Faksimile 0823 | Seite 1645
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wo
: 1) adv. des Orts, entsprechend dem da (s. d., veralt.:
wa, war; auch wor. Wackern. 2, 247³):
a) fragend (direkt und indirekt): Wo steht Das?; Ich weiß nicht, wo Das steht etc.; Ohne zu fürchten, wo sie Alles (s. d. †) einst hinfahren wird. Gutzkow R. 8, 440; In Rom und Gott (oder wer) weiß wo oder wo sonst; wo all etc.; auch elliptisch: In Rom und wo all. König Kl. 1, 10 etc. (vgl. c); s. auch: wo-her, -hin, -hinaus etc.
b) relativ (s. 2): Der Ort, das Haus etc., wo; Da, dort, überall etc., wo; Sich nach der entgegengesetzten Seite wendend, als (s. d. 2, Schluß) wo er den Verhüllten wandeln sah. Tieck A. 2, 72, auch mit fortfallendem oder nachfolgendem da etc., z. B.: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen etc. Ruth 1, 16; 17 etc.; Ich bleibe [da], wo ich bin etc.; Bis [da], wo sich beuget ein | der Weg. Werner Febr. 45 etc.; Wo auch (oder nur) immer; wo irgend dgl. sich findet etc. Vollre nam. bei Dichtern übliche Form: Dort | zum wilden Feigenbaum, allwō die Stadt | ersteiglich ist. B. 174a; Freiligrath 1, 33; G. 1, 269; 10, 301; Haller 198; Kosegarten Rh.⏑ 1, 21; Lichtwer 43; Sch. 455a; V. Sh. 1, 95; Il. 2, 857; 3, 145 u. o.; dagegen nur im Kurialstil: anwo.
c) unbest. Orts- adv. = an einem nicht näher bez. Ort, z. B.: Du hast wo angestoßen. G. 8, 149; L. 5, 135 (Logau); Matthisson A. 8, 99; Rauscht es wo im Baume, | säuselt wo das Rohr. 135 (Boie); V. 3, 165; 4, 79; Ob er vielleicht wo erkunde des lieben Vaters Zurückkunft. Od. 1, 94; 2, 165; 4, 183; 17, 510; Jl. 2, 198; 7, 217; Daß nicht, anprallend im Weg, die stampfenden Rosse | beide Geschirr’ umstürzten. 23, 435; Th. 17, 120 etc. In schärfrer Hervorhebung: (veralt.) Etwo (s. etwa, Anm., z. B. Luther 6, 252b; 8, 200a etc.); ferner: Irgend (s. d. 1) wo, z. B.: War es je irgendwo allgm. verderbt, so ist’s in Berlin. Forster Br. 1, 203; G. 35, 73; Irgendwo und irgendwann zum Vorschein kommen. Mendelssohn Morg. 149; Natur 13, 354a etc.; verneint: Nirgend (s. d.) wo; auch substantiviert: Jch bin . .| der Überall und Nirgendwo. Rückert Mak. 1, 101 etc. und sachl. (vergl. d): Plato, der in diesem Lande „Nirgendswo“ ganz zu Hause zu sein scheint. W. 22, 345 (s. Utopien); ferner enklitisch, vgl.: Jrgendwo hier, da, dort etc. und: Es muß da (oder dort) wo liegen etc.; Kann ich nicht ein Jahr wo anders leben? Lichtwer 87; V. Od. 24, 107 etc. und: Anderswo Andre. 11, 42; Wo (s. a) leidet es [das Geschöpf] etwa | Mangel anderswo? G. 2, 295; Daß uns auch anderswo ein guter Stern erwarte. Möricke N. 377; Sch. 197a; Du scheinst zerstreut | und anderswo [nicht gegenwärtig mit deinem Geist]. W. 12, 39 etc. (veralt.: Anderstwo. Schaiden- reißer 4a etc.), auch: Irgend anderswo. Rachel 7, 352 etc.; ferner: Sonst wo. V. Th. 11, 76 etc. (vgl. a).
d) substantiviert: Die wohlerhaltenen Monumente zeigen zwar an, wer begraben sei, aber nicht, wo (s. a) er begraben sei, und auf das Wo komme es eig. an. G. 15, 153; In immer engern Kreisen | .. reisen | die Sonnen .. | um ein unnennbar Wo. Kosegarten Po. 1, 10; Sein [Gottes] Wann ist Immerdar; | sein Wo ist allenthalben. 56; Das Wo und Wann (s. d. 1e, auch: Das Irgendwo und Irgendwenn etc., vgl. c); Das Wo und Wie (s. d. II) etc. 2) (s. 1b; 3) relativ, auch zeitlich, z. B.: Die Zeit, wo [in welcher] etc. G. 21, 247 (IP. 31, 82 etc.); Die sel’ge Stunde, | wo. 6, 141; In Tagen, wo der Frühling schaltet. 6, 48 etc.; Bis in mein 28stes Jahr . ., wo etc. Gutzkow R. 5, 510; Der Tag . ., wo. Sch. 79b; Im Februar, wo der Hirsch sich hörnt. Tschudi Th. 442 etc. 3) mundartl. als relat. Fw. = welcher, z. B.: Die, wo heirathen wollen. Auerbach D. 2, 504: 4, 302 etc.; Gotthelf Sch. 7, 65; 108; G. 63; 177 etc.; Der Meister nimmt das schlechteste Messer, wo er hat. Hebel 3, 126; 217 etc., s. 4. 4) verschmelzend mit Präpos. als Bstw.: wo und wor (s. da, Anm.) fragend, entsprechend dem Was (z. B.: Woran oder an wen denkst du etc.) und relativ, entsprechend einem auf Sachliches bezüglichem welch-er, -e, -es (z. B.: Die Sache, woran und: die Person, an welche ich denke etc.; nur vereinzelt s. 3 —: Der, womit man spricht. Hagedorn 1, 152; Ein Husar, wovon der Anblick schrecket. 205; Der, wo mit ihr redet, ist ihr Mann. Hebel 3, 249; Des reichen Pianofabrikant Erard, womit er durch seine Gattin verschwägert. Heine 11, 422; 13, 261; 14, 223 etc.); in der Volksspr. auch getrennt: Wo leb ich aber die 60 Jahr von? Stilling 1, 76 etc.; Stroh, wo ich die Nacht auf ruh. Falk Mensch 141 etc., vgl.: Meinen Engländer, wo ich daranf reite. Hebel 3, 213 etc., s. da, Anm. 5) Bindew. = wenn (s. d. und wofern). 1. Mos. 27, 46; Hes. 3, 19; 21; Ap. 15, 1 etc.; Wo er wankt, wankt das gemeine Wesen | und, wenn er fällt, mit ihm stürzt Alles hin. G. 13, 246; L. 1, 571; 12, 197; Himmel! wo sie sich verräth. Samps. 3, 5; Lohenstein Himm. 11; Luther 6, 8a; 233a; Rückert Mak. 1, 98; Rost. 2a; Schlegel Sh. 9, 175; Stolberg Jl. 18, 91 (V. ebd.); V. 4, 100 u. 0.; auch in verkürztem Satz: Wo nicht .., (so) doch (wenigstens) etc., z. B.: Sein Bestes wird, wo nicht vernichtet, doch gestört. G. 18, 320; 19, 91; 20, 106; 22, 3; 112; 211; 30, 21; Um ihr ähnlich, wo nicht [= oder gar] gleich zu werden. 30, 346; 21, 230; L. 8, 363; W. 2, 49; 10, 69; 12, 268; 270 etc.