Faksimile 0847 | Seite 1669
Faksimile 0847 | Seite 1669
Faksimile 0847 | Seite 1669
Faksimile 0847 | Seite 1669
Faksimile 0847 | Seite 1669
wühlen um-wühlen um-wühlen unter-wühlen Wühler Wühlenei wühlenhaft wühlenisch
Wühlen, intr. (haben) und bes. mit Angabe der Wirkung auch tr. und refl.:
(s. walgen, Anm. 1e; h)
1) tief eindringend auf- und umrühren, umwälzen etc., z. B. (ineinandergreifend):
a) In der Erde w. etc., von lebenden Wesen (vgl. graben II 1—3); Schweine w. mit dem Rüssel in der Erde, im Koth etc.; w. den Rüssel in die Erde, den Boden (hinein); w. in der Erde nach Wurzeln, Trüffeln etc.; w. sie aus der Erde (aus oder heraus); w. Löcher etc. in den Boden (hinein) etc.; w. (oder wälzen) sich im Koth etc.; Mäuse etc. w. sich durch die Erde (durch, hindurch) etc.; Menschen w. in der Erde nach Schätzen, Erzen etc.; Ein Grab w., w–d machen, z. B. G. 14, 136 etc. und bildl.: Morgen wieder neu sich zu entbinden, | wühlt sie [die Natur] heute sich ihr eignes Grab. Sch. 22b etc., dagegen nur dichterisch statt auf-w., z. B.: Was wühlt er stumm und grausig ein neugeschüttet Grab | und stört die Leiche etc.? Cham. 3, 337. Jm Übrigen genügen wenige Belege (nam. auch für die Ubertragung): Listig und still gerührig, wie ein Maulwurf grübelnd und w–d. Arndt Stein 131; Wer immer mit dem Verstande voraus wühlt, wohin er mit Hand und Fuß zur That nachschreiten soll. Gutzkow Z. 1, 309; Schakals, die in Gräbern | w. Heine Rom. 268; Wüstet und wühlt [grabt] in dieser herrlichen Aue. Musäus M. 5, 33; Wider die Niedrigkeit, welche kriecht, und wider den Eigennutz, welcher wühlt. Wackern. 4, 925ē (IP.); 2, 1545¹⁵ (Rückert); Ramler F. 3, 221; Der Mensch wühlt [erregt w–d] mir Wolken in dem silbernen Strom. Sch. 315a, trübt ihn; Des Bleigeschlechtes .., | das nur nach Erz und Steinen wühlt. V. 4, 162 etc.
b) (s. a) In der Erde w. etc., vom Wasser, z. B.: [Das Fließ] wühlt sich dort im Sande ein festeres Kiesbett. Alexis H. 1, 1, 3; Die Fluthen w. G. 1, 147; 14, 122; Obgleich Ebbe und Fluth beständig daran rupfen und w. 23, 106; Seh ich einen Bach sich | durch die Felder w. Platen 1, 158; Sch. 502b; Es klatscht weit-w–d das Salzmeer. V. Th. 22, 15; Il. 23, 421 (s. durch-w. I 2); Willkomm Pom. 2, 115 (s. Wehle).
c) (s. a) In Etwas [wo eine Fülle ist] w., z. B.: Er hatt’ in manchem Sack zu w. und zu kramen. Rückert W. 1, 104; [Die achtlosen Menschen brauchen der göttlichen Werke] und „wülen“ drinnen, wie eine Sau im Habersack. Luther 5, 209a etc., vgl.: Er wühlte unter den Kleidern [suchend]. Freytag Hdschr. 2, 56, bes. aber mit einem gewissen Wohlgefühl, Behagen, Schwelgen des w–den Subj., z. B.: Nimmer müde kann man sich | in diesen seidnen Locken w. B. 18b; Zwar wühlte sich’s hübsch im Golde; | wohl Dem, der w. kann! 133a; Der Held.. wühlte | .. tief und tiefer sich im Blut. Cham. 4, 84 (vgl. baden); Der mit profanem Gesicht [Auge] | in ihren Reizen gewühlt. W. 15, 225 etc.
d) (s. c) Zwischen tausend schönen Bildern | wühlt umsonst mein Genius. B. 43a, schwankt wählend in der Fülle.
e) (s. a) In Etwas w., es in Unordnung bringend, durch einander werfen etc.: Eine tolle Willkür darf in dem Räderwerk einer geistreichen Ordnung w. Sch. 1031a; Hand .., die in Gesicht und Locken | ihm, wie ein Maienschnee in Blüth’ und Zweigen wühlt. W. 11, 208 etc.
