wittern
Wittern Wörter, die nach einem französischen Ursprung w. Campe etc. — 8) intr. (sein) in Zsstzg. (s. d.) durch stetige Einwirkung des Wetters verändert werden. — 9) (zu 5; 6):
Die liberalen Halbmänner, die klugen Witterer [vorsichtigen Spürer etc.] und feigen Zitterer. (47) 881. — 10) Witterung, f., –en, und zwar:
a) (zu 1) das Wie des W–s; die Beschaffenheit des Wetters, wobei man gw. eine umfassendere Zeit oder Ortlichkeit im Auge hat (s. Meteorologie, vgl. Gewitter 2): Die abwechselnde Witterung, in der kein Tag dem andern gleich ist. 319; 3, 156b; Wie sich Acker und Witterung .. zum .. Samenkorne betrage. 4, 443³⁷); Das Donnerwetter mit der Winterkälte zu vergleichen, also Wetter mit Witterung. 5, 214; In solchen Jahren .. nähert sich der Charakter der Witterung mehr dem des Kontinentalklimas. 2, 526 etc.; seltner: Es ist heute eine schöne Witterung [schönes Wetter]. Reis. 3, 7 etc.; Zsstzg. z. B.: Die schönste Frühlingswitterung. 23, 288; Wir haben dies Jahr fast gar keine Frühlingswitterung gehabt; Herbst-, Sommer-, Winter-; Regenwitterung etc. —
b) (s. a) übertr. (vgl. Atmosphäre), z. B.: Vom Augenblick abhängig, Spiel der Witterung | des Glücks und Unglücks. 12, 189; O Witterung des Glücks, | begünstige diese Pflanze [diese Liebe]. 13, 139; Eine Angelegenheit, welche lange Zeit geruht und nunmehr bei wieder eintretender Glückswitterung wieder aufthaut. Aug. 2, 68; Sie sah fast ergrimmt .., jedenfalls sehr finster aus. Trotz dieser Witterung, die er gleich spürte, wagte sich H. an seine Feindin. R. 8, 33; Geh also gleich morgen durch Genua und untersuche die Witterung des Staats. 150a (vgl. NBtr. 60). —
c) (s. a) Bergb.: die Luftbeschaffenheit in den unterirdischen Räumen, vgl. Wetter und witterhaft. —
d) (s. a) Bergb. (veralt.): die unterirdische Wärme: Die Witterung muß die Erze zur Zeitigung bringen. —
e) zu 5: der w–de Sinn, eig. und zunächst: Geruchssinn: Die Raubvögel haben eine scharfe Witterung etc.; Der .. die schärfste Witterung der Macht und des Glücks hatte. Bl. 1, 182, Macht und Glück w–d herauszufinden wußte etc., s. f. —
f) (s. e) die zu w–de Spur, Fährte, eig.: Seine [des Hasens] Wittrung, dort vermischt den andern, | bringt Ungewißheit den erhitzten Hunden. Ven. 45 etc.; übertr.: Die Hofleute haben schon die Witterung des 18. Jahrhunderts und wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt. 1, 377; Daß die Policei diesmal die Witterung verloren. Par. 5, 252; V. 112 etc. — ) (vgl. e; f) weidm.: etwas durch seinen Geruch die zu fangenden Thiere zur Falle Herbeilockendes (vgl. ver-w. 3). 2, 135b; 143 ff.; Die Witterung auf den Fischotter wird also zubereitet. 150b; 5, 471 etc. — h) Zuggraben, s. Wetterung. — Zsstzg. mehrdeutig nach dem Grundw., z. B.: Áb-:
1) [6] witternd abspüren, merken: Er hatte durch den Schnupfen hindurch das [kommende] kalte Fieber .. an sich abgewittert. M. 1, 7 etc. —
2) [8] durch stetige Wetterunbilden seine unverletzte Frische etc. einbüßen (vgl. aus-w. 2b), eig. und übertr., zumeist im Partic. Prät.: Weder merklich abgestumpft noch abgewittert liegen die Steine auf den Äckern. 40, 232; 26, 155; Bei wenig abgewitterten Felsen. Ph. 4, 309; Abgebleicht und abgewittert | ein Mariabild. 2, 218; Zerlumpt die Segel. Rippen abgewittert. Kaufm. 2, 6; So ein alter abgewitterter verschimmelter Diener. 3, 253 etc. —
3) [2] s. ab-ge-w. — An-:
1) [5; 6] tr.:
a) Jemand, ein Hund etc. wittert Etwas an, schnüffelt es witternd an etc., z. B.: Das Gnomenvolk . . wittert Alles an | und wittert Alles aus und spürt den Platz. 6, 432 etc. —
b) Etwas wittert Einen an (oder Einem zu, s. zu-w.), die Witterung — s. [10f] davon weht — ihn an; er wittert, spürt, merkt es, nam. weidm., z. B.: „Lieber Weidmann, | was wittert dich heut an?“ | Ein edler Hirsch und ein Schwein. Altd. 3, 108; 118; 119; 132 etc. —
2) intr. (sein): Bergb.: ver-w–d (s. d. 2) wo anfliegen (s. d. 1b): Angewittertes Erz etc.: Steine . ., ihrer Schwere und Anwitterung nach .. Eisenstein. 23, 337 etc. — Āūf- [5; 6]: witternd aufspüren, auffinden: Ich habe noch die Hühnerhundnase zum A. des versch. Blutes [in den Racen]. E. 164; Der Hund witterte die Spur seines Herrn wieder auf. 3, 159; Ob. 3, 119 etc. — Āūs-:
1) tr. [5; 6] witternd ausfindig machen (s. auf-, er-, heraus-w.): Unsre Mängel . . aus-zu-w. 4, 136; 18, 241; 25, 91; 94; 27, 244; 2, 380; 17, 151; Sh. 2, 471 etc.; Die Auswitterer und Ausklauber. Ber. 33 etc.; Die Auswitterung des Verborgenen etc. —
2) [8] intr. (sein), z. B.:
a) absichtlich der Witterung ausgesetzt, ihre zum Zweck erwünschten Einwirkungen erfahren: Den Thon a. lassen. (s. auswintern 1c); Das bei der Konstruktion der Fregatte gebrauchte Holz a. zu lassen. 12, 124; Daß das frühe geöffnete Land . ., von Neuem umgekehrt, die gehörige Zeit hindurch an der Sonne vollkommen auswittere. Ländl. 3, 69 etc. —
b) (vgl.
