wohl
I. Wōhl, a.:
(s. Wahl, Anm.
1) Ggstz. zu übel (s. d.): so beschaffen, wie man es gern will, wünscht, wie es Einem behagt; dem Wunsch gemäß etc.:
1) in Bezug auf das Befinden, Ergehn, die Stimmung einer Pers. etc.:
a) neben Zeitw., im Positiv: Jemand ist w. (oder w.-auf, s. d.), befindet sich, fühlt sich w.; nicht wohl; hofft durch die Kur bald wieder ganz w. zu werden oder: daß die Kur ihn wieder w. machen (s. d. 1m) werde (s. U.) etc.; Es ist, wird ihm w.; w. zu Muthe, zu Sinne, ums Herz etc.; Es sich w. sein lassen etc.; Es geht, ergeht Einem w.; Etwas thut (s. d. 8a) Einem w.: macht (s. d. 1m) ih m w. (s. o.); es wird ihm w. dabei etc.; elliptisch: Einem w.-wollen (s. d.) etc.; Auf daß du lange lebest und daß dirs „wolgehe“. 5. 5, 16; War es dem Sepper so w. wie einem Vogel im Hanfsamen. D. 1, 108; Das Kind .. will recht und gut sein, keinesweges will es, so wie ein junges Thier, bloß w. sein. 7. 419; Ergeht’s euch wohl so denkt an mich. 1, 189; 61; Uns ist ganz kannibalisch w. | als wie 500 Säuen. 11, 95 (s. d: sau-w.); 152; Dem sie wohlwollten und dem es bei ihnen w. werden sollte. 15, 208; Nachdem wir es uns in seiner Region w. sein lassen. 19, 286 (21, 248 etc.); Ich freue mich . ., | Euch annoch w. zu sehn. Nath. 4, 7; Beim zweiten [Becher] wären wir w. und warm. 1, 306; Lieber weniger w. und wahrhaft besser (s. d. 2) zu sein. Nachg. 262; Dem Redner selber war dabei ums Herz nicht w. Rost. 96b; „Ist Euch wirklich ganz w.?“ Wie dem Fisch im Wasser. 103a; Wenn ich ihn sähe, wär mir w. 399a; Florentin fühlte sich leicht und w. bei der allgm. Heiterkeit. Fl. 20; Den Eintretenden w. oder weh (s. d. 5) anzusprechen berechnet. Leg. 2, 245; Krank bin ich nicht und doch nicht w. Cymb. 4, 2; Wenn der König .. nicht w. bei Troste (s. d. 3) war. 15, 28; Schwer, das unmittelbare Gefühl, daß uns übel (s. d. 5c) ist, durch den Glauben, daß uns w. sei, zu übertäuben. Att. 1, 1, 148 etc. —
b) Steigrung zu a (s. besser 2), z. B. wohler. 8, 97; 20, 251; 1, 2, 648; N. 414 etc.; ferner: So sei am wohlsten, wer am weitesten davon weg sei. U. 2, 59 etc.; mundartl.: Wie seinen .. Knechten viel wöhler gewesen sei als ihm. G. 100; 153; 359 etc.: Wie ihnen im Hause am wöhlsten ist. 330; Sch. 146; Weil ich bei Demselben am sichersten und wöblsten war. GsSchr. 5, 58 etc. —
c) zuw. auch (vgl. weise III: anderweit 2; oft 1b) als attrib. Ew.: Das w–e [korrekter: W.-] Aussehn ist noch kein Beweis fürs W.-Sein etc. —
d) Zsstzg. z. B. als Verstärkung (sog. Volkssuperlative): Ist mir’s boden-w. Leb. 2, 269) oder erden-w. Pfälzer 279); Dir geht’s pudel-w. .. und mir geht’s erbärmlich schlecht. V. 3, 260; Ist mir auch sau-w. geworden. Merck 1, 84 (s. a: 11, 95); Ist mir wunder-w. zu Muthe. 39 etc.; ferner als Ggstz.: Er ist, fühlt sich etc. un-w.; un-w–er; am un-w–sten bei großer Kälte; Je mehr er sich nun in sich selbst koncentrierte, je unwohler mußte es ihm werden. 21, 167 etc. —
2) adv. ohne Steigrung (s. besser 2; 3): in erwünschter Weise; gut; wie sich’s gehört; gehörig etc., z. B.:
a) W. oder übel (s. d. I 1, auch veralt.: übel-w.). —