f) (s. c) In Etwas w., aufs Gerathewohl hierhin und dorthin greifend: Indeß die Harfe hänget unter Bäumen | und in den Saiten Lüfte säuselnd w. Uhland 175 etc., vgl.: Indeß auf wohlgestimmter Leier wild | der Wahnsinn hin und her zu w. scheint | und doch im schönsten Takt sich mäßig hält. G. 13, 122 etc.; ferner tr.: In kritzelnden Strichen wühlt sie [spricht die erregte Seele w–d] auf dem Papier Anbetung dem Schaffenden. 31, 22, vgl.: Als mit ungeduld’gem Streben | ich die Zeichnung hingewühlt. 22, 228 etc.
g) (s. a) Sich wohin w., dahin vor- und eindringen und dort Fuß fassen etc., z. B.: [Faust] hat .. sich in die Magie gewühlt. G. 6, 247; Eh sich der Tod in meine Brust gewühlt | und meines Lebens Pforten aufgeschmettert. Körner 153b etc.
h) (s. a) in politischem Parteitreiben die Gemüther aufrühren (s. d. und Wühler): Die Demokraten w. mit unerhörter Dreistigkeit: Gutzkow R. 4, 75; Aufrührisch zu w. Hartmann BB. 349 etc. Ferner (i—l) in Bezug auf erregte Empfindungen etc., z. B.:
i) mit pers. Subj.: [Ich] werde w. | mit dem scharfen Eisen nach dem Herzen | in der Brust dir. Cham. 6, 254 etc.; In einer Wunde w. Sch. 208a; 611b etc.; ferner mit unpersönl. Subj.: k) (s. i) von verwundenden Schmerzen, körperlich und geistig, seelisch, z. B.: Wer fühlet, | wie wühlet | der Schmerz mir im Gebein? G. 11, 158; Dem Prahlenden sendete Cäneus | w–den Stahl in die Seite. V. Ov. 2, 277; Gedrängt um das leidende Herz mir | w. verwundende Sorgen. Od. 19, 517; Mit dieser Furienschlange im Busen, mit diesem in meinem Innern w–den Bewusstsein. W. 22, 318 etc. l) von gärendem Drang, rumorender Unruhe in Kopf und Herz etc., z. B.: Was auf der Hand lag, [das Einfachste, Klarste] wühlte mir im Kopfe. Glaßbrenner Vrk. 6; Dann fing’s im Herzen an, zu w. G. 6, 76; Einem jungen w–den Herzen. 34, 220; Dem’s im Busen thatenschwanger wühlte. Platen 2, 76; Krampfig wühlt’s im Herzen (s. k). Werner Osts. 1, 81; Wie wühlt sein [des Liebesgifts] heißer Brand | in ihrem Blut (s. k). W. 20, 180; Der Ehrgeiz wühlte in seinem Innern. Woltmann Westf. 1, 89 etc. m) s. walgen 2 und Anm. 1h: Es oder z. B. ein eingenommenes Vomitiv, ein Trank etc. wühlt Einem im Magen, in den Gedärmen etc.; Ich habe solch W.; ich fürchte, ich muß mich übergeben; W–des, spülendes, | kühlendes Tränkchen. G. 8, 252 etc.
2) (s. 1) intr.: in oder wie in einem Gewühl (s. d.) sich bewegen, durch einander wimmeln (vgl. wudeln und Stalder 2, 457) etc.: Dort wühlte ein unglaubliches Getümmel durch einander. G. 18, 299; Ich seh im Winde w. | das Rockenfeld. V. 3, 189; Kaum sind Hände gnug zum Lesen, | wie es unten wühlt und heckt. 210; Es wühlte der Saal von dem hastigen Zulauf. Th. 24, 52; Durch das viele Lesen und Grübeln wühlt es in meinem Kopf durch ein- ander, wie die zwölf Hasen im holsteinischen Sprichwort, die sich abarbeiten, um auf elf Stühlen zu sitzen. HVoß JP. 85 etc., s. her-w. 1. Zsstzg. ohne Bem. zu 1 (vgl. die von graben etc.), meist tr., z. B.: An-: Ihm ihre große Plane und Anlage zu zeigen, die sie im Garten an-zu-w. (denn Das war der beste Ausdruck dafür) im Sinne hatten. Gutzkow R. 3, 421, wühlend anzulegen etc. Āūf-: wühlend in die Höhe bringen (empor-w.); wühlend aufreißen, aufrühren, aufregen etc.: Der Maulwurf wühlt Erdhaufen auf oder ohne Obj. (Lenz Nat. 2, 306 etc.); Ein aufgewühlter Wüstensand. Daumer 1, 41; Hörner, mit denen er den Boden aufwühlt und Wolken von Sand in die Luft stäubt. Engel 7, 239; Die a–den Kämpfe durchzumachen. Freytag Hdschr. 1, 219; Das schmutzige, aufgewühlte Wasser. G. 24, 60; 19, 175; Diese Nachricht wühlte mir das Herz auf. Heinse 1, 166; Gekreisch, wie von Alraunen, die man aufwühlt [aus der Erde empor]. Schlegel Rom. 4, 3; Wie .. der Wog’ Abgründe | Sturm aufwühlt. Ders. (Wackern. 2, 1308¹³); Der Sturm .. | ward aufgewühlt von bösen Geistern. Thümmel K. 31; Der erd-a–den Schweine. V. Od. 14, 15; W. 28, 228; 32, 158 etc.; Staubaufwühlung. Lavater 1, 53. Āūs-:
1) heraus-w.: Da die Schweine die Trüffeln gierig a. Oken 3, 111 (s. auf-w.).