a) schädl. Witterungseinwirkungen erleiden (vgl. ab-w. 2) Die Kraft der Farben ist zum Theil ausgewittert [ausgeblichen]. 1, 39 etc., s. d. Folg. — c) (vgl.
b) Bergb.: durch aufzehrende Wirkung der Witterung sich auflösend verstäuben, verfliegen, und —: auf solche Weise sich aushöhlen etc. (vgl. ein-w. 1) z. B.: Die Kalktheile wittern aus, der Quarz bleibt stehn. Dies giebt dem Fels ein ganz eigenes ausgefressenes Ansehen. 40, 171; 14, 196 etc.; Ausgewitterte Klüfte. 176; Ein ausgewitterter Felsen. Luc. 201 etc., vgl. d. — d) (s. c) aus dem Jnnern eines Körpers als Ausblühung (Efflorescenz) hervortreten: Der a–de oder heraus-w–de Salpeter etc. — e) zu a—d: Auswittrung = das A. (vgl. 3), dann auch zu d: das Erzeugnis des A–s (die Ausblühung), z. B.: Es bildet sich auf der Oberfläche der Seife eine weiße salzige Auswitterung. 3, 264 etc. —
3) faktit. zu 2, z. B.: Den Thon, das Holz a. (= a. lassen); Die Luft wittert das Erz aus (s. 2c) etc. —
4) [4]. —
5) s. aus-ge-w. — Durch-, tr.: z. B.:
1) [2] Wilder Sturm den Wald durchwittre! 87. —
2) als verwitterte Masse ein Gestein durchsetzen (s. d. II, vgl ein-w. 2), bes. Partic.: Ein Gestein, welches mit Kies durchwittert ist. etc., bildl.: Waren beide Seelen so ganz von einander durchwittert [durchdrungen]. Wold. 58. — Eīn-:
1) (vgl. aus-w. 2c) In einem Portal, das in den Felsen eingewittert ist. 14, 191. —
2) (vgl. durch-w. 2) als verwitterte Masse in ein Gestein eingesprengt (s. d. c; d) sein: Eingewittertes Erz. —
3) s. ver-w. 3. — Entgêgen-: z. B.:
1) [2]. —
2) [8] Wo noch jetzt ihre Ruinen der Vernichtung e. [ver-w–d entgegengehn]. A. 2, 118. — Er-:
1) [5; 6] auf-, aus-w.: Durch Wald und Flur | verfolgen und e. bald | die raschen Hunde seine Spur. 70b; Wo sich ein Erz e. ließ in Adern. 1, 171 etc. —
2) veralt., — s. [4] und verwettern 4 — = erlaben (eig.: durch Genuß der freien Natur bei schönem Wetter, — dann auch verallgemeint): Erwittere dich [Satan] nur wohl an meinem Madensack. Evang. Krankentrost (Nürnb. 1671) 311; [Jch war] mein Augen in der Grün’ e. 1, 419d. — Ge- [2]: z. B. eig.: Während es im Thal gewittert. Lut. 1, 240; Die g–de Frühlingsnacht. Mer. 365 etc.; bildl.: Seine Stirne droht g–d. SW. l, 405; Rolle deine g–den Augen nicht. Z. 4, 252 etc. Das Partic. Präter. kann zu g. oder zu wittern, so auch bei den folg. Zsstzgn: Es hat (sich) abgewittert, vgl. abregnen 1 und z. B.: Wenn SW. 5, 261); nachdem 50) es aus gewittert; Die längsten Regenmonate .. haben ausgewittert. 8, 226; Nun ward das Gezänke scharf. | .. Da sie endlich ausgewittert [ausgetobt, ausgeschimpft]. 17 = Da ihr Eifer ausgewittert. Lichtw. 16 etc.; Wenn ob ihm der Himmel hochgewittert [Präs.]. W. 3, 170 etc.; Daß der schwer erfüllte Horizont meiner Seele los- gewittert. 1, 267 etc.; Wenn’s oben sturm- gewittert. Sch. 66 etc.; Sie wissen nicht, wie’s auf dem Rechberge stürmt und ungewittert. Pr. 132; bildl.: Dann mag die Welt des Denkens un -g. 120; Die Musik hebt an, | die Hörner un-g. Gd. 142 etc. — Herāūs-: s. aus-w. 1 und 2d. — Hinēīn-: s. [5b; 7b] etc. — Um-, tr.:
