Faksimile 0835 | Seite 1657
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wölken Um-Wölken um-wölken wolkenhaft wölkenig Wollatzen
Wö́lken: 1) tr.:
voll Wolken, wolkig, trübe machen etc.: Schon wieder wölkst du meine Seele | mit deiner ernsten Dunkelheit. Kosegarten Rh. 1, 149; Es wölke nie den Angelstern der Wahrheit | dem hohen Geist des Eiteln nicht’ger Dunst. D. 2, 10; Wenn auf der Stirne du Tadel wölkst. Kl. Od. 2, 237, wenn die Wolken auf deiner Stirn Tadel ausdrücken etc.; Mein gewölktes Auge. Lohenstein IbrS. 8; Bei schwarzgewölkter Nacht. Mühlpforth H. 144; So wölket ihr .. mit Gefahr und Leid die Freude. Schlegel Sh. 8, 294; Dem Quelle, der . ., vom Schlamme gewölkt, sich fortwälzt. Schubart 2, 8; Stirn-w–de Amtswürde. V. Br. 1, 31; „Mein Antlitz ist nur Mond, umwölkt dazu“ [maskiert]. | O Wolke, die so wölkt, beglückt bist du. Sh. 3, 510; Weihrauch wölkte den Dampf [ließ den Dampf in Wolken aufsteigen]. Ov. 2, 183 etc. 2) ref. zu 1: Es wölkt [Drckf. wölbt] sich über mir. G. 11, 22; Folge .., | wie sich’s w. mag, | heitrer Sonnenschimmer. 6, 80; Es wölkt sich seine Stirne. Heine Lied. 277; Die Seele wölket sich. Hölty 46; Es wölkte sich lang in des Leidenden Seele, | eh’ es herunterströmte. Kl. M. 19, 962; Der Himmel wölkt sich finster unserm Heer. Schlegel Rich. III. 5, 3; Dein Auge wölket sich. W. 12, 39; Ernst und stiller Zorn | wölkt sich um seine Augenbrauen [lagert sich in Wolken]. 20, 46 etc. 3) tr.: in Wolken (s. d. 2f) aufstecken und intr.: so wallen, z. B. ohne Uml.: Vorhang, | wolkend vom dünnsten Muslin. Cludius; Das blaßblaue gewölkte Schleppkleid. Klencke Stolb. 1, 276 etc., vgl.: Siechbette, dessen Vorhänge zierlich aufgewolket waren. JGüler Lind. 4, 271 etc. Zsstzg. z.B.: Án- [2]: Wölkt der Himmel schwer sich an. Platen 4, 321 etc. Āūf-:
1) tr.: Wolken oder: in Wolken aufsteigen machen und refl. oder intr. (sein): so aufsteigen: Gebetes Weihrauch wölkt sich auf zum Dome. Schlegel Gd. 1, 91; Im aufgewölkten Rauche [des Tabacks]. Uz 2, 122; Nachtviole, die kräftiger duftet, wenn’s aufwölkt. V. 2, 125; Nirgend woher aufwölkt ein verdichteter Nebel. 208 Arat. 181; Wenn.. sich .. aufwölkt ein finsterer Nebel des Staubes. Il. 13, 336; Welche den Staub, Renner Olympia’s, | auf-zu-w. erfreut. H. 1, 1; 2, 202 etc., vgl.: Sein Gemüth ist augenbraunaufwölkerisch. Ar. 1, 324.
2) (selten) aufheiternd ent-w.: Die aufgewölkte Stirn rümpft weder Angst noch Schmerzen. Haller 81 (spätre Lesart: Der unbewegte Sinn erliegt in keinen Schmerzen), vgl. aus-w.
3) [3]. Āūs-: (s. auf-w. 2 und unauswölkbar) Ein ausgewölkter Abend. IP. 2, 182. Be- [1; 2]:
1) tr.: O bewölke [verhülle trübend, o Tod] den Genuß himmlischer Freude nicht mehr! Kl. Od. 1, 183; 2, 78; B–der Dampf. M. 9, 484; 12, 862 etc.; Die Dichtkunst soll nur erheitern und erhellen, nicht verdüstern und b. JP. 1, XXXVIII; Sorge .., | welche die Seele bewölkt. Ramler 213; Sch. 716b; Schlegel 8, 18; W. 10, 16 etc., s. das Folg.
