Wolle
Wólle, f.; –n; Woll-, –en- (s. walgen, Anm. 1g):
1) das Haar der Schafe, das durch seine eigth. Beschaffenheit sich zum Verfilzen und zur Verarbeitung durch Spinnen und Weben eignet (s. M. 2, 653 ff.), auch: Ich schere nicht die W. [Schafe], die ich weide. Sh. 3, 48 etc. Mz. bes. von den versch. Sorten, s. Zsstzg. und z. B.: Daß sehr köstliche W–n allda sollen gezeuget werden. 842b, vgl. 6. —
2) (s. 1) ähnliches Haar andrer Thiere, s. l. l.; auch weidm.: W.: Haar des Hasen, auch die krausen weichen Haare, welche das Schwarzwild im Winter zw. den Borsten und das Rothwild auf der Haut hat. Br. 302 etc. —
3) auch vom menschl. Haar:
a) das zuerst sprossende Barthaar (Milchhaar, Flaum). 30, 433; Um dessen Kinn noch zweideutige W. hing. XVIII etc. —
b) krauses struppiges Haupthaar: Das Haar ist die Mitte zw. der W. der Neger und dem Haar andrer Völker. Ph. 4, 36; Sein [Thersites] Haupt, auf der Scheitel mit dünnlicher W. besäet. Jl. 2, 219 197a). —
4) ähnl. Theile von Pflanzen, z. B.: Das Wollgras. .. Samen dreieckig in sehr langer W. 3, 428; Die Baum-W. (s. d.), Gossypium .. mit vielen Samen in langer W. 1213 etc.; Gewebt von dem emsigen Hindu | aus der W. des Baumes. 92; Ländl. 3, 313 etc. —
5) eine wollähnliche, flockige Masse, s. Schaum-W.; ferner: Philosophische W., s. I. Nicht. — 6) sprchw., s. nam. 1, z. B.:
a) Weich und warm in der W. sitzen. A. 1, 278 oder bloß: in der W. sitzen St. 1, 11 etc.), seltner: liegen H. 1, 2, 387), sich befinden Reis. 2, 203) etc., vgl. Hanf 1; Heu etc. —
b) W. lassen müssen. 84 etc., vgl.: Mancher geht nach Btr. 3, 2, 53) oder auf Jer. 1, 329) W. aus und kommt geschoren zurück etc. —
c) Viel Geschrei (s. d. 1c) und wenig W. — niederd. auch mit Zusatz: sagte der Teufel und schor ein Schwein. —
d) In der W. gefärbt (s. d. 1). Pollm. 75, echt, zuverlässig etc. — Zsstzg. zahlreich nam. zu 1 — was unbez. bleibt — für die versch. Sorten (s. l. 1. etc., vgl. Zstzg. von Schaf), z. B.: Bārt- [3a]: Die keimende B. um die Wange. — B., die schlechteste Schaf- W. Fat. 2, 13 etc., vgl. in einem Wollbericht: Leichte B–n 45—60 Thaler per Centner; Mecklenburger Kamm-W–n von ausgezeichneter Wäsche 67—69; gute Tuch-W–n 70—73; Schweiß-W–n 53—62; Gärber-W–n 42—46 etc. 10, 143 u. o. — Bāūm- [4]: s. K. 2, 143; 401; 1, 115; M. 2, 494 etc.; Lose (s. d.) B.; Gesponnene, gewebte B.; Ich hing schüchtern und locker wie B. an ihrem Arm. 2, 195 etc.; Das Zimperlichthun! Willst du ihn nicht in B. wickeln? 3, 254; 3, 374; Solche Leute soll man mit B–n angreifen. Br. 4, 211 etc. (s. baumwollen 2); Schieß-B., 1851 von Schönbein entdeckt, entsteht, wenn B., in höchst koncentrierte Salpetersäure gelegt, nach kurzem Verweilen darin ausgedrückt, gewaschen und getrocknet wird. .. Die Wirkung der Schieß-B. übertrifft bei gleichen Gewichtmengen die des Schießpulvers 2½ bis 3 mal. 3, 89, auch: Kollodion-W. 77 (s. Kollodion); Nun soll die Schieß-W. selbst den erhabenen Donner der Geschosse wegnehmen. Ästh. 2, 292. — statt Beiderwand, s. d. und z. B.: Mit einem „beiderwollenen“ Wamse. Sch. 4, 381, vgl. Woll-Laken. — = Bergflachs (s. d.). — Dīstel- [4]. — s. Schur-W. — auserlesene, — eine sehr feine Wollsorte, über die nur noch die Super-E. geht. — eig. „kurfürstliche“ — von den aus Spanien zunächst nach dem Kurfürstenthum Sachsen verpflanzten Merino-, den sog. Elektoralschafen. — vor dem Spinnen gefärbte. — zu Filzen. — G., die in den Gärbereien durch Kalk von den Fellen abgenommen wird, kann nur zu geringen Waaren dienen. M. 2, 673. — Gēīß- [2]: s. Ziegen-W. — Die Produktion der feineren langhaarigen G. 13, 49. — Grúnd- [2]: wolliges Grundhaar (s. d.): Jedes Zobelfell hat eine kurze G. von bläulichgrauem . Scheine. 