Faksimile 0825 | Seite 1647
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wohl
I. Wōhl, a.:
(s. Wahl, Anm.
1) Ggstz. zu übel (s. d.): so beschaffen, wie man es gern will, wünscht, wie es Einem behagt; dem Wunsch gemäß etc.:
1) in Bezug auf das Befinden, Ergehn, die Stimmung einer Pers. etc.:
a) neben Zeitw., im Positiv: Jemand ist w. (oder w.-auf, s. d.), befindet sich, fühlt sich w.; nicht wohl; hofft durch die Kur bald wieder ganz w. zu werden oder: daß die Kur ihn wieder w. machen (s. d. 1m) werde (s. U.) etc.; Es ist, wird ihm w.; w. zu Muthe, zu Sinne, ums Herz etc.; Es sich w. sein lassen etc.; Es geht, ergeht Einem w.; Etwas thut (s. d. 8a) Einem w.: macht (s. d. 1m) ih m w. (s. o.); es wird ihm w. dabei etc.; elliptisch: Einem w.-wollen (s. d.) etc.; Auf daß du lange lebest und daß dirs „wolgehe“. 5. Mos. 5, 16; War es dem Sepper so w. wie einem Vogel im Hanfsamen. Auerbach D. 1, 108; Das Kind .. will recht und gut sein, keinesweges will es, so wie ein junges Thier, bloß w. sein. Fichte 7. 419; Ergeht’s euch wohl so denkt an mich. G. 1, 189; 61; Uns ist ganz kannibalisch w. | als wie 500 Säuen. 11, 95 (s. d: sau-w.); 152; Dem sie wohlwollten und dem es bei ihnen w. werden sollte. 15, 208; Nachdem wir es uns in seiner Region w. sein lassen. 19, 286 (21, 248 etc.); Ich freue mich . ., | Euch annoch w. zu sehn. L. Nath. 4, 7; Beim zweiten [Becher] wären wir w. und warm. WhMüller 1, 306; Lieber weniger w. und wahrhaft besser (s. d. 2) zu sein. Niebuhr Nachg. 262; Dem Redner selber war dabei ums Herz nicht w. Rückert Rost. 96b; „Ist Euch wirklich ganz w.?“ Wie dem Fisch im Wasser. Sch. 103a; Wenn ich ihn sähe, wär mir w. 399a; Florentin fühlte sich leicht und w. bei der allgm. Heiterkeit. FSchlegel Fl. 20; Den Eintretenden w. oder weh (s. d. 5) anzusprechen berechnet. Sealsfield Leg. 2, 245; Krank bin ich nicht und doch nicht w. Tieck Cymb. 4, 2; Wenn der König .. nicht w. bei Troste (s. d. 3) war. W. 15, 28; Schwer, das unmittelbare Gefühl, daß uns übel (s. d. 5c) ist, durch den Glauben, daß uns w. sei, zu übertäuben. Att. 1, 1, 148 etc.
b) Steigrung zu a (s. besser 2), z. B. wohler. G. 8, 97; 20, 251; DMus. 1, 2, 648; Möricke N. 414 etc.; ferner: So sei am wohlsten, wer am weitesten davon weg sei. Gotthelf U. 2, 59 etc.; mundartl.: Wie seinen .. Knechten viel wöhler gewesen sei als ihm. G. 100; 153; 359 etc.: Wie ihnen im Hause am wöhlsten ist. 330; Sch. 146; Weil ich bei Demselben am sichersten und wöblsten war. GsSchr. 5, 58 etc.
c) zuw. auch (vgl. weise III: anderweit 2; oft 1b) als attrib. Ew.: Das w–e [korrekter: W.-] Aussehn ist noch kein Beweis fürs W.-Sein etc.
d) Zsstzg. z. B. als Verstärkung (sog. Volkssuperlative): Ist mir’s boden-w. (Auerbach Leb. 2, 269) oder erden-w. (Riehl Pfälzer 279); Dir geht’s pudel-w. .. und mir geht’s erbärmlich schlecht. Spindler V. 3, 260; Ist mir auch sau-w. geworden. G. Merck 1, 84 (s. a: G. 11, 95); Ist mir wunder-w. zu Muthe. Grüneisen 39 etc.; ferner als Ggstz.: Er ist, fühlt sich etc. un-w.; un-w–er; am un-w–sten bei großer Kälte; Je mehr er sich nun in sich selbst koncentrierte, je unwohler mußte es ihm werden. G. 21, 167 etc.