2) refl.: Die Atmosphäre nach und nach sich b–d. G. 40, 327 etc.
3) adjekt. Partic. pass.: Der obere Himmel leicht bewölkt. ebd.; 331; 332; Einen schwer bewölkten Himmel. 22, 164; Aus der bewölkten Kluft. 1, 257; Glück in nie bewölktem Frieden. Sch. 279a; Blick, der immer ernster, immer bewölkter ward. W. 20, 145; Aus seinen Augen brach durch sanft bewölkten Gram | der Freundschaft mildes Licht. 141; 1, 80 etc.; Den grambewölkten Blick. Kosegarten Rh. 2, 358 etc.; In unbewölkter Klarheit. Po. 1, 83; Die unbewölkte Luna. Matthisson 121; 65; Sch. 54a; Ein unbewölkt Gehirne. W. 3, 53; 18, 130 etc.
4) Fortgesetzte Bewölkung den ganzen Tag über. G. 40, 332; 180; Aufgeklärt war im Wein der gerunzelten Stirne Bewölkung. V. H. 2, 124. Durch-: mit Wolken durchziehn: Inden weihrauch- durchwölkten Hallen. Bodenstedt 2, 44. Eīn-: in Wolken hüllen, z. B. tr.: JP. 3, 89 etc.; refl.: Fat. 1, 36; V. Sh. 2, 342 etc., spöttisch: Einen eingewolketen Gott, weil er in Wolken gen Himmel fuhr. Luther 8, 176a. Empōr-: auf-w. (1): Des Weihrauchs stilles Wehn, | vom heiligen Altar wallt es, wolkt es sich empor. Droysen A. 1, 417; Gluthschwangeres Wetter | wölkt sich düster empor. Sonnenberg D. 1, 488; Wölkt . . die Segensquelle Dampf empor. V. 4, 75. Ent-: im Ggstz. zu be-w.: von Wolken befrein:
1) tr.: Wird der ewige Richter sein Antlitz e. G. 21, 227; Die Stirne .. zu e. Heine Verm. 1, 42; Verschleiert und umwölkt sich dein Gemüth, | erheb, entwölk es durch ein heilig Lied. H. 16, 18; Das entwölket den düstersten Tag. Salis 12; Die Zeit mit ihrem Trost entwölkt von finsterm Grame | nur unsre Stirn, nicht unser Herz. Uz 2, 179.
2) refl.: Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh. Kl. Od. 1, 75; Seine Stirn entwölkte sich. Platen 4, 257; V. Ov. 1, 164; Da ihr verdumpfter Sinn | sich allgemach entwölkt. W. 20, 233; 12, 254 etc.; Es muß sich doch entwolken. KlGroth 132.
3) adjekt. Partic. pass.: Kl. M. 5, 139; Die entwölkte Luna. Mat- thisson 66; Auch aus entwölkter Höh | kann der zündende Donner schlagen. Sch. 510b; 24a; W. 12, 185; 25, 92; 27, 26 etc. ūber-: mit Wolken überziehn (s. be-, um-w.): Der Himmel war .. überwölkt. .. Der Himmel überwölkte sich. G. 40, 327; 331; Kl. M. 11, 717; Welche süße Trauer | überwölkt mich! Kosegarten Po. 2, 242; Tiedge 2, 92 etc. I.
Um-: mit Wolken umziehn (s. be-, über-w.), sehr gw.:
1) tr.: Ein grüner Duft umwölkt die Wälder. Brockes 9, 318; Kummer, der bisher unsre Stirne umwölkt hatte. Forster R. 1, 191; Wenn sie verdrießlich dann das Aug’ umwölkt. G. 2, 87; Ein ehrwürdiger Bart umwölkte [umwallte] sein Kinn. 20, 60; Aus einer Atmosphäre, wie sie einen kleinen deutschen Zirkel um-w. mag, unter den glücklichen Himmel von Rom versetzt. 33, 70; Haler 90; Kl. Od. 2, 224; Sch. 793b; 893a; V. 3, 4; 136; Sobald dem Kyklopen der Wein die Besinnung umwölkt. Od. 9, 362; Staub umwölkte das Antlitz. 11, 600; W. 22, 137; 26, 4 etc.