b) Ich wünsche, w. zu schlafen; w. gespeist zu haben; Mög es dir w. bekommen (s. d. 2a, vgl. kommen 4k); Lebe w.! (s. w.-lebenc, vgl. II 3); Ich wünsche, daß es w. gerathe (s. d. 2l; m), vgl. II 3; Jemand thut (s. d. 7) w. — Einem oder: an Etwas, an Einem etc.; Etwas bekommt, behagt Einem w., sehr w., recht w. etc.; Das gefällt mir außerordentlich w.; gar (oder nur) zu w.; So, sagt man, hab es ihm so über-w. gefallen. 75 etc.; Das weiß der Schelm nur allzu w. etc.; Ich kann (oder mag) ihn w. leiden etc.; Er hält den Knaben w. in dem Arm, | er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. 1, 146; Das hast du w. bereitet, | verdienst den besten Lohn. 8, 3; Ihr habt mir w. vertrauet. [so daß Euch Euer Vertraun nicht zu reuen braucht etc.]; Ich hab es w. bedacht. 4; Bedenke w. die erste Zeile! 11, 51 etc., vgl. c. —
c) (s. b) bes. oft bei Partic., auch da, wo man in andern Formen zur Unterscheidung von der Partikel statt w. lieber gut etc. wählt (vgl. besser 3), z. B.: Es schmeckt, riecht, klinget w. — häufiger: gut etc.; dagegen gw. verschmelzend: W.(-)schmeckend, riechend, klingend, tönend, lautend etc.; Der Maler trifft gut; seine Porträts sind w.-getroffen; W.-gesittet, geartet, ge- oder erzogen etc.; gekleidet; behalten; von Allem w.- unterrichtet etc., vgl. auch w. als Bstw. in Zsstzgn — mit Ew., z. B.: W.-kundig, -zufrieden, -feil etc. und in veralt. Titulaturen: W.-achtbar, -edel etc.; ferner mit Hw.: W.-Geschmack, -Geruch, -Duft, -Laut, -Klang etc.; -Stand, -That etc., s. auch Wollust. — Ferner als Partikel, so: 3) (s. 1) interjektionsartig, mit Dat. der Pers., ähnlich wie Heil! (s. II 1) etc., z. B.: W. mir! 1. 30, 13; W. dir! 5, 33, 9; W. Dem, der etc. 1, 1 u. o.; W. ihm! er ist hingegangen, | wo kein Schnee mehr ist. 52b etc.; auch mit Beifügung Dessen, weßhalb die Pers. gepriesen wird, z. B.: W. mir, daß ich es nicht gesehn habe! etc.; W. dir ob diesem Umgange! Phil. 23 etc.; W. mir um diese Gäste! N. 1588 etc. und alterthüml. mit Genit.: O w. mir solches Herren! 1949; 443; 469; 1655 etc. — 4) als Ausdruck, daß Nichts im Wege steht, Nichts einzuwenden ist etc.; als Einstimmung, Bejahung etc., z. B.:
a) Ja w.! als eine jeden Zweifel abweisende bejahende Antwort = unzweifelhaft etc. und, wenn die Frage einen Zweifel ausspricht = doch, allerdings, wofür bair. auch bloßes w. steht: „Kommst du?“ Ja w.; „Du kommst wohl nicht?“ Ja w. komm’ ich oder: Ja w.; bair.: W. etc.; ironisch: Ja „wolle“! da käm man schön an! Sch. 8 = warum nicht gar? etc. —
b) W.! nun kann der Guß beginnen! 78a (vgl. w.-an, -auf); W., Herr Knitterer, er kann sich | mit Zersplitterer vereinen. 4, 56; Ich feile, w. [= und zwar, wie ich nicht in Abrede nehmen kann] zerfeil’ ich dann | gar manches goldne Drähtchen. 1, 26 etc. (s. c), auch iron. als Drohung: W.! ich will Euch! Sch. 199 = wart! etc. —
c) sehr häufig, indem man Etwas mit beschränkendem Vorbehalt einräumt, zugesteht, vgl. allerdings, zwar etc., z. B.: Er ist w. reich, aber gleich-w. (s. 6c) ist er nicht glücklich, vgl.: Ob-w. oder wie-w. er reich ist, so ist er doch nicht glücklich; Die Dinte macht uns w. gelehrt, | doch ärgert sie, wo sie nicht hingehört. 3, 11; Ungern vermiss’ ich ihn doch, den .. Schlafrock. | .. W.! ich trug ihn nicht mehr. 5, 4; Die Botschaft hör’ ich w., allein mir fehlt der Glaube. 11, 34; Recht gut! versetzte Charlotte, recht w.! nur daß wir nichts Hinderndes .. hereinbringen. 15, 9; Daß ich w. die .. Sachen .. weiß, aber nicht verstehe. 17, 11; 53b; 63b; W. hört man die Brandung, w. kehrt sie zurück. | . . Den Jüngling bringt keines wieder. 64b; 246 etc. —