2) wühlend aushöhlen: In finstern tief ausgehöhlten Tobeln. Kürnberger N. 2, 246.
3) veralt. intr. statt aus-, heraus-wallen, -quellen: Der Schweiß | aus den Dunstlöchlein thut a. HSachs 3, 2, 178d. I. Dúrch-: 1) refl.: sich hindurch-w., eig. und übertr., z. B.: Wenn durch die jungen Glieder | die Leidenschaft sich rastlos durchgewühlt. G. 1, 2 etc. 2) tr.: Etwas d., überall darin wühlen (s. II): Wo gesammelte Wintergewässer | durchgewühlet den Weg [Variante: durch den Weg sich gewühlt]. V. Jl. 23, 421. II. Durch-, tr.: Etwas d., überall darin wühlen (s. I2); es überall auf-w., es wühlend durchdringen etc., sehr häufig, z. B.: Das lange, beharrliche .. D. des ganzen Sprachschatzes. B. 182a; D–d grimmig seines Busens Schacht. Cham. 4, 170; 3, 296; Der Mensch .. durchwühlt Gebirg’. Falk Mensch 11; Fichte 6, 7; Wie ein Kaninchenvolk durchwühlt die Erde. Freiligrath Ven. 45; Apollo’s Haar durchwühlt der Wind. Forster Jt. 2, 4; Görres V. 34; G. 2, 183; 11, 29; 16, 33; 18, 37; Zweifel, Kummer, Gram, | wie sie das tiefe Herz d. 10, 238; Ein Feuer, das ihr Herz durchwühlte. Pfeffel Po. 3, 58; 171; Platen 3, 29; 4, 27; Die Gicht durchwühlte seine Glieder. Ramler F. 3, 197; Sch. 691b; 832b; 833b; Ein sittlich so durchwühltes Volk, wie es das französische ist. . . Wo die Gesellschaft glücklicherweise diese Durchwühlungen (s. b) nicht durchgemacht. Volksz. 12, 285; V. Jl. 19, 125; Ob der Stahl .. den Leib durchwühlt. W. 25, 65; 26, 324; Der Geier, der sein Herz durchwühlet. Zedlitz Todt. Str. 82 etc.
a) In dieser kampf durchwühlten Zeit. Lewald Ferd. 2, 225; In barrikadenkampfdurchwühlten Städten. Spielhagen Hoh. 3, 239; Jhre schmerzdurchwühlten Züge. 164 etc.
b) In Durchwühlung der Bibliotheken vertieft. Prutz Tasch. 2, 292; Aus der tiefen Durchwühlung, welche die Sehnsucht im physischen Leben hervorbringt. Vischer Ästh. 3, 1327 etc. (s. o. Volksz.). hinein-w.; wühlend eingraben, einbohren etc., z. B.:
Eīn-:
1) Die Hörner in den Boden (PHeyse Mer. 341), die Füße in den Sand (Lewald Hel. 2, 26) e.; Ein loderndes Dach verräth jeden Pfühl, in welchen die wilde Karkasse ihr feuriges Haupt eingewühlt. König Kl. 3, 287 etc. und ref.: Sich tiefer in seinen Eigensinn (Gervinus Lit. 5, 277), in die Melancholie (Herbert Nap. 4, 69) e.; Frühlingslüfte, die sich flatternd in meinen Wagen einwühlten. IP. 17, 20 und im substant. Infin. ohne sich (s. d. †): Er sah seinem [des Schmetterlings] E. in seine Blume zu. 7, 166 etc.