2) refl.: Umwölkt sich der Mond. Beck Heim. 113; Gutzkow R. 2, 160; H. 16, 18; So umwölkte sich auch sein Sinn. Lewald Hel. 2, 189; Jhre milde .. Physiognomie .. umwölkte sich mit einem .. schwermuthsvollen Zug. Mundt Mir. 2, 170; W. 12, 240 etc.
3) adjekt. Partic.: Das düster umwölkte Land. Cham. 3, 297; G. 2, 3; Den umwölkten Blick. 51; 6, 88; 12, 170; 23, 231; Des armen Menschen umwölkter Sinn. 32, 345; Eine ewig heitre blan umwölkte Sonneninsel. Görres H. 1, XIX; IP. 2, 62; Sch. 606a; Schlegel Sh. 6, 111; Aus dem tief umwölkten Thal. Seume Gd. 136 etc.; Die umwolkete Luft. Droysen A. 1, 372 etc.; Gramumwölkten Sinn. Kosegarten Po. 2, 217; Zornumwölkter Blick. Pyrker 227 etc.; Das Antlitz war unumwölkt. Heine 4, 34; Freytag Hdschr. 1, 92; Ein Blitzstrahl aus unumwölkten Himmel. Heine Lut. 1, 279; CRudolphi NGd. 170; Der unumwölkte Verstand. W. 26, 38 etc.
4) Oft reißen hoch aus der Umwölkungen Schoß | mit Donnergetöse die Blöcke sich los. Matthisson 174; Rückert 1, 386 etc. II.
Um-, tr.:
als Wolke um Etwas herum legen: Aus dem Maiduft, den der Fruchtbaum dir umwölkt. V. Br. 1, 229. Ver-: in Wolken verhüllen (selten): Beim klagenden Young, | in schwarze Nachtgedanken verwölkt. Zachariä 2, 279.
Wólk~enhaft, a.:
in der Weise von Wolken etc.: Wilder Orkan steigt wetter-w. herauf. Droysen A. 3, 473.
~ig, a.:
voll Wolken (s. d.), wolkenhaft etc., z. B.:
1) eig., in Bezug auf die Atmosphäre: Ein w–er Tag. Joel 2, 2; G. 23, 28; Bei w–em Himmel. 25, 17; 37, 135; Platen 4, 321; Auf Cithäron’s w–em Gipfel. Sch. 12b; 227b; 1b; Ein w–er [Wolken bringender] Südwind. V. Ov. 2, 238 etc.
2) bildl., z. B.:
a) (s. Wolke 2b) Gerüche . . w. ziehend. G. 4, 26; Dampf, der wolkicht .. schwebt. Nicolai 4, 85; In w–en Pulverdampf. Sch. 7a; Uz 1, 157 etc.
b) (s. Wolke 2f) Weiße, w–e Vorhänge. Polko Mus. 465 etc.
c) (s. Wolke 2g) Die w–e Flüssigkeit. Ausland 37, 260a; Einen w–en Rand. Karmarsch 1, 832; W–e Wolken. Oken 4, 307; Die w–en Stücke [Meerschaum]. Prechtl 9, 530.
d) (s. Wolke 2h) Ein so w–es Gesicht zu zeigen. Kohl E. 2, 61; W–e Gehirne, | Furchen auf der Stirne. Lichtwer 263; Unsre verlorne Empfindung . ., die vorige Liebe .. werfen durch lange w–e Jahre die Wärme herab. IP. Fat. 1, 157; Uz 1, 16 etc.
e) (s. Wolke 2i) Die erste Geschichte .. ragt in das w–e Dunkel der Zeit. Kohl A. 2, 174 etc.; Die Nacht von wolkichten Begriffen. W. 25, 61 etc. Zsstzg. z. B.: Ihr Haar, dieses dunkel-w–e. Saphir DBr. 51, dunkel wie (schwarzes) Gewölk; Den hoch-w–en Schwung des Adlers. Platen 2, 170, hoch in die Wolken reichend; Zum hoch-w–en Zeus. DMus. 1, 2, 208, in den Wolken thronend; Zeus . ., schwarz-w–er! V. Il. 2, 412; 22, 178; 13, 147 etc.
Wóllatzen: jodeln (s. d., Anm.).