d) (vgl. 2; 3) fast pleonastisch, zumal in erzählenden Gedichten des Volks oder im Volkston (s. 4, 59), z. B.: Sie ging w. fort mit Weinen | .. w. vor’s Kommandanten Haus. V. 1, 98; Es ging ein Müller wohl übers Feld. 99 etc.; Es steht ein Regenbogen | w. über jenem Haus. 1, 69; W. stand ich so oft etc. 1, 34; Ein Knäblein ging spazieren | w. um die Abendstund. .. Er ging w. auf und nieder. 1, 401; W. perlet im Glase der purpurne Wein, | w. glänzen die Augen der Gäste. 51a; N. 991; Es gingen drei Jäger w. auf die Birsch. 350; Es zogen drei Burschen w. über den Rhein. 279 etc. — 5) = nach meinem — und in Fragen: deinem Wissen, Denken, Dafürhalten, Meinen, Vermuthen, Schätzen etc., z. B.: Er kommt w. noch heute, ich denke, daßer kommt; Kommt er w. heute noch? meinst du, daß etc.; Das ist w. 20 Jahre her; Jst’s w. schon so lange?; Er wird w. nie wieder ganz w. werden etc.; Ich bin w. [sicherlich] zu beneiden, | bin arm und bin doch reich. 2, 858¹⁵); Ein Fest der Vaterfreuden | ist w. das schönste Fest. 8, 4; Du wandelst jetzt w. still und mild | durch Feld und liebes Thal. 1, 79; Ich sah dabei w. so ein Ding. 11, 161; Der stieg w. aus dem Grab hervor. Lied. 56; Dann reitet mein Kaiser w. über mein Grab. 58; Er ist w. nicht [versch. 1: nicht w.] bei Trost etc.; auch substantiviert: W., Fräulein! Wenn Euch trösten kann ein W. [Vielleicht]. Sh. 2, 275 etc. — 6) Zsstzgn oder Zusammenschiebungen:
a) Als w. wie, veralt. = so-w. als. 3, 92. —
b) Eben-w., mundartl. = ebenfalls, nam. oft bei z. B. SeltsGsch. 10; 270; 397; Saalf. 3, 42; 295 etc. —
c) (s. 4c und gleich 3c) Gleich-w. = trotzdem, dennoch etc., z. B. B. 106a; 11, 161 etc., auch (verschoben): Sein Jdeal, ohne es gleich-w. zu zerstören, herabzustimmen. 4, 10 = ohne es zu zerstören, gleich-w. etc. —
d) (s. g; 4c) Ob-w. = obgleich etc. 6, 13; 3, 7; Od. 2, 123 etc.; zuw. getrennt: Ob du w. Solches Alles weißt. 5, 22; 2, 6 etc.; auch in verkürztem Satz: Ich thu’s, ob-w. [ich’s] ungern [thue] etc. —
e) So-w. — als oder wie (auch) = das Eine wie das Andre; Beides, z. B.: Die Zurückweisung, welche so-w. Fichte als auch Hegel .. erfahren haben [gw.: hat]. D. 6, 384; In physischen so-w. als in andern Erfahrungswissenschaften. 39, 437; Unvergleichlich so-w. in der Verständigkeit wie in der Tapferkeit. DQ. 2, 56; Mentorn gleich in Allem so-w. an Gestalt wie an Stimme. Od. 2, 402 etc.; seltner: Der Ungestüm so-w. von Freud’ und [als] Leid | zerstört etc. Haml. 3, 9 etc.; veralt.: Ich .. so-w. [= wie auch] mein Vetter. 1, 48; 27 U. v. —
f) (veralt.) [Sie] wissen vor w. [für gut], daß etc. B. 24b. —
g) (s. d; 4c) Wie-w., obgleich etc., z. B. 1, 14; 3, 209; 15, 170 etc.; verkürzt: Er eilte nun mit leichterm Schritte, | wie-w. noch triefend etc. 2, 62; Dennoch mögt ihr auch so, wie-w. unglücklich, gelangen etc. .. Mögt ihr nach Jthaka noch, obzwar unglücklich gelangen. Od. 11, 104 (111); Nach einem gewöhnlichen, w. sehr betrüglichen, Vorurtheil. 6, 50; 49 etc.; in ugw. Betonung: Ich, wie-w. (– ⏑) satt und voll, ging wiederum hinein. 7, 183 etc.; seltner in einer Art Ellipse = zwar; freilich etc., z. B.: Wie darfst du doch .. dich meinen Augen weisen? | Wiewohl, du kommst mir recht. 2, 33. — Zsstzg. s. 1d; 2b; 6.
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