2) Ein Loch, eine Vertiefung etc. e. (vgl. aus-w.); Daß ein paar Schweine aus ihrem eingewühlten Lager .. auffuhren. Immermann M. 1, 254; Wehle [s. d.] . ., welche die Fluthen in das Inselland eingewühlt. Willkomm Pom. 2, 111. Empōr-: wühlend emporthürmen (s. auf-w.): In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde. Platen 1, 202; Die Meerfluth, | .. wann kommend der Süd sie emporwühlt. V. Jl. 2, 395. Ent-: Der Erde Gold e., daraus hervor-w.; Der Flur heilkräftige Kräuter e–d. Rückert; Entwühlt von den Füßen | wallte der Staub empor. B. 196a = 227a etc. Er-:
1) tr.: Etwas durch Wühlen hervorbringen, erlangen etc.: Sich Kronen durch die Schmach | des Vaterlandes zu e. Thümmel 8, 89; Er erwühlt ein schädlich Gold. W. 25, 151; Wann hat sein [des Sturms] Blasen einst im Staub, mit dem er spielt, | ein Werk, das deinem gleicht, erhabner Nahl, erwühlt? 16 etc.
2) wühlend erschließen, öffnen; auf-w.:
a) tr.: Tönte Gebrüll des Meers, erwühlt vom Athem des Ostwinds. Kosegarten D. 1, 84; Zu e. den Ufersand, zu durchsuchen das Meergras. 2, 89; Po. 1, 175; 151; Rh. 2, 156; Die Fluth, den festen Grund e–d. Rückert 1, 173; Der Erde Schoß, erwühlt vom Ackerpflug. BE. 159; Ders. (Wackern. 2, 1556ē) etc.
b) refl.: Wie er tappt . ., | sich unter ihm die Erd’ erwühlt: | er stürzt wohl hundert Klafter. G. 1, 145; Zu neuen Gefühlen | all meine Sinnen sich e. 11, 22 etc. Hêr- etc.:
1) [2] Wenn um die Stadt herwühlt wehdrohender Feinde Getümmel. V. Il. 18, 220; Um den König geschart und das ragende Zelt des Gebieters | wühlen sie [die Bienen] her [„,all“ statt her. Ländl. 4, 687]. Georg. 4, 76 etc.
2) s.[1f]; ferner [1a] und z. B.: Sie wühlet stürmend, was im Grunde | der Fluth verborgen liegt, herauf. Tiedge Ur. 5, 290; Sich zwischen das binsichte Grasgewächs hinein-w. Wackern. 3, 805³¹; Ich war auf dem stürmischen Meer, herumgewühlt [-geworfen] von tausend Wogen. Heinse A. 1, 76 etc. Nāch-:
1) wühlend nachgraben: Bei einem zufälligen räuberischen N. G. 23, 262 (vgl. Raubbau); Als in der wüsten Kapelle .. | heimlich der Küster einmal nachwühlte. V. 2, 89 etc.
2) [1m] Das Vomitiv wühlt noch nach etc. Nīēder-, tr.: wühlend niederwerfen: Wen der Kummer niederwühlet. Seume Gd. 27. I.
Um-, tr.:
wühlend das Unterste zu oberst kehren etc.: Wühlet Garten und Saat um. G. 5, 50; Der Dichter pflegt .. | sein Innerstes von Grund aus um-zu-w. 2, 14; WHumboldt 3, 51; Lichtwer 143; Eber, | der eure Weinberg umwühlt. Schlegel Rich. III. 5, 2 etc. II.
Um-, tr.:
Etwas um-w., rings um dasselbe wühlen, z. B.:
1) [1] Die ihn u–de Intrige. Gutzkow R. 5, 194; 6, 87; Da die Thiere [Schweine] alle Wurzeln umwühlt und zernagt hatten. PHeyse Mer. 160; Fels .., | vom wilden, wüsten Ocean umwühlt. Schlegel Sh. 7, 64; Zedlitz Todtkr. Str. 77 etc.
2) [2] s. umwimmeln. I. Unter-, tr.: wühlend unterhöhlen (s. d.): Freiligrath 2, 30; Feuerschlünde, | die ihr das reiche Feld Siciliens | im Finstern unterwühlt. G. 35, 331; Mit u–dem Schmerze. Gutzkow 11, 185; PHeyse Mer. 82; Sie wissen ja, wie Alles von den mazzinistischen Maulwürfen unterwühlt war [1h]. 239; König Saalf. 3, 166; Lewald W. 1, 274; Schwegler (46) 68 etc.; Durch Unterwühlung oder Erdenstoß. G. 33, 212 etc. II.
