Clajus); Der Anblick all dieses kleinen, hilflosen, schreienden Menschen- G–es [2b]. Kohl Pet. 1, 320; Ihr Mund | vergiftet mehr als alles Nil-G. [1, Schlangen etc.]. Tieck Cymb. 3, 4; Schwelge dich satt und fett | an dem Sommer-G–e [1]. Denis (Kurz 2, 540b) etc.
Wǘrmeln, intr. (haben):
ein wenig oder leise wurmen, nagen etc.: Sobald die Tageskritik an seinen Worten würmelt und nagt. Heine B. 369; In den Herzen der Baskesen | würmelt heute noch der Abscheu | vor Kagoten. Tr. 76 etc.
Wúrmen, intr. (haben) und (s. 5c) tr.:
1) wurmstichig werden: Tannenholz, zur rechten Zeit gehauen, wurmt noch fault nicht. Lehmann OberErzgb. 480.
2) Jemand wurmt, grübelt, sinnt, in Nachdenken vertieft etc., z. B.: In dieser Art wurmte Blasedow fort und überredete sich, daß etc. Gutzkow Bl. 1, 323 etc.; häufiger mit fremder Endung: In meinem Vater wurmt (s. 5) und arbeitet seit einigen Tagen etwas ganz Besondres. .. Er wurmisiert gern .., vielleicht denkt er auch auf seine chemischen Arbeiten. Tieck NKr. 4, 47; So wurmisierte er noch ein Weilchen in der Kammer herum. Keller LvS. 368 etc.
3) Kohlenbrenner.: wurmförmig kriechen: Das Feuer wurmt im Meiler umher. Adelung.
4) Etwas wurmt im Magen, erregt Grimmen (s. d. I 1a und Wurm 1a), z. B.: Machten sie immer dem Staatskörper einiges Knurren und W. im Leibe. Droysen A. 3, 135.
5) Etwas wurmt in Jemandes Innern, Herzen, Geist, Sinn; in ihm, wirkt dort wie nagendes oder auch, wie kribbelndes (s. d.), krabbelndes (s. d.), prickelndes Gewürm, so daß er sich nicht zur Ruhe geben kann (vgl. grimmen I 1b; wurmisch etc.), z. B.:
a) Am andern Morgen fängt das Bangen schon wieder an zu w. Gotthelf U. 2, 223; Das wurmte und nagte an seinem Herzen. vHorn Schmj. 63; Was wurmt in Ihnen, weßhalb Sie hier klagen? Ifland 5, 1, 91; Das wurmte beim alten Karl. Sch. 158b etc.
b) mit persönl. Dat.: Baggesen 2, 235; Ihm wurmte das Geheimnis sehr. Blumauer 2, 120; Ense T. 5, 103; Echtermeyer 150; Gotter Sch. 130; Das that dem Prinzen wohl und wurmte ihm [verdroß ihn] zugleich. Hebel 3, 164; 74; Höfer V. 201; vHorn Gemsj. 35; Maj. 1, 121; Klinger Zw. 49; König Jer. 2, 209; 3, 110; Fam. 1, 268; DFam. 1, 197; Leb. 1, 27; Musäus M. 4, 53; FNicolai Werth. 33; Oehlenschläger Gd. 127; So sehr sie die Aussage zufrieden stellte, so wurmte ihr dennoch, es könnte, wo nicht viel, doch etwa wenig hinter der Entdeckung selber stecken. Pestalozzi 4, 173; Prutz Ob. 3, 33; Rückert Mak. 1, 122; Sch. 12a; Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin. 95b; Sturz 1, 248; Uhland Dr. 22; Werner Lthr. 124; W. Luc. 3, 373 etc.
c) mit persönl. Acc.: Augsb. Z. (44) 2083a; Es wurmt und ärgert ihn. Blumauer 1, 223; Was er fortzutragen, die Kraft hat, minder ihn freut, | als, was er liegen muß lassen, ihn heimlich wurmet und reut. Cham. 3, 314; Ense T. 5, 228; Geibel 216; G. 14, 37; 83; Gutzkow R. 9, 255; Hartmann E. 276; Heine 5, 224; Reis. 4, 240; Börn. 257; vHorn Maj. 1, 71; Langbein 2, 209; L. 11, 746; Lewald RothE. 85; Möricke N. 431; Musäus M. 3, 43; Prutz Ob. 3, 65; Reithard 78; 93; Rückert 2, 4; Sealsfield Leg. 2, 223; Tieck N. 1, 80; Waldau N. 1, 171; Werner Lthr. 107 etc.
d) Zsstzg.: Gewann er einige Fassung, die dem noch fort-w–den Verdrusse Etwas von Humor beimischte. König Saalf. 3, 145 etc.; Es wurmte ihm die lächelnde Bemerkung des Geistlichen nach. 2, 235; 1, 346; Jer. 1, 407; Fam. 1, 82 etc.
Wǘrmer~isch, a.:
s. Bücherwurm 2.
~schaft, f.; –en:
eine Gesammtheit von Würmern (vgl. Gewürm). Arndt 321.
Wúrm~hast, a.:
1) in der Weise von Würmern: W. wimmelnd. Droysen A. 1, 264; Herr Schelling windet sich w. in den Vorzimmern. Heine 5, 256 etc.
2) einen Wurm (s. d. 8) habend: Ein tolles w–iges Volk . ., so faselicht und hasenhaftig. JGMüller Lind. 1, 107 etc.
~ig, a.:
1) von Würmern zernagt, voll davon: Mein Fleisch ist um und um „wörmicht“ und „kötticht“. Hiob 7, 5; Ein w–er Apfel. Kompert Pfl. 1, 26; Böhm. 140; W–e Götzen. V. 3, 8 etc. 2) = wurmhaft 2. Adelung.
3) in der Stimmung, daß Einen Etwas wurmt, verdrießt: W. werden. Ders., auch: Ihr wisst ja, was mich wurmisch machte. L. Nath. 5, 5 (vgl. dazu L. 13, 623).