11, 15. — Hāsen- [2]. — vom Heidschaf oder den Heidschnucken. M. 2, 657. — Die Klasse der K–n begreift .. Sorten, deren Länge mindestens ungefähr 4“ und bis hinauf zu 8, 10 oder selbst 12“ beträgt; das Haar derselben ist wenig gekräuselt. . . Die Streich-W. wird nach Art der Baum- W. auf Kratzmaschinen gekratzt oder gestrichen ..; die K. dagegen mit stählernen Kämmen gekämmt; außerdem werden beide beim nachfolgenden Verspinnen auf versch. Weise behandelt, so daß aus Streich-W. im Allgm. ein weiches, lockres, mehr oder weniger rauhes —, dagegen aus K. ein dichteres, festeres, glatteres Garn entsteht. 3, 630 (s. Tuch-W.); M. 2, 669; Techn. 2, 655. — s. Rauf-W. 3. — Merino-W. — Kaschmīr- [2]: die Grund-W. der Kaschmirziege. M. 2, 653. — s. Strick-W. — Kattūn- [4]: Baum-W. — kernige. — s. Schieß-Baumwolle. — Streich-W. (vgl. Kamm-W.) M. 2, 669. — 677. — Die Wolle des gemeinen deutschen Landschafes (L.). 656. — Die Wolle des span. Schafes (M.). ebd. — von Mischlingsschafen, die durch Paarung deutscher Landschafe mit Widdern von spanischer Zucht erzeugt find. 661; 657. — Mittelsorte. 676. — Bedienten sich der bräunlichen oder schwarzen und wenig schmutzenden N. 2, 233. — Pflánzen- [4]: Der Zeisig macht ein Nest aus . . Pf. 7, 261. —
Bāūern-: Bēīder-: Bérg-: Ēīnschur-: Elékta-: Elektorāl-: Fárben-: Fílz-: Gä́rber-: Glánz-: Hēīd-: Kámm-: Kä́mmlings-: Karthäūser-: Kástor-: Kérn-: Kollōdion-: Krátz-: Lámm-: Lánd-: Merīno-: Mestizen-: Míttel-: Naturéll-: Rāūf-: 1) Gärber-W. —
2) die den lebendigen Schafen z. B. von Dornhecken etc. ausgeraufte Wolle. —
3) Hinter-R., die beim Wollkämmen in den Kämmen zurückbleibende — nur als Streich-W. brauchbare — wirre Wolle (Kämmlings-W.; Kämmlinge). — Sāmen- [4]: Der Wollbaum liefert .. S., welche aber wegen ihrer Kürze nicht gesponnen wird. 2, 370 etc. — Schāb-: Gärber-W. — Schāf-. — Schāūm- [5]: Als wenn diese feinen Dünste von einer leichten Luft wie Sch. durch die Atmosphäre gekämmt 14, 193. — Schêr-: die beim Tuchscheren abfallenden kurzen Härchen (Scherflocken). M. 2, 719. — Schīēß-: s. Schieß-Baumwolle. — Schūr-: der den lebenden und gesunden Thieren abgeschorenen Wolle (Sch.) muß die Wolle kranker oder gefallner Schafe (Sterblings-W.) getrennt gehalten werden. 673, vgl. (s. ein- und zweischürig): Ein-, Zwei-Sch. (z. B. 13, 89 etc.) und bei der letztern: Winter- und Sommer- W. M. 2, 673. — Schwēīß-: s. Schweiß 1d und Bauern-W. — Shāwl-: Kaschmir-W. 13, 55b. — Sómmer-: s. Schur-W. — Stámm-: aus Stammhaaren bestehnd. — Stérblings-: Dicht. 2, 201 etc., s. Schur-W. — Strēīch-: St., Kratz-W., Tuch-W. .., welche sich zur Verfertigung tuchartiger gewalkter Zeuge eignet. M. 2, 669, s. Ggstz. Kamm-W. — Stríck-: gesponnene zum Stricken von Strümpfen etc., mit versch. Arten, z. B. Kastor-W. (55) 4; Zephyr-W. [zephyrleicht] etc., s. Vigogne-W. — Tūch-: s. Streich-W. — Vigógne- [2]: Die V., von dem in Amerika einheimischen Vikunna (Auchenia vicunna), fein und seidenartig glänzend. M. 2, 653 etc., auch [1] als eine Sorte Strick-W. — Wēser-: von Marschschafen der Wesergegend. — Wīēsen- [4]: Name mehrerer Pflanzen, z. B. Eriophorum polystachyon; Filago germanica; Gnaphalium dioica. — Wínter-: s. Schur-W. — Záckel-: Die Z. aus Ungarn. Soll 1, 453; M. 2, 657, s. Zackelschaf. — Zēphyr-: s. Strick-W. — Zīēgen- [2]: z. B.: Die Kaschmir-W. (perfische und tibetanische Z.). 653 etc. Nach dem Lat. sprchw.: Erhebt .. | den größten Zank mit dir um Z. [um des Kaisers Bart etc.]. HB. 1, 257 etc., vgl.: Geiß-W. 2, 251². — Zwēīschur-: s. Schur-W.
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