2) adv. ohne Steigrung (s. besser 2; 3): in erwünschter Weise; gut; wie sich’s gehört; gehörig etc., z. B.:
a) W. oder übel (s. d. I 1, auch veralt.: übel-w.).
b) Ich wünsche, w. zu schlafen; w. gespeist zu haben; Mög es dir w. bekommen (s. d. 2a, vgl. kommen 4k); Lebe w.! (s. w.-lebenc, vgl. II 3); Ich wünsche, daß es w. gerathe (s. d. 2l; m), vgl. II 3; Jemand thut (s. d. 7) w. Einem oder: an Etwas, an Einem etc.; Etwas bekommt, behagt Einem w., sehr w., recht w. etc.; Das gefällt mir außerordentlich w.; gar (oder nur) zu w.; So, sagt man, hab es ihm so über-w. gefallen. Fleming 75 etc.; Das weiß der Schelm nur allzu w. etc.; Ich kann (oder mag) ihn w. leiden etc.; Er hält den Knaben w. in dem Arm, | er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. G. 1, 146; Das hast du w. bereitet, | verdienst den besten Lohn. 8, 3; Ihr habt mir w. vertrauet. ebd. [so daß Euch Euer Vertraun nicht zu reuen braucht etc.]; Ich hab es w. bedacht. 4; Bedenke w. die erste Zeile! 11, 51 etc., vgl. c.
c) (s. b) bes. oft bei Partic., auch da, wo man in andern Formen zur Unterscheidung von der Partikel statt w. lieber gut etc. wählt (vgl. besser 3), z. B.: Es schmeckt, riecht, klinget w. Adelung, häufiger: gut etc.; dagegen gw. verschmelzend: W.(-)schmeckend, riechend, klingend, tönend, lautend etc.; Der Maler trifft gut; seine Porträts sind w.-getroffen; W.-gesittet, geartet, ge- oder erzogen etc.; gekleidet; behalten; von Allem w.- unterrichtet etc., vgl. auch w. als Bstw. in Zsstzgn mit Ew., z. B.: W.-kundig, -zufrieden, -feil etc. und in veralt. Titulaturen: W.-achtbar, -edel etc.; ferner mit Hw.: W.-Geschmack, -Geruch, -Duft, -Laut, -Klang etc.; -Stand, -That etc., s. auch Wollust. Ferner als Partikel, so: 3) (s. 1) interjektionsartig, mit Dat. der Pers., ähnlich wie Heil! (s. II 1) etc., z. B.: W. mir! 1. Mos. 30, 13; W. dir! 5, 33, 9; W. Dem, der etc. Ps. 1, 1 u. o.; W. ihm! er ist hingegangen, | wo kein Schnee mehr ist. Sch. 52b etc.; auch mit Beifügung Dessen, weßhalb die Pers. gepriesen wird, z. B.: W. mir, daß ich es nicht gesehn habe! Adelung etc.; W. dir ob diesem Umgange! Jacobs Phil. 23 etc.; W. mir um diese Gäste! Simrock N. 1588 etc. und alterthüml. mit Genit.: O w. mir solches Herren! 1949; 443; 469; 1655 etc. 4) als Ausdruck, daß Nichts im Wege steht, Nichts einzuwenden ist etc.; als Einstimmung, Bejahung etc., z. B.:
a) Ja w.! als eine jeden Zweifel abweisende bejahende Antwort = unzweifelhaft etc. und, wenn die Frage einen Zweifel ausspricht = doch, allerdings, wofür bair. auch bloßes w. steht: „Kommst du?“ Ja w.; „Du kommst wohl nicht?“ Ja w. komm’ ich oder: Ja w.; bair.: W. etc.; ironisch: Ja „wolle“! da käm man schön an! Gotthelf Sch. 8 = warum nicht gar? etc.
b) W.! nun kann der Guß beginnen! Sch. 78a (vgl. w.-an, -auf); W., Herr Knitterer, er kann sich | mit Zersplitterer vereinen. G. 4, 56; Ich feile, w. [= und zwar, wie ich nicht in Abrede nehmen kann] zerfeil’ ich dann | gar manches goldne Drähtchen. 1, 26 etc. (s. c), auch iron. als Drohung: W.! ich will Euch! Gotthelf Sch. 199 = wart! etc.
c) sehr häufig, indem man Etwas mit beschränkendem Vorbehalt einräumt, zugesteht, vgl. allerdings, zwar etc., z. B.: Er ist w. reich, aber gleich-w. (s. 6c) ist er nicht glücklich, vgl.: Ob-w. oder wie-w. er reich ist, so ist er doch nicht glücklich; Die Dinte macht uns w. gelehrt, | doch ärgert sie, wo sie nicht hingehört. G. 3, 11; Ungern vermiss’ ich ihn doch, den .. Schlafrock. | .. W.! ich trug ihn nicht mehr. 5, 4; Die Botschaft hör’ ich w., allein mir fehlt der Glaube. 11, 34; Recht gut! versetzte Charlotte, recht w.! nur daß wir nichts Hinderndes .. hereinbringen. 15, 9; Daß ich w. die .. Sachen .. weiß, aber nicht verstehe. 17, 11; Sch. 53b; 63b; W. hört man die Brandung, w. kehrt sie zurück. | . . Den Jüngling bringt keines wieder. 64b; Uhland 246 etc.