Unter-, tr., refl.:
hinunter-w. Ver-:
1) tr. (vgl. zer-w.), z. B.:
a) durch Wühlen verderben, zerstören etc.: Die wilden Säue, so beinahe ganz Kaledoniam verwühlet. Garzoni 602b; Jahn M. 302; Schlegel Sh. 5, 239 etc.
b) durch Wühlen aus seiner Lage, Ordnung bringen, z. B. auch: Die Linnen und Kissen frisch und unverwühlt, als wenn Niemand darin gelegen. Schwab V. 1, 70 etc.
c) durch Wühlen verwischen etc.: [Reineke] verwühlte die Spur mit seinem Munde. G. 5, 180 etc.
d) wühlend verstecken, vergraben (vgl. 2).
2) refl.: Sich in Etwas [Acc. oder Dat.] ver-w., vergraben, vertiefen: Er verwühlte sich in allen Sprachschätzen des Alterthums. Heine 14, 184 etc. Vōr-: hervor-w. Zer-: Etwas aus einander wühlend, es aus seiner, nam. aus der gehörigen Lage, Ruhe, Ordnung bringen (vgl. ver-w.) nam. zerstörend darin wühlen, z. B.: Dann zerwühlten mir diese schmerzlichen Gefühle das Herz nicht so. Bronner 1, 90; Das Meer vom Sturm zerwühlt. Forster It. 1, 48; Das Verlangen nach Rache zerwühlte die Eingeweide. Gutzkow R. 9, 128; Kinkel E. 14; 267; Schneestaub, der aus allen den .. zerwühlten Eiskrystallen entsteht. Kohl Pet. 1, 84; Die der göttlichen Majestät Wort so säuisch „zuwülen“ und so schweinisch „zureissen“. Luther 8, 75a; Möser Ph. 3, 208; Mügge Els. 360; Nicolai 2, 52; Aufregung, die sein Innres zerwühlt. Schücking Gschw. 1, 239; Die glimmende Asche z–d. V. 2, 171; Ov. 2, 101; 2, 224; Zerwühlst du | schon vorlängst von dem Karst unberührete Felder. H. 2, 269; Ländl. 3, 93; 4, 481; Ohne Schlaf sein Lager zu z. W. 12, 275; Zachariä Tag. 47 etc.; Die schmerzzerwühlte Brust; Mit wind zerwühlten Haaren. Polko Mus. 204 etc. Zū-: z. B.:
1) Etwas, das offen ist, wühlend zuscharren: Ihnen diese Quelle eines rechtmäßigen Unterhalts zutreten oder z. IP. etc.
2) Sich Etwas z., durch Wühlen zueignen, z. B. einen reichen Erzgang. Möser Osn. 1, XXVI etc.
Wǖhler, m., –s; uv.:
Jemand, der und insofern er wühlt, z. B.:
1) (s. wühlen 1c) Die W. in gelehrtem Schunde. Daumer 1, 78 etc.; Keine Gefühls-W–in, keine Gedankengrüblerin. Gutzkow R. 8, 79.
2) = Maulwurf (s. d.). Schm. (vgl. Wühlscheer. Spindler V. 4, 139 etc., s. Scharr-, Schermaus).
3) (s. 2) zu wühlen 1h (s. d., vgl. Heuler und Gewühl 1): Der W. wider Willen oder Hampelmann auf den Barrikaden. Auerbach Tag. 2; W. und Umwälzer. Mügge Tell 48; Scherr Gr. 2, 36 etc.; Ihn [Görres] hatte die Natur zum wirksamen Zeitungsschreiber, zum tüchtigen Tages-W. gestempelt. Oppenheim 11, 144 etc.
~ēī, f.; –en:
Thun und Treiben eines Wühlers (s. d., nam. 3): Der Henker hole Ihre ganze Wühler- und Wählerei! Gutzkow R. 1, 167; Beschützer der Verfassung gegen demagogisch-monarchische W–en. Mommsen 3, 327; Scherr Bl. 1, 312 etc.
~haft, a.:
in der Weise eines Wühlers (s. d., nam. 3): Fortschrittlich w–e Schwindelforderung. Kladderadatsch 15, 88b.
~isch, a.:
wühlerhaft, z. B.: Gegen jeden w–en und parteiischen Einfluß. Ense T. 5, 363 etc., seltner ohne Bezug auf Politik: Ihrem w–en [wühlend durchdringenden] Umblick entging selten Etwas. Gutzkow Z. 1, 100.