Faksimile 0819 | Seite 1641
Faksimile 0819 | Seite 1641
Gewitter
Gewitter, n., –s; uv.:
1) ein sich mit Donner und Blitz entladendes Wetter (s. d. und Donner-, Gewetter):
a) eig., s. Gehler 2, 494 ff.; Pouillet 2, 581 ff.; Echtermeyer 144 ff.; 427 etc.; Ein G. thürmt sich auf; ballt oder zieht sich zusammen, zieht sich auf (Miller Siegw. 370); steht am Himmel; zieht, kommt herauf; zieht seitwärts, vorüber, ab, verzieht sich; entladet sich, schlägt ein etc.; regnet sich ab; Der Wind bringt, treibt, jagt das Gewitter herauf, zusammen etc., fort, aus einander etc.; Heftige, schwere etc. G.; Jenem schreckl. Volke, das wie ein G. daherzieht (s. b). G. 5, 33 etc.
b) (s. a) bildl., übertr.: Oft reißen hoch aus der Umwölkungen Schoß | mit Donnergetöse die Blöcke sich los, | daß rings in langen G–n | die Gipfel erzittern. Matthisson 174; Im Angesicht Nürnbergs lagern sich 2 g.-tragende Wolken, beide kämpfende Armeen. .. Auf einmal bricht sich das Gewölk, das Kriegs-G. verschwindet aus Franken, um sich in Sachsens Ebenen zu entladen. Sch. 938a; Die Du Menil . ., welche .. fürchterliche Blitze schleuderte. Jetzt wetterleuchtet sie nur noch, es ist ein verzogenes G. Sturz 1, 95; Daß ein G. sich um seine Stirne zieht. W. 12, 47; Einem ein G. auf den Nacken (11, 230), über den Hals (14, 61) schicken etc.
2) (veralt.) das Wetter, die Witterung: Als wollte .. das G. wider Schach Abas mitstreiten, indem .. über seinem Heer etliche Tage groß Un-G. mit Hagel und Sturm wüthete. Olearius Reis. 336a etc. (vgl. bair.: Witter, f., Schm.). Zsstzg. ohne Bem. zu 1a (vgl. die von Wetter), z. B.: Abend-: abendliches. König DFam. 1, 42; Saalf. 2, 192; 3, 231 etc. Blūt- [1b]: Kampf-, Schlacht- G. (wobei es Blut regnet). Knittel Sinn. 117. Dónner-: Kretschmann 2, 138; Pyrker 262 etc. Erd- [1b]: Konnt’ er [Jesus] vor einem E. beben? Tiedge Ur. 5, 468. Früh-: früh am Tage oder im Jahr (s. Spät-G.). Frǖhlings-, Frühjahrs-: s. Lenz- G. Hāgel-: mit Hagel (vgl. Regen-G.). Hebel 3, 334; Pyrker 96 etc. Hérbst-. Hōch-: nach Adelung oberd. = Gewitter. Kámpf- [1b]: Grüneisen 101. Krīēgs- [1b]: Das K. verzog sich noch einmal. Sch. 894b; 940b etc. Lénz-: Frühlings-G., auch [1b] Du, Fels, [Wartburg], dran los die Donnerwolke, | das L. Luther, brach. Grün Gd. 234. Mórgen-: vgl. Früh-, Abend-, Nacht-G. Nāch-: ein Gewitter, nachdem das eig. vorüber ist, auch [1b]: Das Gespräch war deutlich nur ein leichtes N. LSchefer Rom. 5, 171 (vgl. nachgrollen). Nácht-: Schubart 1, 17. Rêgen-: Sanders, deutsches Wörterb. II. (vgl. Hagel-G.). V. Od. 4, 566. Revolutiōns- [1b]: Scherr Bl. 1, 205. Schlácht- [1b]: Der eiserne Hagel des Sch–s. Gartenl. 10, 367b; Träger 183. Sêêlen- [1b]: Dir das S. in seiner ganzen schrecklichen Wahrheit zu schildern. Thümmel 6, 28. Sómmer-: Kürnberger Am. 406. Spǟt-: Ggstz. Früh-G., nam.: Gewitter spät im Jahr, z. B. Auerbach Leb. 1, 310 etc., auch: Das Spat-G., dem .. das Volk weit wichtigeren Einfluß in den Winteráls in den Sommermonaten zueignet. Thümmel 5, 148. Strāf-: nam. [1b]: Dann wird dies Land in Gottes St–n, | als wie ein rothes Blatt im Herbste, zittern. Lenau A. 27 etc. Stúrm- (vgl. Gewittersturm), z. B.: Ein furchtbares St. wüthete über das weite Marchfeld. Ense D. 2, 204; Gutzkow R. 8, 329 etc., auch [1b] O zaudre nicht, im nahen St. | das falschgelenkte Steuer [des Staatsschiffs] zu ergreifen. G. 13, 299; Aus des Basses St–n. Lenau (Echtermeyer 553). Un-: ein ungestümes Gewitter, vgl. [2] und Unwetter, Ungewetter, z. B.:
1) [1a] Jon. 1, 4; Ps. 107, 29; Matth. 16, 3 etc.; Gentz Rev. 96; Voran dem Sturm, dem wilden Jäger, | der U. Meute bellt. Gottschall G. 5; Musäus M. 4, 147; Schlegel Sh. 3, 65; V. H. 1, 333; W. 20, 330 etc.
2) [1b] Jer. 23, 19; Jes. 25, 4; Hos. 8, 7 etc.; In den U–n | erzeigt sich erst der Muth. G. 8, 190; H. 15, 148; Wenn in ihren [der Noth] U–n | selbst ein Elysium vergeht | und Welten ihrem Donner zittern. Hölderlin (Wackern. 2, 1254¹⁷); Luther SW. 56, 194; Das innere U. . . ließe sich beschwören. JvMüller 6, 226; Ein U. zieht sich gegen mich auf. 13, 37; Da nach und nach das U. | der düstern Traurigkeit | von ihren schönen Augen sich entfernte. Nicolai 8, 116; Wie dem U. stehn, | das drohend uns umzieht von allen Enden? Sch. 334b; Wo unaufhörlich U. von Stockschlägen ausbrechen. Schlegel Dr. 2, 2, 384; W. 6, 88; Wie sich das U. | in seinem Blute zertheilte. 15, 197; 19, 32; 21, 45 etc. Wínter-: W. sind hier eine Seltenheit etc. Pouillet 2, 591. Zórn- [1b]: Keller gH. 2, 213 etc.