d) (vgl. 2; 3) fast pleonastisch, zumal in erzählenden Gedichten des Volks oder im Volkston (s. Schm. 4, 59), z. B.: Sie ging w. fort mit Weinen | .. w. vor’s Kommandanten Haus. Kretzschmer V. 1, 98; Es ging ein Müller wohl übers Feld. 99 etc.; Es steht ein Regenbogen | w. über jenem Haus. G. 1, 69; W. stand ich so oft etc. Herwegh 1, 34; Ein Knäblein ging spazieren | w. um die Abendstund. .. Er ging w. auf und nieder. WhMüller 1, 401; W. perlet im Glase der purpurne Wein, | w. glänzen die Augen der Gäste. Sch. 51a; Simrock N. 991; Es gingen drei Jäger w. auf die Birsch. Uhland 350; Es zogen drei Burschen w. über den Rhein. 279 etc. 5) = nach meinem und in Fragen: deinem Wissen, Denken, Dafürhalten, Meinen, Vermuthen, Schätzen etc., z. B.: Er kommt w. noch heute, ich denke, daßer kommt; Kommt er w. heute noch? meinst du, daß etc.; Das ist w. 20 Jahre her; Jst’s w. schon so lange?; Er wird w. nie wieder ganz w. werden etc.; Ich bin w. [sicherlich] zu beneiden, | bin arm und bin doch reich. Claudius (Wackern. 2, 858¹⁵); Ein Fest der Vaterfreuden | ist w. das schönste Fest. G. 8, 4; Du wandelst jetzt w. still und mild | durch Feld und liebes Thal. 1, 79; Ich sah dabei w. so ein Ding. 11, 161; Der stieg w. aus dem Grab hervor. Heine Lied. 56; Dann reitet mein Kaiser w. über mein Grab. 58; Er ist w. nicht [versch. 1: nicht w.] bei Trost etc.; auch substantiviert: W., Fräulein! Wenn Euch trösten kann ein W. [Vielleicht]. V. Sh. 2, 275 etc. 6) Zsstzgn oder Zusammenschiebungen:
a) Als w. wie, veralt. = so-w. als. Schweinichen 3, 92.
b) Eben-w., mundartl. = ebenfalls, nam. oft bei König, z. B. SeltsGsch. 10; 270; 397; Saalf. 3, 42; 295 etc.
c) (s. 4c und gleich 3c) Gleich-w. = trotzdem, dennoch etc., z. B. Fischart B. 106a; L. 11, 161 etc., auch (verschoben): Sein Jdeal, ohne es gleich-w. zu zerstören, herabzustimmen. Engel 4, 10 = ohne es zu zerstören, gleich-w. etc.
d) (s. g; 4c) Ob-w. = obgleich etc. Jes. 6, 13; Jer. 3, 7; Kl. Od. 2, 123 etc.; zuw. getrennt: Ob du w. Solches Alles weißt. Dan. 5, 22; Hes. 2, 6 etc.; auch in verkürztem Satz: Ich thu’s, ob-w. [ich’s] ungern [thue] etc.
e) So-w. als oder wie (auch) = das Eine wie das Andre; Beides, z. B.: Die Zurückweisung, welche so-w. Fichte als auch Hegel .. erfahren haben [gw.: hat]. Ense D. 6, 384; In physischen so-w. als in andern Erfahrungswissenschaften. G. 39, 437; Unvergleichlich so-w. in der Verständigkeit wie in der Tapferkeit. Tieck DQ. 2, 56; Mentorn gleich in Allem so-w. an Gestalt wie an Stimme. V. Od. 2, 402 etc.; seltner: Der Ungestüm so-w. von Freud’ und [als] Leid | zerstört etc. Schlegel Haml. 3, 9 etc.; veralt.: Ich .. so-w. [= wie auch] mein Vetter. Schweinichen 1, 48; 27 U. v.
f) (veralt.) [Sie] wissen vor w. [für gut], daß etc. Fischart B. 24b.
g) (s. d; 4c) Wie-w., obgleich etc., z. B. Opitz 1, 14; Platen 3, 209; W. 15, 170 etc.; verkürzt: Er eilte nun mit leichterm Schritte, | wie-w. noch triefend etc. Nicolai 2, 62; Dennoch mögt ihr auch so, wie-w. unglücklich, gelangen etc. .. Mögt ihr nach Jthaka noch, obzwar unglücklich gelangen. V. Od. 11, 104 (111); Nach einem gewöhnlichen, w. sehr betrüglichen, Vorurtheil. W. 6, 50; 49 etc.; in ugw. Betonung: Ich, wie-w. (– ⏑) satt und voll, ging wiederum hinein. Rachel 7, 183 etc.; seltner in einer Art Ellipse = zwar; freilich etc., z. B.: Wie darfst du doch .. dich meinen Augen weisen? | Wiewohl, du kommst mir recht. Hagedorn 2, 33. Zsstzg. s. 1d; 2b; 6.