1) [1: 7b] als die — oder: wie eine — um das Obj. webende Atmosphäre es umgeben, umschweben etc.: O wie süß ein Duft von oben | meinen Geist umwittert. 1, 60; Wo .. durch die Himmel wehend, alle Segen der Gestirne uns um-w. 9, 225; Zauberhauch, der euren Zug umwittert. 11, 3; 23; Gieße dort ihr Blut aus [opfernd], | daß es fließend seinen Geist umwittre. 13, 381; Zwar umwittert ein Geist von Einsamkeit diese Pavillons. Am. 10; 223; Jener Sturm edelster Begeistrung, der mir unvergeßlich noch das Herz umwittert (s. 2). 16, 395 Mich um-w. die Gerüche. 2, 129; Der Tag, dessen tödtlicher Hauch D.’s Seele nur schon zu lange umwittert hatte. Hoh. 4, 160; Während man sich überall umwittert fühlt vom Zauberhauche der größten geistigen Vergangenheit unsres Vaterlandes. Weim. 7 etc., s. 2. —
2) s. 1 und [2]: gewitterhaft, gewitterdrohnd umgeben, um- ī schweben: Diesen vielbedrohten und umwitterten Thron. 1, 6; In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert, | die Schaar, die Reich um Reich zerbrach, | sie treten auf, die Erde schüttert. 12, 201; Indeß die Nemesis umwittert das Siegeszelt. Pol. 36 etc. —
3) [5] witternd umschnüffeln etc. — Ver-:
1) [8] ver-, zerfallen, durch die stetige angreifende Einwirkung — zunächst der Wittrung, — dann auch verallgemeint: der Zeit etc. (s. zer-w.), z. B.:
a) von Steinen, Gestein, Erz etc.: Langsam verwittert der Stein. 14, 177; 23, 2; 337; Die [Säulen-] Schäfte .. sind völlig zu Staub verwittert. 30, 119; V–de Backsteine. 31, 60; Das V. der Thürme. 18, 292; Der Thonschiefer, weil er bald verwittert oder, wie sie hier sagen, verfault. A. 1, 48; 113; Verwittertes Eisenerz. 10, 569 etc.; Un verwitterte Trachythandstücke. Phys. Erinn. 25 etc.; Die Verwitterungen ließen nach. Gsch. 165; 40, 158; 255 etc. —
b) (s. a) verallgemeint: Einen verwitterten Hut. Arm. 271; 2, 150; Die verwitterte Inschrift. Gd. 44; Rascher abgebraucht, als ein Ministerium .. verwittert. M. 2, 51; Die verwitterten obern Schichten der Gesellschaft. Jer. 2, 113; Band. 1, 1; Du willst also deine Gaben in dir ver-w. lassen. 108a; Des Körpers V. 4, 1194³); Gestalten, | die nicht so leicht ver-w. und veralten. 20, 242; Ein allmählich abbleichendes und v–des Gedächtnis. 23, 184; 27, 383 etc.; ugw.: Kaum war der Jubel .. verwittert [verklungen, verweht]. 1, 386 etc. —
2) faktit. zu 1: Indem er [der Donnergott] das Felsgestein zermalmt und verwittert. Fr. 195; Die Alles v–de Zeit etc. Dazu: Wohl, Herr Knitterer, er kann sich | mit Zersplitterer vereinen | und Verwitterer alsdann sich | allenfalls der Beste scheinen. 4, 56. —
3) (weidm.) tr.: das zum Fang Dienende mit Witterung — s. [10g] — bestreichen (ein-w.): So legt man das [Wolfs-] Eisen und verwittert es. 2, 135a; 146a etc. —
4) [4]. — Vorāūs- [6]: Diesen Befehl hab ich vorausgewittert. 164a; Nath. 3, 8 etc. — Zer-: (s. ver-w. 1; 2) Nur das Alles z–de Jahrtausend zerstört diese Feste. 4, 295. — Zū-: (s. an-w. 1b) Daß ihm Etwas zum Nachstellen zuwittere. Arat. 204. — Zusámmen- [8], intr.: durch die Einwirkungen des Wetters zusammenschrumpfen etc. (und tr. faktitiv): Traurig zusammengewittert stehen diese letzten höchsten Wald-Erinnerungen (die Arven]. Th. 262 etc.
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